Bella Italia ruft! Der fünfte Lauf des Cross Country-Weltcups steht kurz bevor. In Val di Sole kämpfen abermals die besten Rennfahrer des Planeten um Punkte für die Weltcupwertung. Nach nur drei Wochen Pause zwischen dem letzten Rennen in Les Gets und dem anstehenden Rennen im Trentino stehen sicherlich die erfolgreichen Fahrer des Rennens in Frankreich besonders im Fokus. Zudem reisen einige Top-Fahrer mit dem Rückenwind erfolgreicher Kontinentalmeisterschaften an. Spannung ist also garantiert vor dem erneuten Kräftemessen.
Short Track – Wer schlägt Mathieu van der Poel?
Drei Starts, drei Siege – Mathieu van der Poel ist der Mann der Stunde in der noch jungen Short Track-Disziplin. In beeindruckender Art und Weise konnte der Niederländer die drei Short Track-Rennen in Albstadt, Nove Mesto und Les Gets für sich entscheiden. Ohne Zweifel ist er damit auch Favorit Nummer eins auf den Triumph des Rennens in Val di Sole. Bereits im Vorjahr hatte er der Konkurrenz nicht den Hauch einer Chance gelassen und wird dementsprechend motiviert auch in diesem Jahr an der Startlinie stehen.
Die Hauptkonkurrenten bleiben vermutlich dieselben wie bereits bei den Rennen zuvor: Allen voran Henrique Avancini, der unter Abwesenheit van der Poels in Vallnord den Short Track für sich entscheiden konnte. Auch in Les Gets war er als Zweitplatzierter derjenige Fahrer, der dem Niederländer noch am nächsten kam. Dem Weltmeister Nino Schurter fehlt immer noch ein Triumph in der Disziplin des Short Tracks: Im Vorjahr konnte sich der Eidgenosse hinter van der Poel auf dem zweiten Rang einreihen – vielleicht gelingt ihm nun der große Coup?
Die Rennen der Damen in Les Gets vor rund drei Wochen wurden zu einer One-Woman-Show der Weltmeisterin Kate Courtney. Sowohl im Short Track als auch im Cross Country-Rennen war die Amerikanerin die bestimmende Fahrerin und fuhr der Konkurrenz weit voraus. Nachdem sie bei den Rennen in der Höhe von Andorra noch offensichtliche Probleme hatte, konnte sie bereits eine Woche später in Frankreich da anknüpfen, wo sie zu Beginn der Weltcupsaison aufgehört hatte. Zwei der vier ausgetragenen Short Track-Rennen konnte die Amerikanerin bereits für sich entscheiden und aller guten Dinge sind Drei, nicht wahr?
Einen erneuten Sieg zu verhindern wird das Ziel einer Brigade an Schweizer Fahrerinnen sein. Jolanda Neff, Alessandra Keller oder Sina Frei sind nur ein Teil der Fahrerinnen aus unserem Nachbarland, die in der Lage sind, das Podium des Short Tracks zu erklimmen. Gespannt darf man zudem auf Elisabeth Brandau sein: Die deutsche Meisterin erlebt aktuell einen wahren Höhenflug und landete beim Short Track und dem Cross Country-Rennen in Les Gets auf dem dritten Rang. Zudem reist die zweifache Mutter mit einer Extra-Portion Selbstbewusstsein nach dem Gewinn der Bronzemedaille bei den Europameisterschaften an.
Damen – Courtney zum Vierten?
Nicht nur im Short Track gilt Kate Courtney als die klare Favoritin für den Sieg. Auch im Cross Country-Rennen wird der Weg zum Sieg wohl nur über die Amerikanerin führen. Wie beim Weltcupauftakt in Albstadt konnte Courtney in den französischen Alpen beim letzten Weltcup das Rennen von Beginn an kontrollieren und fuhr solo an der Spitze zum Sieg. Egal auf welchem Terrain, die Überraschungsweltmeisterin aus dem vergangenen Jahr scheint zurzeit eine Klasse für sich zu sein.
Einzig der alten und neuen Europameisterin Jolanda Neff könnte man es zutrauen, mit Courtney mithalten zu können. Insbesondere im Hinblick auf ihre starke Vorstellung bei den kontinentalen Titelkämpfen im tschechischen Brünn am vergangenen Wochenende scheint die Eidgenossin noch mehr als Konkurrentin für Courtney in Frage zu kommen. In dieser Saison steht noch kein Sieg im Weltcup für die Schweizerin zu Buche, schlägt im Trentino nun die Stunde der Jolanda Neff?
Im Zuge dieser beiden großen Namen muss man inzwischen direkt Elisabeth Brandau anfügen. Die deutsche Meisterin fährt eine sehr starke Saison und krönte dies bereits jetzt mit dem Gewinn ihrer ersten Einzelmedaille bei internationalen Titelkämpfen am vergangenen Wochenende. Die Schönaicherin hat tendenziell immer etwas Mühe, bergab den schnellsten Fahrerinnen im Feld zu folgen, gilt jedoch als die stärkste Fahrerin bergauf. Die Strecke in Val di Sole enthält von beiden Elementen etwas, sodass einmal mehr die Hoffnung besteht, dass die Schönaicherin am Sonntagmittag das Podium erklimmen kann.
Welche Fahrerinnen kommen noch infrage für einen möglichen Platz auf dem Podium? Die Französin Pauline Ferrand-Prevot, Zweitplatzierte des Short Tracks und Fünfte des Cross-Country-Rennens in Les Gets, oder vielleicht Anne Terpstra, die Siegerin des Rennens aus Vallnord und Viertplatzierte der Europameisterschaften in Brünn. Gespannt darf man zudem auf die Rückkehr von Annika Langvad ins Renngeschehen sein: Die Dänin steht nach überstandener Handfraktur zumindest auf der Meldeliste für das Rennen in Val di Sole. Bereits vor rund zwei Wochen konnte sie beim Frauenrennen „La Course“ im Rahmen der Tour de France mit der Weltspitze des Straßenradsports mithalten und scheint nach einem Formtief zu Beginn der Weltcupsaison wieder zu alter Stärke zurückgefunden zu haben.
Herren – Schurter vor historischem Triumph
Nino Schurter könnte am kommenden Wochenende endgültig mit dem bisher wohl erfolgreichsten Mountainbiker aller Zeiten, Julien Absalon, gleichziehen. Ein Weltcupsieg fehlt dem Eidgenossen noch, um die Marke von 33 Triumphen in seiner Karriere zu erreichen – exakt die Anzahl an Siegen im Weltcup, die auch der Franzose Absalon vorzuweisen hat. Dass die Form bei Schurter stimmt, dürfte angesichts seines souveränen Erfolgs beim Rennen in Les Gets ohne Zweifel sein. Schurter verzichtete aufgrund der hohen Rennbelastung in den Monaten Juli und August bewusst auf die Europameisterschaften in Brünn. Ob die zusätzliche Pause ein Vorteil oder ein Nachteil sein wird, muss sich herausstellen. Fest steht: Wer am Sonntag den Weltcupsieg einfahren will, muss auf alle Fälle zunächst einmal Nino Schurter bezwingen.
Dass der Weg zum 33. Weltcupsieg für Schurter kein einfacher sein wird, könnte womöglich vor allem an der Anwesenheit von Mathieu van der Poel liegen. Der Niederländer scheint nach einer längeren Trainingsphase und einem dementsprechend mittelprächtigen Ergebnis in Les Gets (16. Platz) wieder bei voller Leistungsstärke. Unter Beweis konnte dies das Allround-Talent bei den Europameisterschaften stellen, die er überlegen für sich entscheiden konnte.
Etwas überraschend schwächelte im tschechischen Brünn der italienische Meister Gerhard Kerschbaumer und landete nur auf dem 16. Rang. Trotzdem könnte er beim Rennen in Val di Sole eine entscheidende Rolle spielen. Zum einen war er der Fahrer, der in Les Gets noch am ehesten Nino Schurter Paroli bieten konnte, zum anderen dürfte ihm das heimische Publikum zusätzliche Kräfte verleihen. Zumal Kerschbaumer bereits im Vorjahr in Val di Sole eine starke Vorstellung ablieferte und einzig von Schurter geschlagen wurde.
Auch Henrique Avancini möchte bestimmt einmal mehr ein Wörtchen mitreden im Kampf um einen Podiumsplatz. Avancini konnte in Peru seinen Titel bei den Panamerikanischen Meisterschaften aufgrund zweier Defekte nicht verteidigen und wird dementsprechend mit etwas Wut im Bauch versuchen, in Val di Sole ein gutes Ergebnis einzufahren. Zudem wird man sicherlich einige der französischen Top-Fahrer um den neuen nationalen Meister Victor Koretzky im vorderen Feld wiederfinden. Allesamt verzichteten sie auf den Einsatz bei den Europameisterschaften und werden demnach etwas ausgeruhter als manch andere Fahrer am Start stehen.
Die männlichen deutschen Fahrer reisen größtenteils mit etwas Rückenwind nach Val di Sole. Insbesondere Georg Egger und Ben Zwiehoff wussten bei den Europameisterschaften als Neunt- und Dreizehntplatzierte zu überzeugen. Manuel Fumic hingegen erlitt nach einem vielversprechenden Auftritt beim letzten Weltcuprennen in Les Gets ein Rückschlag: Rang 37 spiegelt keineswegs das Potenzial des ehemaligen deutschen Meisters wider, sodass in Val di Sole ein Platz unter den besten 20 Fahrern wieder eine Bestätigung des Aufwärtstrends der letzten Wochen wäre.
U23 – Brandl im Aufwind, Eibl mit Wut im Bauch
Es hätte das Rennen von Ronja Eibl werden sollen: Nach zwei souveränen Vorstellungen bei den Weltcuprennen in Vallnord und Les Gets galt die deutsche U23-Meisterin bei den Europameisterschaften als eine der großen Favoritinnen auf den Titelgewinn. Sogar ein möglicher Triumph über die im Weltcup bereits in die Eliteklasse aufgestiegene Sina Frei schien im Bereich des Möglichen. Doch es kam anders als erwartet: Eibl erlitt in der ersten Runde des Rennens einen Plattfuß und fiel dadurch aussichtslos zurück. Umso mehr wird die Grosselfingerin nun versuchen, dieses Malheur in Val di Sole wieder auszumerzen. Zudem führt Eibl die Gesamtwertung im U23-Weltcup mit einem komfortablen Vorsprung an und könnte in Val di Sole einen entscheidenden Schritt in Richtung Gesamtsieg machen. Dabei wird sie sich vor allem mit der Österreicherin Laura Stigger, Silbermedaillengewinnerin bei der EM, und der Britin Evie Richards, Zweitplatzierte beim letzten Weltcuprennen, auseinandersetzen müssen.
Bei den Herren heißt das deutsche Ass Max Brandl. Der deutsche Elitemeister kommt in dieser Saison immer besser in Schwung und konnte sich als Dritter beim Weltcup in Les Gets und bei den Europameisterschaften erfolgreich in Szene setzen. Gegen den Rumänen Vlad Dascalu scheint jedoch aktuell kein Kraut gewachsen: Dascalu siegte außer beim Weltcupauftakt in Albstadt bei allen Weltcuprennen und auch bei den Europameisterschaften war er einmal mehr unschlagbar.
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