Das Scott-SRAM-Team düpiert die Weltelite – die beiden Weltmeister Kate Courtney und Nino Schurter lassen der Konkurrenz in den französischen Alpen keine Chance. Genügend Gründe zum Feiern gibt es auch aus deutscher Sicht: Ronja Eibl wiederholt ihren Weltcup-Erfolg von Andorra, Elisabeth Brandau stürmt bei den Damen aufs Podium und auch bei unserem Blogger Max Brandl platzt endlich der Knoten mit dem ersten Weltcup-Podium in dieser Saison. Zudem überzeugen die deutschen Herren mit starken Leistungen.
=> Alle Ergebnisse des Rennens findet ihr in diesem Artikel.
Damen – Courtney souverän, Brandau erstmalig auf dem Podium
Vier Rennen, drei Siege – Kate Courtney sicherte sich abermals in eindrucksvoller Art und Weise den dritten Saisonerfolg im Cross Country. Schon beim Short Track-Rennen am Freitag präsentierte sich die Gesamt-Weltcupführende in starker Verfassung und distanzierte alle Konkurrentinnen scheinbar mühelos. Nun setzte sie dem Rennwochenende das i-Tüpfelchen auf und fuhr auch im Cross Country-Rennen der Konkurrenz weit davon.
Nach einer starken Startphase der Europameisterin Jolanda Neff konnte sich insbesondere die Schwedin Jenny Rissveds in Szene setzen und zwischenzeitlich das Feld anführen. Doch sowohl Neff als auch Rissveds konnten ihr hohes Anfangstempo nicht halten und verloren an Boden. Während Neff direkt nach ihrer Offensive am Start schnell zurückfiel und sich dann aber wieder erholen konnte, verließen Rissveds eher schleichend die Kräfte. Die Olympiasiegerin von 2016 lag schließlich über weite Strecken des Rennens auf einem Podiumsplatz, landete letztendlich auf dem neunten Rang.
Kate Courtney konnte bereits zu Beginn dem hohen Tempo von Jolanda Neff folgen und ließ sich dann auch wenig später nicht von dem Überholmanöver von Jenny Rissveds stören. Im Gegenteil: Die Amerikanerin ergriff selbst die Initiative und zog in der zweiten Runde an der Spitze des Feldes davon. Ähnlich wie beim Weltcup-Auftakt in Albstadt brachte sie Meter um Meter zwischen sich und ihre Kontrahentinnen.
Einzig Jolanda Neff schaffte es im Verlauf des Rennens, nochmal Spannung im Kampf um den Tagessieg zu erzeugen. Die Europameisterin erholte sich gut von den Folgen ihres zu hohen Tempos am Anfang des Rennens und blies zu einer erfolgreichen Aufholjagd. Über mehrere Runden hinweg reduzierte sie den Rückstand zu Courtney um mehr als 10 Sekunden pro Umlauf. Doch letztlich kam Neff nie näher als 30 Sekunden an die Spitzenreiterin heran, sodass die Schweizerin mit dem zweiten Rang Vorlieb nehmen musste.
Während ihrer Aufholjagd überholte Jolanda Neff auch ein Trio, welches im späteren Verlauf des Rennens um den letzten verblieben Podiumsplatz kämpfte. Die Französin Pauline Ferrand-Prevot, die Schweizerin Sina Frei und die deutsche Meisterin Elisabeth Brandau boten sich bis auf die letzten Meter einen packenden Fight. Elisabeth Brandau musste immer wieder in den technischen Passagen kleinere Lücken in Kauf nehmen, die sie aber stets wieder an den Anstiegen schließen konnte. In der letzten Runde gelang es der Schönaicherin schließlich, die beiden Kontrahentinnen am Berg derart unter Druck zu setzen, dass diese nicht mehr folgen konnten. Damit bescherte Brandau dem Bund Deutscher Radfahrer das erste Weltcup-Podium in der Eliteklasse der Damen seit dem zweiten Platz von Sabine Spitz in Nove Mesto 2017.
Dahinter hatte schließlich die junge Schweizerin Frei die besseren Beine im Kampf um den vierten Platz. Pauline Ferrand-Prevot musste vor den vielen einheimischen Fans mit dem fünften Rang Vorlieb nehmen. Zweitbeste deutsche Fahrerin war Adelheid Morath, die sich im Vergleich zum Rennen von Andorra vom 31. auf den 30. Rang verbessern konnte.
Fotostory Damen
Herren – Schurter furios zur Nummer 32
Nino Schurter wiederholte dank einer famosen Vorstellung in Les Gets seinen Triumph von Vallnord eine Woche zuvor. Musste er in der Höhe von Andorra noch an seine äußersten körperlichen Grenzen gehen, so hatte er in Les Gets wesentlich weniger Mühe, den 32. Weltcupsieg seiner Karriere einzufahren. Damit fehlt Schurter nur noch ein einziger Weltcupsieg, um mit Julien Absalon in dieser Hinsicht gleichzuziehen.
Wie in seinen besten Zeiten war der Weltmeister an diesem Tag taktisch und physisch der stärkste Fahrer. Vom Start weg war er stets an der Spitze vertreten und konnte zu keinem Zeitpunkt von der Konkurrenz in Bedrängnis gebracht werden. Im Laufe des Rennens entwickelte sich eine fünf Mann starke Gruppe, die lange Zeit gemeinsam um den Sieg kämpfte. Neben Schurter waren dort mit Henrique Avancini, Gerhard Kerschbaumer, Ondrej Cink und Stephane Tempier größtenteils Fahrer versammelt, die bereits in Vallnord auf sich aufmerksam machen konnten.
Wie in vielen Rennen zuvor war es vor allem der Brasilianer Avancini, der einen Großteil der Tempoarbeit übernahm. Doch immer wieder versuchten auch Cink, Kerschbaumer und Tempier, ihrerseits Akzente zu setzen. Einzig Schurter hielt die Füße bis zur vorletzten Runde still. Dann folgte jedoch ein Feuerwerk an Attacken des Weltmeisters, welches die Konkurrenten nach und nach wegplatzen ließ. Zunächst konnten Cink und Tempier nicht mehr folgen, wenig später war es auch um Henrique Avancini geschehen. Einzig der italienische Meister Kerschbaumer biss sich lange Zeit am Hinterrad des Weltmeisters fest.
Schurter war sich jedoch seiner Überlegenheit bewusst und setzte kurz vor Beginn der finalen Abfahrt zum Ziel eine entscheidende Attacke, der auch schließlich Kerschbaumer nichts mehr entgegenzusetzen hatte. Kerschbaumer sicherte sich als Zweiter das zweite Weltcup-Podium der Saison vor Henrique Avancini, der wie schon eine Woche zuvor Dritter wurde. Stephane Tempier sorgte vor den vielen einheimischen Fans für einen weiteren erweiterten Podiumsplatz der Franzosen. Ondrej Cink wurde schließlich Fünfter.
Der Zweitplatzierte des Rennens von Vallnord, Mathias Flückiger, erwischte wie bereits eine Woche zuvor einen schwachen Start und musste sich von weit hinten vorarbeiten. Kurzzeitig konnte der Eidgenosse den Anschluss an die Spitzengruppe herstellen, doch nur wenige Augenblicke später verlor er wieder an Boden. Als Tagesneunter ließ der Sieger des Weltcup-Auftakts in Albstadt wertvolle Punkte in der Weltcup-Gesamtwertung liegen. Noch heftiger erwischte es Mathieu van der Poel: Der Niederländer hatte von Beginn an große Mühe, dem Tempo der Spitzenfahrer zu folgen und fiel im Verlauf des Rennens bis auf den 42. Rang zurück. Dann entdeckte der Sieger des Rennens von Nove Mesto seine Kräfte wieder und jagte noch bis auf den 16. Rang vor.
Bei den deutschen Männern gab es hingegen einigen Grund zu jubeln. Manuel Fumic als 17. und Georg Egger als 20. sicherten sich beide die zweite Hälfte der geforderten Norm für die Olympischen Spiele im kommenden Jahr. Zudem überraschte Luca Schwarzbauer mit einem starken 25. Rang.
Insbesondere Manuel Fumic zeigte sich im Vergleich zu den bisherigen Weltcup-Rennen stark verbessert. Nachdem er sich als 13. im Short Track bereits eine gute Startposition für das Cross Country-Rennen verschaffte, hinterließ er von Beginn an einen guten Eindruck. Nach einer soliden Startphase fiel der Kirchheimer bis auf den 21. Rang zurück, um dann aber wieder in der zweiten Rennhälfte aufzudrehen. Georg Egger und Luca Schwarzbauer rollten hingegen das Feld von hinten auf und kämpften sich gemeinsam Stück für Stück nach vorne. Egger hatte dann in den letzten Runden des Rennens mehr Körner übrig und konnte sich etwas weiter vorne platzieren. Ben Zwiehoff rundete das gute deutsche Ergebnis auf dem 32. Rang ab.
Fotostory Herren
U23-Damen – Eibl im Siegesrausch
Die Frau der Stunde in der U23-Klasse heißt Ronja Eibl: Die deutsche U23-Meisterin legte nach ihrem ersten Weltcup-Erfolg in Vallnord vor einer Woche nach und triumphierte erneut. Wie bereits in Vallnord verwies sie die Britin Evie Richards und die Österreicherin Laura Stigger auf die Plätze zwei und drei und baute somit ihre Führung in der Gesamt-Weltcupwertung weiter aus.
Nach dem Start formierte sich bei den U23-Damen eine bis zu acht Fahrerinnen umfassende Spitzengruppe. Außer der Österreicherin Laura Stigger konnten sich zunächst alle Favoritinnen auf den Sieg dort behaupten. Stigger erwischte einen schlechten Start und kämpfte über weite Strecken des Rennens um den Anschluss zur Spitze. Dort war es die spätere Zweitplatzierte Richards, die das Tempo derart verschärfte, dass letztlich nur noch sie und Eibl an der Spitze verblieben.
Bis zur letzten Runde blieben beide gemeinsam an der Spitze, ehe Eibl die rennentscheidende Attacke herbeiführte. Schnell brachte sie eine Lücke zwischen sich und die Britin und konnte diese immer weiter ausbauen. Im Ziel hat die Grosselfingerin schließlich 30 Sekunden Vorsprung vor Richards, die den zweiten Rang verteidigte. Zweitbeste deutsche Fahrerin wurde Nina Benz auf dem zehnten Rang.
Fotostory U23-Damen
U23-Herren – Max Brandl mit Konstanz aufs Podium
Der Knoten ist geplatzt! Max Brandl sicherte sich in Les Gets das erste Weltcup-Podium in der U23-Klasse seit nunmehr fast zwei Jahren. Bereits vor einer Woche in Vallnord fehlte dem frisch gebackenen deutschen Elite-Meister als Fünfter nicht viel, um das Podium zu erklimmen. Damals ließ Brandl sich nicht von den verschiedenen Tempovorstößen der Konkurrenz beirren und fuhr dank eines konstanten Rennens auf den fünften Rang.
Auch in Les Gets besann Brandl sich auf seine Stärken und fuhr über weite Strecken der Spitzengruppe um den Weltcup-Gesamtführenden Vlad Dascalu, dem Albstadt-Sieger Filippo Colombo und dem Kanadier Sean Finchham wenige Sekunden hinterher. Doch nachdem Dascalu einen Plattfuß erlitt, kam der Rhythmus der Spitze zum Erliegen, woraufhin Brandl zu den Führenden aufschließen und wenig später sogar die Spitze des Rennens übernehmen konnte. Finchham und Colombo waren schließlich nicht mehr in der Lage Brandl zu folgen, doch von hinten gelang Vlad Dascalu wieder der Anschluss. Der Rumäne hatte dann in der letzten Runde schließlich mehr Körner übrig und verdrängte Brandl auf den zweiten Rang. Dritter wurde der Kanadier Sean Finchham.
Auch die weiteren deutschen Fahrer wussten in Les Gets zu überzeugen. David List auf dem 18. Rang und Niklas Schehl auf dem 22. Rang konnten beide wichtige Weltcup-Punkte sammeln.
Fotostory U23-Herren
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