
Dauertest: GT Force X Carbon Pro, Modelljahr 2015
Warum dieses Bike?
Hallo IBC,
als Dauertester im Auftrag der Redaktion von MTB-News.de möchte ich mich kurz vorstellen. Mein Name ist Andreas Rudigier, ich wohne in Innsbruck und werde die gesamte Saison über auf dem GT Force X Carbon Pro unterwegs sein. Das Rad fahre ich seit März und habe ihm schon so manches Abenteuer entlockt. Wer mich kennt wird sich fragen, warum gerade ich ein Bike mit 150 mm Federweg fahre. Nun, meine ungestillte Neugier in Bezug auf das Thema Radsport ließ mich meine gewohnten Gefilde Marathon und Cross-Country verlassen. Deswegen sollte das Bike mehr Qualitäten im DH-Bereich haben, als ich es als passionierter Hardtail-Fahrer gewohnt bin.

Die logische Wahl fiel für mich damit auf ein All Mountain-Bike, denn meine Anforderungen beschränken sich nicht auf den Downhill an sich. Nach wie vor will ich auch die maximal 1800 hm langen Anstiege im Bereich Innsbruck bewältigen können. Das GT Force X Carbon sticht vom Design aus den All Mountain-Bikes heraus, verfügt über ein interessantes Hinterbaukonzept und ist trotz des Federwegs angenehm leicht. Bei der Ausstattung stellt mir GT das „Pro“ Modell zur Verfügung – die mit 4.490 € teuerste Ausstattung für das Force X. Neben dem Pro-Modell gibt es noch drei weitere Ausstattungsoptionen, zwei aus Aluminium und eine ebenfalls aus Carbon: Force X Carbon Expert, Force X Expert und Force X Sport. Für 2016 sind die Modelle in kleinen Details verändert worden – auffälligstes Merkmal sind dabei nicht nur die leicht angepassten Farbgebungen, sondern auch, dass nun in der Regel ein 2×10-Antrieb verbaut wird. Hier scheint GT zu dem Schluss gekommen zu sein, dass die 11-36er Kassette in Kombination mit einem einfachen Blatt an der Front zu wenig gewesen ist.
Kurz zusammengefasst:
- 27,5“ All Mountain-Bike
- 150 mm Federweg
- aggressive Geometrie
- 1×10 Antrieb (2x möglich)
- 4.490 € / 13 kg (Größe M, Herstellerangabe)
Ausstattung
Das GT Force X Carbon Pro ist das Top-Modell der Serie und zum Preis von fast 4.500 € haben wir hohe Erwartungen an die Ausstattung gehabt. Das Gewicht wird vom Hersteller mit 13 kg angegeben – kein schlechter Wert für ein 160 / 150 mm All Mountain, das durchaus Nehmerqualitäten haben und zum Beispiel auch bei Enduro-Rennen einsetzbar sein soll. Gleichzeitig meint GT aber zu wissen, dass man mit diesem Rad problemlos auch XC-Rennen fahren können soll. Schauen wir uns die Ausstattung im Detail an:
Ausstattung | GT Force X Carbon Pro 2015 |
---|---|
Rahmen | COR All Mountain Philosophy, FOC Ultra Carbon Frame, 150 mm Federweg, Independent Drivetrain Federungssystem mit Path Link Umlenkung aus geschmiedetem Aluminium, 1 1/8" - 1 1/2" Steuerrohr, Ausfallenden für 12x142mm Maxle Steckachse |
Gabel | RockShox Pike RCT3, 160 mm Federweg (Testrad 150 mm), 15mm Maxle Steckachse, Lockout, einstellbare Zugstufe, Tapered Schaft |
Dämpfer | Fox Racing Shox Float X CTD Adjust Kashima |
Kurbel | RaceFace Turbine Basic, 32 Zähne |
Innenlager | RaceFace X-Type |
Schalthebel | Shimano Deore XT, SL-M780 |
Zahnkranz | Shimano Deore XT, CS-M771-10, 10-fach, 11-36 Zähne |
Kette | KMC X10 |
Umwerfer | e.thirteen XCX Kettenführung (nicht am Testrad) |
Schaltwerk | Shimano Deore XT Shadow Plus, Direct Mount, RD-M786-GS-D |
Radgröße | 27,5" |
Laufradsatz | e.thirteen TRS+ 650B, Centerlock |
Reifen | Continental Mountain King ProTection 27.5"x2.4", Folding Bead |
Pedale | - |
Bremsen | Shimano Deore XT, 203 / 180 mm Bremsscheiben, Ice Tech |
Lenker | RaceFace Atlas, 785 mm breit, 1/2" Rise |
Vorbau | RaceFace Atlas, 50 mm lang |
Steuersatz | Orbit C-40-ACB |
Bremshebel | Shimano Deore XT, BL-M785 |
Lenkergriffe | GT Statement Schraubgriffe mit zwei Verschraubungen pro Griff |
Sattel | WTB Silverado Race SL |
Sattelstütze | RockShox Reverb Stealth |
Sattelklemme | All Terra Aluminium |
Gewicht ca. | 13,0 kg (Größe M, Herstellerangabe) |
Beim Pro gibt es ein Fahrwerk mit Komponenten von Fox und RockShox, einen Shimano Antrieb und Bremsen sowie eine RaceFace Kurbel. Die Laufräder kommen von e*thirteen und auch eine RockShox Reverb Stealth darf nicht fehlen. Interessant an der Ausstattung ist, dass GT beim Antriebsstrang noch auf 1×10 von Shimano mit einer „engen“ 11-36er Kassette setzt. Für ein All-Mountain ist das insofern erstaunlich, als das entweder 2×10 oder 1×11 gefahren wird. Für lange und knackige Anstiege ist die leichteste Übersetzung von 32-36 für mich ein super Kraftausdauertraining, für nicht so uphill-lastige Benutzer würde sich auf jeden Fall ein Umrüsten des Kettenblatts auf 30 oder 28 Zähne auszahlen – dann jedoch sehr zu Lasten der möglichen Höchstgeschwindigkeit. Wir werden also im Testverlauf sehen müssen, ob die gewählte Übersetzung ausreicht, oder nicht.
Insgesamt ist die Ausstattung gut aber in Anbetracht des Preises nicht übertrieben gut. Interessant ist, dass GT auch eine e*thirteen Kettenführung spezifiziert – an meinem Testrad ist sie nicht angebracht gewesen. Wer noch Gewicht einsparen möchte, der kann bei den Anbauteilen wie zum Beispiel der Kurbel noch einiges an Gewicht sparen. Laufradsatz und Gabel sind bereits relativ leicht.





Geometrie
Vier Rahmengrößen bietet GT für das Force X Carbon an: S bis XL. Der Lenkwinkel beträgt dabei flache 66,7°, der Sitzwinkel fällt mit 73,3° relativ steil aus. Die Kettenstreben messen lange 443 mm, was ebenfalls der Kletterfähigkeit zuträglich sein soll. Um dem Rad bergauf noch ein wenig auf die Sprünge zu helfen, kommt mein Setup außerdem mit einer um 10 mm getravelten Pike. Sie bietet 150 statt wie vom Hersteller vorgesehen 160 mm Federweg und soll die Front etwas tiefer bringen. Dazu trägt auch das Steuerrohr bei, das in Größe M kurze 114 mm misst (98 mm bei Größe M). Für die Größe habe ich mich entschieden, da sie von GT bei meiner Schrittlänge von 80 cm sowie dem vorgesehenen Einsatzbereich auf alpinen Trails empfohlen wird. Hier wird sich zeigen, wie handlich das Bike zu fahren sein wird. Mit einem Radstand von 1.166 mm in Größe M gehört es zu den längsten Bikes, die ich bislang gefahren habe und das Oberrohr fällt mit 600 mm (berechneter Reach: 424 mm) nicht ungewöhnlich aus.

Geometrie | S | M | L | XL |
---|---|---|---|---|
Sitzrohrlänge | 425 | 455 | 480 | 505 |
Oberrohrlänge (horizontal) | 567 | 600 | 629 | 657 |
Überstandshöhe | 755 | 766 | 778 | 798 |
Lenkwinkel | 66.7 | 66.7 | 66.7 | 66.7 |
Sitzwinkel | 73.3 | 73.3 | 73.3 | 73.3 |
Kettenstrebenlänge | 443 | 443 | 443 | 443 |
Steuerrohrlänge | 98 | 114 | 130 | 147 |
Innenlagerhöhe | 352 | 352 | 352 | 352 |
Nachlauf | 43 | 43 | 43 | 43 |
Radstand | 1131 | 1166 | 1197 | 1229 |
Innenlagerabsenkung | 5 | 5 | 5 | 5 |
Reach | 396 | 424 | 449 | 472 |
Stack | 571 | 586 | 600 | 616 |
Erster Eindruck
Für mich als bekennenden Vertreter der Uphill-Fraktion fallen natürlich die großen Bremsscheiben vorne (200 mm) und hinten (180 mm) auf den ersten Blick auf. Dennoch verspricht das GT auf den ersten Ausfahrten durchaus dem All Mountain-Gedanken gerecht zu werden. Mit der auf 150 mm verkürzten Gabel habe ich bergauf viel Druck auf dem Vorderrad und es geht schnell den Berg hinauf.
Bergab kann ich mit dem Force X schnell und sicher fahren und habe – so ungern ich das zugebe – richtig Spaß. Normalerweise definiere ich mich über den Uphill, doch mit diesem Setup kann ich es entspannt laufen lassen. Das liegt auch mit am Path Link-Hinterbau, den GT relativ flächendeckend eingeführt hat. Der hohe Drehpunkt soll das Hinterrad nach hinten oben ausweichen lassen, wodurch das Überrollen über Hindernisse verbessert werden soll. Und trotz einem sehr feinen Ansprechverhalten bleibt der Hinterbau auch im Wiegetritt angenehm ruhig. Details zu meinem Setup und ein ausführlicher Fahreindruck werde ich im Zwischenbericht des Dauertests für euch aufbereiten. Mein erster Eindruck:
Der Carbon Rahmen fällt durch seine schnittigen Kurven mit der dazu passenden Farbgebung auf. Den Gesamteindruck, den dieses Bike vermittelt, ist in kurzen Worten: Race und viel Spaß! Schauen wir doch mal, ob dieser Eindruck bestätigt werden kann!

Über den Dauertest
Ablauf
Die Dauertests auf MTB-News.de folgen alle demselben Schema und werden bis Ende November 2015 laufen, wenn wir die abschließenden Ergebnisse präsentieren. Insgesamt dürft ihr euch über drei umfangreiche Artikel pro Bike freuen:
- Vorstellung des Dauertest-Bikes (dieser Artikel)
- Zwischenbericht zum Dauertest-Bike
- Abschlussbericht zum Dauertest-Bike
Während wir in diesem ersten Bericht das Dauertest-Bike vorstellen und einige grundlegende Punkte ansprechen, werden wir vermutlich Ende Juni / Anfang Juli einen Zwischenbericht zum jeweiligen Bike veröffentlichen. In diesem werden wir präzise beschreiben, was das Rad bis dahin erlebt hat und welche Beobachtungen – positiv wie negativ – wir gemacht haben. Der Artikel wird sich dabei in der Regel chronologisch entlang der Fahrleistung orientieren.
Im Abschlussbericht Ende November dann werden wir unser abschließendes Fazit zum Bike präsentieren und selbstverständlich ein Update geben, wie sich das Rad im Dauereinsatz geschlagen hat. Soweit diese Daten vorliegen, präsentieren wir die Entwicklung von gefahrener Strecke und Höhenmetern, geben Aufschluss über die vorliegenden Testbedingungen und arbeiten heraus, für wen und welchen Einsatz das Rad geeignet ist. Außerdem befassen wir uns basierend auf den Entwicklungen im Test ausgiebig mit der Ausstattung und zeigen auf, wo Verbesserungs- und Tuningpotential besteht.
Über den Dauertest hinweg werden wir über Instagram Bilder von den Bikes und dem aktuellen Status des Tests veröffentlichen. Wer hier auf dem Laufenden bleiben will, sollte sich unseren Instagram-Account anschauen.
Im Verlauf des Dauertests werden wir die Bikes grundsätzlich in der Serienausstattung fahren und dokumentieren, wann Defekte, Reparaturen oder ähnliche Maßnahmen fällig werden. Wie auch bei privat genutzten Rädern behalten wir uns vor, die Räder im Verlauf der Saison in den üblichen Details anzupassen. Wenn Komponenten gewechselt werden, wird das entsprechend ebenfalls vermerkt werden.
Fahrerprofil
Testfahrer Andreas Rudigier
Körpergröße: 180 cm
Gewicht (fahrfertig): 72 kg
Fahrstil: Uphill: stark, Downhill: ausbaufähig
Was fährst du hauptsächlich?
Vorlieben bezüglich des Fahrwerks: Ich fahre unter der Rennsaison hauptsächlich Hardtail. Nach der Rennsaison aber auch Downhill.
Vorlieben bezüglich des Rahmens: Als Hardtail Fahrer war der Umstieg auf 29“ Rahmen eine Offenbarung, außerdem weiß ich eine dämpfende Carbon Sattelstrebe, wie beim Focus Raven, auch zu schätzen.
Wo wird das Bike gefahren werden?
- Trails im Großraum Innsbruck
- Nordketten Single Trail Innsbruck
- Trans Tirol Bike Rallye
- Ischgl Overmountain Challenge
Weitere Informationen
Das Dauertestrad ist MTB-News.de von GT für den Dauertest zur Verfügung gestellt worden. Weitere Informationen zum GT Force X Carbon Pro findet ihr auf der Produktseite von GT.
Hersteller-Homepage: gtbicycles.com
Fotos: Jens Staudt
Text & Redaktion: Andreas Rudigier, Tobias Stahl | MTB-News.de 2015
49 Kommentare
» Alle Kommentare im ForumDas es so etwas bzw. solche Leute noch gibt: Normalerweise definiere ich mich über den Uphill
und nicht gleich schieben finde ich schon toll
und interessant 😎.
Also das es noch Mountainbiker gibt, die auch gerne mal bergauf fahren bzw. es versuchen wollen
Ich fahre/schiebe/trage lieber sehr entspannt bergauf und fahre dafür lieber schnell bergab. Ist halt eher mein Ding. Schieben und tragen tue ich, wenn es mir zu steil wird, für zu steil hat eben jeder seine eigene Definition.
Man mancht sich immer gern über die Freeride-Styler meist jüngeren Alters mit ihren bunt beklebten Dirtschalen lustig, aber es ist immer wieder beeindruckend, wie topfit die Totem-Fraktion ist, freilich aus pragmatischeren Gründen. Aber die achten schon darauf, wie gut ihr Eimer bergauf geht, und meiner Erfahrung nach gar nicht mal SO wenig, denn wenn ich die Fuhre nicht auf den Berg bekomme oder schon auf dem letzten Loch pfeife, bevor der Spaß überhaupt anfängt, ist das ein ziemliches Totschlagargument. Zumal mit Fullface und dem ganzen Protektorengeraffel im Rucksack.
Hingegen, 8kg bocksteifes, wippfreies Carbon kriegt ja jeder Depp auf den Gipfel, da MUSS man die Stoppuhr bemühen, um sich vom Rest der Masse abzugrenzen
Für mich kommt rüber, dass hinunter ein notwendiges Übel ist. Mir ist, das weißt du ja, bergauf technisch, schwierig, steil, viel auch extrem wichtig, dann darf der Trail auch flowig, abwechselnd rauf runter mit knackigen Pointen und gerne auch steil oder technisch bergab gehen. Das soll mit dem Bike auch alles möglichst viel Spaß machen - und verglichen mit anderen Bikes noch die Spur besser für meine Fahrweise. Das herauszufinden, muss man wohl eh damit fahren.
Nicht nett! Jetzt hab ich ohnehin schon so Gusto auf das Force X, und dann bringst du genau meine Traumvariante (ich hätte keine Carbonlaufräder, aber auch, weil es mir das Geld nicht Wert ist, und würde 2x10 fahren, sonst passt es für mich perfekt, vor allem auch die Optik dieses Pro-Rahmens)...
Gibt es hier eigentlich noch eine Fortsetzung oder gar ein Fazit? Ich bin mit dem Zeitplan da nicht ganz schlau geworden, da der Einstieg erst erfolgt ist, als die meisten Langzeittests schon den Zwischenbericht heruasgebracht hatten. Wann ist denn bitte was geplant? Danke!
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