Der Radsportler befindet sich, ebenso wie jeder andere Outdoorsportler, in einem Zwiespalt. Auf der einen Seite liebt man die Natur und übt unter anderem gerade deswegen seinen Sport aus, auf der anderen Seite benötigt man dafür enorm viele – eigentlich unnötige? – Dinge und reist häufig lange Strecken. Besonders bei professionellen Sportmannschaften sollte so doch einiges an Umweltbelastung zustande kommen. Das Polygon UR Team kündigt nun an, ab 2020 CO2-neutral unterwegs sein zu wollen. Hier findet ihr die Überlegungen des Teams zu diesem Schritt.
Um was geht es?
Das Polygon UR Team formuliert ihr Ziel klar und deutlich: CO2-Neutralität ab 2020. Für sie gibt es mehrere Gründe, diesen Schritt zu vollziehen:
So habe sich das Team schon immer als mehr als nur ein Rennteam gesehen – verschiedene Charity-Aktionen und Spenden von gebrauchtem Material sollen hier als Beispiel stehen. In den letzten Jahren sei das Wissen und das Bewusstsein über den Klimawandel immer deutlicher geworden. Für das Team ist es unbestritten, dass menschliche Aktivitäten und der menschliche CO2-Ausstoß daran einen großen Anteil haben. Klar für sie ist, dass der Lifestyle eines Rennstalls weit weg davon sei, besonders naturverträglich zu sein und gerade die Outdoorsportler mehr Rohstoffe verbrauchen, als es andere Menschen tun. In unserer leistungsorientierten Welt werden alle verfügbaren Ressourcen darauf verwendet, ein Ziel zu erreichen – so natürlich auch im MTB-Rennsport. Von Nachhaltigkeit keine Spur.
Klar ist aber auch, dass Rennen fahren für das Polygon UR Team der Lebensinhalt ist und sie damit nicht aufhören oder es reduzieren wollen. Aber sie möchten die CO2-Emissionen ihrer Teamaktivitäten neutralisieren. Laut Polygon soll dies explizit keine Belehrung für andere sein, sondern nur eine Bekanntgabe ihres persönlichen Ziels – das vielleicht aber auch andere Menschen inspiriert.
Der Plan
Um ihr Ziel zu erfüllen, möchte Polygon in drei Schritten vorgehen:
1. Mehr Effizienz
- so sollen kleinere und effizientere Team-Fahrzeuge gewählt werden
- es sollen mehr Direktflüge gewählt und zudem der Platzbedarf bzw. die Ladefracht reduziert werden – hierzu sollen lokale Händler vor Ort zur Unterstützung herangezogen werden
- Bestellungen für das Team sollen besser geplant werden, um Last Minute-Luftfrachten in Zukunft zu vermeiden
2. Reduzieren, Wiederverwenden und Recyceln
- Ziel ist es, den Plastikverbrauch zu reduzieren
- mit Camelbak steht laut Polygon ein Partner zur Seite, der mit Recyclingmaterialien arbeitet. So sollen im Rahmen von Teameinsätzen nur noch wiederbefüllbare Camelbak-Flaschen verwendet werden, was etwa 220 Plastikflaschen pro Saison sparen soll
- es sollen nur wiederverwendbare Einkaufstaschen verwendet werden
- es soll nur auf wiederverwendbares Besteck zurückgegriffen werden
- es soll soviel wie möglich recycelt werden
- es soll saisonal und lokal gegessen werden (allein dies könne den ökologischen Fußabdruck um 7 % reduzieren)
3. Ausgleich von verbleibenden Emissionen
Trotz der oben genannten Schritte wird durch das Reisen viel CO2 ausgestoßen. Hier ist der voraussichtliche Ausstoß eines Teamfahrers des Polygon UR Teams:
- Pro Flug werden etwa 2,3 Tonnen CO2 in die Luft geblasen. Bei acht Worldcups, drei Crankworx-Events und anderen Veranstaltungen 2020 kommen etwa 15 Flüge auf die Fahrer zu. Das bedeutet etwa 34,5 Tonnen CO2 pro Person.
Aktuell werden zwei verschiedene Möglichkeiten bedacht, diese verbleibenden Emissionen auszugleichen:
- CO2-Credits kaufen, welche wiederum verschiedene Projekte fördern, die Emissionen ausgleichen. Hier muss natürlich abgeklärt werden, ob das Geld auch dafür verwendet wird, wofür es gedacht ist. Climate Care, Gold Standard und Less sind drei Organisationen, die Polygon dafür ins Auge gefasst hat. Falls hier einer der Leser für eine ähnliche Organisation arbeitet oder bessere Vorschläge hat, freut sich das Team über Ratschläge.
- Bäume pflanzen. Auch Organisationen wie Teamtree sollen finanziell unterstützt werden, um die eigenen Emissionen auszugleichen. Es ist bekannt, dass Pflanzen den CO2-Anteil in der Atmosphäre reduzieren. Das Team sei sich zwar bewusst, dass das CO2-Gehalt in unserer Atmosphäre schon so hoch sei, dass nur Bäume pflanzen nicht ausreichen wird, aber es sei trotzdem hilfreich. Insbesondere, da das Problem der Abholzung immer noch besteht bzw. sogar gravierender wird.
Wo muss eine Linie gezogen werden?
Es ist klar, dass die Produktion jedes Produkts, das vom Team verwendet wird, Rohstoffe verbraucht und somit CO2 in die Atmosphäre bläst. Das Team kann hier nicht von allen involvierten Firmen den Ausstoß ausgleichen und wird sich deshalb dabei auf die eigenen Team-Aktivitäten beschränken. Die Hoffnung ist aber, dass ihr Beispiel zu einem Vorzeigemodell wird und wie ein Schneeball immer mehr Leute und Firmen mitzieht.
Das Team weist darauf hin, dass nicht um mehr Geld bei den Sponsoren angefragt wurde, um die CO2-Ausgleiche bezahlen zu können. Alle Sponsoren lesen diese News laut Pressemitteilung zuerst ebenfalls über die öffentlichen Medien.
Augenwischerei oder ein Beispiel, dass Schule machen muss? Was sagst Du zum Plan des Polygon-Teams?
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