Wo soll ich anfangen!? Das war alles andere als ein glücklicher Tag für uns. Drei Stürze, zwei kaputte Schuhe und ein verbogenes Schaltauge haben uns das Leben heute schwer gemacht und uns im Kampf um Rang drei weit zurückgeworfen. Der Abstand zu Trek Selle San Marco, die heute auf Rang drei fahren, beträgt nun 6:39 Minuten. Keine unlösbare Aufgabe hier beim Epic, aber natürlich sehr schwer in den letzten zwei Tagen.
Die taktischen Voraussetzungen für die Königsetappe waren klar: Schurter/Forster wollten wieder ins gelbe Trikot und wir wollten wieder auf Rang drei. Wie erwartet ging bereits drei Minuten nach dem Start die Post ab. Schurter/Forster und Kross-Spur mit Mantecon/Cink sind den ersten Anstieg hoch gesprintet, als gäbe es kein Morgen mehr. Kross wollte den Hotspot und Scott-SRAM so viel Zeit wie nur irgendwie möglich gut machen. Schon nach 8km lagen wir gemeinsam mit Cannondale 45 Sekunden hinter der Spitze. Nur die Südafrikaner vom Team Pyga-Euro Steel Beukes/Buys, welche sich aufgrund der Gesamtplatzierung einige Tage geschont hatten, konnten die Lücke nochmals schließen und waren fortan den ganzen Tag gemeinsam mit Scott-SRAM an der Spitze unterwegs. Trek hatte früh ein technisches Problem und wir witterten unsere Chance. Bis km 40 lief alles nach Plan. Wir lagen ca. 1:25min hinter Scott-SRAM und 2:30min vor Trek.
Doch dann ging die S****** los. Urs stürzte an einem Drop, den er laufend zurücklegen wollte. Der Schuh brach und er hatte einige Schürfwunden. Erst mal kein Problem, doch es kam noch schlimmer. In einer der unzähligen, schlecht einsehbaren Kurven auf den Trails war Fumic gestürzt und lag so ungünstig im Weg, dass ich beim Versuch auszuweichen, direkt selbst stürzte. Mein Schuh war ebenfalls gebrochen, das Schaltauge verbogen und zudem verloren wir wertvolle Zeit. Urs und ich mussten in der nächsten Techzone stoppen, um unsere Schuhe mit Kabelbindern zu fixieren. Trek schloss auf und wir waren von nun an gemeinsam unterwegs.
Am Kings Climb hoch zum Technical Terrain konnten wir nicht mehr dagegenhalten und riskierten auf der folgenden Abfahrt ein wenig zu viel. In einer der staubigen Kurven rutschte mir wieder das Vorderrad weg. Am Boden liegend – das Rad über mir – musste ich vor lauter Frustration einen Schrei loslassen. Aber hilft ja nix. Irgendwann haben uns Karl und Alban aufgefahren und mich wieder motiviert. Man bin ich froh, dass wir hier so ein geiles Team am Start haben. Ab diesem Zeitpunkt haben wir keine Zeit mehr verloren. Trotzdem waren es leider mehr als sechs Minuten Rückstand auf Trek im Ziel.
Wie auch immer – abhaken und morgen geht’s weiter. Unser Ergebnis von heute: Wir werden heute 10. mit 12:40min Rückstand auf Platz eins.
Vorne hat Scott-SRAM wohl immer wieder auf Pyga Eurosteel „gewartet“ und ihnen am Ende den Etappensieg überlassen. Ziemlich cool eigentlich, denn bei den Frauen hat heute Candice Lill (gemeinsam mit Adelheid Morath) auch eine Südafrikanerin gewonnen – toller Tag für das Ausrichterland. Manuel Fumic hat am Ende wohl gar nicht mehr dagegenhalten können und das Cannondale Team hat 6:27min verloren. Den Tag haben sich die beiden bestimmt auch anders vorgestellt. Es ist wie es ist, noch ist nichts entschieden und es folgen zwei weitere Etappen.
Insights – Das Team ums Team
Von unseren drei Teams habe ich ja schon zur Genüge berichtet. Wir könnten unsere Leistung aber sicher nicht in dem Maße zeigen, hätten wir nicht so ein geniales Team um uns herum.
Annika und Vincent sind unsere Physiotherapeuten. Egal ob Massage (die beiden haben es immer lieber, wenn man es „Behandlung“ nennt, denn dass klingt weniger nach Urlaub), Klamotten abnehmen am Start bzw. geben im Ziel, oder einfach ein offenes Ohr haben. Die beiden sind für uns da.
Tobi und Udo sind unsere Mechaniker. Kein leichter Job hier beim Epic mit jeweils drei Bikes. Nach jeder Etappe wird das Material komplett gecheckt und wenn nötig getauscht. Jedes Rad wird während dem Epic (in Etappen von Tag zu Tag) zwei Mal komplett zerlegt und neu zusammen gebaut. Die wenigen Defekte dieses Jahr geben uns recht.
Ewald und Janina sind unser BULLS Bikes Media Team. Ewald macht Fotos und Videos für Social-Media und die BULLS Bikes Homepage.
Safwaan, unser Koch, sorgt für unser leibliches Wohl. Direkt nach der Etappe bekommen wir ein warmes Mittagessen. Zwischendurch gibt es eine kleine Mahlzeit und am Abend ein gemeinsames Abendessen mit allen.
Stefan und Thomas sind die beiden E-Bike Piloten, die das geniale Bildmaterial für das Weltbild liefern. Die beiden sind live im Rennen mit dabei und filmen das Geschehen aus der Fahrerperspektive.
Friedemann ist unser Teamchef. Er hält alle Fäden in der Hand und ist seit 13 Jahren hier dabei und hat das BULLS Team zu dem gemacht, was es heute ist. Egal ob Team Manager Meeting, Fahrerbesprechung oder Camper fahren, Friedemann macht alles damit es läuft.
DANKE – ohne euch würde es nicht gehen!
Schaut morgen wieder rein, wenn wir die vorletzte Etappe auf den Trails rund um Stellenbosch in Angriff nehmen.
Euer Stiebi
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