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07 ..
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Gegen die Müdigkeit hilft nur die grosse Bialetti
Gegen die Müdigkeit hilft nur die grosse Bialetti
Die Bäckerei gegenüber vom Lift hat alles was das Herz begehrt
Die Bäckerei gegenüber vom Lift hat alles was das Herz begehrt
Stephan macht's französisch
Stephan macht's französisch - beim Reifenwechseln in aller Hergottsfrüh.
Ordnung muss sein
Ordnung muss sein - einige Aufkleber müssen am Bike angebracht werden.
Weg mit dem Marshguard?
Weg mit dem Marshguard? - Hä? Ist doch super matschig.
Kollektive Rutschpartie Richtung Tal
Kollektive Rutschpartie Richtung Tal
Allgemein anerkannter Fahrstil auf Stage 1
Allgemein anerkannter Fahrstil auf Stage 1
mhhhhh
mhhhhh
Stephan wechselt nach den ersten Abfahrten auf Flatpedals
Stephan wechselt nach den ersten Abfahrten auf Flatpedals
Die Belohnung nach der Arbeit...
Die Belohnung nach der Arbeit...
...wird mit motivierender Live-Musik offeriert
...wird mit motivierender Live-Musik offeriert
Ich brauch nen Kaffee
Ich brauch nen Kaffee
Die Sonne strahlt mit den Bergen um die Wette
Die Sonne strahlt mit den Bergen um die Wette - geniale Aussicht an Tag 2
Giant France Fahrer Ludoviv Oget trifft die Rinne
Giant France Fahrer Ludoviv Oget trifft die Rinne
Jeppe, unser Parkplatznachbar aus Dänemark, im Tiefenrausch
Jeppe, unser Parkplatznachbar aus Dänemark, im Tiefenrausch
Noch kurz die Sonne genießen...
Noch kurz die Sonne genießen...
...bevor es ein letztes mal auf die Strecke geht.
...bevor es ein letztes mal auf die Strecke geht.
Sieger Herren
Sieger Herren
Sieger Damen
Sieger Damen
Samoens - schön wars!
Samoens - schön wars!

Spätestens nach Jakob Breitwiesers Enduro-Rennbericht vom ersten Lauf der französischen Serie in Raon L’Étape sollte man sich bei der Anmeldung ein paar Gedanken machen. Bin ich fit genug? Habe ich eine gute Unfallversicherung? Habe ich die Eier, es mit hunderten sauschnellen Franzosen aufzunehmen? Alles Fragen, die man sich zu recht stellen muss, wenn man Richtung Frankreich aufbricht um Enduro-Rennen zu fahren.

Um ehrlich zu sein: Bis auf die Unfallversicherung war ich mir meiner Sache nicht so sicher, als ich mich mit Stephan Wöhrle Richtung Samoens im Department Haut-Savoie aufmachte. Meine Zielsetzung: Ein letzter Härtetest für die bevorstehende Trans Savoie.

07 ..
# 07 ..

Die Eckdaten des Rennens lassen uns auf der Autofahrt frohlocken. 6600 teuflische Tiefenmeter verteilt auf zwei Tage stehen auf dem Programm. Klassischerweise findet das Rennen im sogenannten „Originel“ Modus statt. Auf jeder Stage gibt es einen Trainingsrun und im Anschluss ein oder zwei Abfahrten auf Zeit. Was für die einheimischen Piloten übliches Renngesehen ist, kennen wir nur aus den grossen EWS-Rennen. Die Endurance wird hier nicht mit Uphill in Verbindung gebracht, sondern mit der puren Länge der Abfahrten. So is es dann auch nicht verwunderlich, dass die genannten 6600 Tiefenmeter auf fünf stattliche Stages verteilt werden. Man muss nicht rechnen um zu sehen was den Fahrern hier bevorsteht. Ein mächtiger Haufen Spass! Ein klitzekleiner Seitenhieb zu den heimischen Rennen: Das ist mittlerweile quasi internationaler Standard.

Gegen die Müdigkeit hilft nur die grosse Bialetti
# Gegen die Müdigkeit hilft nur die grosse Bialetti
Die Bäckerei gegenüber vom Lift hat alles was das Herz begehrt
# Die Bäckerei gegenüber vom Lift hat alles was das Herz begehrt

Aber Schluss jetzt mit dem Geschwafel. Das soll ja keine Grundsatzdiskussion werden, sonder ein knackiger Rennbericht von der Basis. Apropos Basis, nach einem schnellen Frühstück in unserer rustikalen Unterkunft schlagen wir unser Basislager, wie alle anderen auch, unten an der Gondel auf. In aller Herrgottsfrühe werden hier eifrig Reifen gewechselt, Bremsen entlüftet, Ketten geölt und die Bikes auf Hochglanz poliert. Zudem gilt es das Bike an allen möglichen Stellen mit den offiziellen Aufklebern zu markieren und damit die zahlreichen Kommissäre der FFC zu befriedigen.

Stephan macht's französisch
# Stephan macht's französisch - beim Reifenwechseln in aller Hergottsfrüh.
Ordnung muss sein
# Ordnung muss sein - einige Aufkleber müssen am Bike angebracht werden.

Während ich bei strahlendem Sonnenschein noch überlege, ob ich meinen Highroller gegen einen Shorty tausche, sehe ich bei vielen Nachbarn gröbste Schlammreifen am Vorder- und Hinterrad. Vom DH-Worldcup habe ich mal gehört, das dort bei sehr staubigen Rennen auch gerne mal Schlammreifen aufgezogen werden. Im losen Boden finden die Spikes wohl besser Halt. Auch der Tipp meines Liftgenossen, den Marshguard besser zu demontieren für bessere Reifenfreiheit, lässt mich nicht stutzig werden. Meine Gedanken drehen sich aktuell eher um den einen Espresso, den ich vielleicht mehr hätte trinken sollen.

Weg mit dem Marshguard?
# Weg mit dem Marshguard? - Hä? Ist doch super matschig.

Dass ich kein Reifenexperte und schon gar kein Wettergott bin, merke ich schon auf den ersten Metern der Stage. Ganz schön schmierig ziehen sich die frischen Anlieger Richtung Waldrand. Die scharfe Spitzkehre in die Dunkelheit der Bäume bringt mir die Erleuchtung: Es hat die ganze Woche geschüttet wie aus Kübeln und die Strecke mit gefühlten 30% Durchschnittsgefälle hat sich in eine Schmierseifenattraktion vom aller Feinsten verwandelt. Die Matschreifen liegen im Keller daheim und ich liege in Frankreich im Dreck. Jedem so wie er es verdient! Irgendwie schaffe ich es den Trainings-LAUF zu überleben und sogar ein paar gute Linien zu treffen. Das Geheimnis scheint wohl die Geschwindigkeit zu sein, je langsamer und ängstlicher man fährt, desto schwieriger machen es einem der lehmige Untergrund hier. Slow ist hier wirklich slow. Eine weitere Erleuchtung kommt mir am Bikewash: Wie wohl die Strecke nach gut 350 Fahrern für den folgenden Rennlauf aussieht?

Kollektive Rutschpartie Richtung Tal
# Kollektive Rutschpartie Richtung Tal
Allgemein anerkannter Fahrstil auf Stage 1
# Allgemein anerkannter Fahrstil auf Stage 1

Um es kurz zu machen: So was habe ich noch nicht gesehen. Die 1000 Tiefenmeter bestehen zum grössten Teil aus lehmig schlammigen Hangfahrten mit darauffolgenden Steilstücken. Damit es nicht langweilig wird, haben die Shaper extra zahlreiche Wurzeln im 45° Winkel designt und sie an den schwierigsten Stellen der Strecke platziert. Abschnittsweise gibt es Anlieger mit noch knackigerem Gefälle. Wer die darauf folgende Motocross-Rinne verpasst, dessen Rutschpartie wird vermutlich erst unten im Tal zu Ende sein.

mhhhhh
# mhhhhh
Stephan wechselt nach den ersten Abfahrten auf Flatpedals
# Stephan wechselt nach den ersten Abfahrten auf Flatpedals

Die Belohnung nach der Arbeit...
# Die Belohnung nach der Arbeit...
...wird mit motivierender Live-Musik offeriert
# ...wird mit motivierender Live-Musik offeriert

Mit ganz viel Glück findet man vorher einen netten Baum, der den Biker gegen eine kostenlose Umarmung vor dem Gröbsten bewahrt. Erstaunlich, wie schnell man bei solchen Bedingungen sein kann, wenn man Franzose ist. Eliot Trabac zaubert eine Zeit auf Stage 1, die sich gewaschen hat. Ihm folgen im Sekundentakt weitere Unbeugsame. Da kann ich nur mein Bike erneut waschen und staunen.

Der Zeitplan, der uns auf den ersten Blick recht großzügig vorkam, wird mit den Routineaufgaben aus Bikewash, Schmieren und Essen fast vollständig ausgefüllt und schneller als es mir lieb ist geht es wieder hoch zum Start. Mit jeder weiteren Fahrt wird es schwieriger die nötige Motivation zu finden um sich in die schlammigen Untiefen zu stürzen. Mein Ziel ohne Sturz runterzukommen schaffe ich am heutigen Tag leider nie. Kurioserweise sind die beiden Tretpassagen auf Stage 2 das angenehmste was ich über den Tag gefahren bin. Der Rest der Strecken ist extrem fordernd und verlangt mir wirklich alles ab, wenn nicht sogar etwas mehr. Nach der letzten Abfahrt macht sich ein seltsames Gefühl aus Erleichterung, Enttäuschung und Verwunderung breit. Das Niveau hierzulande ist wirklich beeindruckend und so beende ich diesen heftigen Lerntag auf dem 70. Gesamtrang.

Ich brauch nen Kaffee
# Ich brauch nen Kaffee

Trotz diesem heftigen Dämpfer ist die Motivation am nächsten Morgen dann doch wieder da. Die schmerzenden Knochen erinnern mich beim Aufstehen an die offene Rechnung vom Vortag. Mit diesen Gedanken im Hinterkopf setze ich den Kaffee in der Bialetti an. Viel hilft viel, gerade wenn es um Koffein geht!

Die Sonne strahlt mit den Bergen um die Wette
# Die Sonne strahlt mit den Bergen um die Wette - geniale Aussicht an Tag 2

Das Tagesprogramm besteht aus 2 Stage, dazwischen mit ca. 200 Höhenmetern der einzige Uphill des Wochenendes. Das ganze natürlich zweimal. Wie gehabt einmal als Training und einmal gezeitet. Klingt einfach, ist es aber nicht.

Die erste Stage des Tages ist ein sprichwörtliches Monster. Vom Gipfel, mit perfekter Mont Blanc-Sicht im Nacken, stürzt der Trail sich ins Tal. Der Grip ist heute zwar besser, aber im Wald lauern immer noch zahlreiche glitschige Wurzeln und Steine auf uns Biker. Außerdem macht sich die strahlende Sonne zwar super auf den Fotos, aber die Sicht zwischen den Bäumen ist dagegen eher bescheiden. Oftmals rauscht man mit 40 Sachen in ein schwarzes Loch im Wald. Dann hilft nur Lenker festhalten und abwarten. Sobald die Augen sich angepasst haben, ist dann meisten auch schon das Gröbste vorbei und man kann sich auf die nächsten Aufgaben konzentrieren. Davon hat es dann auch mehr als genug. Obwohl der Trail für mich an der Grenze des Möglichen ist, macht es gewaltig Spass. Rennen zu fahren heisst ja auch immer irgendwie seine Grenzen zu suchen. Und die kann man hier definitiv finden.

Giant France Fahrer Ludoviv Oget trifft die Rinne
# Giant France Fahrer Ludoviv Oget trifft die Rinne
Jeppe, unser Parkplatznachbar aus Dänemark, im Tiefenrausch
# Jeppe, unser Parkplatznachbar aus Dänemark, im Tiefenrausch

Ein ärgerlicher Sturz versaut mir auf der fast 15 Minuten langen Stage eine bessere Platzierung. Jetzt kann mich bzw. mein Ego nur noch die letzte Abfahrt retten. Ziel Nr. 1: Kein Sturz! Ziel Nr. 2: Vollgas! Der Trail kommt mir und meinem Können entgegen. Die Geschwindigkeiten sind deutlich schneller, es hat nur wenig matschige Stellen. Im Gegensatz zu den restlichen Trails kann man es hier ohne Probleme auch mal laufen lassen. Und das Reign läuft. Ohne Rücksicht auf Verluste – immerhin habe ich ja dicke DH-Reifen montiert – hämmere ich die schöne blaue Kiste durch die zwei groben Steinfelder. Kein Gedanke an Versagen oder irgendwelche Konsequenzen, auf einmal geht es. Da ich diese mit knapp 9 Minuten kürzeste Stage ziemlich gut runtergebracht habe, bin ich sogar noch für den Sprint ins Ziel hochmotiviert. Fix und fertig studiere ich die Zeittafel. Phillip, der Sprecher, lobt den „amis allemand“ und bestätigt mir eine Zeit unter den ersten 35. Unter anderen Umständen wäre das wirklich deprimierend, aber hier beim Coup de France bin ich damit mehr als zufrieden.

Noch kurz die Sonne genießen...
# Noch kurz die Sonne genießen...
...bevor es ein letztes mal auf die Strecke geht.
# ...bevor es ein letztes mal auf die Strecke geht.

Nach den mittlerweile routinierten Handgriffen der Radwäsche genießen wir die Live-Band an der Verpflegungstelle. Neben leckeren Clif Bar Riegeln und Trockenfrüchten, werden hier selbstgemachte Salate, lokale Schinken- und Käsespezialitäten, Quiche- und Pizzastücke in rauen Mengen und mit viel Elan ausgegeben. Die obligatorische Orangina schmeckt bei diesem Angebot gleich doppelt so gut.

Sieger Herren
# Sieger Herren
Sieger Damen
# Sieger Damen

Fazit: Was können diese Franzosen eigentlich nicht? Auf jeden Fall sind sie im Enduro-Sport eine Macht. Wenn man das Niveau der Rennveranstaltungen hierzulande sieht, ist das auch kein Wunder. Die perfekte Mischung aus Spass, ernsthaftem Rennsport und liebevollem „Drumherum“ haben uns sichtlich beeindruckt. Für schlappe 57,50 Euro bekommt man hier unter anderem massig Tiefenmeter, bestes Verpflegung und eine professionelle Organisation.

Samoens - schön wars!
# Samoens - schön wars!
Text: Daniel Eiermann | Fotos: Sebastien Berenger, Daniel Eiermann
  1. benutzerbild

    Tob1as

    dabei seit 01/2010

    Schöner Bericht und gute Fotos !

  2. benutzerbild

    dukestah

    dabei seit 09/2010

    schöner beitrag, macht echt bock auf mitmachen smilie

  3. benutzerbild

    zangg

    dabei seit 04/2012

    vor 2 Jahren da gewesen, das war eine Offenbahrung. Die Trails sind nachwievor meine Härte-Maßstab, warn bei ähnlichen Bedingungen wie beschrieben 1 Woche dort. Seitdem keine Überforderung wie dort am ersten Tag mehr erlebt...
    "most offcamber bikepark around"

  4. benutzerbild

    felixh.

    dabei seit 07/2004

    netter Bericht - und viel Spaß bei der Trans Savoie - da sind allerdings außer den Gewinnern (Nico, Francois und Co) meist keine Franzosen dabei. Alles Engländer, Australier, Neuseeländern, Nordamerikaner und ein paar versprengte Rest Kontinentaleuropäer. Wobei - die sind auch alle richtig schnell und auch viele der Nicht Pros touren das ganze Jahr rund um die Welt zu Enduro oder DH Rennen.


    Aber eins ist richtig, Frankreich und Westschweiz sind die Spots schlechthin wenns um geiles abfahrtsorientiertes mtbiken mit Liftunterstützung geht. Teile von Italien können da noch mithalten, aber um Deutschland oder Österreich sollte man einen weiten Bogen machen. Und ja - das fahrerirsche Niveau in Frankreich war schon immer recht hoch.

    Wäre Frankreich nicht so weit weg - würde ich auch öfters dort bei Rennen mitfahren. Preis Leistung ist absolut top (bei den Rennen die von Franzosen verantstaltet werden).

  5. benutzerbild

    MissesDee

    dabei seit 08/2012

    oha, klingt sehr spannend smilie

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