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Wir haben uns mit dem YT Renn- und Entwicklungsfahrer Erik Irmisch zusammengesetzt und uns über seinen Werdegang unterhalten
Wir haben uns mit dem YT Renn- und Entwicklungsfahrer Erik Irmisch zusammengesetzt und uns über seinen Werdegang unterhalten - der 30-Jährige ist unter anderem Chef des Team Racing Dudes sowie Mitgründer der West East Bike School und der Lackierfirma 70ID.
Bei der Downhill-Weltmeisterschaft in Lenzerheide ging Irm auf einem von seinem Mechaniker in Nationalfarben lackierten YT Tues an den Start
Bei der Downhill-Weltmeisterschaft in Lenzerheide ging Irm auf einem von seinem Mechaniker in Nationalfarben lackierten YT Tues an den Start - seine erste WM war 2006 in Rotorua, Neuseeland.
Neben seiner Rolle als Entwicklungsfahrer ist Erik Irmisch selbst aktiver Rennfahrer für sein "Team Racing Dudes".
Neben seiner Rolle als Entwicklungsfahrer ist Erik Irmisch selbst aktiver Rennfahrer für sein "Team Racing Dudes".
Egal ob das neue YT Jeffsy oder das Enduro-Bike Capra
Egal ob das neue YT Jeffsy oder das Enduro-Bike Capra - Irm hat die Entwicklung kräftig unterstützt.
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Auch beim Downhill World Cup-Finale 2018 im französischen La Bresse war Erik Irmisch am Start
Auch beim Downhill World Cup-Finale 2018 im französischen La Bresse war Erik Irmisch am Start - mit der Quali wurde es unter widrigen Bedingungen leider nichts.
2018 konnte Erik zwei Siege beim iXS Downhill Cup einfahren
2018 konnte Erik zwei Siege beim iXS Downhill Cup einfahren - hier am Klinovec und beim Klassiker in Thale. | Foto: Sebastian Gruber / Racement
Zur deutschen Meisterschaft in Bad Tabarz und zum Saisonfinale in Thale trat Irm auf einem umgebauten YT Capra 29er an
Zur deutschen Meisterschaft in Bad Tabarz und zum Saisonfinale in Thale trat Irm auf einem umgebauten YT Capra 29er an - der Stahlfeder-Dämpfer im Heck und die auf 190 mm abgesenkte Doppelbrückengabel machten aus dem Enduro-Bike einen Mini-Downhiller.
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Wer sich auch nur ein bisschen mit der deutschen Downhill-Szene auseinandersetzt, dem ist der Name Erik Irmisch ein Begriff. Doch Irm, wie ihn die meisten nennen, ist nicht nur seit über 10 Jahren einer der schnellsten und stylischsten deutschen Fahrer, sondern vor allem Kern-Entwicklungsfahrer von YT Industries. Egal ob das Downhill-Bike Tues oder das brandneue YT Jeffsy – kein Rad der Forchheimer kommt ohne das Ok des abenteuerlustigen Sachsens auf den Markt. Wir haben uns mit Erik zusammengesetzt und uns über die deutsche Szene, die Red Bull Hardline und natürlich seinen Traumjob als Entwicklungsfahrer unterhalten. Viel Spaß mit dem interessanten wie unterhaltsamen Interview!

Erik Irmisch ist bereits seit über einer Dekade fester Bestandteil der deutschen MTB-Szene. Der 30-Jährige aus Lößnitz im Erzgebirge kann nicht nur auf einige Erfolge im iXS Downhill Cup zurückblicken, sondern spielt auch als Testfahrer eine wichtige Rolle im Entwicklungsprozess seines Hauptsponsors YT Industries. Damit ihm auch nach dem Biken nicht langweilig wird, hat er vor drei Jahren noch gemeinsam mit Heiko Hirzbruch die West East Bike School gegründet. Dabei möchte er Fahrern jeden Alters nicht nur in Sachen Fahrtechnik helfen, sondern auch Spaß am Biken vermitteln – und ambitionierteren Nachwuchsfahrern hoffentlich einen Karriere-Schub bescheren. Weil drei Jobs noch zu wenig sind, managt er zudem sein eigenes „Team Racing Dudes“ mit Johann Potgieter und seit Neuestem David Trummer, hat mit seinem Mechaniker Lars Diedenhofen die Lackier-Firma 70ID gegründet und hilft sonst aus, wo immer es mal brennt.

Wir haben uns mit dem YT Renn- und Entwicklungsfahrer Erik Irmisch zusammengesetzt und uns über seinen Werdegang unterhalten
# Wir haben uns mit dem YT Renn- und Entwicklungsfahrer Erik Irmisch zusammengesetzt und uns über seinen Werdegang unterhalten - der 30-Jährige ist unter anderem Chef des "Team Racing Dudes" sowie Mitgründer der West East Bike School und der Lackierfirma 70ID.
Diashow: YT-Entwicklungsfahrer Erik Irmisch im Interview: “Wie ein Sechser im Lotto, das ist wirklich ein Traumjob”
2018 konnte Erik zwei Siege beim iXS Downhill Cup einfahren
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Egal ob das neue YT Jeffsy oder das Enduro-Bike Capra
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MTB-News.de: Hallo Irm! Am besten ist, wir fangen mal ganz vorne an bei dir. Wie bist du eigentlich zum Mountainbiken gekommen?

“Wir waren damals so fünf, sechs Junioren – Johannes Fischbach, Johannes Krist, Tommy Kiesewetter, Rick Balbierer und Benny Strasser waren dabei.”

Erik Irmisch: Ich hab damals 10 Jahre lang Fußball gespielt beim FC Erzgebirge Aue. Ich war Torhüter und eigentlich recht erfolgreich – hab da lange, lange Gas gegeben. Ewig lang hat sich in meinem Leben – von meinem vierten, fünften Lebensjahr an, bis ich 14, 15 war – alles nur um Fußball gedreht. Und als ich dann so 14 Jahre alt war, hab ich von meinem Opa, der mich damals sehr, sehr unterstützt hat in dem Sport, ein Fahrrad nach dem Fußballtraining an einem Donnerstag geschenkt bekommen.. Das war ein Giant Warp … und dann ging das so parallel ein bisschen los. Ich hab durchs Fahrradfahren dann noch Leute kennen gelernt und das hat mir viel Freude bereitet. Und dann hat’s nicht lange gedauert, dass ich Fußball an den Nagel gehängt hab, weil ich einfach gemerkt hab … der Radsport ist cooler! Die Szene ist cooler, das hat mich einfach mehr berührt und gereizt, da was zu machen.

Mit 16 Jahren ungefähr hab ich eine Lizenz beantragt und dann ging das quasi los für mich. Ich muss noch dazu sagen: Mit 15 bin ich Hobby-mäßig neben dem Fußball mal ein Rennen gefahren – in Stollberg ein Four Cross-Rennen. Ab dem ersten Lizenzjahr war ich dann auch in der Nationalmannschaft dabei. Da haben dann auch meine Eltern gesehen – da geht noch etwas anderes. Das war eine sehr interessante Zeit. Wir waren damals so fünf, sechs Junioren; Johannes Fischbach, Johannes Krist, Tommy Kiesewetter, Rick Balbierer und Benny Strasser waren dabei. Da ging das dann so los, dass wir uns untereinander ziemlich gebattelt und ordentlich Gas gegeben haben. Es war dann so, dass ich das Jahr drauf ein Sponsoring bekommen habe. Troy Lee Designs/Iron Horse war eigentlich mein erstes richtiges Team und dann ging das so Schritt für Schritt alles los. Da hab ich mein erstes größeres Rennen gewonnen, damals in Steinach. Der nächste Schritt war 2006, als ich für die Weltmeisterschaften in Neuseeland nominiert worden bin und meinen ersten Weltcup in Vigo/Spanien gefahren bin.

Bei der Downhill-Weltmeisterschaft in Lenzerheide ging Irm auf einem von seinem Mechaniker in Nationalfarben lackierten YT Tues an den Start
# Bei der Downhill-Weltmeisterschaft in Lenzerheide ging Irm auf einem von seinem Mechaniker in Nationalfarben lackierten YT Tues an den Start - seine erste WM war 2006 in Rotorua, Neuseeland.

Wie war das denn damals, als junger Fahrer im World Cup anzufangen?

Zu der Zeit war es als junger Fahrer ziemlich krass. Wir haben für das Iron Horse-Mad Catz-Team von Sam Hill damals bei den europäischen Weltcups das Teamzelt transportiert und hatten dadurch die Pits fast nebeneinander. Dadurch hab ich Sam Hill kennengelernt und er war einfach mein Hero! Ich muss auch sagen – für das erste Team war das ziemlich cool alles. Dann hab ich durch Daniel Auerswald Elmar Keineke (Europa Marketing-Manager bei SRAM, Anm. d. Red.) kennengelernt. Daniel Auerswald und André Wagenknecht haben mich, weil sie aus meiner Nähe kommen, immer auf die Rennen mitgenommen, da ich ja keinen Führerschein hatte. So war dann auch mein nächster Sponsor Maxxis, der nun auch schon ein sehr, sehr langer Sponsor ist. Elmar hat ganz viel dazu beigetragen zu dem Ganzen – ich bin auch seit 2007 SRAM-gesponsort.

In der Zeit habe ich auch Frank Schneider kennen gelernt, der sich dann auch danach viel um mich gekümmert hat und auch mein Trainer war. Nach zwei Jahren Troy Lee-Iron Horse bin ich dann zum damaligen SRAM-Nicolai-Team gewechselt. Was Schneidi, Kalle Nicolai und vor allem Elmar zu verdanken ist, wo ich auch echt nochmal Danke sagen muss! So ging das kontinuierlich weiter. Im Jahr drauf hieß das Team Gates-Nicolai, das war auch nochmal ein Sprungbrett durch Hoshi Yoshida, der mein Team-Manager war. Durch ihn wurde ich medial gut in Szene gesetzt und konnte auch größere Reisen unternehmen – nach Mont-Sainte-Anne, Bromont und so. Durch Katalog-Shootings für Nicolai und Hoshis Kontakte bin ich auch international ein bisschen bekannter geworden.

Als Junior warst du also schon bei zwei verschiedenen Teams, bist seitdem aber ausschließlich für YT Industries unterwegs. Wie ging das damals los?

Ende 2009 ging das mit Nicolai zu Ende. Eigentlich sollte ein Mondraker-Team starten, dafür waren auch schon alle Sachen von den anderen Partner bestellt und so weiter. Im Endeffekt ist das dann aber kurzerhand abgebrochen worden, weil Subaru damals aus dem Weltcup-Team mit Barel als Sponsor abgesprungen ist. Mondraker hat alles daran gesetzt, Fabien Barel zu halten – so ist dann unser Projekt in der Offseason abgebrochen worden. Ich hab mich deshalb anderweitig umgeguckt und in der Zeit im Skiverleih in Oberwiesenthal gearbeitet. Dann hab ich etwas von YT Industries gesehen und mir das mal angeguckt. Dazu muss ich sagen, dass ich in der Nicolai-Zeit vieles über Rahmengeometrien und Bikes im Generellen gelernt habe. 2009 wurde das erste YT Tues vorgestellt und ich hab da angerufen und hatte direkt Markus (Flossmann, CEO von YT Industries, Anm. d. Red.) an der Strippe – das war ja noch eine Art Garagen-Firma. Daraufhin bin ich zwei Wochen später mit meinem Vater dahin gefahren und dann haben wir ganz schnell einen Vertrag unterschrieben. Ende 2009 ging es dann mit ihnen los! Darüber bin ich sehr, sehr dankbar – das war wirklich das Beste, was mir im Leben passieren konnte!

Neben seiner Rolle als Entwicklungsfahrer ist Erik Irmisch selbst aktiver Rennfahrer für sein "Team Racing Dudes".
# Neben seiner Rolle als Entwicklungsfahrer ist Erik Irmisch selbst aktiver Rennfahrer für sein "Team Racing Dudes".

Bist du von Anfang an bei YT in der Entwicklung der Bikes involviert gewesen?

“Jungs, nehmt’s mir nicht übel, aber wir müssen ein bissl was dran verändern!”

Ich war damals noch Junior, das waren anfangs meine ersten Elite-Jahre, ich hatte da keinen großen Namen. Zwei Wochen nachdem ich das YT Tues das erste Mal gefahren bin, war ich wieder in der Firma und hab gesagt: “Jungs, nehmt’s mir nicht übel, aber wir müssen ein bissl was dran verändern!” Ich bin den Dämpfer einfach arg auf Block gefahren und durch die kurze Einbaulänge habe ich gemerkt, wie der Rebound sich beim Fahren verändert. Dementsprechend habe ich mein Feedback einfließen lassen. Das war natürlich erstmal auch für Markus und Stefan (Willared, Anm. d. Red.), die beiden Chefs von YT … die haben erstmal nicht so erfreut geschaut. Das war ja ihr ganzer Stolz. Sie haben mir aber daraufhin vertraut und haben das 2011er Bike, das nächste Tues, verändert – mit flacherem Lenkwinkel, längerem Reach, längerem Dämpfer, solche Geschichten. Das war auch der erste Schritt, wo ich ihnen gezeigt hab, dass das Hand und Fuß hat, da wir damals einige Tests gewonnen haben. Nicht nur wegen mir, sondern wegen dem ganzen Bike und der Philosophie und Marketing-Strategie der Firma.

Ich kann mich dran erinnern, dass die ganzen Testberichte drauf eingegangen sind, dass der längere Dämpfer für mehr Ruhe sorgt, der Rebound sich nicht verändert und die Haltbarkeit steigt und sofort. Bei der nächsten Entwicklung wollten sie von mir dann über E-Mail auch direkt Feedback haben. Da hab ich mich schon sehr intensiv und mit Euphorie drum gekümmert. Da gabs dann nochmal einen längeren Dämpfer sowie einen flacheren Lenkwinkel und verstellbaren Radstand.

Seitdem ist YT ziemlich stark gewachsen. Vor kurzem wurde beispielsweise das neue YT Jeffsy vorgestellt – bist du dort immer noch so stark in der Entwicklung involviert gewesen?

Ja, auf jeden Fall – ich bin bei allen Projekten mit involviert und immer ein Teil der Entwicklung: Als Testfahrer und um Feedback zu geben. Ich war beim Jeffsy komplett involviert und bekomme immer die Prototypen zum Testen. Zum einen, um die Haltbarkeit und Anbauteile zu testen, zum anderen um die Tunes für die Federelemente herauszufahren. Das ist für mich wie ein Sechser im Lotto, das ist wirklich ein Traumjob – da geb ich auch alles für!

Egal ob das neue YT Jeffsy oder das Enduro-Bike Capra
# Egal ob das neue YT Jeffsy oder das Enduro-Bike Capra - Irm hat die Entwicklung kräftig unterstützt.

Kannst du uns erklären, wie so ein Entwicklungsprozess bei euch abläuft? Ab welchem Punkt kommst du ins Spiel – wenn die ersten Prototypen stehen?

“29″ ist ein ganz spannendes Thema und ich denke, es ist noch nicht bis ins Detail ausgereift.”

Nein, das geht schon vorher los. Ich soll mir Gedanken machen, was ich verändert haben möchte und was ich mir vorstelle. Das ist natürlich nachher ein Mix aus mehreren Meinungen. Da wird dann zusammengetragen: flacherer Lenkwinkel, tieferes Tretlager, mehr Steifigkeit, höherer Stack, längerer Reach, veränderte Kinematiken – je nachdem, was einem einfällt. Das ist ein längerer Prozess und dann legen die Jungs los. Ich muss sagen, die Ingenieure sind eine super Crew, die wissen ganz genau, was die da tun.

Wie stehst du denn als Test- und Rennfahrer zum Thema 29″ Downhill-Bikes?

Das ist auf jeden Fall etwas super Interessantes und auch etwas, das die Szene braucht! Es ist ähm … mehr Laufruhe! Ich meine, gerade wenn man durch Steinfelder fährt und Löcher hat – da kommt man einfach entspannter und sicherer durch, was auf jeden Fall ein enormer Vorteil ist. Auch wie man im Bike stehen kann – man steht deutlich tiefer im Rad, dadurch, dass das Tretlager tiefer im Bike ist. Es ist ein ganz spannendes Thema und ich denke, es ist noch nicht bis ins Detail ausgereift. 650b ist definitiv immer noch ein riesiges Muss in der Produktpalette und auch generell, um die Masse zu befriedigen. Des Weiteren muss man sagen, dass man am 29er nur begrenzt Möglichkeiten hat, die Kettenstreben kurz zu machen – je nach Vorlieben eben, durch die Reifenfreiheit und so weiter. Das ist auch ein Thema. Ich fahr aber beides – 27,5″ und 29″. Man muss auch sagen: Das 650b-Bike ist ein Stück wendiger und nochmal etwas anderes. Und auch einfach der Fakt, dass man damit alle Leute, alle Vorlieben und alle Körpergrößen bedienen kann, spricht dafür, dass man beides hat: 29er und 650b!

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Wenn man vom 650b-Bike zum 29er steigt, ist das schon ein deutlich spürbarer Unterschied. Wenn man aber zurück vom 29er von einer Fahrt zur andern auf 650b geht, dann spürt man einen deutlich krasseren Unterschied. Da merkt man wirklich, wie tief man im Bike steht und was man für eine andere Körperhaltung hat. Übertrieben gesagt steht man im 29er aufrechter und im 650b-Bike hat man das Gefühl, man hat etwas mehr Katzenbuckel und geht mehr nach vorne. Man merkt eben, dass das Tretlager im Verhältnis zum Lenker etwas höher ist.

Du bist ja nicht nur Testfahrer, sondern fährst auch selbst noch Rennen. Was nimmt eigentlich mehr deiner Zeit in Anspruch?

Ehrlich gesagt ist das bei mir gleich verteilt. Ich versuche auch auf Rennen natürlich Sachen zu testen und Feedback zu sammeln. Ob das jetzt Feedback von unseren Rädern oder von anderen Rädern ist, ich lass da alles auf mich wirken und versuche, so viel wie möglich aufzusaugen. Ich lebe das komplett 24/7! Das Team und die Bikeschule und das Testen nimmt alles enorm viel Zeit ein, sodass kaum noch welche für andere Sachen bleibt. Aber mir gehts dabei sehr, sehr gut, mir macht das auf jeden Fall Spaß. Dieses Jahr hatte ich eine ganz gute Saison, was ich mich auch sehr gefreut hat. Da versuche ich nun dran anzuknüpfen.

Auch beim Downhill World Cup-Finale 2018 im französischen La Bresse war Erik Irmisch am Start
# Auch beim Downhill World Cup-Finale 2018 im französischen La Bresse war Erik Irmisch am Start - mit der Quali wurde es unter widrigen Bedingungen leider nichts.

Da sprichst du genau das nächste Thema an. Du konntest 2018 ja zwei iXS Cup-Rennen gewinnen – woran liegt’s? Hast du etwas an deinem Setup verändert?

“Es ist bloß so, dass ich mir selbst immer den Druck gemacht und mich fertig gemacht hab. Dadurch hab ich auch viele Rennen versaut.”

Ich denke, das kommt durch … ich bin so ein Fahrer, ich weiß, dass ich gute Skills hab und auch Fitness … ich hab auch mehr an meiner Fitness gemacht, durch einen neuen Trainer. Aber dennoch hat es auch viel mit dem Kopf zu tun. Ich hab keinen Druck von den Sponsoren – überhaupt gar nicht! Es ist bloß so, dass ich mir selbst immer den Druck gemacht und mich fertig gemacht hab. Dadurch hab ich auch viele Rennen versaut. Ich denke, dass ich jetzt auch aufgrund des vielen Testens entspannter an die Sache rangehe und der Erfolg auch wieder kommt. Ich versuche einfach, es zu genießen!

2017 warst du beim iXS Cup auf deiner Hausstrecke am Klinovec zweiter, letztes Jahr hast du endlich gewonnen – wie hat sich das angefühlt?

Das war auf jeden Fall ein super Highlight! Ich hab nach meinem Rennlauf nicht gedacht, dass es reicht, hab ein paar Fehler gemacht … aber ich war einfach super stoked, es war ein unbeschreibliches Gefühl!

2018 konnte Erik zwei Siege beim iXS Downhill Cup einfahren
# 2018 konnte Erik zwei Siege beim iXS Downhill Cup einfahren - hier am Klinovec und beim Klassiker in Thale. | Foto: Sebastian Gruber / Racement

Du bist ja auch experimentierfreudig und konntest letztes Jahr in Thale, einer komplett anderen Strecke, auf einem umgebauten Enduro-Bike gewinnen. Wie bist du auf diese Idee gekommen?

Das war ein YT Capra 29er mit einem RockShox Super Deluxe Coil-Dämpfer und einer Boxxer WC-Gabel mit 190 mm Federweg. Ich hab mir halt gesagt: Das Rad ist absolut perfekt dafür, weil die Strecke sehr tretlastig ist und man viel pumpen muss. Man hat damit aber trotzdem genug Reserven in dem harten Zeug. Das ist für mich das perfekte Rad für Thale, da gibt es keine Zweifel.

Dieses Jahr findet dort ja die deutsche Meisterschaft statt. Bisher ist das Feedback im deutschen Profi-Feld nicht sonderlich begeistert. Wie siehst du das? Gehst du nach dem Sieg zuversichtlicher ran?

Ich geh zuversichtlich ran, mach mir aber nicht zu viele Hoffnungen – einfach, um mich nicht unter Druck zu setzen. Ich versuche Spaß zu haben und das Bestmögliche draus zu machen. Dennoch muss ich sagen, obwohl es eine tretlastige Strecke ist und sehr … speziell … freu ich mich trotzdem drauf und möchte das Beste rausholen.

Zur deutschen Meisterschaft in Bad Tabarz und zum Saisonfinale in Thale trat Irm auf einem umgebauten YT Capra 29er an
# Zur deutschen Meisterschaft in Bad Tabarz und zum Saisonfinale in Thale trat Irm auf einem umgebauten YT Capra 29er an - der Stahlfeder-Dämpfer im Heck und die auf 190 mm abgesenkte Doppelbrückengabel machten aus dem Enduro-Bike einen Mini-Downhiller.

Was ist denn deine Lieblingsstrecke?

Ganz klar Schladming! Gefolgt von Andorra!

Wenn jemand in Deutschland anfangen möchte, Downhill-Rennen zu fahren – was für eine Strecke würdest du ihm oder ihr empfehlen?

Auf jeden Fall Ilmenau! Das Rennen ist super, das ganze Drumherum, die Jungs dort bauen immer eine geile Strecke. Für mich ist das etwas Besonderes, weil ich dort einige Freunde hab und mein allererstes Downhill-Rennen überhaupt dort war. Die Atmosphäre ist immer wieder super geil.

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Bleiben wir bei den Strecken, wechseln aber ins Extreme. Du bist ja letztes Jahr zum ersten Mal die Red Bull Hardline mitgefahren. Was kannst du uns von dort erzählen, wie hast du das empfunden?

Das ist auf jeden Fall was ganz, ganz Spezielles! Auch Leute wie Rob Warner haben mir bestätigt, dass das erste Jahr ein komplettes Erfahrungsjahr ist. Ich hab noch nie in meinem ganzen Leben schon die Woche zuvor Respekt oder eigentlich schon ein Stück weit Angst gehabt. Man weiß nicht, wie kickt der Sprung, was geht dort ab und … das ist ja nicht nur, die Obstacles an sich zu fahren, sondern halt mit hohem Puls bei einem vollen Run in die Passagen reinzugehen. Das macht das Ganze schon superkrass. Das ist eine wahnsinnige Erfahrung.

“… man fängt mal bei einem 14, 15 m Step-Down mit einem folgenden Anlieger und Step-Up an, sich zwei-, dreimal drüber zu lassen und warm zu fahren – und dann geht’s direkt weiter.”

Ich hab auch, weil 1,5 Tage Training ausgefallen sind, längere Zeit gebraucht, ein Setup zu finden. Man fährt viel mehr Luftdruck, ein viel härteres Setup, um eben auch in den Absprüngen nicht zu viel Schwung zu verlieren. Das ist ein wichtiger Part und dann muss ich sagen, die Sprünge waren beim ersten Mal schon eine Hausnummer. Da das Training eben auch anderthalb Tage lang ausgefallen ist, muss man sich das so vorstellen, dass man nicht wie auf einer normalen Strecke anfängt, von oben zu fahren und in seinen Flow reinkommt und Speed aufbaut. Sondern man fängt mal bei einem 14, 15 m Step-Down mit einem folgenden Anlieger und Step-Up an, sich zwei-, dreimal drüber zu lassen und warm zu fahren – und dann geht’s direkt weiter. Was alles andere ist, als das, was ich gewohnt bin. Die ganzen Passagen zwischen den Sprüngen, die die Leute nicht so kennen, die sind auch superkrass. Das Gesamtpaket hat mir schon zu denken gegeben, weil … die Sprünge waren dann drin, bis auf den letzten bin ich alles gesprungen. Aber das war auch ein zeitliches Problem, weil das Training gekürzt wurde und man nicht so richtig Zeit hatte und man muss ja erstmal etwas Selbstvertrauen kriegen.

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Es ist auch so, wenn man einen Run fährt und die Sprünge sendet und danach in die technischen Sektionen reingeht – ich wusste gar nicht so 100 %, was sich hinter der Steinkuppe verbirgt, wo da der Baum steht. Ich kannte die Strecke noch gar nicht 100 %, dadurch, dass man eben losfährt, erstmal die Sachen springt und dann nicht gerade relaxt ist und ziemlich steif auf dem Fahrrad hängt, weil man nicht genau weiß: Wo ist jetzt der Stumpf? Das in einem ganzen Run macht einen noch mehr fertig, das kostet noch mehr Energie. Da es dann noch mega geregnet hat am Renntag, habe ich mich entschieden, nicht an den Start zu gehen. Das wäre alles andere als vernünftig gewesen. Der Chef und der Head of R&D haben mir per Mail noch geschrieben und angerufen, “bitte, mach keinen Scheiß, wir brauchen dich die nächsten Wochen!” Das hat mir schon zu denken gegeben und dann hab ich mich in der Situation dazu entschlossen.

Es haben sich ja auch nachher einige Fahrer verletzt.

Ja, Reece Wilson, Keegan Wright und noch ein paar andere. Das war schon alles sehr, sehr speziell. Das sind wirklich Sachen, da muss man sich 100 % darüber im Klaren sein, was man da tut, sonst kann es halt wirklich böse ausgehen. Das ist nichts, wo man einfach mal probiert, man muss 100 % wissen, was man da tut. Das ist im gesamten Run, wenn man mit hohem Puls reingeht … das macht’s nicht einfacher!

Gehst du dieses Jahr wieder dort an den Start?

Ich arbeite dran und will dieses Jahr nochmal antreten und ich will auf jeden Fall – egal was für ein Ergebnis rauskommt – einfach nur einen kompletten Run machen. Das wäre noch ein Ziel fürs Leben!

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Du bist ja begeisterter Rennfahrer, aber auch sehr aktiv in den sozialen Medien und haust gerne mal den ein oder anderen Trick raus. Was macht Rennfahren für dich aus und warum würdest du es Nachwuchsfahrern empfehlen?

Rennen fahren macht einfach Spaß! So ein Wochenende zu erleben, mit Freunden abzuhängen, eine coole Zeit zu haben. Ich glaube, durch die jahrelangen Fußball-Wettkämpfe bin ich einfach so aufgewachsen. Es ist immer wieder spannend, gegen die Zeit zu fahren und sich mit seinen Freunden zu battlen – das macht es auf jeden Fall interessant. Es ist ja auch ein Unterschied, ob man zwischen Absperrband fährt oder einfach die Strecke ohne Absperrband, das ist ein ganz besonderes Gefühl und macht einfach Spaß.

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Die finale Frage: Was steht 2019 bei dir auf der Agenda?

Ähnlich wie 2018: Ich versuche auf jeden Fall, Gas zu geben – ich würde gerne alles daran setzen, die iXS Cup-Gesamtwertung nicht mit dem zweiten, sondern mit dem ersten Platz abzuschließen. Ich werde auf jeden Fall im Europacup ein paar Rennen mitfahren, dort hoffentlich gute Ergebnisse einfahren und den ein oder anderen Weltcup bestreiten. Die Hardline werde ich auch nochmal mitfahren. Wir haben auch einige Video-Projekte anstehen, da freue ich mich drauf – da wird einiges passieren. Ich möchte auch meine Bikeschule weiter nach vorne bringen und mein Team Racing Dudes weiter pushen … da werden wir noch einen Neuzugang bekannt geben, auf den ihr sehr gespannt sein könnt (Mittlerweile ist bekannt: Es handelt sich um David Trummer. Hier findet ihr alle Infos dazu. Anm. d. Red.)! Außerdem freu ich mich drauf, mit Lars, meinem Mechaniker und Freund, zusammen unsere Custom-Lackier-Firma 70ID weiter auszubauen. Es wird also nie langweilig und ich freue mich auf die Zukunft mit YT. An der Stelle auch nochmal ein Mega-Dankeschön an alle Sponsoren, mit denen ich jetzt viele Jahre zusammenarbeite: YT Industries, SRAM, RockShox, Truvativ, Rockstar Energy, DT Swiss, Maxxis, MJ Sport, Cosmic Sports, SDG Components, DMR Pedals, MRC Trading, Super Alloy Racing Springs, Sensus Grips, Sports Nut, 100%, Afton, SNDC, e*thirteen, 70ID, thesureshot.tv und der Trailpark Klinovec!

Vielen Dank für das ausführliche Interview, Irm!

Danke!

Wie gefällt euch das Interview? Welche Fragen würdet ihr Erik Irmisch noch stellen wollen?

  1. benutzerbild

    buddlersen

    dabei seit 05/2009

    dann hat er ja seine Strafe bekommen und eine zweite Chance verdient, er scheint ja etwas daraus gelernt zu haben.
    auf jeden Fall ist er ein sehr sympathischer und offener Typ, der sich für einen Schwatz mit jedem Zeit nimmt.
    Ja, sehr sympathisch, geschwätzig und motivierend. Der hat uns mal mal paar Runden über den Flowtrail von Klinovec gezogen und gezeigt wo und wie man segeln kann.
    Schönes Erlebnis smilie
  2. benutzerbild

    Pete04

    dabei seit 12/2008

  3. benutzerbild

    shape

    dabei seit 09/2007

    Ich denke schon, da sie dort beispielsweise die WM-Rahmen von Irm, Pottie und Vali Höll und die Rampage-Rahmen von den ganzen YT-Freeridern lackiert haben. Ich kenne auch ein paar Leute mit 70ID-lackierten Helmen.
    Die Website scheint noch nicht fertig zu sein, aber es gibt eine Facebook und Instagram-Seite:
    https://www.facebook.com/70ID-1834273623315395/

    Hey Super danke für die Info
  4. benutzerbild

    Sebastian1985

    dabei seit 03/2016

    Super lässiger Typ

  5. Bitte Bikecheck mit dem 29“ proto, find die Kiste richtig gut

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