Obwohl er nie größere Wettkämpfe gewinnen konnte, hat es Robert Jauch aka „Rob J“ geschafft, seine Leidenschaft zum Beruf zu machen. Foto-Trips zu exotischen Orten und die Nachwuchsförderung von jungen Talenten sind dem passionierten Radfahrer aus München besonders wichtig. Schließlich begann auch er damals als Rookie im BIKE Camp.
(Alle Fotos von Markus Greber)
Erzähl uns doch mal kurz etwas über deine aktuellen Projekte und Pläne für die Saison 2010.
Ich bin vor kurzem erst aus Australien zurück gekommen. Ich war dort für einen Monat zum trainieren und entspannen, um fit für die kommende Saison zu sein. Dann war ich für eine Woche in Sizilien beim Filmen für Canyon. Der Ätna bietet viele super Trails und Bedingungen in dieser frühen Jahreszeit. Nebenher teste ich derzeit einen neuen Prototyp meines Sponsors Canyon und gebe dazu wertvolles Feedback. Gerade bin ich vom Bike-Festival am Gardasee zurück gekommen. Ich bin mit dem Rennrad von München in zwei Tagen nach Riva gefahren, dann beim Enduro Ride vorne dabei gewesen, habe mich gleich danach für das Dirt-Finale qualifiziert und nebenher mich im 4X auf den 4. Platz durchgeschlagen. Am nächsten Tag bin ich auch noch den Marathon gefahren – alles „just for fun“, weil ich richtig Bock darauf habe.
Frische Bilder vom Festival am Gardasee – Rob J. mit einem Backflip:
(Foto: Markus Greber)
…und beim spannenden Positionskampf beim Nightsprint:
(Foto: Markus Greber)
Man sieht dich kaum mehr auf Wettbewerben – ist das Kapitel für dich durch oder steckt da noch Wettkampf-Ehrgeiz in dir?
Das stimmt nicht ganz. Man sieht mich zwar nicht mehr so oft auf Dirt-Contests, jedoch mehr wieder im Racing. Leider sind innerhalb von nur zwei Jahren alle Dirt-Spots hier in München dicht gemacht worden. Mir fehlen die Trainingsmöglichkeiten, um auf dem hohen Level mithalten zu können. Ausserdem habe ich für mich persönlich im Dirten mehr erreicht als ich mir erträumen konnte – auch wenn ich nie ganz vorne in den Contests dabei war, bin ich zufrieden. Das war für mich auch nie die Motivation – vielmehr hatte ich Bock neue Tricks zu lernen und diese zu stehen. Generell bin ich lieber im Gelände unterwegs als in der Halle neue Tricks ins Foampit einzuüben. Nicht dass ich das nicht mehr cool finde, jedoch denke ich, dass die vielen Dirt-Contests unseren Sport als Ganzes ein wenig zu sehr in die falsche Richtung pushen. Ich habe ja mit Dual Slalom und 4X-Racing angefangen und habe bis heute viel Spaß daran. Die ganzen Enduro-, Avalanche- und DH-Rennen reizen mich und auch wieder 4X.
Wäre die Red Bull Rampge interessant für dich? Schließlich warst du schon mal in Virgin/Utah und hast die Location gecheckt.
Ja dort war ich öfters… Ich wäre gerne da mal dabei gewesen, allerdings ist fahrerische Level dort auch sehr spezialisiert. Dafür fehlen uns hier in Europa die Trainingsbedingungen. Ich könnte dort bestimmt fette und schwierige Lines fahren, jedoch bei den Drops auch noch New-School-Tricks zu stehen ist eine andere Sache. Das muss man speziell trainieren.
Du bist als Allrounder bekannt. Auf welchem Bike und Gelände bist du am liebsten unterwegs?
Ich fühle mich auf einem 180mm-Torque sehr wohl. Schnelle und technische Singletrails, große Sprünge und schwierige Passagen liegen mir am besten. Ich bin aber, um ehrlich zu sein, am meisten mit meinem XC-Bike unterwegs (Spezialaufbau Canyon LUX MR), das ich täglich über die Isar Trails hier in München jage. Ich fahre gern schwierige, technische XC-Trails mit viel Druck auf den Pedalen.
Was ist dein Heimrevier oder Lieblingsspot vor der Haustür, wenn du gerade nicht auf Reisen bist?
In München bin ich durch die Schließung der ganzen Dirt Spots mehr auf die Isar-Trails gekommen. Und ich muss sagen, dass mir XC fahren echt gut taugt. Ich fahre so oft wie möglich meine Runden oder gehe sogar gern um den Starnberger See Rennrad fahren. In Neukirchen am Großvenediger habe ich ja quasi mein Freeride-Heimrevier, wo ich zusammen mit den Locals neue Strecken gebaut habe und mir das ganze Gebiet alles bietet, was ich zum fahren brauche.
Auf seinen Home-Trails in Neukirchen gewann Rob J. das Einweihungsrennen:
Trailmaster Challenge Wildkogel 2009: im IBC TV ansehen | |
Du bist früher auch mehr Rennen gefahren. Trainierst du heute noch professionell oder fährst du einfach gerade das, was dir Spaß macht?
Eigentlich trainiere ich mehr und härter als je zuvor. Ich schinde mich mit wirklich viel Spaß in der Sportschule, auf den XC-Trails oder sogar auf der Rolle daheim und jeden zweiten Morgen im Schwimmbad. Mir macht es verdammt viel Spaß mich zu bewegen und dabei zu fordern. So fühle ich mich am wohlsten und kann Nachts gut schlafen.
In dem Video „Rolling Thunder“ hast du einen schönen Part. Gibt es ambitionierte Video-Projekte, bei denen du involviert bist?
Ich habe gerade mit Canyon ein paar kleine Kurzclips angefangen. Es ist noch nicht ganz sicher, ob diese auch nur als Kurzclips verwendet werden oder am Ende der Saison vielleicht als etwas Zusammenfassendes gezeigt wird. Ansonsten werden wir jetzt auf dem Peru-Trip neben Fotos auch hochwertige Filmaufnahmen machen.
Du hast deinen Traumjob Bike-Profi erreicht und bist sehr präsent in den Bike-Medien. Spürst du dennoch Druck, dass neue Talente versuchen den älteren Pros ihren Rang abzulaufen?
Druck auf dem Pedal – das ist alles was ich brauche. Sonst mache ich mir kein Stress. Es gibt viele gute Jungs da draussen, doch sind die meisten nur gut in einer Sache – vielseitige Allrounder gibt es nicht so viele, die auch noch bereit sind hart in dem Business zu arbeiten, gute Ideen haben, diese umsetzen und sich immer wieder weiter entwickeln. Ohne die richtige, nachhaltige Einstellung gegenüber dem Sport und dem Job sind viele nur Eintagsfliegen. Ich gebe immer Vollgas und treibe meine Projekte voran und meine Sponsoren wissen meine Vielseitigkeit zu schätzen. Sorgen um meine Zukunft mache ich mir keine.
Stets modisch gekleidet und mit Style unterwegs – Rob J. bei der „Arbeit“:
(Foto: Markus Greber)
Als Nachwuchsfahrer hast du ein Jugendcamp im Bikepark besucht. Wie hat dies deinen Werdegang beeinflusst?
Ja ich war vor zwölf Jahren als Kid in dem ersten BIKE Jugendcamp in Todtnau dabei. Dort wurde ich ein wenig als Talent vom BIKE Magazin entdeckt und bekam mein erstes Bild im Heft. Die Woche mit den Profis hat mich enorm motiviert Rennen zu fahren und Gas zu geben. Mit ein paar der Trainier bin ich Jahre später auf Worldcups und auf Rennen in Europa gefahren. Vor vier Jahren habe ich die Organisation von dem Jugendcamp übernommen und biete nun diese Woche den Kids von heute an. Ich gebe so dem Sport einen Teil von dem zurück, was ich erfahren durfte. Jedes Jahr finden sich auch da neue Talente, die von mir gefördert und unterstützt werden. Dieses Jahr erwarten wir 100 Kids. Das Camp ist bereits fast ausgebucht.
Du bist mittlerweile selber erfahrener Bike-Coach. Was sind die häufigsten Fehler, die du bei Anfängern im Bikepark beobachten kannst?
Keinen Finger an der Bremse, Ellenbogen zu eng am Körper und falsche Kurventechnik. Zu wenig Speed und kein Druck auf dem Pedal.
Erzähl uns dein Geheimrezept für mehr Spaß auf dem Bike.
Mehr Speed, „go with the flow“, dabei viel Reisen und immer wieder neue Ziele setzen.
Es gibt immer mehr Events im Gravity-Bereich. Wie sehr wird diese Sparte gegenüber den Touren- und XC-Fahrern aufholen? Oder bleibt es eine Nische für Kids und Adrenalin-Junkies?
Eine Nische im MTB-Sport ist es jetzt schon nicht mehr, finde ich. Die Teilnehmerzahlen bei den Gravity-Events nehmen stetig zu und das nicht ohne Grund: Gute Eventkonzepte bei denen mehr der Spaß als der Wettkampf im Vordergrund stehen, sind gefragt. Die Leute wollen ein schönes Bike-Erlebnis-Wochenende haben und sich auch gerne auf Augenhöhe mit den Profis messen oder sich einfach nur Tipps holen, lernen und eine gute Zeit haben. Events wie meine TRAILMASTER CHALLENGE am Wildkogel sind die Events, die mit dem Sport wachsen können: MTB mit allen seinen angesagten Gravity-Fun-Disziplinen vereint.
Rob J. checkt einen Wallride auf seiner Heimstrecke in Neukirchen:
(Foto: Markus Greber)
Du arbeitest auch mit Tourismus-Regionen in den Alpen zusammen – wieviel Potential siehst du in der Öffnung der Alpenorte gegenüber den Mountainbikern? Wird Biken irgendwann das Skifahren des Sommers?
Ich sehe eine große Bewegung pro MTB in vielen Resorts. Es ist unglaublich, was sich da derzeit tut – besonders in Österreich, Italien und in der Schweiz. Es gibt ein paar neue kleinere Gebiete wie Neukirchen / Wildkogel oder auch große bekannte Gebiete wie Flims / Laax, die sehr ehrgeizige Ziele als MTB-Destination haben. Da werden wir noch sehr viel mehr Bewegung erleben. Die Resorts verstehen langsam, dass sie ausschließlich vom Wintergeschäft nicht mehr überleben können. Da sind Mountainbiker, die im Schnitt viel Geld für Material und Reisen ausgeben, eine willkommene Zielgruppe. Inzwischen ist auch die Akzeptanz mal den Lift benutzen zu dürfen größer. Leider entwickeln sich da die Nachbarländer schneller als wir hier in Deutschland – siehe Oberammergau, wo dem Betreiber des Bikeparks Unmengen an Steinen in den Weg gelegt wurden und der Park letzten Sommer dicht machen musste. Echt schade.
Danke für deine Antworten! Dein Abschlusswort für die IBC-User?
Danke für das Interview. „Surf more trails than the internet!“
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