Das erste World Cup-Rennen der Saison 2019 ist Geschichte und lieferte einige spannende Ergebnisse! Mehr als beachtlich ist der 6. Platz der jungen Thüringerin Nina Hoffmann. Wie es der Juliana-Fahrerin bei ihrem erst fünften World Cup ergangen ist, wie sie dem Druck nach ihrer grandiosen Qualifikation standhielt und was sie über das Wochenende denkt, erfahrt ihr in ihrem Rennbericht – viel Spaß beim Lesen!
Es ist wieder soweit: Die Downhill World Cup-Saison steht in den Startlöchern und feiert mit Maribor den Auftakt auf einer nicht unbekannten Strecke! Der letzte World Cup wurde hier vor neun Jahren ausgetragen und ich denke, das Fahrerfeld freut sich über die Wiederaufnahme in den Rennkalender. Ich persönlich jedenfalls habe vom letztjährigen iXS European Cup positive Erinnerungen an die Strecke und freue mich daher sehr auf das bevorstehende Rennen.
Aber genug gefaselt, kommen wir zum Ernst der Sache! Denn so ein World Cup ist schon ein bisschen ein anderes Niveau als ein iXS GDC in Thale (oder so ähnlich). Es geht nämlich Donnerstag schon los: Startnummernausgabe, Trackwalk, Bike fertig machen. Als Privatier ohne ein Team im Rücken muss ich mich um so ziemlich alles selbst kümmern. Zum Glück bin ich vergangene Saison bereits ganze vier World Cups gefahren und kenne mich jetzt bestens aus, haha … nun gut. Das Raceoffice finde ich zum Glück schnell und die Anmeldung hat scheinbar auch funktioniert – ich spaziere mit Startnummer 15 heraus. Jackpot, denn soweit ich gelernt habe, können die ersten 15 Mädels Freitagnachmittag beim eineinhalbstündigen Timed Training teilnehmen. Aber eins nach dem anderen. 14 Uhr geht’s erstmal hoch zum Trackwalk. Und der zieht sich ganz schön in die Länge, denn der Start der Strecke liegt einige Höhenmeter unterhalb der Liftstation.
Der eigentliche Trackwalk gestaltet sich dann allerdings recht zügig, denn ein Großteil der Strecke ist mir gut bekannt – nur eine Woche zuvor wurde hier wieder der iXS European Cup ausgetragen, bei dem ich am Start stand. Die neuen Passagen schaue ich mir jedoch gründlich an. Vor allem das neu abgesteckte Steinfeld hat es in sich und lässt viele Varianten offen! Ich glaube, die Veränderungen lassen die Strecke schneller und damit auch spaßiger werden. Und nun zum Bike – alles gecheckt hatte ich bereits am Dienstag, also nur noch die Startnummer dran und … jaaa … Fotoshooting! Denn Juliana Bicycles hat mir dieses Jahr einen ultra-geilen Custom-Rahmen in Flip-Flop-Lack zur Verfügung gestellt. Um 18 Uhr ist dann aber finito – das Bike wird ins Auto schlafen gestellt und auch ich verschwinde schon recht zeitig in die Falle, denn um halb 7 klingelt der Wecker für die ersten Trainingsabfahrten.
Freitag – Training
Aufstehen, dehnen, Beine ausrollen, Müsli essen, Klamotten schnappen und ab zum Pit. Ich habe diesmal das Glück, bei den Jungs vom Carbocage Factory Team Unterschlupf zu bekommen – denn ein trockenes Zelt und Platz zum Schrauben ist sehr viel wert. Das heutige Training verläuft richtig gut, die neuen Stücke sind schnell im Kopf und ich habe echt Spaß am Fahren. Trotzdem geht es nach dem Training gegen Mittag nochmal an die Strecke. Beim World Cup lernt man viel durch Zuschauen bei den Profis. Dabei kann man die eigenen Linien checken und vielleicht noch das ein oder andere abgucken. Das Ganze mache ich meistens per Bike, um Zeit und Energie zu sparen. Und heute hätte ich es zu Fuß auch gar nicht geschafft, denn bereits um 15:30 Uhr startet das Timed Training. Zum ersten Mal kommt bereits am Freitag der Transponder an mein Rad und am Start piept die Uhr wie zum Rennlauf. Schon krass, was dieses Piepen und ein Brook McDonald hinter dir in der Schlange an Nervosität auslösen können. Im 30 Sekunden Takt geht’s auf die Strecke und mein erster „Fullrun“ läuft so gut, dass ich es für heute dabei belasse.
Samstag – Qualifikation
Das Training am Samstagmorgen läuft dann allerdings nur so mittelmäßig. Ich versuche hier und da etwas auf Speed zu kommen, was leider nicht so recht funktioniert und mich mehr neben als auf der Strecke fahren lässt. Deshalb beschließe ich, meinen Quali-Lauf ruhig anzugehen – nur nicht überpacen und stürzen! Seit heute früh bin ich zum Glück auch nicht mehr allein – der Chef meines lokalen Radladens aus Jena ist gekommen und bringt mir meinen Rollentrainer an den Start. Meine Startzeit ist um 13:30 Uhr – damit bin ich die erste Frau auf der Strecke. Die neue Reihenfolge (zuerst die Top 15 der Frauen in umgekehrter Reihenfolge, dann ab Nummer 16 aufsteigend) ist etwas verwirrend, bringt mir am heutigen Tag allerdings Glück. Denn ziemlich genau zum Start meines Quali-Laufs beginnt es zu regnen. Ich komme die Strecke im Prinzip noch im Trockenen hinunter, für jede weitere Fahrerin wird es etwas nasser. Und so lande ich mit meinem 90 % Lauf auf Platz 4!!! Unglaublich, Platz 4, wenn ich das morgen … egal, solche Gedanken schiebe ich sofort weg. Heute ist heute und morgen ist morgen! Ich bin im Finale, das war das heutige Ziel.
Sonntag – Finale
Mit frischer Bereifung und einer großen Portion Motivation geht es Sonntag früh noch einmal auf die Strecke. Der Regen hat dem Boden gutgetan. Ein Großteil der Kurven ist früh um halb 9 zwar noch äußert rutschig, aber ein trockenes Steinfeld lässt auf Werksboden zum Finale schließen. Zwei Abfahrten reichen, um ein letztes Mal die Linien zu checken. Danach sind es nur noch drei Stunden bis zum Finale. Mein Rennlauf ist um 12:56 Uhr … kurz rechnen: 12:46 Uhr runter vom Rollentrainer, also 12:10 Uhr Beginn des Warm-Up-Programms, 12:00 Uhr am Start sein und damit 11:45 Uhr Abfahrt am Pit. Gut, demnach kann ich noch bis halb 12 entspannen, wenn man das so nennen kann. Denn die Anspannung ist natürlich enorm. Ich versuche mich abzulenken, noch ein paar Bissen Essen hinunterzubringen und alle „Was wäre, wenn“-Gedanken auszublenden. Meist gelingt mir das sehr gut, trotzdem bekomme ich einen flauen Magen, werde müde und fühle mich schlapp. Am schlimmsten ist dann immer die Liftfahrt – die Ruhe vor dem Sturm.
Zum Glück gehen Übelkeit und Müdigkeit dann mit Beginn des Aufwärmens weitestgehend verloren. Ich schöpfe neue Energie und komme in den Rennmodus. Dennoch ist es etwas anders als sonst – meinem Warm-Up wird deutlich mehr Aufmerksamkeit geschenkt. Red Bull TV schleicht mit der Kamera um mich herum und auch viele Zuschauer „bestaunen“ das überaus spannende Rolle fahren. Damit muss ich jetzt auch erst einmal lernen umzugehen – das alles auszublenden und bei mir zu bleiben. Also noch ein letztes Mal die Strecke visualisieren, runter vom Rollentrainer und hoch zum Start. Kurz noch ein paar Reaktionsübungen, um den Kopf richtig anzuschalten und dann ab ins Gate. Ich habe richtig Bock, jegliche Nervosität und Aufregung ist plötzlich weg. Ich bin klar und fokussiert. „One minute …“, sagt der Starter. Ich trete rückwärts. „Ten … Five …“, ab geht’s! Es ist schon ein mega Feeling, so einen World Cup-Rennlauf. Die Zuschauer an der Strecke sind der Wahnsinn und auch die Zieleinfahrt ist etwas Besonderes!
Mein Lauf heute reicht für Platz 6. Auch wenn wahrscheinlich viele ein Podium erwartet hätten – ich freue mich riesig über diese Platzierung, mehr wäre nicht drin gewesen. Ich bin happy, dem Druck standgehalten zu haben, nehme wieder sehr viel mit von diesem World Cup-Wochenende und freue mich schon auf meine erste Reise nach Fort William! Cheers und bis dahin!
Wie habt ihr euch so einen World Cup als RacerIn vorgestellt?
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