Nun ist bereits wieder über ein ganzer Monat Zeit vergangen seit meinem letzten Bericht, die Saison ist in vollem Gange und ich komme neben meinem Studienabschluss kaum noch hinterher die ganzen Erlebnisse niederschreiben zu können… – Pressemitteilung von Benny Strasser

Die rennfreie Zeit vor dem Dirtmasters Festival konnte ich nochmals intensiv für studentische Aktivitäten nutzen, bevor wir uns Mittwoch gen Norden aufmachten. Donnerstags wollte ich zu meinem ersten Enduro-Rennen antreten und den Tag neben intensiven Sponsoren-Gesprächen für eine Trainingsrunde nutzen. Es freute mich sehr meine Supporter wieder persönlich treffen zu können und wir gingen froher Dinge ins Training. Die einzelnen Stages waren für Winterberger Verhältnisse recht anspruchsvoll gesteckt und machten eine Menge Spaß. Leider zogen sich die Verbindungsetappen hingegen teilweise so sehr in die Länge, dass es mir nicht als sinnvoll erschien zum Rennen Freitag Vormittag anzutreten. Wir brauchten mehr als 4 Stunden für unsere Runde und so wäre es mir nicht möglich gewesen noch am Downhill-Training teilzunehmen.

Also konnte ich mich aufs Wesentliche konzentrieren und eine erneut veränderte Abfahrt begutachten. Ich finde es wirklich spitze, dass alles mögliche versucht wird aus diesem kleinen Berg Jahr für Jahr einen neuen anspruchsvollen Charakter herauszulocken. Das ganze Festival drum herum stellte sich einmal mehr als Personenmagnet heraus und so stand sogar das Handynetz kurz vorm Kollaps. Am Abend konnten wir gemütlich mit alten Freunden im Fahrerlager grillen um uns dann aus den umliegend „asozialen Verhältnissen“ in die wohlverdient schöne Ferienwohnung zurückzuziehen. Parallel habe ich an der Uni noch ein Forschungsprojekt „Prüfstand Fahrradfedergabeln“ am Laufen und es gab einiges dafür zu tun.


Mag41 Racing Team 2012 – Bild von Thomas Dietze

Der Qualilauf am Samstag klappte wie am Schnürchen, ich wunderte mich nur über eine nicht ganz perfekte Zeit. Da man wohl neuerdings nicht mehr mit Helmcam fahren darf und ich diese am Start abgeben musste, gibt’s leider erstmal keine Videos mehr. Anschließend konnten wir hingegen unsere lang ersehnte Team-Präsentation bei Sram mit (fast) allen Verantwortlichen durchführen, aber lest selbst: mtb-news Link. Das Finale am Sonntag sollte noch spannend werden, es fing über Nacht an zu regnen und die Karten wurden neu gemischt. Mein Rennlauf war vermutlich der Schlechteste seit Langem und dennoch landete ich bei einem gewohnt gut besetzten Fahrerfeld auf dem Podium! Die Sehnsucht nach einem konstanten Trockenrennen wurde hingegen immer größer…

Mag41 Team Fahrer – Bild von Thomas Dietze

Da wir die Chance nutzen wollten und Sram uns die Möglichkeit gewährte am darauffolgenden Montag einen ganzen Tag unser Fahrwerk abzustimmen und zu tunen, blieben wir noch einen Tag länger. Obwohl man meinen sollte in Winterberg nicht die besten Bedingungen für so ein Vorhaben vorzufinden, war es für mich äußerst effektiv sowie informativ und wir haben ein wirklich gutes Setup hinbekommen. Danke an dieser Stelle für alle Unterstützer, es sollte sich recht bald auszahlen! Um meine Saisonplanung perfekt zu machen, konnte ich bei einem ziemlich kurzen Zwischenstop daheim außerdem noch eine Möglichkeit finden zu den beiden Worldcups Mitte Juni in die Staaten zu fliegen und schloss die gesamte Planung und Buchung zusammen mit meinem Schweizer Kollegen Dominik Gspan ab.

Weiter ging unsere Reise zum zweiten Stop des European Downhill Cups nach Leogang. Bereits im Vorfeld war klar kommuniziert: das wird eine „Mini-WM“. So gut wie jeder wollte vor dem Termin im September noch ein Rennen auf der neuen Strecke gefahren sein und somit fühlte es sich mehr nach einem kleinen Worldcup an als je zuvor. Ich kam mit meinem neuen Fahrwerk super gut zurecht, der Streckenverlauf an sich war nicht groß verändert, lediglich wurde viel Mühe in die Präparation gelegt. Ein großes Lob an dieser Stelle noch an die vorherrschende Infrastruktur. Entgegen dem bereits gewohnten Usus fanden wir erneut ein super durchorganisiertes Fahrerlager zum absolut fairen Preis vor, oder wo bekommt man schon flächendeckend WLAN bis ins Auto? Auch das prognostizierte Wetter ließ endlich mal auf ein Traum-Wochenende hoffen und so sollte es auch kommen.


40 Benny Strasser IXS EDC Leogang 2012

Mein Training verlief toll, kaum Wartezeiten am Lift und wir mussten uns tatsächlich zügeln nicht zu viel zu fahren. Die Strecke war verrückt schnell geworden und forderte Mensch und Material so einiges ab, es war schwer einen vernünftigen Kompromiss zu finden. In meiner Qualifikation wollte ich versuchen in den technischen Teilen ordentlich Druck zu machen und mir die Kräfte auf den flacheren Passagen für den Sonntag zu sparen. Der Plan ging auf, ich kam total relaxed ins Ziel und landete sogar unter der Top 20 zwischen der restlichen Weltelite. Perfekte Voraussetzungen also für das Rennen am Sonntag. Das Wetter hielt und ich konnte einen sauberen Lauf mit ordentlich Zug ins Ziel blasen. Der Plan ging mehr als auf, ein absolut traumhafter 12. Platz in diesem Fahrerfeld war das Resultat.


36 Benny Strasser IXS EDC Leogang 2012

Da das Wetter in den darauffolgenden Tagen schlechter werden sollte, entschieden wir uns nach einer lustigen Outdoor Go-Kart-Session und gemütlichem Abendessen mit anschließendem Kettcar-Ausklang, an den Gardasee zu fahren. Nach einem Tag Enduro und einem Tag Downhill-Geblase auf dem 601, stand also endgültig mein erster Worldcup in Val di Sole für diese Saison an. Beim Trackwalk konnten wir einige Neuerungen begutachten, die uns Fahrern entgegenkommen sollten. Schlussendlich wendete sich das Blatt hingegen ein wenig und es war vermutlich so anspruchsvoll wie noch nie. Das ließen die ersten Trainingsabfahrten bereits ansatzweise vermuten und im Nachhinein betrachtet hatte ich einen Materialverschleiß wie sonst in einer gesamten Saison. Bei einer ebenfalls turbulenten Kameraabfahrt für mtb-news.de sind wir sogar noch einer verwirrt aggressiven Schlange über den Weg gefahren, aber seht selbst in dem Video: Link (-4:09-).


Val di Sole 2012 – Track Check – Klausmann und Strasser von Thomas auf MTB-News.de

Im Training fühlte sich vermutlich jeder wie ein Anfänger auf dem Bike, die Löcher wurden immer tiefer und ich war gespannt auf die Quali. Mein Plan war wie sonst auch, einen möglichst entspannten und sicheren Lauf ins Ziel zu fahren um ohne unnötiges Risiko das Finale unter der Top 80 mitfahren zu können. Trotz dieser Herangehensweise war ich gefühlt zu oft am Limit und bin eher gegen als mit der Strecke gefahren. Die Bedingungen waren trotz schlimmer Erwartungen so hart, dass vermutlich niemand mit seinem Lauf zufrieden sein konnte. Das Ergebnis passte allerdings, Platz 62 und die Hoffnung auf einen guten Finalrun am darauffolgenden Tage.

Im sonntäglichen Training fühlte ich mich deutlich wohler und ging guter Dinge ins Rennen. Nach einem recht frühzeitigen Fast-Crash musste ich allerdings etwas Speed herausnehmen und bin schlussendlich zu verhalten gefahren. Es wäre mehr drin gewesen, aber immerhin ein Top 50 Resultat und die Gewissheit für die nächsten Rennen.

Im Nachhinein bleibt zu sagen, dass wir erneut verdientes Glück mit dem Wetter hatten, im Anschluss kam der Dauerregen und wir verkrümelten uns zurück an den sonnigen Gardasee. Nach ein paar intensiven „Büro-Tagen“ und körperlicher Erholung am Strand ging die Reise weiter zum zweiten Stop des German Downhill Cups nach Steinach am Brenner. Da ich in der kommenden Woche ein paar studentische Abschluss-Verpflichtungen wahrzunehmen habe und direkt im Anschluss nach Kanada fliege, musste die Reise nach Schottland leider ausfallen. Ich war gespannt auf die neue Strecke, auch wenn die Wetterbedingungen nicht wirklich rosig aussahen.

Immerhin durften wir nach einem sehr langen und wenig ergiebigen Trackwalk in schönstem Sonnenschein trainieren, was auch wirklich nötig war. Die Strecke war zwar nicht wirklich anspruchsvoll, dafür aber sehr lang und wirklich schwer einzuprägen. Nach gefühlt 100 Fahrten kam langsam das Gefühl auf, wo man bremsen sollte und wo man laufen lassen konnte. Und dann kam der Regen, bereits in der Nacht auf Samstag schüttete es ordentlich und irgendwie freute ich mich auf die konstant nassen Bedingungen.


31 Benny Strasser am ZIelsprung

Bereits in den ersten Abfahrten hatte ich viel mehr Spaß als am Vortag, der technische Anspruch war zurück! Das gesamte Drum Herum ist natürlich weniger erstrebenswert, aber wer Dreck macht muss halt putzen. Der Rest des Fahrerfeldes hingegen schien größtenteils eher aufgeschmissen zu sein mit den neuen Bedingungen, auf der Strecke herrschten lange Wartezeiten incl. Blockabfertigung. Mein Seeding-Run lief zwar nicht minder chaotisch ab, dennoch konnte ich mich entgegen vieler Anderer auf dem Bike halten und seit Langem mal wieder mit einem ordentlichen Zeitpolster auf den letzten Startplatz fürs Finale schießen.

Die letzten Trainingsläufe am Sonntag nutzten wir um möglichst sichere und wenig anstrengende Lines herauszufiltern, es schüttete nach wie vor wie aus Kübeln. Der Strecke tat es gut, die anfangs doch recht zähe Pampe wurde zunehmend flüssiger und man konnte ordentlich Gas geben. In meinem Rennlauf gelang es mir überall gut Druck zu machen und dennoch bei einer Fahrtzeit von über 6 Minuten genügend Reserven bis in den Zieleinlauf zu behalten. Es zahlte sich aus und so konnte ich ein für mich perfektes Wochenende mit knapp 12 Sekunden Vorsprung und erneut der Tagesbestzeit für mich entscheiden, super!


39 Benny Strasser

Kommenden Montag wird die Reise für mich weiter in die Staaten zu den beiden Worldcups in MSA und Windham gehen. Direkt im Anschluss findet dann auch schon die diesjährige Deutsche Meisterschaft in Ilmenau statt, ich bin gespannt und werde berichten.

Bis dahin

  1. benutzerbild

    Gastautor

    dabei seit 05/2012

    Nun ist bereits wieder über ein ganzer Monat Zeit vergangen seit meinem letzten Bericht, die Saison ist in vollem Gange und ich komme neben meinem Studienabschluss kaum noch hinterher die ganzen Erlebnisse niederschreiben zu können… - Pressemitteilung von Benny Strasser


    → Den vollständigen Artikel "Benny Strasser: Bikefestival Winterberg, EDC #2 Leogang, Worldcup #2 Val di Sole & GDC #2 Steinach am Brenner" im Newsbereich lesen


  2. benutzerbild

    julius09

    dabei seit 10/2009

    Ein Taum! Benny du bist mein Vorbild, ich habe Respekt davor Studium und die Pro-Racer Karriere so gut unter einen Hut bekommen. Ich wünsch dir Glück für die weiteren Rennen!

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