Ein Singletrailanteil von 36% wartete heute auf den 89km mit 2650 Höhenmetern rund um die Weinhochburg Stellenbosch auf uns TeilnehmerInnen – ein echter „LEKKA“ (afrikaans für „super“) Tag auf meinem Bulls Wilde Edge Fullsuspension. Es ist am siebten Tag hier auch das erste Mal, dass ich stärker bin als Urs und mich den ganzen Tag gut fühle beziehungsweise am Ende sogar überlege an welchen Teams wir vielleicht hätten doch noch dranbleiben können.
Urs hat mir schon nach ein paar Kilometern signalisiert, dass er sich von den Anstrengungen gestern wohl rein gar nicht erholt hat und so war auch früh klar, dass wir vor allem versuchen werden ohne große Probleme durch den Tag zu kommen und nicht den dritten Platz attackieren. Am Ende wurde es Rang sieben mit 7:36 min Rückstand auf die Siegerpaarung vom Team 7C CBZ Wilier um Cattaneo/Meija. In der Gesamtwertung liegen wir jetzt 9:42 min hinter Trek-Selle San Marco. Porro/Ferraro waren heute super stark und auf dem Weg zu ihrem ersten Etappensieg. Bis durch einen Sturz die Defekthexe zugeschlagen hat und die beiden einen Platten reparieren mussten. Am Ende wurde es Rang drei für die beiden hinter Schurter/Forster. Glück für Fumic/Avancini, denn vor allem Fumic hat heute richtig gelitten und die beiden drohten den Großteil ihres Vorsprungs auf Trek zu verspielen. Dann wäre Rang zwei in der Gesamtwertung nochmal in Gefahr geraten – vor allem wenn man bedenkt, dass das Cannondale-Duo bereits im Vorjahr den zweiten Gesamtrang am letzten Tag abgeben mussten.
Egal wie, wir hatten großen Spaß auf den Trails hier in Stellenbosch. Das Gebiet kenne ich ziemlich gut, haben wir doch schon etliche Trainingslager hier verbracht, um uns für die Saison im Winter vorzubereiten. Grundsätzlich ist das hier alles etwas anders organisiert als beispielsweise bei uns in Baden-Württemberg. Der Boden ist hier meist in privater Hand von Bauern – diese haben das Mountainbiken entweder als eigenes Hobby, oder als Einnahmequelle/Attraktion für Besucher entdeckt. So kommt es, dass viele auf ihrem Grund und Boden fest angelegte Mountainbike-Trails haben. Teils bezahlt man ein paar Euro Eintritt, teils sind diese Gebiete umsonst. Im Training kann man die Gebiete meist nur über einen „Umweg“, sprich die Straße, miteinander verbinden. An einem Tag wie heute, zu einem Rennen, werden die Gebiete dann verbunden und es ergibt sich eine super MTB-Marathon-Strecke. Also so richtig Mountainbiken, ähnlich wie ich es selbst als Streckenchef bei unserem eigenen Rennen versuche. Der Mesa Parts Trail Hero bei mir zu Hause in Titisee-Neustadt oder auch der Rothaus Bike Giro in Rothaus und am Feldberg hält eine große Anzahl Singletrails für die Starter bereit – trotz 2-Meter-Regel.
Insights – Essen, Rennen fahren, Essen, Schreiben, Essen, Schlafen, Essen, Schlafen, repeat!
Die Tage hier sind bis auf die Geschehnisse im Rennen recht monoton. Das Thema Essen spielt dabei die wohl bedeutendste Rolle. Ich habe euch ja schon erzählt, was wir hier für ein großes Team inklusive Koch um uns herumhaben. Morgens habe ich ganz gerne gutes Brot mit Marmelade. 5-6 Scheiben können es schon mal werden. Im Rennen hatte ich je nach Dauer meist 7-10 Gels und Iso/Pulver in den 5-6 Flaschen. Direkt nach dem Rennen nutze ich einen Recovery Shake und circa 30 Minuten nach dem Ziel gibt es die erste warme Mahlzeit. Meist wirklich einfach: Nudeln mit Tomatensoße, oder einfach nur mit Öl, Parmesan und Salz. Reis oder Kartoffeln sind genauso möglich. Am Nachmittag habe ich meist ein kleines Müsli oder mal ein Brot mit Nutella für den Geschmack. Am Abend gibt es Salat, Fisch, Nudeln, Reis, Kartoffeln oder auch mal Veggie-Burger, Falafel oder vegetarische Lasagne. Seit etwa einem Jahr esse ich kein Fleisch mehr. Ich habe das Gefühl, dass mir das gut tut. Ich regeneriere schneller und bin morgens meist nicht so müde beim Aufstehen.
Schaut morgen zum Grand Finale wieder rein. Ein letztes Mal geben wir alles bevor am Abend Stage 9 (die After-Race-Party) steigt.
Viele Grüße,
Euer Stiebi
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