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Länge, Drop, Flare und Co.
Das müsst ihr wissen, bevor ihr in den Unterlenker greift!

Gravelbikes sind momentan unter Moutainbikerinnen und Mountainbikern ohnehin schon im Trend. Der kommende Winter dürfte daran nichts ändern – die artverwandten Radcrosser sind nämlich schon seit langer Zeit ein Tipp für die kalte, nasse Jahreszeit. Doch bevor ihr in den Unterlenker greift, solltet ihr ein paar Dinge darüber wissen …

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Ich persönlich sehe mich zu diesem Artikel motiviert, nachdem ich einfach glaubte, einen breiteren Lenker ans Gravelbike bauen zu können und damit glücklich zu sein. Dann sah ich die vielen verschiedenen Maße, baute mir einen breiteren Lenker und erhielt aus Versehen auch einen tieferen und schrägeren, musste mir dann einen anderen Vorbau montieren, … Also: Augen auf am Unterlenker! Wir geben euch hier einen Überblick, was ihr bei Lenker und Vorbau am Gravelbike beachten müsst.

=> Noch mehr zum Thema Gravel gibt’s übrigens in der Übersicht auf Rennrad-News.

# Die staubigen Tage mögen vorüber sein - doch gerade im Winter sind Cross- und Gravelbikes ein großer Spaß.
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Unterlenker-Maße

Kurz gesagt hat ein Rennradlenker, auch Dropbar oder Rennlenker genannt, einen noch stärkeren Einfluss auf die Sitzposition als ein konventioneller Lenker am Mountainbike. Denn der Unterlenker bietet nicht eine Griffposition, sondern bis zu fünf – und mit seinen vielen Krümmungen gibt es noch mehr Möglichkeiten für Variation.

Breite

Klar, auch ein Rennradlenker hat eine Breite – normalerweise gemessen von Horn zu Horn. Je breiter eure Schultern, desto breiter der Lenker. Gleichzeitig gibt es mehr Platz für Gepäcktaschen und mehr Hebel, eigentlich genau wie beim Mountainbike. Zusätzlich wird häufig die Breite am unteren Lenkerende angegeben. Hier gilt es zweimal hinzuschauen, um Äpfel mit Äpfeln zu vergleichen. Auch der Flare spielt hier eine Rolle – dazu später mehr!

# Ein Rennlenker hat eigentlich sogar zwei Breiten - standardmäßig wird die obere angegeben.

Zusätzlich gibt es aber auch noch die Breite des Unterlenkers, die durch den Flare (s. u.) beeinflusst wird.

Reach

Ja, richtig gelesen: Ein Rennradlenker hat einen Reach! Das haben die wenigsten Mountainbikelenker explizit. In jedem Fall bestimmt die Länge der Vorbiegung die Position der Schalt-Bremshebel-Einheit und damit, wie gestreckt ihr auf dem Gravelbike sitzt.

# Reach ist Reach - und betrifft eure Sitzposition direkt.

Drop

Wie viel tiefer liegt der Unterlenker als der Oberlenker? Der Drop betrifft somit nur die Unterlenkerhaltung. Je mehr Drop, desto tiefer sitzt ihr auf dem Gravelbike. Sogenannte Compact-Lenker haben einen geringeren Drop und lassen euch etwas, ja, kompakter auf dem Bike sitzen.

# Drop ist negativer Stack - um es mal mit den Worten eines Mountainbikers zu sagen.

Rise

Sehr wenige Lenker heben den Oberlenker links und rechts der Lenkerklemmung an. Das ändert natürlich auch den Drop wieder, erlaubt euch einen flacheren Vorbau zu fahren und dennoch aufrechter zu sitzen. Oder so.

# Die wenigsten Rennlenker haben Rise - aber es gibt eben auch Ausnahmen.

Backsweep

Die meisten Gravellenker haben keinen Backsweep, der Winkel im Oberlenker ist also 180°. Einige Modelle neigen hier aber die Lenkerhälften leicht nach vorn, um der schmalen Griffposition Rechnung zu tragen.

Drop Flare

Der Unterlenker muss nicht senkrecht nach unten stehen, er kann nach außen zeigen. Das dreht die Bremshebel in eine etwas ergonomischere Position und macht den Unterlenker breiter, gibt hier nochmal mehr Kontrolle, steigert aber auch den Luftwiderstand.

# Drop Flare beeinflusst die Position der Schalt-Bremshebel - und gibt mehr Breite im Unterlenker.

Flare Out

Den Unterlenker selbst kann man natürlich auch noch neigen, nämlich in die Breite – ein wenig wie der Backsweep am Mountainbike. Auch das kann eine natürlichere Handgelenkstellung unterstützen.

# In welchem Winkel stehen die Lenkerenden aus der Draufsicht zueinander?

Die Bedeutung des Vorbaus

Nachdem der Lenker nun eben nicht nur einen Rise, sondern auch einen Drop und einen Reach hat oder haben kann, ist auch der Vorbau betroffen und muss hier mithelfen. Beispiel: Du willst einen breiteren Lenker, der hat aber möglicherweise auch mehr Reach – dann musst du beides mit dem Vorbau kompensieren, denn ansonsten passiert etwas ganz anderes als geplant. Fakt ist, dass sich im Endeffekt bereits 10 mm Länge deutlich auswirken, und es durchaus ein wenig Probieren braucht, bis die Sitzposition stimmt. Grob gesagt sollte man einen 20 mm breiteren Lenker mit einem 10 mm kürzeren Vorbau paaren. Beim Reach lässt sich Lenker-Reach zu Vorbau-Reach eins zu eins verrechnen.

Länge

Der Abstand zwischen den beiden Achsen von Steuerrohr und Lenker. Wer Lenkerreach mit Vorbaulänge kompensiert, der behält zwar die normale Griffposition bei – der Griff an den Oberlenker fällt aber kürzer aus.

# Mit Vorbaulänge lässt sich Lenkerreach ausgleichen.

Winkel

Der Winkel zur Orthogonalen auf dem Steuerrohr. Weniger kryptisch gesagt kann der Vorbau eben den Lenker noch höher oder niedriger positionieren. Optisch sehen negative Winkel am Gravelbike eindeutig besser aus. Vorbauwinkel und Lenkerdrop bewirken am Ende das Gleiche.

# Mit negativem Vorbauwinkel lässt sich Lenkerhöhe reduzieren - alles andere sieht am Gravel oder Allroadbike seltsam aus.

Bleibt nur noch zu sagen: Die Steifigkeit des Vorbaus ist am Rennrad entscheidend, denn die Lenker sind tendenziell weicher und die Sprints härter. Also gönnt euch einen Vorbau mit großem Querschnitt und vernünftiger Klemmung. Gewicht sparen kann man beispielsweise mit Hohlschmieden und Titanschrauben.

Kauftipps

Aus eigener Erfahrung noch der eine oder andere Kauftipp: Mit den häufig standardmäßig verbauten eher schmalen und tiefen Rennradlenkern kam ich am Gravel- und Allroadbike nur bedingt zurecht. Der Gedanke, einfach den Acros-Gravellenker zu montieren und damit glücklich zu sein, führte am Ende zu diesem Artikel: Er hatte so viel Reach, dass der Vorbau kürzer werden musste – und auch dann war mir der Drop Flare noch viel zu extrem. Das ist vielleicht was für groß gewachsene Personen. Für mich bei 1,76 m war’s aber einfach zu viel von allem. Am Ende bin ich mit dem Newman Advanced 318 glücklich geworden; die Evolution-Vorbauten sind ohnehin über jeden Zweifel erhaben. Wer denkt, am Vorbau könne man nichts falsch machen: Der Ritchey WCS in Kombination mit dem Acros Gravelbar hat mich eines Besseren belehrt – die Kombination wollte schlicht nicht verdrehsicher sitzen, die Schraubenköpfe nudelten schneller aus als Gnocchi. Lenker mit rauerer Oberfläche und Montagepaste wirken hier Wunder!

Fazit – Wie findet man den perfekten Lenker fürs Gravelbike?

Dropbars spielen im Bereich Bikepacking am Mountainbike und natürlich am Gravelbike eine große Rolle. Die vielfältige Biegung sorgt dafür, dass es beim Unterlenker noch mehr zu beachten gibt als beim Flatbar. Die gute Nachricht: Es lassen sich wirklich gute Sitzpositionen finden. Die schlechte: Ohne ausprobieren wird es vermutlich nichts …


Wer von euch greift im Winter bevorzugt zum Dropbar? Oder habt ihr eure Gravelbikes mit Flatbars zu Mountainbikes modifiziert?

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