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Attacke!
Attacke!
Beste Stimmung in der voll besetzten Toboga
Beste Stimmung in der voll besetzten Toboga - hier wird jeder gefeiert und angefeuert. Insbesondere auch diejenigen, die im staubigen Boden eine Bodenprobe nehmen
Chris prescht durch die Nacht, nachdem er unsere Schlafpläne mit einem wankelmütigen Strategiewechsel durcheinander gewürfelt hat
Chris prescht durch die Nacht, nachdem er unsere Schlafpläne mit einem wankelmütigen Strategiewechsel durcheinander gewürfelt hat
Nachtzug in Finale
Nachtzug in Finale - die niedrigeren Temperaturen machen es durchaus erträglich, sich die steilen Rampen hinauf zu kämpfen... wäre da nur nicht diese Müdigkeit
Wenige Sekunden vor dem Start: die ersten 500 m im Sprint zu den Bikes absolviert
Wenige Sekunden vor dem Start: die ersten 500 m im Sprint zu den Bikes absolviert
Im Rückblick ist alles ganz leicht und ein echter Trail- und Team-Spaß
Im Rückblick ist alles ganz leicht und ein echter Trail- und Team-Spaß
Unser schnellste Pferd im Stall war das Scott Scale RC Ultimate 900
Unser schnellste Pferd im Stall war das Scott Scale RC Ultimate 900 - nach einem Kettenriss am frühen Sonntagmorgen musste es in Ermangelung von Ersatzteilen jedoch stillgelegt werden
Chrischti peitscht auf der ersten Runde in den Top 10 der Gesamtwertung den Berg hinauf
Chrischti peitscht auf der ersten Runde in den Top 10 der Gesamtwertung den Berg hinauf - mangels Verkehr sind die ersten beiden Runden ein echter Traum mit Zeiten, die wir im Anschluss nicht mehr erreichen können
Die malerischen Anstieg an der ligurischen Küste lassen einen fast vergessen, wie weh die Beine tun
Die malerischen Anstieg an der ligurischen Küste lassen einen fast vergessen, wie weh die Beine tun
Chrischti mit der technisch anspruchsvollen Rennlinie...
Chrischti mit der technisch anspruchsvollen Rennlinie...
... Tobi mit der sichereren Alternative
... Tobi mit der sichereren Alternative
Ich flitze rechtzeitig für die Lichtschranke der Sportografen an einem anderen Teilnehmer vorbei
Ich flitze rechtzeitig für die Lichtschranke der Sportografen an einem anderen Teilnehmer vorbei
Hanne pumpt den 29er aus der Kurve
Hanne pumpt den 29er aus der Kurve
Flo mit voller Attacke auf der engen Innenlinie
Flo mit voller Attacke auf der engen Innenlinie - hier kann man Zeit gutmachen, wenn man sein Rad beherrscht
Einige flache Zwischenstücke bieten Möglichkeiten zur Regeneration
Einige flache Zwischenstücke bieten Möglichkeiten zur Regeneration - Hanne kühlt zusätzlich über die Zunge
Noch lacht er, doch die Nacht ist noch jung
Noch lacht er, doch die Nacht ist noch jung
Chris am frühen Morgen mit plattem Reifen vor dem Einstieg in die Toboga
Chris am frühen Morgen mit plattem Reifen vor dem Einstieg in die Toboga - er wird auch in der Folgerunde nicht fehlerfrei ins Ziel kommen sondern schlitzt sich den Reifen an der selben Stelle erneut auf
Wer sein Bike liebt, der schiebt? Chris mit dem zweiten Platten in Folge
Wer sein Bike liebt, der schiebt? Chris mit dem zweiten Platten in Folge
Sechs Stunden später, das Lächeln ist für den Moment eingefroren
Sechs Stunden später, das Lächeln ist für den Moment eingefroren
Die Nacht ist geschafft
Die Nacht ist geschafft - das Rennen geht in das letzte Drittel
Volle Konzentration und Attacke, sollte man meinen
Volle Konzentration und Attacke, sollte man meinen - im Tunnelblick der Lupine Leuchten an Helm und Lenker geht es durch die Nacht, das Rücklicht ist bereits ausgefallen
Grinsekatze!
Grinsekatze!
Warp-Geschwindigkeit bei Chrischti
Warp-Geschwindigkeit bei Chrischti
Nachdem auch Chrischti auf das Focus O1E umgestiegen ist, da das Scott Hardtail ohne Kette handlungsunfähig am Boden liegt, muss das Rad 50% aller im Team gefahrenen Runden absolvieren
Nachdem auch Chrischti auf das Focus O1E umgestiegen ist, da das Scott Hardtail ohne Kette handlungsunfähig am Boden liegt, muss das Rad 50% aller im Team gefahrenen Runden absolvieren - erschwerte Bedingungen für das Dauertest-Bike
Chrischti tritt an und geht auf die letzte Runde für unser Team
Chrischti tritt an und geht auf die letzte Runde für unser Team - spontan hat er sich von Hannah noch die passende Hose ausgeliehen, damit wir wenigstens minimal in der Style-Wertung punkten können
Wer es bis hier oben auf den höchsten Punkt der Strecke geschafft hat darf sich auf eine gelungene Abfahrt freuen
Wer es bis hier oben auf den höchsten Punkt der Strecke geschafft hat darf sich auf eine gelungene Abfahrt freuen - die Toboga ist bei Fans und Fahrern uneingeschränkt beliebt
Julia in den frühen Morgenstunden auf dem Ghost SL AMR Testbike
Julia in den frühen Morgenstunden auf dem Ghost SL AMR Testbike
Die letzte Runde im Spezial-Outfit bringt Hanne einen feinen Sonnenbrand ein
Die letzte Runde im Spezial-Outfit bringt Hanne einen feinen Sonnenbrand ein - egal, das Shirt ist je gekühlt
Chris am Ende seiner letzten Runde
Chris am Ende seiner letzten Runde - und seiner Kräfte?
Ich habe gut lachen - so wie es aussieht ist mein Job erledigt
Ich habe gut lachen - so wie es aussieht ist mein Job erledigt - Zeit für eine Dusche!
Gegen Mittag kommt die Sonne wieder voll raus und grillt uns die letzten Stunden über
Gegen Mittag kommt die Sonne wieder voll raus und grillt uns die letzten Stunden über
Schlussspurt! Chrischti im schwebenden Grinsekatze-Modus auf dem Weg ins Ziel
Schlussspurt! Chrischti im schwebenden Grinsekatze-Modus auf dem Weg ins Ziel
Gezeichnet vom Staub...
Gezeichnet vom Staub...
... zeigen sich unsere Bikes nach dem Rennen
... zeigen sich unsere Bikes nach dem Rennen
Der feine Staub hat sich in Finale wieder in jeder Pore unserer Bikes festgesetzt
Der feine Staub hat sich in Finale wieder in jeder Pore unserer Bikes festgesetzt - umso mehr freuen sich die Bikes auf ein wenig Liebe nach dem Rennen
Warten auf den (vermeintlich) letzten Mann in der Toboga
Warten auf den (vermeintlich) letzten Mann in der Toboga - als wir realisieren, dass Chrischti noch vor dem Führenden liegt und wir noch eine weitere Runde fahren dürften, ist es bereits zu spät
Team-Foto: Chaotisch wie eh und je aber genau das macht den Reiz dieser Veranstaltung aus
Team-Foto: Chaotisch wie eh und je aber genau das macht den Reiz dieser Veranstaltung aus
Leiden? Ja, gerne!
Leiden? Ja, gerne!
Die Stimmung wird ausgelassener
Die Stimmung wird ausgelassener - Wasserspritzpistolen sind das Mittel der Wahl um ein wenig Abkühlung zu schaffen
Diese beiden ungleichen Ghost-Brüder begleiten uns nicht nur bei Schnitzel- und Hörnlijagd, sondern auch in Finale Ligure
Diese beiden ungleichen Ghost-Brüder begleiten uns nicht nur bei Schnitzel- und Hörnlijagd, sondern auch in Finale Ligure
Das obligatorische Rahmenprogramm: Shuttle-Tag vor dem Rennen
Das obligatorische Rahmenprogramm: Shuttle-Tag vor dem Rennen
... mit einigen Runden auf dem Roller Coaster und von der NATO-Base
... mit einigen Runden auf dem Roller Coaster und von der NATO-Base
Gruppenfoto zur Mittagspause
Gruppenfoto zur Mittagspause
Chris outet sich als echter Materialfahrer und verzichtet um der Hinterbau-Performance Willen auf eine Kette
Chris outet sich als echter Materialfahrer und verzichtet um der Hinterbau-Performance Willen auf eine Kette - und ein funktionierendes Schaltwerk
Warten auf Chris (der mit einem weiteren Platten beschäftigt ist) am Einstieg zu Little Champery
Warten auf Chris (der mit einem weiteren Platten beschäftigt ist) am Einstieg zu Little Champery

Die 24h von Finale Ligure sind eines der traditionsreichsten Mountainbike-Ausdauerrennen, die es gibt. Auf der atemberaubenden Strecke direkt an der ligurischen Mittelmeerküste findet sich Jahr für Jahr an Pfingsten eine Horde Mountainbike-Verrückter ein und wie schon oft ist auch in diesem Jahr ein Team von MTB-News.de am Start gewesen. Im Vorfeld hatten wir uns überlegt, welche Gründe für beziehungsweise gegen eine Teilnahme bei einem 24h-Rennen sprechen. Wir haben uns – wider besseren Wissens könnte man sagen – für einen Start entschieden. Viel Spaß mit unserem Rennbericht.

Schlussspurt! Chrischti im schwebenden Grinsekatze-Modus auf dem Weg ins Ziel
# Schlussspurt! Chrischti im schwebenden Grinsekatze-Modus auf dem Weg ins Ziel

24h Finale Ligure 2017 – Rennbericht

Mit matten Blicken sitzen Chrischti und ich in der berühmten Toboga von Finale Ligure, der letzten Abfahrt auf der legendären 24h Rennrunde. Es ist 6:23 Uhr am Sonntagmorgen, ein neuer Tag bricht Schritt für Schritt an. Wir haben beide gut drei Stunden geschlafen; in meinem Fall ist es eher eine Form des Ruhens gewesen. Zu hoch der Adrenalinpegel, zu aufgedreht Körper und Geist nach immerhin fast 15,5 Stunden im Rennen. Diesen Moment kennen wir gut nach mehr als einer Handvoll Teilnahmen an genau diesem Rennen, den 24h von Finale Ligure. Wie die Schlafpause bei ihm war, kann ich nur erahnen. Nun sitzen wir hier leicht fröstelnd und warten. Chris hat sich in der Nacht erst mit einer grundlegenden Umstellung der Strategie Freunde gemacht, jetzt ist er auf einer Doppelrunde unterwegs und an sich schon fällig. Nach sehr konstanten Zeiten die gesamte erste Hälfte des Rennens hindurch verspätet er sich nun – kein gutes Zeichen.

Doch andererseits sind wir bis zu diesem Zeitpunkt ohne technische Probleme oder Stürze unterwegs, was uns im Klassement in stabiler Top-10 Position gehalten hat. Anders der Fahrer, der nun ins Bild kommt. Er verlässt eine der Steilkurven auf direktem Wege und während wir uns Fragen, was er plant, zieht er ab und segelt über den zur Zuschauerterrasse umgestalteten Abhang hinunter in die nächste Kurve. Eine Landung gibt es hier nicht und auch keinen Absprung. Dafür einen Stamm, auf dem sich die Zuschauer sonst gesetzt haben. Das Ergebnis ist ein heftiger Einschlag irgendwo mittig in der Kurve. Staub, Krachen, weitere hässliche Geräusche – mehr oder wenig elegant rollt sich der Kollege ab. Zu unserem Erstaunen steht er direkt auf, dreht den Lenker gerade und fährt unter unseren Jubelrufen weiter. Die Szene ist vollkommen surreal. Auch das sind die 24h von Finale Ligure.

Beste Stimmung in der voll besetzten Toboga
# Beste Stimmung in der voll besetzten Toboga - hier wird jeder gefeiert und angefeuert. Insbesondere auch diejenigen, die im staubigen Boden eine Bodenprobe nehmen
Chris prescht durch die Nacht, nachdem er unsere Schlafpläne mit einem wankelmütigen Strategiewechsel durcheinander gewürfelt hat
# Chris prescht durch die Nacht, nachdem er unsere Schlafpläne mit einem wankelmütigen Strategiewechsel durcheinander gewürfelt hat
Nachtzug in Finale
# Nachtzug in Finale - die niedrigeren Temperaturen machen es durchaus erträglich, sich die steilen Rampen hinauf zu kämpfen... wäre da nur nicht diese Müdigkeit

Das Ergebnis ist ein heftiger Einschlag irgendwo mittig in der Kurve. Staub, Krachen, weitere hässliche Geräusche – mehr oder wenig elegant rollt sich der Kollege ab.

Im Rückblick betrachtet wirken Momente wie diese wie kleine Ewigkeiten, die sich irgendwo in der geistigen Leere, die nach einigen Stunden im Rennen Einzug erhält, einbrennen. Es sind diese Momente, die uns wieder nach Finale Ligure gebracht haben, um eines der schönsten 24h Rennen der Welt in Angriff zu nehmen. Wir sind in diesem Fall Chrischti und ich aus der MTB-News.de Redaktion. Unterstützung finden wir in den langjährigen Freunden Hanne und Chris (der für uns von der Navad 1000 berichtet hat) und den beiden Neulingen Julia und Flo, die beide zu viel Gutes von diesem Rennen gehört haben und es unbedingt auch ausprobieren wollten. So kam es, dass wir wenige Stunden vor dem Start von einem 4er auf ein 8er Team wechseln und in dieser Kategorie zu 6. unterwegs sind. Kein Problem und eine willkommene Verwirrung im Fahrerfeld, denn unsere schöne Startnummer M485 haben wir in der Kürze der Zeit natürlich behalten.

Wenige Sekunden vor dem Start: die ersten 500 m im Sprint zu den Bikes absolviert
# Wenige Sekunden vor dem Start: die ersten 500 m im Sprint zu den Bikes absolviert
Im Rückblick ist alles ganz leicht und ein echter Trail- und Team-Spaß
# Im Rückblick ist alles ganz leicht und ein echter Trail- und Team-Spaß
Unser schnellste Pferd im Stall war das Scott Scale RC Ultimate 900
# Unser schnellste Pferd im Stall war das Scott Scale RC Ultimate 900 - nach einem Kettenriss am frühen Sonntagmorgen musste es in Ermangelung von Ersatzteilen jedoch stillgelegt werden
Chrischti peitscht auf der ersten Runde in den Top 10 der Gesamtwertung den Berg hinauf
# Chrischti peitscht auf der ersten Runde in den Top 10 der Gesamtwertung den Berg hinauf - mangels Verkehr sind die ersten beiden Runden ein echter Traum mit Zeiten, die wir im Anschluss nicht mehr erreichen können
Die malerischen Anstieg an der ligurischen Küste lassen einen fast vergessen, wie weh die Beine tun
# Die malerischen Anstieg an der ligurischen Küste lassen einen fast vergessen, wie weh die Beine tun
Chrischti mit der technisch anspruchsvollen Rennlinie...
# Chrischti mit der technisch anspruchsvollen Rennlinie...
... Tobi mit der sichereren Alternative
# ... Tobi mit der sichereren Alternative
Ich flitze rechtzeitig für die Lichtschranke der Sportografen an einem anderen Teilnehmer vorbei
# Ich flitze rechtzeitig für die Lichtschranke der Sportografen an einem anderen Teilnehmer vorbei
Hanne pumpt den 29er aus der Kurve
# Hanne pumpt den 29er aus der Kurve
Flo mit voller Attacke auf der engen Innenlinie
# Flo mit voller Attacke auf der engen Innenlinie - hier kann man Zeit gutmachen, wenn man sein Rad beherrscht
Einige flache Zwischenstücke bieten Möglichkeiten zur Regeneration
# Einige flache Zwischenstücke bieten Möglichkeiten zur Regeneration - Hanne kühlt zusätzlich über die Zunge

Selbstverständlich nutzen wir auch in diesem Jahr die 24h von Finale Ligure für ausführliche Testfahrten mit einer breit gestreuten Flotte an Testbikes. Chrischti hat ein raketenschnelles Scott Scale RC Ultimate 900 Race-Hardtail mitgebracht, das mit knapp über 9 kg den Gewichtsrekord in unserem Fuhrpark einfährt, aber auch der härteste Knochen ist. Chris will es fahren, darf es aber nicht. Aus gutem Grund, wie wir später bestätigt bekommen werden. Bei mir ist das im Dauertest befindliche Focus OE1 Fully mit am Start, das im Gegensatz zum Hardtail deutlich Kraft spart und den Komfort steigert. Chris und ich werden es im Wechsel pilotieren. Und dann wären da noch die beiden Ghost SL AMR 9 und 10, die mein Bruder Nus und ich gerade im Bruderduell gegeneinander antreten lassen. Julia hat sich bereiterklärt, das 27,5“ Bike zu pilotieren, Hanne wird sich im Rennen dem 29er annehmen. Beide sind nicht gerade übliche XC-Race Bikes, doch mit straff abgestimmten 130 mm Federweg und niedrigen Gewichten durchaus schnell. Flo, der einfach größer als wir alle ist, muss auf sein eigenes Bike zurückgreifen. Schon an der Auswahl unsere Renngeräte lassen sich die verschiedenen Fahrstile und Präferenzen im Team ablesen – und unsere Grundeinstellung, hier einmal mehr wieder nur Spaß am Rennfahren zu haben.

Noch lacht er, doch die Nacht ist noch jung
# Noch lacht er, doch die Nacht ist noch jung
Chris am frühen Morgen mit plattem Reifen vor dem Einstieg in die Toboga
# Chris am frühen Morgen mit plattem Reifen vor dem Einstieg in die Toboga - er wird auch in der Folgerunde nicht fehlerfrei ins Ziel kommen sondern schlitzt sich den Reifen an der selben Stelle erneut auf
Wer sein Bike liebt, der schiebt? Chris mit dem zweiten Platten in Folge
# Wer sein Bike liebt, der schiebt? Chris mit dem zweiten Platten in Folge
Sechs Stunden später, das Lächeln ist für den Moment eingefroren
# Sechs Stunden später, das Lächeln ist für den Moment eingefroren

Chris plättet zwei Mal an der selben Stelle. Nach 15 Stunden im Rennen scheint die Lernkurve flach zu sein.

Zurück zur Geschichte. Irgendwann kommt Chris. Doch er kommt nicht über die Strecke, sondern irgendwo aus dem Unterholz. Er rennt, das Bike schiebend. Er ruft uns unzusammenhängende Worte zu, doch wir erkennen schnell: der Hinterreifen ist hin. Problemo technico – der erste für uns. Die 100 ml Dichtmilch haben sich großflächig über Hinterrad und Rahmen verteilt, alles sieht aus wie Sau. Da Chrischti so schnell nicht aufs Rad steigen mag, wechseln wir in Windeseile die Pedale am Ghost von Hanne und schicken Chris mit einigen netten Flüchen und schlechten Wünschen zurück auf seine Rennrunde. Die Schadensanalyse zeigt: direkt durch einen Stollen des Conti RaceKing hat ein scharfer Stein einen gut 5 mm langen Schnitt in die Karkasse gesetzt. Aus Tubeless-Sicht ein Totalschaden, wir ziehen einen der Specialized Fast Trak Rennreifen auf, die bereits 2014 gute Dienste in Finale geleistet hatten.

In wenigen Minuten ist das Hinterrad wieder schlauchlos hergestellt, wir kümmern uns kurz um das Scott von Chrischti und ziehen uns um. Er fährt in den Startblock, um von Chris den Transponder zu übernehmen. In diesem Jahr gibt es nur noch einen Transponder, der direkt übergeben werden muss. Dieser Umstand hat den Fahrerwechsel insbesondere in der Nacht deutlich einfacher gemacht und ermöglicht einen kurzen Austausch zwischen den Runden. Und zum ersten Mal in der Geschichte von Finale Ligure verliert man mit einem Fahrerwechsel Zeit gegenüber einem Fahrer, der durchfährt. Das war nicht immer so … Inzwischen ist es vollständig hell geworden; das Fahrerlager wird immer lebendiger und wir nehmen wohlwollend zur Kenntnis, dass die Sonne auch an diesem Morgen hinter einigen Wolken versteckt ist – die Temperaturen sollten sich halbwegs in Grenzen halten.

Die Nacht ist geschafft
# Die Nacht ist geschafft - das Rennen geht in das letzte Drittel
Volle Konzentration und Attacke, sollte man meinen
# Volle Konzentration und Attacke, sollte man meinen - im Tunnelblick der Lupine Leuchten an Helm und Lenker geht es durch die Nacht, das Rücklicht ist bereits ausgefallen
Grinsekatze!
# Grinsekatze!

Als Chris zurück kommt, ist auch das Ghost platt. Während Chrischti sich auf die Runde macht, berichtet Chris, dass ihm der selbe Stein zum Verhängnis geworden ist. Bei so viel Dummheit kann ich nur den Kopf schütteln, aber die Stelle hat es in sich. Wie schon in 2009 fährt man vor der Einfahrt in die Toboga nochmals eine Runde von gut 800 m um den Gipfel herum; zunächst technisch anspruchsvoll in losem Geröll bergab, dann technisch wieder bergauf und genau hier finden sich viele spitze Steine, die nur darauf warten, leichte Cross Country-Reifen mit Löchern zu durchsetzen. In keinem anderen Jahr haben wir so viele platte Reifen um uns herum und auch bei uns gesehen. Manche Teams haben in den ersten sechs Stunden keine Runde ohne Defekt gefahren. Insofern können wir uns für den Moment glücklich schätzen. Zumindest bis zu dem Moment, in dem Chrischti das Scott mit gerissener Kette zu uns zurück rollt. Er springt direkt auf mein Focus, das glücklicherweise die richtigen Pedale montiert hat und tritt wie ein Berserker zurück in Richtung der Stelle, an der er die Strecke verlassen hat. Es war an ihrem hintersten Ende.

Warp-Geschwindigkeit bei Chrischti
# Warp-Geschwindigkeit bei Chrischti
Nachdem auch Chrischti auf das Focus O1E umgestiegen ist, da das Scott Hardtail ohne Kette handlungsunfähig am Boden liegt, muss das Rad 50% aller im Team gefahrenen Runden absolvieren
# Nachdem auch Chrischti auf das Focus O1E umgestiegen ist, da das Scott Hardtail ohne Kette handlungsunfähig am Boden liegt, muss das Rad 50% aller im Team gefahrenen Runden absolvieren - erschwerte Bedingungen für das Dauertest-Bike
Chrischti tritt an und geht auf die letzte Runde für unser Team
# Chrischti tritt an und geht auf die letzte Runde für unser Team - spontan hat er sich von Hannah noch die passende Hose ausgeliehen, damit wir wenigstens minimal in der Style-Wertung punkten können

Falsch parkende Teilnehmer blockieren die eigene Rennstrecke

Ohnehin hat es die Strecke in diesem Jahr in sich gehabt. In den letzten Jahren hatte es sich etabliert, die Solo- und 2er-Teams auf der an sich identischen, jedoch leicht verkürzten Strecke starten zu lassen. Eine weitläufige Runde mit tollen Waldabschnitten und knackigen Anstiegen gehört eigentlich zur Team-Runde, um die größere Anzahl Starterinnen und Starter besser beherbergen zu können. Leider führt ein Teil dieser Strecke direkt an der Straße entlang und trotz Absperrgittern stehen hier am frühen Samstagmorgen nur mehr Autos. Das Flatterband hängt umsonst in diesem gut 2 km langen Abschnitt; gefahren wird hier nicht. So kommt es, dass das Team-Rennen in diesem Jahr auf der kurzen Runde ausgetragen wird. Doch auch die verbleibenden 10 km haben es in sich.

Ich bin zum 7. Mal in Finale Ligure am Start gewesen und noch nie habe ich die Strecke so ausgebombt erlebt. Die Bremswellen vergangener Tage sind zu richtiggehenden Löchern gewachsen, die teilweise eher an eine Downhill-Strecke erinnern. Insbesondere auf den Streckenstücken in Richtung Meer ist dies deutlich sicht- und spürbar. Heftiger noch gestaltet sich der technische Uphill hinauf zur Toboga. Seine Rinne ist tiefer denn je, der Staub zentimeterdick. Wer hier sauber durchfahren will braucht freie Fahrt und erstklassige Balance. Insbesondere bei starkem Verkehr muss hier das gesamte Feld schieben. In der Toboga selbst hingegen ist teilweise Erde aufgeschüttet worden, um die kniffligsten Stellen zu entschärfen. Fakt ist: Für das kommende Jahr wird hier etwas Streckenpflege betrieben werden müssen.

Wer es bis hier oben auf den höchsten Punkt der Strecke geschafft hat darf sich auf eine gelungene Abfahrt freuen
# Wer es bis hier oben auf den höchsten Punkt der Strecke geschafft hat darf sich auf eine gelungene Abfahrt freuen - die Toboga ist bei Fans und Fahrern uneingeschränkt beliebt
Julia in den frühen Morgenstunden auf dem Ghost SL AMR Testbike
# Julia in den frühen Morgenstunden auf dem Ghost SL AMR Testbike
Die letzte Runde im Spezial-Outfit bringt Hanne einen feinen Sonnenbrand ein
# Die letzte Runde im Spezial-Outfit bringt Hanne einen feinen Sonnenbrand ein - egal, das Shirt ist je gekühlt
Chris am Ende seiner letzten Runde
# Chris am Ende seiner letzten Runde - und seiner Kräfte?
Ich habe gut lachen - so wie es aussieht ist mein Job erledigt
# Ich habe gut lachen - so wie es aussieht ist mein Job erledigt - Zeit für eine Dusche!
Gegen Mittag kommt die Sonne wieder voll raus und grillt uns die letzten Stunden über
# Gegen Mittag kommt die Sonne wieder voll raus und grillt uns die letzten Stunden über
Schlussspurt! Chrischti im schwebenden Grinsekatze-Modus auf dem Weg ins Ziel
# Schlussspurt! Chrischti im schwebenden Grinsekatze-Modus auf dem Weg ins Ziel
Gezeichnet vom Staub...
# Gezeichnet vom Staub...
... zeigen sich unsere Bikes nach dem Rennen
# ... zeigen sich unsere Bikes nach dem Rennen
Der feine Staub hat sich in Finale wieder in jeder Pore unserer Bikes festgesetzt
# Der feine Staub hat sich in Finale wieder in jeder Pore unserer Bikes festgesetzt - umso mehr freuen sich die Bikes auf ein wenig Liebe nach dem Rennen
Warten auf den (vermeintlich) letzten Mann in der Toboga
# Warten auf den (vermeintlich) letzten Mann in der Toboga - als wir realisieren, dass Chrischti noch vor dem Führenden liegt und wir noch eine weitere Runde fahren dürften, ist es bereits zu spät

Zeitsprung: Das Rennen ist in der Zwischenzeit weitergegangen. Immer weiter steigen die Temperaturen und die Sonne strahlt vom weitestgehend wolkenlosen Himmel. Keine gute Idee von Hanne, seine letzte Runde im Tank-Top zu fahren. Die Uhr zeigt noch gut zwei Stunden an und wir planen langsam aber sicher den Endspurt. Das machen auch unsere Gegner, denn das Überholverhalten wird zunehmend ruppiger. Während bei den Einzel- und Zweierstartern ein weitestgehend faires Verhalten beim Überholen zu verzeichnen ist, zeigen sich einige der größeren Teams wesentlich weniger umgänglich. Das trifft insbesondere die langsameren Fahrerinnen und Fahrer, die teils hinreichend rücksichtslos aus dem Weg geräumt werden.

Über 24 Stunden hat es noch niemanden umgebracht, auch mal einige Meter hinter einem langsameren Starter fahren zu können. An dieser Stelle ein Plädoyer für Fair-Ride! Mit großen Schritten geht es nun dem Rennende entgegen und als letzter Mann geht Chrischti in schicker Grinsekatze-Leggings von Hannah auf die Strecke. Souverän liefert er auch diese Runde ab und landet irgendwie vor dem Führenden, so dass wir gute zwanzig Minuten nach dem Ablauf der 24 Stunden noch eine weitere Runde hinlegen können. Oder könnten. Denn leider war uns dieser wichtige Punkt im Reglement nicht vollständig vertraut und nach kurzer Besprechung – es wäre ohnehin niemand von uns startbereit gewesen – lassen wir das Rennen Rennen sein. Die 24 Stunden sind rum, der innere Schweinehund mehrfach geschlagen und großartige Momente im Team durchlebt. Am Ende rutschen wir durch diese Entscheidung noch vom sicheren 8. auf den 13. Platz bei den 8er Teams ab, doch das ist am Ende des Tages reichlich egal. Darum ging es nie. Sollte es nie gehen. Nicht bei diesem Rennen. Wir werden wieder kommen!

Team-Foto: Chaotisch wie eh und je aber genau das macht den Reiz dieser Veranstaltung aus
# Team-Foto: Chaotisch wie eh und je aber genau das macht den Reiz dieser Veranstaltung aus
Leiden? Ja, gerne!
# Leiden? Ja, gerne!
Die Stimmung wird ausgelassener
# Die Stimmung wird ausgelassener - Wasserspritzpistolen sind das Mittel der Wahl um ein wenig Abkühlung zu schaffen
Diese beiden ungleichen Ghost-Brüder begleiten uns nicht nur bei Schnitzel- und Hörnlijagd, sondern auch in Finale Ligure
# Diese beiden ungleichen Ghost-Brüder begleiten uns nicht nur bei Schnitzel- und Hörnlijagd, sondern auch in Finale Ligure
Das obligatorische Rahmenprogramm: Shuttle-Tag vor dem Rennen
# Das obligatorische Rahmenprogramm: Shuttle-Tag vor dem Rennen
... mit einigen Runden auf dem Roller Coaster und von der NATO-Base
# ... mit einigen Runden auf dem Roller Coaster und von der NATO-Base
Gruppenfoto zur Mittagspause
# Gruppenfoto zur Mittagspause
Chris outet sich als echter Materialfahrer und verzichtet um der Hinterbau-Performance Willen auf eine Kette
# Chris outet sich als echter Materialfahrer und verzichtet um der Hinterbau-Performance Willen auf eine Kette - und ein funktionierendes Schaltwerk
Warten auf Chris (der mit einem weiteren Platten beschäftigt ist) am Einstieg zu Little Champery
# Warten auf Chris (der mit einem weiteren Platten beschäftigt ist) am Einstieg zu Little Champery

Weitere Informationen

24h Finale Ligure Homepage
Bilder: Tobias Stahl, Hannah Szwarc, Sportograf.com
Text und Redaktion: Tobias Stahl

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