Was tun in der aktuellen Situation, wenn man plötzlich mehr Zeit für freie Projekte hat? Man baut – vorausgesetzt man hat die entsprechenden Werkzeuge, Materialien und Fähigkeiten – mal eben einen neuen Fahrradrahmen. Im ersten Interview mit Jürgen Schlender hat er uns erzählt, wie, warum und aus was das Alutech Armageddon-Projekt entstanden ist. Zwischenzeitlich gab es die erste Testfahrt und Alutech-Chef Jürgen und Jens von MTB-News.de haben die Eindrücke besprochen. Was es mit dem Geschrei in der ersten Kurve auf sich hatte, wie man ein Pferd lenkt, warum Jürgen das Gefühl hatte, nicht mehr Radfahren zu können, Jens am liebsten Downhill-Reifen fährt und wie Jürgen nach den ersten Testfahrten über das Projekt Armageddon denkt – das und viel mehr gibt es im zweiten Teil des Interviews. Viel Spaß beim Nerd-Talk!
Alutech Armageddon – Interview Teil 2
31.03.2020 – Pinkbike-Redakteur Mike Levy, Erschaffer des Grim Donut, teasert auf seinem Instagram-Profil den Test des Projekt-Bikes an. Jürgen Schlender wird neugierig und baut kurzerhand ein vergleichbares Bike.
01.04.2020 – Wer hätte es anders erwartet, die vor Vorfreude strotzenden Pinkbike-Leser werden ordentlich in den April geschickt. Mike erklärt im Video, dass zum aktuellen Zeitpunkt kein weiteres Testfahren möglich ist und der Testbericht zum Grim Donut weiterhin aussteht.
Ein paar Tage darauf treffen sich Jürgen und Jens einmal mehr in den Weiten des Internets, um die ersten Eindrücke von Jürgen zu besprechen. Vorhang auf:
Audio: Interview Armageddon-Projekt Teil 2
Auch das Thema „freihändig Fahren“ beschäftigt die beiden im Interview – offensichtlich hat Marketing-Dame Jana die Nase bei der Challenge vorne.
Alutech Armageddon – Die Geometrie:
Jürgen und Jens nehmen Bezug auf das Frankentrail-Geometrie-Projekt. Außerdem ziehen wir als Vergleich noch ein weiteres Rad heran, das für seine extreme Geometrie bekannt ist: Das Pole Machine.
Armageddon Gr. M | Grim Donut Gr. S | Frankentrail Gr. M | Frankentrail Gr. XL | Pole Machine Gr. M | Pole Machine Gr. L | |
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Sitzrohrlänge | 400 mm | 400 mm | 425 mm | 460 mm | 440 mm | 480 mm |
Oberrohrlänge | 607 mm | 570 mm | N/A | N/A | 607 mm | 637 mm |
Steuerrohrlänge | 115 mm | N/A | 106 + 30x mm | 106 + 24x mm | 125 mm | 125 mm |
Lenkwinkel | 57° | 57° | 63,25° | 62,5° | 63,9° | 63,9° |
Sitzwinkel | 81° | 83° | 76,2° | 76,2° | 79° | 79° |
Kettenstrebenlänge | 427,5 – 440 mm | 450 mm | 430 – 450 mm | 430 – 450 mm | 455 mm | 455 mm |
Tretlagerabsenkung | 20 mm | 30 mm | bis -36 mm | bis -36 mm | 20 mm | 20 mm |
Radstand | 1355,5 – 1368 mm | 1409 mm | 1233 mm | 1302 mm | 1305 mm | 1335 mm |
Reach | 500 mm | 500 mm | 470 mm | 530 mm | 480 mm | 510 mm |
Stack | 638 mm | 620 mm | 590 mm | 610 mm | 650 mm | 660 mm |
Bilder des fertigen Projektbikes
Pressemitteilung zum Projekt Armageddon
Alutech tut’s schon wieder:
Der innovative Prototyp „Armageddon“ spielt mit den Grenzen der modernen Bikegeometrie und stellt die gängigen Standards auf den Kopf. Wer schon einmal zu Besuch bei der norddeutschen Bike-Schmiede mit der großen Liebe zum Werkstoff Aluminium war, der weiß, dass hier im Vergleich zu anderen Bike-Brands manches anders läuft. Chef Jürgen kann noch selber schweißen, sein Pudel war Namensgeber für das erste Alutech-Model Pudel und bevor das Thema 29er im Downhill und „Mullet“ in allen Foren allgegenwärtig war, hatte Alutech mit der Sennes 29 und dem Fanes Love Or Hate die ersten serienreifen Geräte am Start. Ob auch eine Wildsau durch seinen Garten pflügte und ihn dazu inspirierte, eine Modellreihe danach zu benennen, halten Firmeninsider für durchaus denkbar …
Nachdem das Fanes 27,5″ im Jahr 2018 mit neuer Formensprache für nachhaltiges Aufsehen in der Szene sorgte, sollte pünktlich zum Saisonstart 2020 ein neues Model der etablierten Fanes-Familie gelauncht werden. Doch wenn Corona-bedingt die Lieferketten und Produktionsabläufe ins Stocken geraten und die bedeutenden Bike-Events als Startrampen wegbrechen, macht Not erfinderisch. Jeder, der Jürgen kennt, weiß, dass Kopf in den Sand stecken so gar nicht sein Ding ist. Aufgrund der kompakten Firmenstruktur, seinen Fähigkeiten und der Innovationskraft von ihm und seinem Team ist die spontane Umsetzung von Ideen jederzeit möglich.
„Wir machen das einfach.“
Da Jürgen seine Rolle als Vorreiter und Querdenken lebt, war der „Grim Donut“-Artikel auf Pinkbike letztendlich nur der zündende Funke: Voll motiviert stellte sich Chef Jürgen ans Schweiß-Gerät, um eine Testplattform zu bauen, die Aufschluss über die Auswirkung extremer Geometrien geben sollte. Doch wer denkt, dass hier nur Geo-Daten übernommen wurden, der irrt.
Das Projekt Armageddon
Drei Faktoren kamen hier zusammen:
Erstens: Sein Pudel und treuer Buddy „Armageddon“ ist im Frühjahr dieses Jahres verstorben. Ein Projekt, welches seinen Namen trägt, soll die Erinnerung an ihn hochhalten. Zudem passt der Name in diese turbulente Zeit wie kein anderer.
Zweitens: „Geht nicht, gibt’s nicht“. Die Corona-Krise mit ihren fatalen Auswirkungen für die Bikebranche zwingt zu Kreativität – Alutech kann das!
Drittens: Fehlende Rohrsätze und Rahmen aus Fernost machen „Made in Germany“ aktueller denn je.
Das Projekt Armageddon soll in Grenzbereiche vorstoßen und das mehrfach ausgezeichnete Alutech STS Link-Hinterbau-Konzept auf das nächste Performance-Level heben. Die generierten Fahreindrücke bilden die Basis für zukünftige Geometrie-Entwicklungen – ein weiterer Beleg für die Innovationsbereitschaft der Firma Alutech Cycles.
Die Umsetzung:
Die Basis für diesen Prototyp bildet das Oberrohr des Erstlings Pudel, gemeinsam mit Bauteilen aus der Fanes-Familie und dem ICB 2.0. In Reminiszenz an seinen geliebten, verstorbenen Hund war es nur folgerichtig, diesen Prototyp Armageddon zu taufen.
Zitat von Teammitglied Jana: „Ihm dabei zuzusehen, war, wie ein Kind beim Spielen zu beobachten. Breites Grinsen im Gesicht und ein mürrisches Grummeln, als seine Frau ihn aufforderte, zum Essen zu erscheinen.“
Die Ausstattung:
- Fahrwerk RockShox Lyrik Ultimate und Super Deluxe Coil Ultimate
- Schaltung SRAM GX Eagle mit Descendant Alu-Kurbel
- Bremsen Formula Cura 4
- Lenker SQlab 3OX ltd. Camo
- Sattel SQlab 611 Ergowave active ltd. RUH
- Sattelstütze Bikeyoke Revive
- Laufräder DT Swiss EX Spline 1501 (vorne 29″, hinten 650b)
- Reifen Maxxis Assegai 2,5″ 3C Maxx Grip 29, | Maxxis Minion DHR 3C Maxx Terra 27,5″
- Steuersatz Cane Creek Winkelsteuersatz
Erster Fahreindruck
Zitat Jü: „Wow, das Bike eskaliert. Erst mal, wie neu fahren lernen, dann aber krass. Wendiger als gedacht und geht auch bergauf unerwartet gut. Nach längerer Einfahrzeit und Setup-Optimierung hab ich mich schon richtig wohlgefühlt, muss aber auch gestehen, dass es sich wirklich um ein reines Race-Bike handelt – es bügelt regelrecht über alles drüber.“
Projektstatus und die Zukunft:
Ob aus dem Projektbike eine Kleinserie wird, ist zum jetzigen Zeitpunkt weder bestätigt noch ausgeschlossen. Wir warten gespannt auf die ersten Erfahrungsberichte von Teamfahrern und Medien. Sollte das Echo weiterhin so groß sein, ist alles denkbar – es bleibt also spannend.
Möchtet ihr schreien, „Ich will ein Bike von dir Jürgen!“, oder seid ihr noch skeptisch gegenüber solchen Geometrien?
Alle Artikel zum Alutech Armageddon
- Jürgen Schlender im Interview: Alutech Armageddon-Projekt: 57°-Lenkwinkel und einfach mal machen!
- Alutech Armageddon-Projekt – Teil 2: Fährt sich irgendwie anders … aber gut!
- Alutech Armageddon-Projekt – Teil 3: Der Fahreindruck im MTB-News-Test
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