Alutech CheapTrick im Test: Alutech lässt das CheapTrick wieder auferstehen und fügt dem stetig wachsenden Markt der Trail-Hardtails ein weiteres Modell hinzu. Mit 29″-Laufrädern, 12-fach Antrieb, haltbaren Komponenten, satten 140 mm Federweg an der Front und einer ausgewogenen Geometrie soll das Alutech CheapTrick ein wahrer Alleskönner sein. Wir haben dem schicken Trail-Hardtail in unserem Test auf den Zahn gefühlt!
Steckbrief: Alutech CheapTrick
Einsatzbereich | Trail |
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Federweg | 140 mm (vorn) |
Laufradgröße | 29ʺ |
Rahmenmaterial | Aluminium |
Gewicht (o. Pedale) | 12,8 kg |
Rahmengrößen | M, L, XL |
Website | alutech-cycles.com |
Das Alutech CheapTrick wartet nicht nur mit einem schicken Rahmen-Design und einer eher ungewöhnlichen, wenn auch sehr funktionellen Ausstattung auf. Auch die Geometrie des 29ers sieht auf dem Papier bereits sehr durchdacht aus. So wird der 65° flache Lenkwinkel mit einem steilen Stizwinkel und satten 140 mm Federweg vorne kombiniert – das soll dem Alutech CheapTrick exzellente Allround-Eigenschaften mit Fokus auf die Abfahrt bescheren. Zudem bietet Alutech beim Kauf von der kostenlosen Wahl der Rahmendekor-Farbe bis zur Custom-Pulverbeschichtung in verschiedensten RAL-Tönen einige Gestaltungsmöglichkeiten an. Die Ausstattung ist ebenfalls einen zweiten Blick wert, denn Federgabel und Bremsen stammen von der italienischen Marke Formula und tauchen im OEM-Bereich eher selten auf. Ist das Hardtail aus dem Norden eine günstige und wartungsarme Alternative zum Trail-Fully? Wie viel Enduro steckt in ihm? Wir haben das Alutech CheapTrick getestet!
Geometrie
Die Geometrie des Alutech CheapTrick fällt sehr ausgewogen aus. Zwar ist der 65° flache Lenkwinkel für ein Trail-Hardtail ziemlich aggressiv, verwandelt das Hardtail aber nicht in eine kompromisslose Abfahrtsmaschine. Denn dank des 74° steilen Sitzwinkels tritt es sich auch bergauf oder auf längeren Transfers durchaus angenehm und effizient. Die Reach-Werte fallen gemessen an der aktuellen Entwicklung eher etwas klein aus – bei unserem Testbike in Größe M liegt er bei 430 mm. Mit 475 mm Reach in der längsten XL-Größe könnten sich sehr große Fahrer etwas beengt fühlen. Der Stack fällt mit 637 mm in Größe M und L recht hoch aus. Aufgrund des serienmäßig verbauten sehr flachen und breiten Lenkers ist die Front allerdings dennoch ziemlich tief. 425 mm kurze Kettenstreben sollen trotz der großen 29″-Laufräder für ein verspieltes Fahrverhalten sorgen. Erhältlich ist das Alutech CheapTrick in drei Größen von M bis XL.
Rahmengröße | M | L | XL |
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Reach | 425 mm | 450 mm | 475 mm |
Stack | 637 mm | 637 mm | 646 mm |
Oberrohrlänge | 604 mm | 620 mm | 641 mm |
Sitzrohrlänge | 410 mm | 450 mm | 490 mm |
Sitzwinkel | 74° | 74° | 74° |
Kettenstrebenlänge | 425 mm | 425 mm | 425 mm |
Radstand | 1178 mm | 1203 mm | 1232 mm |
Tretlagerabsenkung | 55 mm | 55 mm | 55 mm |
Lenkwinkel | 65,0° | 65,0° | 65,0° |
Steuerrohrlänge | 110 mm | 110 mm | 120 mm |
Ausstattung
- Federgabel Formula Selva (140 mm)
- Antrieb SRAM GX Eagle
- Bremsen Formula Cura
- Laufräder Sun Ringlé Düroc
- Reifen WTB Vigilante
- Cockpit TwinWorks TrailReady (810 mm) / Answer Atac AME (30 mm)
- Sattelstütze BikeYoke Revive (160 mm)
Federgabel | Formula Selva 29", 140 mm |
Steuersatz | Cane Creek Forty Tapered (40ZS44 | ZS56/40) |
Vorbau | Answer ATAC AME 31,8 schwarz, 30 mm |
Lenker | TwinWorks TrailReady, AL6061, 31,8 x 810 mm, Höhe: 12 mm, schwarz elox |
Griffe | TwinWorks 1510 Lock-On schwarz |
Sattelklemme | TwinWorks CNC Innensechskant 34,9 mm |
Sattelstütze | Bike Yoke Revive Sattelstütze, 160 mm, inkl. Triggy Remote und Magura Shift Mix Klemme |
Sattel | TwinWorks schwarz |
Schalthebel | SRAM SL GX Eagle, 12 fach |
Schaltwerk | SRAM GX Eagle, 12 fach |
Kurbelsatz | SRAM X1-1400 X-SYNC Eagle, 30 T, 175 mm |
Innenlager | SRAM GXP XR BSA, 73 mm, schwarz |
Kette | SRAM GX Eagle, 12 fach |
Kassette | SRAM XG-1275, 12 fach Eagle 10–50 T |
Bremsen | Formula Cura 180 / 180 mm schwarz |
Laufräder | Sun Ringlé Düroc 29", 32 mm Innenbreite |
Bereifung | WTB Vigilante 29" x 2,3" |
Im Detail
Das Alutech CheapTrick macht einen schlichten aber hochwertigen Eindruck. Der gebürstete Aluminium-Rahmen mit den glänzend-schwarzen Details und Aufklebern sieht aus allen Blickwinkeln sehr gut verarbeitet und elegant aus. Dazu tragen auch die breiten, gleichmäßigen Schweißnähte bei. In Serie soll der matte Raw-Rahmen allerdings an Stelle der schwarzen Aufkleber mit glänzend polierten Details aufwarten – ähnlich wie das schon vom ICB2 bekannt ist. Alle Züge sind über gut abgedichtete und verschraubte Eingänge innenverlegt. Das sorgt nicht nur für eine aufgeräumte Optik, sondern ist auch weitestgehend klapperfrei, da die Züge im Inneren des Rahmens gespannt werden können. Unter dem Tretlager erblicken sie kurz das Tageslicht, um dann erst wieder am hinteren Ende der Kettenstreben aus dem Rahmen zu treten. Wer die Vario-Sattelstütze im Rahmen verschieben möchte, sollte daran denken, die Abdeckung am Eingang in den Rahmen zu lösen und die Leitung vorsichtig nachzuführen. Das geschraubte BSA-Innenlager am Alutech CheapTrick dürfte so manchen interessierten Kunden freuen – eine Umwerfer-Aufnahme sucht man jedoch vergebens. Dafür gibt’s ISCG05-Tabs, die bereits andeuten, dass das Alutech gerne mehr als bloße Waldautobahnen sehen möchte. Die Reifenfreiheit am Heck fällt üppig aus. Was wir hingegen vermisst haben ist ein integrierter Schutz an Ketten- und Sitzstrebe. Eine Rolle 3M Mastic Tape ist zwar nicht teuer und schafft schnelle Abhilfe. Dennoch ist es ein Detail, das mittlerweile an vielen Bikes ab Werk vorhanden ist.
Hinsichtlich der durchdachten Ausstattung sticht sofort die Formula Selva-Federgabel mit 140 mm Federweg ins Auge. Diese befindet sich aktuell an nur äußerst wenigen Kompletträdern und schon gar nicht in einem Preisbereich von rund 2000 €. Generell lässt sich sagen, dass das Alutech CheapTrick eine durchdachte und solide Ausstattung zu einem fairen Preis-Leistungs-Verhältnis bietet. Die BikeYoke Revive-Variostütze, die an unserem Testbike verbaut ist und einen Verstellbereich von 160 mm bietet, ist für einen Aufpreis von 299,90 € erhältlich. Optional steht auch eine 100 € günstigere e*thirteen TRS+ oder eine starre Sattelstütze zur Auswahl. Für die nötige Verzögerung sorgt eine Formula Cura-Bremsanlage, die trotz „nur“ 2 Kolben mehr als brachial ist. Eine 12-fache SRAM GX Eagle-Schaltung unterstreicht den Alleskönner-Charakter des Alutech und bietet ausreichend Bandbreite für eine Vielzahl an Einsatzgebieten. Lediglich das Cockpit mit dem 30 mm kurzen Vorbau und dem sehr flachen, 810 mm breiten TwinWorks-Lenker sorgt wegen seiner sehr tiefen Position beim ersten Aufsitzen für etwas Stirnrunzeln.
Auf dem Trail
Das erste Setup geht beim Alutech CheapTrick wie für ein Hardtail üblich vergleichsweise leicht von der Hand. Nach dem Einstellen der Sattelhöhe und Anpassen des Cockpits an die persönlichen Präferenzen muss nur noch die Formula Selva-Federgabel angepasst werden. Diese bietet zwar mit Luftdruck, Zugstufe, High- und Low Speed-Druckstufe sowie dem Formula-eigenen CTS-System eine breite Palette an Einstellmöglichkeiten, ein Grund-Setup ist jedoch ziemlich schnell gefunden. So kann es bald in den Wald gehen. Auf flachen Transfers fühlt man sich sofort wohl auf dem Rad, nimmt im Großen und Ganzen eine recht angenehme Haltung ein und tritt dank des 74° steilen Sitzwinkels effizient in die Pedale. Allerdings benötigt man schon sehr breite Schultern, um den 810 mm-Lenker auf langen Touren als angenehm zu empfinden.
Bergauf ist das Alutech CheapTrick eine wahre Rakete. Hier macht sich der tiefe Lenker bezahlt und der steife Hinterbau setzt jede Kurbelumdrehung in Vortrieb um. Die Kombination des 30 Zähne kleinen Kettenblatts mit der SRAM GX Eagle-Kassette lässt einen auch steile und verblockte Passagen hochklettern, ohne in den Wiegetritt wechseln zu müssen. Im Vergleich zu einem Trail-Fully muss man auf dem Alutech CheapTrick mehr mitarbeiten und das Hinterrad aktiv über Steine und Kanten heben. Aufgrund der relativ kurzen Kettenstreben und des überschaubaren Reachs klappt das allerdings problemlos. Dank der 29″-Laufräder und den griffigen WTB Vigilante-Reifen ist Grip und damit Vortrieb zudem keine Mangelware.
Doch um als Alleskönner durchzugehen muss das Alutech CheapTrick auch bergab eine gute Figur machen. Wie schlägt sich das silberne Hardtail also in der Abfahrt? Der flache Lenkwinkel und das tiefe Tretlager müssen schließlich ihre Berechtigung haben. Zeigt der Trail nun also bergab, steht man sehr zentral im Rad. Auch hier machen sich die kurzen Kettenstreben bemerkbar: Das CheapTrick fährt sich sehr verspielt, zirkelt mit Leichtigkeit um Kurven und lädt geradezu dazu ein, sie viel zu eng anzufahren und sich im Scheitelpunkt richtig herumzufeuern. Am meisten zu Hause ist es auf natürlichen Trails mit verschiedenen Linien, kleinen Sprüngen oder Bodenwellen, an denen man sich in die Luft katapultieren kann. Die Formula Selva-Federgabel schluckt auch harte Landungen und beeindruckt mit ihrer exzellenten Dämpfung und einem sanften Ansprechverhalten. Die Bremsanlage der Italiener bietet einen brachialen Biss – und das mit nur zwei Kolben pro Bremssattel. Abstriche muss man allerdings bei der Dosierbarkeit machen. Zudem ist der Druckpunkt auf steilen Abfahrten leicht nach außen gewandert.
In den Genen des Alutech CheapTrick schlummert auch so einiges an Enduro-Potential. Allerdings wird es hier wirklich von der flachen, breiten Front zurückgehalten. Auf steilen oder verblockten Trails sorgt diese für ein eher unangenehmes Überschlagsgefühl. Dem lässt sich durch Verlagern der Fahrposition nach hinten zwar etwas entgegenwirken. Ein schmalerer Lenker mit deutlich mehr Rise würde dem Alutech CheapTrick insgesamt jedoch deutlich besser zu Gesicht stehen.
Das ist uns aufgefallen
- Kettenstrebenschutz Neben dem fehlenden Schutz der Kettenstrebe und entsprechenden Macken störte uns vor allem die dadurch entstehende Geräuschkulisse. Etwas 3M Mastic Tape schafft hier kostengünstig Abhilfe.
- Tiefe Front Der serienmäßig verbaute Lenker ist mit 810 mm für ein Trailbike nicht nur äußerst breit, sondern auch sehr flach. Ein Lenker mit mehr Rise würde dem Alutech CheapTrick auf steilen Strecken mehr Sicherheit verleihen.
Fazit – Alutech CheapTrick
Egal ob man Hardtail-Purist ist, die Fahrtechnik auffrischen will, sich kein vollgefedertes Rad leisten möchte oder eine Alternative zum typischen Trail-Fully sucht: Mit dem Alutech CheapTrick liegt man goldrichtig. Die Ausstattung ist solide und dem Preis entsprechend. Dank des hochwertig verarbeiteten, schlanken Rahmens und der eher seltenen Formula Selva-Federgabel dürfte man auf dem Trail allerdings so einige neugierige Blicke auf sich ziehen. Obwohl sich das Alutech CheapTrick hervorragend für ausgedehnte Touren eignet, könnte man von der Bergab-Performance dieses Trail-Hardtails noch überrascht werden. Dazu empfehlen wir jedoch dringend einen Lenker mit mehr Rise zu montieren.
Pro / Contra
Pro
- hochwertige Verarbeitung
- breites Einsatzgebiet
- durchdachte Ausstattung
Contra
- tiefe Front
- XL-Größe fällt klein aus
Testablauf
Der Test des Alutech CheapTrick fand auf den Trails rund um Bad Kreuznach statt. Neben flachen Transfers bieten diese steile, verblockte Anstiege und bergab einen Mix aus felsigen und flowigen Trails mit etwa 200 Höhenmetern am Stück.
- Testername: Sebastian Beilmann
- Körpergröße: 174 cm
- Gewicht (fahrfertig): 68 kg
- Fahrstil: Verspielt
- Was fahre ich hauptsächlich: Trail, Enduro, Park
- Vorlieben beim Fahrwerk: recht straff mit Progression
- Vorlieben bei der Geometrie: relativ flacher Lenkwinkel, kurze Kettenstreben, langes Oberrohr mit kurzem Vorbau
- Testername: Gregor Sinn
- Körpergröße: 183 cm
- Gewicht (fahrfertig): 68 kg
- Fahrstil: verspielt, gerne abziehen
- Was fahre ich hauptsächlich: Downhill, Enduro
- Vorlieben beim Fahrwerk: unauffällig, hinten progressiv, vorne wenig Druckstufe
- Vorlieben bei der Geometrie: ausgewogen, vorne geräumig, Lenkwinkel nicht zu flach
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