Der Schwede Gustav Gullholm, aka Dangerholm, hat in den vergangenen Jahren bereits mit einigen extremen Leichtbau-Projekten für Aufsehen gesorgt. So steht beispielsweise ein lediglich 13,43 kg schweres 29″-Downhill-Bike in der Garage des Bike-Fetischisten. In seinem neusten Projekt hat Dangerholm nun ein Scott Spark XC-Bike gründlich aufgemotzt. Hier gibt’s alle Infos zum Scott Hyper Spark.
Scott Hyper Spark: Kurz & Knapp
Jeder, der bereits im Internet oder gar live über eins der Mountainbikes von Gustav Gullholm gestolpert ist, weiß: Der verrückte Schwede macht keine halben Sachen. Nur die besten, teuersten und leichtesten Komponenten, von Hand entlackte Rahmen und zahlreiche Custom-Lösungen sind an den extravaganten Fahrrädern zu finden.
Selbstverständlich tanzt auch der neuste Garagen-Zuwachs nicht aus der Reihe. Das Scott Spark RC wurde mit dem Vorsatz aufgebaut, das beste und schnellste XC-Bike der Welt zu kreieren. Dabei legte Gullholm außerdem sehr viel Wert auf eine absolut perfekte, cleane Optik, ganz ohne störendes Kabelgewirr. So hat der Schwede ein außergewöhnliches Rad erschaffen, das jedem Bike-Nerd das Wasser im Mund zusammenlaufen lässt. Angelehnt an die Autogattung der Hypercars wurde dem aufgemotzten Scott Spark folgerichtig der Name Hyper Spark verliehen.
- Rahmenmaterial Carbon
- Federweg 120 mm (vorne) / 100 mm (hinten)
- Laufradgröße 29″
- Besonderheiten leichtes, extrem aufwendig umgebautes XC-Fully / komplett innenverlegte Brems-Leitungen durch Lenker, Vorbau und Gabelschaft / in den Lenker integrierte AXS-Schalteinheit
- Gewicht 9,78 kg
- Farben Perlweiß
- Rahmengrößen L
- www.scott-sports.com
Der Aufbau
Obwohl Dangerholm betont, dass es bei seinen Aufbauten nicht nur um Optik und Gewicht, sondern auch um die Performance auf dem Trail geht, beschleicht einen beim Bewundern seiner Aufbau-Fotos doch der ein oder andere Zweifel an dieser Aussage. Zu aufwendig, gar verrückt scheinen die Schritte, die er zugunsten der perfekten Optik in Kauf nimmt. Das Ziel dabei: Alle Kabel und Leitungen sollen aus dem Sichtbereich verschwinden. Und zwar nicht erst im Rahmenbereich, sondern wie bei modernen Aero-Rennrädern direkt ab dem Cockpit.
Dass dies bei Mountainbikes nicht ganz so einfach ist, sollte den allermeisten klar sein. Die Leitungen müssen dafür nämlich in den Lenker. Allerdings hat sich hier in der letzten Zeit einiges getan – so präsentierte Stoll vor einiger Zeit ein spannendes Konzept-Bike und auch Magura hat mit der MCi Cockpit-Integration ein heißes Eisen im Feuer. Dank SRAM AXS fallen zudem die Kabel für Schaltwerk und Variostütze weg. Damit es aber nicht ganz so einfach wird, hat sich Gustav Gullholm bei seinem Aufbau für eine elektronische Fox Live Valve-Federung entschieden. Dadurch gibt es natürlich ein paar zusätzliche Kabel, die versteckt werden wollen.
Ich war stark inspiriert von modernen Rennrädern wie dem Scott Foil mit seinem super cleanen und voll integrierten Cockpit. Wenn man sich erst einmal daran gewöhnt hat, Fahrräder ohne sichtbare Kabel zu sehen, wird klar, wie sehr das den Eindruck des Fahrrads verändert und sein Design hervorhebt. Ich wollte diesen Look schon lange auf Mountainbikes bringen und endlich konnte ich ihn verwirklichen.
Gustav Gullholm
Los geht’s bei dem Bremsen: Hier kommen die Trickstuff Piccola-Geber zum Einsatz, die bereits am Stoll Konzept-Bike zu bewundern waren. Um die Kabel durch den Lenker zu führen, sind natürlich Löcher in der Carbon-Lenkstange nötig. Obwohl dadurch die Struktur des Lenkers geschwächt wird, ist sich Gullholm sicher, das Risiko durch zusätzliche Verstärkungen minimiert zu haben. Hierbei stand ihm nach eigenen Angaben professionelle Hilfe zur Seite.
Zudem musste auch im Vorbau und an der Gabelkrone Material weichen, um Platz für die Züge zu machen. Damit der geschlitzte Gabelschaft die Klemmkräfte des Vorbaus bewältigen kann, kommt zur Vorspannung des Steuersatzes ein Insert anstatt einer klassischen Kralle zum Einsatz, das zusätzliche Stabilität mitbringt. Nachdem jetzt alle Züge im Schaft versammelt sind, läuft die Vorderrad-Bremsleitung nach unten zu ihrem Bestimmungsort, während die Leitung der Hinterrad-Bremse und die Live Valve-Kabel durch ein weiteres Loch im Gabeschaft in den Rahmen verschwinden.
Ungeachtet der Tatsache, dass man deswegen ein weiteres Loch in die Gabel bohren muss, tut sich hier noch ein zusätzliches, entscheidendes Problem auf. Lenkt man zu stark ein, beschädigt oder kappt man die Leitung. Keine besonders rosige Aussicht. Um dieses Problem zu umgehen, hat Dangerholm dem Scott Spark einen custom Lenkanschlag verpasst. Eine eigens angefertigte und auf den Rahmen laminierte Aluminium-Platte verhindert in Kombination mit einem speziellen Steuersatz, dass der Lenker zu weit eingeschlagen werden kann.
Doch damit nicht genug: Auch die zugegebenermaßen etwas klobigen SRAM AXS-Hebel passten nicht ins cleane Bild des Gustav Gullholm. Die Lösung fand sich in der Schweiz und hört auf den Namen Zirbel Twister. Dieser ist genauso dezent wie ein Griff-Klemmring und dem Anschein nach mit der SRAM AXS-Technik kompatibel. Also wandert der Zirbel Twister an den Lenker und die AXS-Platine ins Innere. Um hier genügend Platz zu schaffen, musste aus dem Inneren des Lenkers etwas Material entfernt werden. Zugunsten der Stabilität wurde der Lenker im Umkehrschluss außen um eine weitere Carbon-Lage erweitert. Den nötigen Platz schafft der Verzicht auf Lack im Griffbereich.
Last but not least wurde das ganze Scott Hyper Spark in einem Perlweiß aus der Volkswagen-Produktpalette lackiert. Auch Gabel, Lenker Vorbau und Steuersatz erstrahlen in exakt derselben Farbe. Dazu gesellen sich größtenteils schwarze und silberne Komponenten.
Ausstattung
Bei der Ausstattung eines Hyper-Bikes werden genau wie beim Hypercar selbstverständlich keine Gefangenen gemacht. Hier kommen nur absolute Highend-Komponenten zum Einsatz. Von den Syncros Carbon-Laufrädern über das Fox Live Valve-Fahrwerk bis hin zur Tune-Kurbel ist alles dabei, was das Herz höher schlagen lässt. Die Ausstattungs-Tabelle liest sich gerade so wie ein Who’s who der Leichtbau-Szene.
Trotzdem wurde auch an die Trail-Performance gedacht. So kommen beispielsweise Cush Core XC-Inserts in den Reifen zum Einsatz. Inklusive RockShox Reverb AXS-Variostütze bringt das Hyper Spark so 10,80 kg auf die Waage. Mit fixer Stütze pendelt sich die Waage bei 9,78 kg ein.
- Federgabel Fox 34 Step Cast Live Valve (120 mm)
- Dämpfer Fox Live Valve (100 mm)
- Antrieb SRAM AXS mit Tune Blackfoot, Garbaruk-Kassette und Ceramicspeed-Tuning
- Bremsen Trickstuff Piccola
- Laufräder Syncros Silverton SL Full Carbon
- Reifen Maxxis Rekon Race mit Cush Core XC-Inserts
- Cockpit Syncros Facer iCL (90 mm / 730 mm)
- Sattelstütze RockShox Reverb AXS (170 mm)
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