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Vor einer Woche fand im portugiesischen Örtchen Pampilhosa da Serra die europäische Downhill-Meisterschaft statt. Auch wenn das Rennen in der Öffentlichkeit trotz seiner Bedeutung leider weniger Aufmerksamkeit erhielt als ein World Cup oder iXS European Downhill Cup, kam ein starkes internationales Fahrerfeld zusammen. Aus Deutschland reiste neben Sandra Rübesam, Katharina Klos und Silas Grandy das Carbocage Factory Racing Team, bestehend aus Simon Maurer, Julian Steiner und Maximilian Jakubowski, an. Wie das Rennen für die drei Jungs lief, erfahrt ihr in ihrem spannenden Rennbericht!

Rennbericht des Carbocage Factory Teams

01:00 Uhr, Mittwoch der 1. Mai. Während anständige Leute gerade das vierte Bier öffnen oder sich um den Maibaum schwindlig tanzen, knallt bei uns der Kofferraumdeckel ins Schloss und müde Gestalten bewegen sich in ein nur Stunden zuvor gepacktes Auto. Der Grund für diesen „frühen“ Start in den Tag: die kommende Europameisterschaft und ein besonders günstiger Flug von Frankfurt nach Lissabon. Nach einigen hundert Kilometern Autobahn und kurzen Scharmützeln an der Gepäckabgabe ist das Team wenige Stunden später vollständig an Bord der 6:00 Uhr Maschine.

In Lissabon angekommen durften wir zunächst feststellen, dass a) unser Mietwagen doch deutlich kleiner als erwartet war und b) sich aber bei sonnigen 20° C um 10:00 Uhr morgens für alles eine Lösung finden lässt. Also sechs Fahrradkartons ausgepackt, den Inhalt, unser Gepäck und zu guter Letzt die zusammengefalteten Kartons irgendwie in den mickrigen Peugeot gepresst und ab ins Inland. Nachdem die EM letztes Jahr noch auf der berühmten Strecke in Lousa ausgetragen wurde, ging es diesmal noch 100 km tiefer in die portugiesische Provinz in das uns gänzlich unbekannte Pampilhosa da Serra.

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Diashow: Downhill Europameisterschaft 2019: Rennbericht vom Carbocage Factory Team
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Die Strecke vor Ort war über den Portugal Cup bereits rennerprobt und für uns Fichtenslalomspezialisten eine ziemliche Herausforderung – keiner war nämlich so richtig auf derartige Mengen an Staub und losem Boden vorbereitet. Im Training hintereinanderfahren, um Lines zu testen? – Fehlanzeige. In zwei Runs komplett dieselben Linien fahren – unmöglich. Durch die dicke Staub- und Gesteinsschicht auf weiten Teilen der Strecke wurde das meist unterentwickelte Improvisationstalent aller Fahrer immer wieder benötigt: Mal, um eine weggebrochene Kurven doch noch irgendwie zu fahren, mal, um Steinen auszuweichen oder auch einfach nur um sicher in einer dichten Staubwolke abzubremsen, wenn der Vordermann etwas zu langsam war.

Im Gegensatz zu den meisten anderen Rennen gibt es bei der Europameisterschaft ganze vier Tage Training. Für uns war das etwas Neues und Grund für tiefgreifende trainingsphilosophische Diskussionen: Lieber viele Läufe am ersten Tag, um dann vielleicht am Renntag wieder etwas regeneriert zu sein oder doch bis zum Rennen hin steigern. Am Ende war das alles etwas überflüssig, denn die Shuttle-Situation drängte uns alle zu etwa vier Läufen pro Tag. Apropos Shuttle-Situation, wer denkt, dass die Shuttle-Jungs beim iXS Cup in Ilmenau Gas geben, war noch nie in Portugal! Quietschende Reifen in jeder Kurve und das auf einem Bergsträßchen mit entsprechendem Abgrund daneben – da wird die Fahrt bergauf schnell anstrengender als die bergab! Bereits am zweiten Trainingstag hatte sich eine schöne Routine herauskristallisiert. Als Pit diente eine eine nette, kleine Parkanlage mit mehren Bänken und Tischen, die wir uns mit Team Austria, bestehend aus Mister Kolb & Mister Trummer, teilten. Während des Trainings ging es dann für uns Fahrer im 45-Minuten-Takt auf den Berg, während die Mechanikerbande, bestehend aus Kulike und Jensen, in der Zwischenzeit und je nach Tageszeit den Espresso- oder Bierstand konsultierte.

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Ein weiterer Unterschied zum klassischen Downhill-Rennen ist der Ablauf des Rennens selbst. Bei der EM verzichtet man auf einen Seeding oder Quali-Run, hat dafür samstags aber die Möglichkeit einer Timed Training Session, die allerdings keine Auswirkungen auf das eigentliche Rennen sonntags hat. Gesagt, getan: Am späten Nachmittag ging es also das erste Mal auf so richtig auf Zeit den Berg hinab. Zabjek, Pierron, Coulanges … die Startliste las sich ähnlich der eines iXS EDC und um jeden der üppigen UCI-Punkte wurde hart gekämpft. Knapp dreieinhalb Minuten später ist der Spuk für uns alle vorbei. Team Österreich ist mit Plätzen 3 und 4 sehr zufrieden, Deutschland nicht ganz so sehr. Simon fährt mit einem soliden Lauf auf 23, Julian auf 36, Silas Grandy schiebt sich mit gerissener Kette auf Platz 25 und ich beende den Tag als 52ster. Keiner ist so richtig happy, also zurück auf die Strecke, wo die Suche nach den fehlenden Sekunden von neuem losgeht. Tatsächlich wird die folgende Stunde nicht nur einen der produktivsten Trackwalks überhaupt abgeben, es ist auch einer der heißesten der letzten Jahre. Mit improvisiertem Kopftuch und wie ein Kamel mit Wasser bepackt, finden wir zunächst kaum etwas, doch ab Mitte der Strecke beginnt das fröhliche Linienändern. Augenscheinlich gibt es oftmals nur einen halben Meter Mainline, doch im Gebüsch daneben finden wir Linien, die Kurven etwas aufmachen und mehr Geschwindigkeit erlauben oder Inside-Lines, die einige Meter Weg sparen.

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Mit diesen Änderungen geht es sonntags ins Training und die GoPro-Analyse nach dem ersten Run sieht vielversprechend aus. Jeder fährt direkt schneller und nicht zuletzt auch runder – bei einer Strecke von über drei Minuten nicht zuletzt ein wichtiges Kriterium, um Kraft zu sparen. Kaum hatte sich der Staub nach unserer Trainingssession gelegt, begann das Damen-Rennen. Mit Sandra Rübesam und Katha Klos standen sogar zwei deutsche Starterinnen auf der Liste. Am Vortag hatte die Italienerin Eleonora Farina die Timed Session mit Abstand gewonnen, im Finale konnte sie diese Leistung jedoch nicht abrufen. Gewinnen sollte dann am Ende die Schweizerin Camille Balanche, nur ein paar Hundertstel vor Monika Hrastnik, ihrerseits nur knapp vor Vero Widmann. Sandra beendete den Tag unzufrieden auf Platz 10, Katha Klos konnte in ihrem Race-Comeback auf P17 fahren. So knapp das Damenfinale war, so dramatisch erlebten wir das Herrenfinale. Verletzungsbedingt hatte ich meine Punkte ab Mitte letzten Jahres graduell verloren und durfte also als einer der Ersten starten. Hochmotiviert, mit gefühlt 1.000 Watt aus dem Starthaus, alle Lines erwischt – der Run läuft gut! Dementsprechend kann ich es kaum glauben, als ich mich im Ziel umdrehe und eine im Vergleich zu Samstag langsamere Zeit sehe … sogar die Trainingsläufe waren deutlich schneller. Verwirrt fahre ich zurück ins Pit. Jetzt heißt es Daumen drücken für den Rest der Jungs.

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Als nächstes ist Julian an der Reihe. Bei der Zwischenzeit hat er sich bereits um 2 Sekunden auf den Vortag verbessert und scheint auf Top20-Kurs zu sein, als ihm ein dicker Stein in einer der Ruts am Ende der Strecke alle Hoffnungen zunichtemacht. Beim Versuch auszuweichen kommt er ins Rutschen und nimmt eine klassische Bodenprobe. Silas schafft es, seine Kette an Ort und Stelle zu belassen, macht dafür aber nach eigener Aussage einige Fehler im Verlauf der Strecke, dennoch eine sehr starke Zeit für ihn und ein zweiter Platz zu dem Zeitpunkt. Simon hingegen kann sein Programm wie geplant abspielen: In der Zwischenzeit ist er nur knapp hinten und kommt mit der neuen zweitbesten Zeit ins Ziel. Wie sich zeigt, besteht diese eine ganze Weile und nach kurzer Zeit wird klar, dass er wohl eine Podiumsplatzierung in der U23-Wertung erzielt hat. Noch ist das Rennen allerdings nicht vorbei.

Auch unsere Nachbarn aus Österreich liefern AUF der Strecke beide richtig gut ab. Weshalb das großgeschriebene AUF? Naja, Andi Kolb war wohl etwas zu motiviert und stürzte im wahrsten Sinne des Wortes aufgrund eines durchdrehenden Hinterreifens aus dem Starthaus heraus. Trotzdem Platz 14 für ihn, Kollege Trummer vertritt Österreich auf dem 3. Platz – herzlichen Glückwunsch! Simon wird am Ende der Vize-Europameister in der U23-Kategorie und insgesamt 11., Silas belegt den 12. Platz direkt hinter ihm. Bei der aktuell bestechenden Form der Franzosen ist es kein Wunder, auch bei der EM zwei Franzosen ganz oben stehen zu sehen. Vize ist nun Benoit Coulanges und Europameister darf sich der älteste der drei Pierron-Brüder, Baptiste, nennen. Nachdem die Familie nun den World Cup-Gesamtsieger und den Europameister stellt, darf man gespannt sein, mit welchem Titel der Jüngste, Antoine, nun nachzieht.

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Vollständige Ergebnisse

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Was sagt ihr zum Rennen – seid ihr schonmal in so staubigen Bedingungen gefahren?

Text: Maximilian Jakubowski | Bilder: Yasmeen Green
  1. benutzerbild

    Gastautor

    dabei seit 05/2012

    Zur europäischen Downhill-Meisterschaft reiste aus Deutschland unter anderem das Carbocage Factory Team um Simon Maurer an. Wie es ihnen in Portugal erging, mit welchen Bedingungen das Team zu kämpfen hatte und wer gewonnen hat, erfahrt ihr in ihrem packenden Rennbericht.


    → Den vollständigen Artikel „Downhill Europameisterschaft 2019: Rennbericht vom Carbocage Factory Team“ im Newsbereich lesen


  2. benutzerbild

    grafitrider

    dabei seit 08/2011

    Cooler Bericht Danke dafür

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