Wer beim Biken im Winter nicht aussehen will wie im Low Budget Artikel von Marc beschrieben, muss entweder doch etwas Geld für warme Bike-Kleidung ausgeben, oder in seinem Outdoor-Schrank nachschauen.

Winterbekleidung im Schnee

Denn die Klamotten, mit denen man in den Bergen unterwegs ist – egal ob zum Wandern, Bergsteigen, Skifahren oder Klettern – eignet sich zum Teil auch hervorragend fürs Mountainbiken. Kombiniert mit den Sommersachen lässt sich so eine funktionelle und schicke Kombination erstellen.

Oberkörper: Das Zwiebelschalenprinzip.

Was hat Gemüse mit Bekleidung zu tun? Die Zwiebel setzt im Kampf gegen die Witterung und den Erdboden auf einen Schutzmantel aus vielen Hüllen – und das sollten Biker und draußen Aktive auch machen.

Dabei empfiehlt sich eine Kombination aus 3 Lagen.

Lage 1 – Base Layer

Unterwäsche – direkt auf der Haut trägt der Sportler Funktionswäsche, deren einzige Funktionalität darin besteht darin, die Feuchtigkeit – im Volksmund auch Schweiß genannt – von der Haut weg zu leiten. Warum? Schweiß ist nass und nass ist kalt.

Deshalb ist wichtig, dass die Wäsche optimal anliegt und aus einem Material besteht, welche diese Aufgabe übernimmt und gleichzeitig angenehm zu tragen ist. Es gibt Fans von Merinowolle, die weder stinken noch kratzen soll und durch ihr Naturproduktimage punktet, allgemein ist sie jedoch nur in Teilen der Kleidung sinnvoll. Funktionsmaterialien wie Coolmax schlagen Baumwolle in sämtlichen messbaren Größen wie Feuchtigkeitstransport, Trocknungszeit und Elastizität.

Die bisher besten Erfahrungen habe ich mit CRAFT und Icebear Unterwäsche gemacht, Marken also, die ihre Erfahrungen hauptsächlich aus dem Langlaufsport haben. (Wer einmal Skaten war weiß, dass das mit die anstrengendste Ausdauersportart ist).

Die Kollektion umfasst dabei verschiedenste Shorts für verschiedene Temperaturbereiche und Aktivitätsgrade – schließlich macht es einen Unterschied, ob ich bei -20°C mit Puls 180 unterwegs sein will oder bei gemäßigten Temperaturen Wandern gehe. Jedoch fährt man mit einem „normalen“ Modell bei fast jeder Witterung und Anstrengung gut. Erfahrungsgemäß gut sind die Produkte Pro Zero und Warm von Craft.

Ein Stück Nostalgie kann man sich mit Schiesser in den Kleiderschrank legen, das Deutsche Unternehmen fertigt leider schon lange nicht mehr zuhause.

Umso erfreulicher dass oben genannte Marken noch in Europa (Portugal / Osteuropa) produzieren!

Lage 2: Isolation

Aufgabe der zweiten Lage: Isolieren, so gut es geht, die Feuchtigkeit dabei aber auch noch weiterleiten. Die beste Wärmeleistung hat die Natur in Form von Daunen parat, auf dem Bike ist das allerdings nur zu Empfehlen, wenn es wirklich kalt ist – ansonsten sind die Sachen zu empfindlich und manchmal nicht winddicht genug. Besser fährt man da mit Synthetik Materialen in Form von Fleece, Powerstretch, Softshell oder mit Wattierungen ala Primaloft. Diese Materialien trocknen enorm schnell und wärmen gut. Ein funktioneller Schnitt tut sein übriges, zum Beispiel bei The North Face das Momentum Jacket – relativ erschwinglich, leicht, warm und mit langen Ärmeln und viel Bewegungsfreiheit ausgestattet.

Hier im Forum schon bestens bekannt: Das Craft Flex Hoody – es eignet sich ebenfalls perfekt als 2. Lage – angenehm kuschlig und schon beim herausnehmen aus der Waschmaschine schon fast wieder trocken.

Diese beiden Produkte sind aber beide nicht winddicht und daher nur als 2. von 3 Lagen sinnvoll, da einen der Windchill sonst auskühlen lässt. Wenn es wärmer wird und man auf Lage 3 verzichtet, lohnt daher die Anschaffung eines Windstoppers, der allerdings nicht so perfekt „atmet“ wie winddurchlässige Materialien.

Lage 3: Hardshell

Obendrüber kommt der Wetterschutz, seine Aufgaben: Wind & Wasser abhalten, Bodenkontakt überstehen, nicht behindern und dabei noch gut aussehen.

Namhafte Outdoor-Hersteller setzen meist auf einen Schnitt, der jegliche Bewegung zulässt, zum Beispiel die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, ohne dass sich der Saum hebt – eine wichtige Eigenschaft, denn wenn man beim an den Lenker fassen schon den Bauchnabel freilegt, bleibt nicht viel Freude. Die meisten Jacken sind hinten länger geschnitten und halten so Niere und Kimme trocken und warm.

Das schlicht und ergreifend beste Material ist Gore TEX Pro Shell – ein leichtes, aber sehr robustes Dreilagenlaminat mit einer unglaublich hohen Wassersäule und Winddichtigkeit. Gore TEX Paclite ist zwar leichter, aber auch wesentlich empfindlicher, wenn man Vegetation oder Erdboden streift…

Kombiniert mit einem guten Obermaterial ist diese Membran perfekt um im Winter trocken und warm zu bleiben, Feuchtigkeit kann raus, nichts rein. Mammut, TNF, Marmot und Konsorten haben überdies eine gute Oberflächenbehandlung, die Dreck quasi per Lotus-Effekt abperlen lässt. Wer seine feinen GoreTex Stöffchen gar nicht erst schmutzig machen will, trägt obendrüber noch das luftige Jersey aus dem Sommer, hauptsache Mesh und stylisch; egal ob Alptraum, Sombrio, Platzangst, Royal oder sonstwer.

Meine Lieblingsjacke ist Marmots Troll Wall Jacket, welches ich im Sommer als Regenjacke und im Winter auch als Skijacke verwende – Dank leichtem Gewicht, perfektem Schnitt, genialer Kapuze und einzipbarem Schneefang.

Beine: Kurze Hose und lange Unterwäsche

Wer nicht auf hautenge Neoprenähnliche Hosen steht, kombiniert einfach die Bikeshort aus dem Sommer, am besten aus flexiblem Stretchmaterial mit Skiunterwäsche (Craft, Schiesser, Mammut, Icebear) und erhält damit Bewegungsfreiheit ohne Ende. Im Winter kommt den Knien endlich die im Sommer so lästige Wärme der Protektoren zu Gute, gut sitzen beispielsweise Six Six One Kyle Strait Knee Guards.

Hände & Füße:

Warme Handschuhe, die gleichzeitig noch die volle Kontrolle über Brems- und Schalthebel gewähren, sind rar. Wem normale Handschuhe auf Dauer nicht reichen, findet das richtige mit GoreTEX Extra Fit Handschuhen, die viel Feingefühl vermitteln oder setzt auf dünne Snowboard Handschuhe von Burton, POW oder Zimtstern. Diese sind aus einem neoprenmäßigen Material gefertigt, sind recht dünn und mit einer silikonierten Innenhand ausgestattet, was besten Griff und Fingerspitzengefühl gleichermaßen ermöglicht.

Wenn es richtig kalt wird, helfen Eiskletterhandschuhe von Black Diamond, ein besserer Kompromiss aus wirklich warm und doch noch feinfühlig ist mir nicht bekannt.

Füße: Wer mit Omas warmen Wollsocken Biken geht, ist auf dem falschen Weg. Sie sind zu dick, vermitteln kein Gefühl und saugen Feuchtigkeit schwammartig auf. Besser: Dünne Socken, evtl. sogar speziell fürs Biken von z.B. Craft, leiten die Feuchtigkeit raus und sorgen für eine gute Durchblutung. Wenn es jetzt kalt wird, helfen nur warme Schuhe, z.B. Five Ten’s Freerider, die im Sommer schon immer zu warm waren… Noch kälter? Überschuhe oder Zeitungspapier… Bergschuhe eignen sich wegen einer zu dicken und steifen Sohle meist nur sehr bedingt. Von Klick-Pedalen ist wegen der hervorragenden Kälteeinleitung durch die Sohle abzuraten.

Helm und Protektoren

Im Sommer eine Erlösung, im Winter nicht überzeugend: Helme mit mehr Lüftungsöffnungen als sonst irgendwas. Was hilft? Ein Helmüberzug, eine Unterhelmmütze oder einfach ein Skihelm. Den haben viele Eh im Schrank, er hält die Ohren warm, punktet vielleicht noch durch eine einstellbare Lüftung und schützt ähnlich gut.

Die quälend heißen Protektoren sind endlich normal tragbar und gehören je nach Geschmack anstatt von Lage 2 und in Kombination mit ihr abhängig von der Flexibilität drüber oder drunter.

Fazit:

Ich persönlich würde mir niemals eine reine Winter-Bikebekleidung kaufen, da das Verhältnis von Preis zu Einsatzzweck nicht stimmt. Mit Bergsport-Kleidung lässt es sich sehr gut biken, mit Bike-Bekleidung ohne Rad unterwegs zu sein macht eher weniger Eindruck.

Preiswerter Kleidung tut es auch, doch wer da spart, kauft zweimal. Die Haltbarkeit von GoreTex ist – richtige Pflege vorausgesetzt – sehr hoch. Häufiger Waschen ist dabei besser als seltener, da die Salze im Schweiß der Membran zusetzen können. Ein spezielles Waschmittel ist teuer, aber durchaus angebracht. Trocknen nach der Wäsche kann die Schmutzabweisenden Eigenschaften wieder verbessern, ebenso natürlich eine vernünftige Imprägnierung.

Vielen Dank an dieser Stelle an das Outdoor Geschäft Magic-Mount für die Bereitstellung von Testmaterial und 2 x Lupine Wilma für die Fotobeleuchtung…

  1. benutzerbild

    Speziazlizt

    dabei seit 04/2007

    standest du denn mit der Jacke schon mal im Regen (zwei Tropfen zählen nicht, es gilt nur Dauerregen) während du gleichzeitig Rad fahren warst? Anschließend sollte der Körper trocken sein, ok, etwas feucht darf er sein, da wir mal davon ausgehen dass das Shirt es nicht schafft jeglichen Schweiß abzutransportieren..

    desweiteren, macht es Sinn als "Base Layer" was Wasserdichtes zu tragen?

  2. benutzerbild

    Wakaru

    dabei seit 04/2011

    Für große Fahrer 2m +- gibts bei Mammut die Basejump Pants, sind super angenehm zu tragen und sehr Atmungsaktiv, nur nicht billig. bis Größe 118 (42 lang)

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