Nach zwei sehr kräftezehrenden Etappen mit jeweils mehr als 100 Kilometern Distanz sorgten die Organisatoren des Cape Pioneer Treks auf der dritten Etappe für etwas Erholung. Nicht nur die kurze Distanz von 31 Kilometern und der Modus des Zeitfahrens, auch die hohe Singletrail-Dichte sorgte für einen außergewöhnlichen Renntag. Was für einige Teilnehmer im Feld zur wahren Genusstour wurde, endete für uns in einem „Cross-Country-Rennen“ gegen die Uhr. Nichtsdestotrotz konnten wir uns erneut steigern und die vielen coolen Trails um George genießen.
Die harten Etappen zuvor hatten nicht nur an Tobi und mir ihre Spuren hinterlassen, viele Teilnehmer waren nach der gestrigen Überführungsetappe von Mossel Bay nach George schwer gezeichnet. Als ob die Verantwortlichen der Veranstaltung dies schon im Vorfeld geahnt hatten, planten sie für den heutigen Tag ein „Erholungstag“ ein. Wie zum Auftakt beim Prolog waren heute wieder alle Teams auf sich allein gestellt und wurden in einem Zeitfahren geprüft – dieses Mal über 31 Kilometer und 700 Höhenmeter. Schon am Abend zuvor wurde uns die hohe Dichte an Singletrails angepriesen – so viel vorne weg, die Veranstalter hielten ihr Wort.
Der halbe Ruhetag begann für uns auch mehr oder weniger als solcher: Nicht um 5:30 Uhr, sondern erst um 7:30 Uhr klingelte der Wecker – unsere Startzeit um kurz vor eins lag da noch in weiter Ferne. Auch nach dem entspannten Frühstück kam lange Zeit nicht wirklich das gewisse Rennfeeling in uns auf – wir nutzten die Zeit nochmals um uns auszuruhen, schließlich stehen in den kommenden Tagen einige schwere Aufgaben vor uns.
Während die ersten Solofahrer schon das Ziel wieder erreichten, machten wir uns schließlich auf und rollten uns auf den Straßen rund um George etwas ein. Die Beine fühlten sich nach den vergangenen Etappen nicht wirklich gut an, doch wir Beide waren zuversichtlich, auch diese Etappe gut zu überstehen. Vor allem sollten uns die kurze Strecke und die vielen Singletrails entgegenkommen. Mit Vorfreude auf die bevorstehenden Highlights rollten wir dann zum Start.
Und dann fiel auch schon der Startschuss für uns beide – die ersten Kilometer führten flach gegen den Wind aus George hinaus. Selten zuvor waren wir beide so froh gemeinsam im Team unterwegs zu sein, zumal bei mir anfangs die Beine Mühe hatten zu akzeptieren, so zu funktionieren wie ich mir das vorgestellt hatte. Doch nach einer kleinen Abfahrt waren diese Gedanken erstmal passé, die vielen versprochenen Singletrail-Passagen begannen von nun an. Ständiges Auf und Ab, mal eng verwinkelt, wenig später flowig und schnell – auf den angelegten MTB-Strecken von George wuchs die Begeisterung von Meter zu Meter.
Und auch die Bergaufpassagen, der circa 50 Höhenmeter umfassenden Anstiege führten meist auf schmalen Wegen – koordinative Fähigkeiten waren auch hier von Vorteil. Die einzige Verpflegungszone nach 15 Kilometer ließen wir links liegen, wenige Zeit später begann dann der große Gradmesser des Tages. 250 Höhenmeter am Stück über wilde südafrikanische Karrenwege stellten sich uns in den Weg, selbst mit Vollfederung am Rad wurde man fleißig durchgeschüttelt. Die treuesten Fans an diesem hartem Anstieg waren einige freilebende Affen, die weinige Teilnehmer am Rand der Strecke zu Gesicht bekamen. Während wir hinauf kletterten versteckten sich die Tiere leider.
Nachdem wir die Singletrailpassagen meist mit maximalem Tempo unter die Räder nahmen und keinerlei Gedanken bezüglich der Krafteinteilung verschwendeten, galt es mit den überschaubaren Kräften in den Beinen hauszuhalten. Wir fanden einen guten Rhythmus und brachten den Anstieg mit Zug auf den Pedalen hinter uns. Unser Gedanke am höchsten Punkt: Das Gröbste lag nun hinter uns, ab jetzt müsste man nur noch ins Ziel rollen. Doch dies sollte sich als folgenschwerer Trugschluss erweisen, denn die letzten 10 Kilometer hatten es nochmal in sich. Nach einer schnellen Abfahrt auf einem ruppigen Karrenweg folgten nochmals zwei richtig steile Rampen.
Während bei mir im Verlauf der Etappe sich die Beine immer besser anfühlten, musste Tobi an diesen zwei letzten Gradmessern nochmal die Zähne zusammenbeißen. Aber auch das meisterten wir mit Bravour und wurden dann nochmals auf den letzten Kilometer mit einem extrem spannenden Singletrail belohnt. Entlang eines kleinen Sees führte ein sehr schmaler Weg, zudem musste man mehrfach seinen Kopf aufgrund herunterhängender Äste einziehen. Nichtsdestotrotz konnte man dort stets ein Großteil der Geschwindigkeit halten – ein Spaßgarant für alle Teilnehmer.
Die letzten Meter der Etappe standen nochmals ganz im Zeichen des Teamworks. Über zwei Kilometer führte die Strecke auf den Straßen von George zurück ins Ziel. Jede Sekunde zählte, sodass wir nochmals alles in die Waagschale legten um möglichst weit vorne zu landen. Und dies gelang auch wieder, wir konnten uns im Vergleich zum Vortag nochmals steigern. Letztlich überquerten wir als zwölftes Team overall nach 1:24 Stunden den Zielstrich und konnten dieses Mal alle Solofahrer hinter uns lassen.
Die Spitzenfahrer waren am heutigen Tag die beiden U23-Fahrer Simon Andreassen und Alan Hatherly – stolze 10 Minuten waren die beiden auf der kurzen Etappe schneller unterwegs als wir beide. Der Däne und der Südafrikaner konnten heute 50 Sekunden ihres Rückstandes auf das Führungsduo und die Tageszweiten Philip Buys und Matthys Beukes wettmachen. Bei den Damen konnten Cemile Trommer und Karen Brouwer ihren Tageserfolg vom Vortag wiederholen und somit die Gesamtführung weiter ausbauen.
Morgen stellt sich uns erneut ein dicker Brocken in den Weg. Einmal mehr führt die Strecke über 115 Kilometer! Wir verabschieden uns dann aus George und fahren in das Karoo-Gebiet nach Oudtshoorn. Wir hoffen morgen den Auftwärtstrend der letzten beiden Tage fortsetzen zu können und sind gespannt, wie wir bei vorhergesagten Temperaturen von bis zu 35° C zurechtkommen werden.
Ihr seid morgen hoffentlich erneut dabei, wenn wir uns aus Oudtshoorn melden und unsere Eindrücke der vierten Etappe des Cape Pioneer Treks schildern.
Viele Grüße,
Tobi und Gabi
Weitere Bilder findet ihr oben im Slider!
Videos der Vortage
Wir wollen Euch selbstverständlich die täglichen Highlight-Videos der ersten und zweiten Etappe nicht vorenthalten! Viel Spaß beim Anschauen!
Highlight-Video Stage 1
Highlight-Video Stage 2
Alle Artikel zu unserem Live-Blog beim Momentum Health Cape Pioneer Trek:
- Momentum Health Cape Pioneer Trek: The Big Five und Wir – 7 Tage Abenteuer in Südafrika
- Momentum Health Cape Pioneer Trek #Prolog: Feinste Trails entlang des Indischen Ozeans
- Momentum Health Cape Pioneer Trek #1: Leiden der Extraklasse zwischen Giraffen und Zebras
- Momentum Health Cape Pioneer Trek #2: Mit Vollgas entlang der Garden Route
- Momentum Health Cape Pioneer Trek #3: Singletrailspektakel durchs Western Cape
- Momentum Health Cape Pioneer Trek #4: Epische Ausblicke in der Karoo-Wüste
- Momentum Health Cape Pioneer Trek #5: Minus 3 Grad und Schneefall – Willkommen am Swartberg
- Momentum Health Cape Pioneer Trek #6: Over and out! – Das große Finale im Herzen des Kleinen Karoos
- Momentum Health Cape Pioneer Trek : Ab zum Cape Pioneer! Fazit des südafrikanischen Etappen-Spektakels