Die zweite Etappe ist geschafft! Zwar war das heutige Teilstück von Hermanus ins Oak Valley nicht ganz so lang wie die Stage gestern, doch für Simon Stiebjahn und Co. galt es einmal mehr eine knüppelharte Etappe zu überstehen. Für unseren Profi-Blogger lief es heute vom Ergebnis her zufriedenstellend, doch auf der Strecke musste Stiebi ziemlich leiden. Lest selbst…
Was eine Quälerei – aber wer hat gesagt, dass es einfach wird?
Puh, das war ein harter Tag, aber wenn das mein „schlechter“ Tag war, können wir sehr zufrieden sein. Die nackten Zahlen: Rang sechs im Tagesklassement mit 3:40 min Rückstand heute und nun Rang vier in der Gesamtwertung, mit 1:09 min Rückstand auf Platz drei. Samuel Gaze hat den Sturz gestern wohl nicht verkraftet und verliert gemeinsam mit Jaroslav Kulhavy unglaublich viel Zeit.
Ganz anders als gestern, ging es heute ab der ersten Sekunde voll zur Sache: Am Startberg hat zunächst Daniel Geismayr von Centurion-Vaude zeigen müssen, warum er letztes Jahr Vize-Weltmeister im Marathon geworden ist. Als er damit „fertig“ war, hat direkt danach Sergio Mantecon-Gutierrez klar gemacht, dass er mit Ondrej Cink für Kross-Spur hier zu den Besten gehören will. Das war gleich ein sportlicher Beginn! Gut für uns, dass die beiden Kross-Fahrer gestern durch Defekte schon gut 60 Minuten verloren haben – klar, Pech wünscht man keinem, aber das gehört hier halt auch dazu.
Mein Freund Markus hat mit dem Sigma Data Center die Daten aus meinem ROX 12 im Ziel ausgewertet: Die ersten 12 Minuten mit 211 Höhenmetern bis zum höchsten Punkt des ersten Anstiegs fuhr ich mit 340 Watt im Schnitt, also inklusiver aller Null-Werte. Das ist bei meinen aktuellen knapp 69 kg nicht wenig, wenn man bedenkt, dass uns aus den Vortagen schon einige Kilometer in den Beinen stecken und was in den kommenden Tagen uns noch bevorsteht. Achja – der Anstieg war nicht nur asphaltiert und es gab Leistungsspitzen bis zu 750 Watt über mehrere Sekunden.
Das Problem für mich heute – es wurde nicht mehr langsamer. Die Etappe war wirklich kräftezehrend. Nur rechts, links, hoch und runter. Ich war die ganze Zeit am Anschlag, um dabei bleiben zu können. Die Gruppe wurde immer kleiner, aber wir waren mit von der Partie. Erst bei Kilometer 35 wurde es dann zu viel. In einem der unzähligen, steilen Anstiege haben Kross-Spur (die Defekte gestern, haben ihnen wohl das Vertrauen in ihr Material genommen: Sie haben mehrfach angehalten, um zu checken, ob noch Luft im Reifen ist – aber es war immer welche drin) und Scott-SRAM mächtig Gas gegeben. Ich konnte und wollte nicht mehr mit. Urs war vorne und hat am Waterpoint unsere Flaschen geholt, damit ich direkt durchfahren konnte. Mit diesem Manöver waren wir nur noch 30 Sekunden von der Spitze weg und meine Gruppe hatte ich damit distanziert.
Aber allein macht es keinen Sinn – das haben wir schnell entschieden und kurzerhand wieder auf die zweite Gruppe gewartet. Das war auch der Moment, in dem ich meinen „Trink Alert“ vom ROX endlich wahrgenommen habe. Eigentlich eine super Sache, weil es einen immer wieder daran erinnert nicht zu wenig Flüssigkeit und Verpflegung zu sich zu nehmen. Aber heute habe ich das in der ersten Stunde definitiv zu wenig gemacht. In 15 Minuten habe ich mir vier Gels und 0,7 Liter Iso „gegönnt“, danach ging es besser.
Vaude war jetzt auch wieder bei uns in der Gruppe und Geismayr hat mal eben 15 km von vorne „am Horn gerissen“. Das hat uns wieder nahe an die Spitzengruppe gebracht. 25 Sekunden waren es zwischenzeitlich, aber schließen konnten wir die Lücke leider nie. Am Ende ging es vorne dann natürlich um den Etappensieg und mir zu diesem Zeitpunkt auch endlich besser. Gemeinsam mit Hynek/Fagerhaug haben wir nochmals alles gegeben, um den Schaden auf die vier Teams vorne zu minimieren.
Karl und Alban hat es heute erwischt, ein Snake-Bite hat Karl den Hinterreifen zerschossen. Zwei Löcher bekommt man auch mit einem Plug nicht repariert. Also hat unser Youngsters Team sich geopfert und das Laufrad „hergegeben“. Zu allem Überfluss hatte auch Alban einen Platten 3 km vor Ziel. „Einfach so bergauf im Schotter“, wie mir Alban im Ziel berichtet. So kann’s beim Epic gehen: Heute hui, morgen pfui. Wir bleiben dran.
Insights – Regeneration ist der Schlüssel zum Erfolg
Einfach gesagt, schwer getan. Bei einem Etappenrennen über acht Tage ist die Regeneration der absolute Schlüssel zum Erfolg. Der Recoveryplan beginnt schon im Ziel: Wasser, Cola und Regenerationsshake schütten wir in uns hinein. Im BULLS-Zeltlager angekommen, gibt es direkt Nudeln mit Öl, Salz und Parmesan. Nicht gerade eine Delikatesse, aber nach so einem Ritt schmeckt definitiv alles! Duschen, 45 Minuten Beine hochlegen (und Blog schreiben), dann direkt Massage. So um 14:40 Uhr versuche ich einen „Schlummi“ – wie Urs sagen würde – zu machen. Gestern waren es direkt 2 Stunden. Tut gut. Abends gibt es Essen mit der ganzen Crew am Camper. Ich esse kein Fleisch und halte mich an Gemüse, Reis, Nudeln und Kartoffeln. Ab und zu gibt es auch ein Stück Fisch. Kurz vor dem zu Bett gehen gegen 21:00 Uhr, entspanne ich mit einer Session „Reboots“.
Ich hoffe ihr schaut morgen wieder rein.
Euer Stiebi
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