Wer bei der Downhill Weltmeisterschaft in Leogang gut aufgepasst hat, dem dürfte nicht entgangen sein, dass das Unior/Devinci-Team nicht auf dem bekannten Devinci Wilson-Downhiller an den Start gegangen ist. Stattdessen waren Dakotah Norton und Jure Zabjek auf einem Prototyp unterwegs, der dem Wilson zwar stark ähnelt, allerdings über eine Kettenumlenkung sowie einen hohen Drehpunkt verfügt. Wir haben erste Infos und viele Detail-Fotos!
Dass man während des World Cups auf ein bisher unveröffentlichtes Bike trifft, ist an sich keine Seltenheit. Meist handelt es sich jedoch um Räder, die kurz vor der Veröffentlichung stehen und bereits hinter den Kulissen fleißig getestet wurden. Glaubt man Devinci, dann ist das hier nicht so.
Das Downhill-Bike, auf dem Jure Zabjek und Dakotah Norton seit der Weltmeisterschaft unterwegs sind, sei ein reines Experiment im frühen Prototypen-Stadium und keinesfalls der Nachfolger des bisherigen Abfahrtsgeschosses der Kanadier, dem Devinci Wilson 29. Optisch ähneln sich Vorgänger und Prototyp durchaus – schaut man etwas genauer hin, findet man jedoch einige entscheidende Änderungen.
Schiebt den Slider hin und her, um die Räder zu vergleichen:
Der Devinci-Prototyp nutzt weiterhin das von Kinematik-Mastermind Dave Weagle entwickelte Split Pivot-System. Dabei handelt es sich um einen Eingelenker-Hinterbau, der über einen Drehpunkt in der Hinterrad-Achse sowie einen Umlenkhebel verfügt, welcher den Dämpfer aktiviert.
Während dieser sich beim normalen Devinci Wilson jedoch direkt um das Tretlager herum dreht, wurde er für den neuen Prototyp deutlich nach oben bewegt. Damit sind auch der Dämpfer sowie der Hauptdrehpunkt nach oben gewandert. Diese Anordnung sorgt für eine weit nach hinten gerichtete Raderhebungskurve, was insbesondere bei Downhill-Bikes oft gewünscht ist – das Hinterrad kann so Hindernissen gewissermaßen nach oben und hinten ausweichen.
Um dem durch das Längen des Hinterbaus verursachten Kettenzug und damit Pedalrückschlag Herr zu werden, greift Devinci zu einer immer beliebter werdenden Lösung: Die Kette wird oberhalb des Kettenblatts um eine zusätzliche Rolle gelenkt. Dadurch läuft sie wieder sehr nahe am Drehpunkt entlang – der unter Zug stehende obere Teil (Lasttrum) längt sich nun nicht mehr, Pedalrückschlag ist vom Tisch.
Das Konzept eines hohen Drehpunkts mit Kettenumlenkung wurde bereits von Commençal, Norco oder GT äußerst erfolgreich im Downhill World Cup eingesetzt.
Devinci zufolge war man nun interessiert daran, wie es sich in Kombination mit dem Split Pivot-Hinterbau schlagen würde. Prototypen konnten dank der eigenen Fertigung in Kanada schnell realisiert werden und erste Tests mit Teamfahrer Dakotah Norton sowie Testfahrer Phil Electrique in Tennessee verliefen so vielversprechend, dass man spontan beschloss, auch die nächsten großen Rennen auf dem Rad zu bestreiten.
Dakotah Norton soll das Rad intern als „Hovercraft“ bezeichnet haben, da es so viel besser durch ruppiges Terrain läuft, und auf gezeiteten Fahrten wesentlich schneller gewesen sei. Grund für die Entscheidung, es auch im World Cup einzusetzen, war wohl auch, dass Dakotah ohne jede Eingewöhnungszeit nicht nur schneller, sondern auch konstanter war und weniger Fehler machte.
Ob sich das Hinterbau-Konzept also an der nächsten Evolutionsstufe des Devinci Wilson finden wird, steht noch nicht fest. Bisher klingen die spärlichen Aussagen von Devinci jedoch nicht so, als ob man bereit wäre, die High-Pivot-Idee in absehbarer Zeit fallen zu lassen.
Was haltet ihr vom Devinci-Prototyp und dem Mix aus Split-Pivot und hohem Drehpunkt?
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