Sölden setzt seinen Kurs weiter fort, bestehende Singletrails/Wanderwege für Mountainbiker zu sperren und im Gegenzug spezielle Flowtrails für Mountainbiker zu eröffnen. Neuste Kreation ist die „Gahe-Line“ – wir haben sie schon unter die Stollen genommen und lassen euch wissen, was sie taugt.
Auf Social Media verkündete die selbsternannte Bike Republic Sölden stolz:
„GAHE ist Ötztalerisch und bedeutet schnell, flott. Und wer hier flott unterwegs ist, kriegt auch seine wohlverdiente Airtime ?? Dieses Babe verbindet die HARBE LINE mit der LETTN LINE:⚡ 1 Abfahrt, 1.000 Tiefenmeter, 11 km ⚡“
Einstieg: Harbe Line
- Schwierigkeit: S1 leicht
- Strecke: 2,2 km
- Uphill / Downhill: 3 / 177 hm
Die vorgeschaltete „Harbe Line“ fanden wir schon letztes Jahr nicht ganz gelungen, ist doch der Einstieg mit seinen langen geraden Traversen voll rutschigem Brechsand zwar einfach, aber eben doch tückisch rutschig, was gerade für die Zielgruppe der Einsteiger ein Verhängnis sein kann. Dazu kommt die große Exposition im steilen Gelände, weshalb Sölden zu Recht unerfahrenen Bikern von einer Befahrung abrät. Der weitere Verlauf ist dann angenehmer zu fahren, da der Untergrund griffiger und natürlicher wird, und man auch weniger zwischen Fangnetzen und Abgrund unterwegs ist.
Neu: Gahe Line
- Schwierigkeit S1 leicht
- Strecke 7,6 km
- Uphill / Downhill: 0/619 hm
Unverständlich für uns ist, dass auch die Gahe Line wieder mit unangenehmem Untergrund beginnt. An der Hütte vorbei geht es erst einmal auf Rasensteinen: Beton, Rautenmuster, wieder rutschig. Auf jeden Fall ziemlich gahe, also schnell. Dann beginnt der eigentliche Trail, traversiert den Hang ein paar Mal, verbunden von großen Steilkurven. Auf den Traversen gibt es Wellen und Tables, recht einfach zu springen. Häufig muss man aber wieder aufpassen, nicht zu weit zu fliegen, und etwas Voraussicht ist auch notwendig, um in der Landung in die richtige Richtung unterwegs zu sein – sonst wird selbst die breite Strecke irgendwann schmal. Das alles ist nett, für fast jeden zu fahren, zu teils mit schönen Ausblicken garniert. Differenzierung, die es Anfängern und Fortgeschrittenen zu einem Vergnügen macht, findet sich aber wenig.
Nach einer Steilkurve ändert sich der Charakter dann abrupt: Lose und viel steiler als zuvor staubt man durch eine Rechtskurve, bevor man über Gummi-Fußmatten eine Wiese überquert. Rechts kann man ein letztes Mal wehmütig auf den Wanderweg schauen, auf dem man bis Ende 2018 als Mountainbiker ins Tal fahren durfte, das ist jetzt verboten. Dann folgt derzeit (Juni 2019) eine Baustelle, die lose und steil für Anfänger eine ziemliche Herausforderung darstellt, zumal man auch noch in der Senke rechts abbiegen soll. Nach dieser Passage folgt der mittlere, schöne Teil der Gahe Line: Der Boden ist griffig und frisch, die Sprünge und Kurven passen gut – das macht die Gahe Line unserer Meinung nach zu Söldens bestem Flowtrail. So geht es mit einigen Tables durch den Wald, was viel Spaß macht. Es stören allein die (hoffentlich nicht mehr lange) zahlreichen Löcher auch in Anliegern, wo sich das Wasser seinen eigenen Weg gesucht hat.
Es folgt ein weiteres, spaßiges Segment von Steilkurven und Tables, bevor man auf eine flache Schotterstraße gespuckt wird und erstmal wieder einige Meter Skipiste unter die Reifen nimmt, bevor die Gahe Line wieder Form annimmt. Das tut sie dann in Form von breiten Holzrampen und ein paar Steilkurven, kurzen Wellen, die hier ehrlich gesagt etwas inkonsequent hintereinander platziert zu sein scheinen. Auch der Boden scheint anspruchsvoll zu bebauen: In einer Steilkurve fährt man überraschend durch tiefen Sand. Auch der Ausgang auf die Straße sollte noch überarbeitet werden, denn die Holzzäune verringern zwar die Geschwindigkeit, lassen Biker aber gefährlich stumpf auf die Straße rumpeln, falls sie sich versehentlich für die falsche Seite entschieden haben.
Lettn Line
- Schwierigkeit: leicht
- Strecke: 1,5 km
- Uphill/Downhill: 0 / 127 hm
Als Abschluss kann man noch die Lettn Line anhängen. Sie ist schon seit 2017 bekannt und leider im ersten Teil wieder mit rutschigem Brechsand versiegelt. Im Mittelteil wird es dann wieder angenehm, bevor die letzten, auf offener Wiese verlaufenden Meter wieder Überraschungen parat halten. Einige der Steilkurven sind sehr lose, was zum einen oder anderen Sturz am Eröffnungswochenende führte. Dann gilt es nur noch auf den breiten Holzstegen ins Ziel zu cruisen und man ist bereit für die nächste Runde mit der Giggijoch-Bahn.
Fazit
Sölden tauscht weiter natürliche, schmale Singletrails gegen gebaute, breite Steilkurven- und Wellen-Sammlungen. Solche Strecken sind leider häufig austauschbar und haben weniger Charakter, erlauben aber auch weniger versierten Fahrern eine Befahrung und erleichtern die Instandhaltung. Die Gahe Line ist recht gelungen - schade, dass Harbe und Lettn Line da nicht mithalten können und sich die gesamten 11 km Abfahrt dadurch recht zäh anfühlen.
Wart ihr auch beim Bike-Opening in Sölden? Wie gefällt euch der dortige Trend zu geshapten Strecken?
177 Kommentare