Test: DT Swiss XM 1550 Tricon Laufradsatz

Kann man das Rad noch neu erfinden? Gerade für eine Firma, die wie DT Swiss hauptsächlich im Laufradbereich aktiv ist, ist diese Frage oft mit großer Ernüchterung verbunden, denn das Rad gibt es schon und neu erfunden wird es deshalb wohl kaum.

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Dennoch haben die Schweizer zur letztjährigen Eurobike einen neuen Laufradsatz auf den Markt gebracht, der zwar noch immer rund ist und Speichen beinhaltet, doch man hat es sich nicht nehmen lassen, viele kleine Verbesserungen zu verbauen. Seit Ende 2009 ist der DT Swiss XM 1550 Tricon Laufradsatz bei mir in den verschiedenen Rädern verbaut und hat Ausflüge in die Alpen, nach Spanien und tonnenweise Kilometer auf den Isartrails hinter sich gebracht. Hier nun der Test, bevor zur kommenden Eurobike die Tricon Produktfamilie weiter ausgebaut werden wird:

DT-Swiss Tricon: Aus der Packung in die Hand

Schick schick, dass muss man DT Swiss lassen. Weiße Speichen und schwarze Komponenten sind nicht jedermanns Sache aber der Tricon Laufradsatz sieht wirklich gut aus und macht gerade auch auf Fotos einiges her. Dabei erspart er dem Käufer glücklicherweise jenes „laute“ Design, das in letzter Zeit immer häufiger wird und setzt sich doch vom gewohnten Einheitsbrei ab. Was steckt hinter Tricon?Und wo sind die Verbesserungen? Die optische und haptische Qualität des Laufradsatzes ist erstklassig – so man es von DT Swiss und beim verlangten Preis von etwa 800€ auch erwarten darf. Direkt aus der Packung heraus steckt an jedem Laufrad ein persönlich vom Einspeicher unterschriebenes Gütesiegel – fein.

Die eine Neuerung des Laufradsatzes ist jedoch, dass er das erste aus speziellen Komponenten zusammengesetzte Systemlaufrad aus dem Hause DT Swiss ist. Während man sich einen EX 1750er Laufradsatz auch aus Einzelteilen zusammenkaufen kann, gibt es die Tricon Parts nur als Komplettset. Der Grund: DT Swiss hängt die Speichen über salopp formuliert „Schifflies“ genannte Nippelaufnahmen in die Felge ein, die dadurch ohne Speichenbohrungen ein geschlossenes Felgenbett bietet und somit ohne Tricks Tubeless-tauglich ist. Die verbauten Speichen haben an beiden Enden Nippel, denn auch an der Nabe werden sie über einen Nippel in den aufgeschraubten Flansch gedreht.

Dieser aufgesetzte Flansch reduziert dabei nicht nur die Fertigungskomplexität des Nabenkörpers, sondern ermöglicht auch die bislang einmalige Kombination aus gerader und gekreuzter Einspeichung. Konstruktionsbedingt ist eine gerade Einspeichung aus Steifigkeitssicht ideal, jedoch kann sie nur eingeschränkt Bremskräfte übertragen. Aus diesem Grund gibt es die gekreuzte Einspeichung und bei den Tricon Modellen gibt es pro gerader Speiche zwei gekreuzte, die kräftetechnisch günstig in jeweils einem Punkt des Flansches zusammenlaufen. So versucht man bei DT Swiss, die Steifigkeit zu erhöhen und dennoch leichte Bauteile verbauen zu können. Das Ergebnis sind sehr gute Werte bei der BIKE auf dem Prüfstand und ein Gewicht von 715g vorne und 872g hinten bei angeblich voller Allmountain-Tauglichkeit. Genau die gilt es zu testen…

Technische Daten

XM 1550 TRICON front 9 mm 100 mm / 9 mm Black / white decals 700 g
XM 1550 TRICON front 15 mm 100 mm / 15 mmBlack / white decals 710 g
XM 1550 TRICON rear 10 mm 135 mm / 10 mm Black / white decals 850 g
XM 1550 TRICON rear 12 mm 142 mm / 12 mm Black / white decals 850 g
Felgenbreite: 26mm
Speichen: 24 Messerspeichen, Pro Lock Torx Nippel

Lieferumfang: Laufräder vorne / hinten, RWS Schnellspanner, 6-Loch-Bremsscheibenadapter, Tubelessventile, Felgenbänder (fragt mich nicht, warum hier noch Felgenbänder beigelegt werden. Eventuell wegen dem Übergang am Ventilloch bei Verwendung von Schläuchen…

Eine 20mm Steckachsversion ist nicht verfügbar. Das maximale Fahrergewicht ist mit 100kg angegeben.

Praxistest: DT Swiss Tricon

Der Tricon Laufradsatz wird über die mitgelieferten RWS Schnellspannsteckachsen montiert und natürlich Tubeless gefahren. Mitgeliefert werden auch die Adapter, um auf den Centerlock Aufnahmen gewöhnliche Bremsscheiben fahren zu können. Als alles montiert ist, bin ich sofort auf eine Runde auf meinen Hometrails gegangen. Zwar liegt das Gewicht etwas über den Werksangaben und statt 1550g bringt der Satz 1587g auf die Waage, doch der erste Eindruck ist klar: Dieser Laufradsatz ist richtig leicht und beschleunigt um einiges besser als die Kombination aus DT 240s Naben und 5.1er Felgen, die ich davor gefahren bin. Fast 300g trennen die beiden Systeme und selbstverständlich müssen beim XM 1550 Tricon Laufradsatz auch Abstriche gemacht werden. Die Felge ist schmaler und limitiert dadurch nach oben sowohl bei der Reifenbreite, als auch bei der verkraftbaren Schlaggröße. Wer sich jedoch im weiteren Sinne an den von DT Swiss angepeilten Einsatzbereich Crossmountain (= XM) hält und verpatzte 360er sowie wilde Ausflüge auf die Downhillstrecke sein lässt, der könnte mit diesem Tricon Laufradsatz sehr glücklich werden. Auch wenn er bei schrägen Landungen ein wenig mit den Speichen knarzt wirken die schicken Räder solide und zeigen sich nach einer halben Saison in den Alpen, am Bodensee und in Winterberg noch vollkommen unbeeindruckt. Ärgerlich dürfte es höchstens im Fall des Falles sein, dass man einen Speichenbruch erleidet. Dadurch, dass beim Tricon Systemlaufrad alle Komponenten aufeinander abgestimmt sind, kann vermutlich nur kaum ein Mitfahrer mit einer Ersatzspeiche aushelfen.

Hier zeigt sich also die Kehrseite der Systemmedaille, denn ob der nette Fahrradhändler im entlegenen Alpental mit Tricon-Speichen aufwarten kann ist eher fraglich. Schön wäre es hier von DT Swiss, wenn sie ein paar Ersatzspeichen bei der Auslieferung beilegen würden. Ebenso wäre ein Nippelspanner nicht schlecht. Doch DT will, dass die Laufradsätze zum Nachzentrieren wieder in ihre Hände kommen… nicht gerade praktisch beim Alpencross. In den letzten acht Monaten bin ich jedoch in keine solche Situation gekommen. Allerdings haben einige Speichen etwas gelitten: Hier und da ist beim Ketten- und Steinbombardement der Lack abgeplatzt aber da die Speichen selbst silbern sind, fallen die kleinen Schäden nicht auf.

Trotz einiger unpfleglicher Ausflüge in Skateparks und auf ruppige Alpentrails läuft die Felge nach wie vor einwandfrei rund und auch Dellen habe ich bislang keine zu verzeichnen. Von den Lagern ganz zu schweigen: Die Naben machen wie von DT gewohnt einen erstklassigen Eindruck und sollten so auch noch einige Kilometer weiterlaufen können. Interessant ist noch ein Tuningfeature: Wer es gerne etwas öfter klicken hört, der kann seinen Freilauf auf 36 Zähne tunen und diesen werkzeug- und fettfrei montieren… klack klacK klaCK klACK kLACK KLACK!

Fazit zum DT Swiss Tricon Test

Teuer und gut – Der XM 1550 Tricon Laufradsatz überzeugt nach gut einer Bikesaison mit Leichtigkeit, Steifigkeit und bislang sehr guter Haltbarkeit. Er kann ohne Umstände Tubeless gefahren werden und scheint perfekt für den Allmountain Einsatz geeignet zu sein. Man sollte sich jedoch nicht zu leichtfertigen Freeridemanövern hinreißen lassen – das niedrige Gewicht macht schnell aber zu schnell bringt das Laufrad zuerst spürbar und vermutlich später auch sichtbar an seine Grenzen.