Update, 13. Dezember 2024
Der Veranstalter der iXS Dirt Masters hat heute ein umfassendes Statement veröffentlicht, in dem auf die Gründe zum Wegfall der Programmpunkte Whip Offs, Slopestyle und Music Masters eingegangen werden. Der wichtigste Punkt ist der, dass die Stadt Winterberg ohne umfassende Änderungen nicht die Genehmigung für das kommende Jahr erteilt hätte – und die Veranstaltung 2025 auch nur „auf Bewährung“ stattfinden würde. Hier die Zusammenfassung der wichtigsten Punkte:
- Aussetzen des FMB World Tour Slopestyle Events
- Wetterbedingungen und hohe Risiken führen zu Unsicherheiten und möglichen Verlusten
- Neue Formate sollen flexibler und kosteneffizienter sein, ohne die Stimmung zu beeinträchtigen
- Rückblick: Vor 2023 gab es fast 10 Jahre kein FMB Event, dennoch war das Festival erfolgreich
- Absage des Whip Off Events
- Hohes Eskalationspotenzial der Events führte zu erhöhten Sicherheitsmaßnahmen
- Verstärkte Sicherheitsanforderungen durch die Stadt Winterberg und Vorfälle im Festivalumfeld (z. B. Vandalismus, Pyrotechnik, rassistische Gesänge)
- Einige Jugendliche verursachten massive Probleme in Wohngebieten, was 2025 zu einem „Festival auf Bewährung“ führt
- Die Stadt genehmigt die Veranstaltung nur unter strengen Auflagen/einschneidenden Veränderungen
- Keine Music Masters
- Keine Nutzungsmöglichkeit der Veranstaltungsstätte durch Baumaßnahmen
- Wirtschaftliche Risiken durch wetterbedingte Ausfälle
- Großteil der problematischen Gruppe nahm nicht an der Abendveranstaltung teil (Minderjährige hatten keinen Zugang)
- Zukunft
- Bei reduzierten negativen Begleiterscheinungen könnten frühere Programmpunkte wieder eingeführt werden
Das Statement im Wortlaut:
Liebe Community,
nachfolgend mal die Erklärungen, warum es zu Veränderungen im Programm des iXS Dirt Masters kommen wird. Es gibt nicht nur Schwarz und Weiß und früher war auch nicht alles besser. Manche Entwicklungen muss man im Kontext sehen und leichtfertig wurde gerade im Hinblick auf die aktuellen Veränderungen nichts entschieden.
Aussetzen des FMB World Tour Slopestyle Events
Der Wegfall des FMB World Tour Gold Events ist auch für uns sehr schmerzhaft und war definitiv keine leichte Entscheidung. Wir waren stolz darauf, das iXS Dirt Masters damit wieder zurück auf die internationale Slopestyle-Landkarte bringen zu können. Leider lässt sich ein so hochkarätiger Contest, der zu den Top Ten der Welt gehört, nicht jedes Jahr umsetzen.
Vielleicht haben es viele Zuschauer nicht bemerkt, aber der Wettbewerb stand jedes Mal auf der Kippe. Das Wetter war grenzwertig und wir konnten den Contest nur mit viel Glück, extremen Einsatzwillen und Kreativität durchführen. Eine spontane Absage des Contests würde uns als Veranstalter das Genick brechen, da wir dann auf den enormen Kosten sitzen bleiben würden. Die Produktionskosten eines FMB Gold Events liegen bei über 100.000 Euro. Da wir aufgrund der aktuellen Situation in der Bike-Branche keinen Sponsor für das Event haben, müssen wir von euch Eintritt verlangen, um die Kosten zu decken. Und weil wir immer knapp kalkuliert haben, um faire Preise bieten zu können, haben wir auch nach zwei erfolgreichen Contests nicht die Rücklagen, um einen Ausfall kompensieren zu können.
Es tut uns wirklich schrecklich leid, unser Slopestyle-Herz blutet genau wie eures, aber hier geht es um das große Ganze, an das wir denken müssen. Daher bringen wir neue, kürzere und kreative Formate, die man auch mal besser verschieben kann oder eine Absage nicht direkt einen Insolvenzantrag bedeutet. Diese neuen Formate sind alle ein Garant für gute Laune bei Ridern und Publikum. Blickt positiv in die Zukunft, akzeptiert Veränderungen (immer wichtig im Leben) und drückt die Daumen, dass wir es zukünftig nochmal machen können. Vor 2023 haben wir auch fast 10 Jahre kein FMB Event gehabt und hatten trotzdem eine gute Zeit! No bad days at iXS Dirt Masters, let’s go!
Whip Off Absage
Das Format des Whip Offs gehörte jahrelang zum iXS Dirt Masters untrennlich dazu. Als wir das Format erstmalig im Jahr 2013 eingeführt hatten, waren wir Vorreiter, denn keiner wusste zu diesem Zeitpunkt, dass man damit über ein Jahrzehnt die Fans begeistern können wird. Schon von Anfang an hatten die Contests den Hang zur Eskalation. Als Veranstalter verfolgte uns ständig die Angst, dass etwas schlimmes passieren könnte, und somit wurden die Maßnahmen zur Absicherung immer größer. Zum Schluss konnten die Fans nicht mehr so nah an das Geschehen, es mussten besondere Absperrgitter aufgestellt werden und unendlich viel Security musste für einen reibungslosen Ablauf sorgen.
Es gab Jahre, da konnte der Contest aufgrund der Eskalation nicht mal zu Ende geführt werden. Eigentlich kann man von Glück reden, dass nie etwas ernsthaftes passiert ist, was vielleicht sogar gesundheitliche Folgen für Unbeteiligte gehabt hätte. Als Veranstalter fühlte man sich manchmal mit einem Bein im Knast, obwohl man eigentlich alle denkbaren Sicherheitsvorkehrungen getroffen hat, und entsprechend viel Geld investiert hatte. Pyrotechnik, extremer Alkoholkonsum und die Stürmung des Hügels waren augenscheinlich und schlussendlich auch der Auslöser, dass die Sicherheitsbehörden und die Stadt Winterberg eine Änderung des Konzeptes forderten.
Aber es waren eben auch nicht nur die Geschehnisse im Bereich des Festivals, die wir als Veranstalter durch die immer weiter verstärkten Sicherheitsmaßnahmen halbwegs im Griff hatten, die die Stimmung im Ort kippen lassen haben. Es waren die Begleiterscheinungen in den Wohngebieten, v.a. im Fichtenweg. Eine kleine Minderheit von Jugendlichen, die auch nicht allzu viel mit dem Sport am Hut hat und der es auch egal ist, was sie mit ihrem Verhalten anrichtet, hat das Fass zum Überlaufen gebracht. Feuerwerk auf Passanten abfeuern, Sachbeschädigungen an Privateigentum, rassistische Gesänge, Belästigung durch Lärm und Müll sowie Diebstähle haben ein Klima in der Bevölkerung geschaffen, dass weit weg von der Akzeptanz ist, dass man doch die jungen Leute auch mal etwas Spielraum zum Feiern lassen sollte. Jahrelang wurde es mitgetragen und die oftmals geforderten Freiräume für Jugendliche geboten, aber nun ist eine Grenze überschritten, die die Stadt dazu veranlasst hat, der Veranstaltung die notwendige Genehmigung ohne einschneidende Veränderungen nicht zu geben. Mehr noch, das nächste Jahr wird laut Aussage der Ordnungsbörden ein Festival auf Bewährung. Wenn es funktioniert, kann es weitergehen, wenn nicht, dann war es das letzte Mal.
Wir finden es schade, dass es so weit gekommen ist, aber leider müssen wir nun mit den Konsequenzen leben. Eine kleine uneinsichtige Minderheit hat der Mehrheit etwas kaputt gemacht und sich dabei sogar gefreut. Dass nun der Aufschrei wahrscheinlich von genau diesen Leuten besonders laut ist, ist ein Phänomen, welches in der Gesellschaft und im Bereich Erziehung, Persönlichkeitsentwicklung und Bildung zu lösen ist. Wir appellieren nochmal eindringlich an alle, die nur Krawall machen wollen: bleibt zu Hause oder sucht euch einen anderen Ort, aber lasst uns unseren geliebten Mountainbike-Sport.
Keine Music Masters
Zum Schluss möchten wir noch eine Begründung zum Thema der Abendveranstaltung liefern. Auch hier gibt es Gründe, warum diese im nächsten Jahr nicht stattfinden. Zum einen steht die Location nicht mehr zur Verfügung, da dort Baumaßnahmen durchgeführt werden. Zum anderen sind es auch an dieser Stelle wirtschaftliche Gründe, denn auch hier besteht das Problem des finanziellen Risikos wegen des drohenden Ausfalls bei schlechtem Wetter. Sofern man Geldgeber in Form von Sponsoren und Partnern hat, ist das Risiko überschaubar. Wenn man die Kosten jedoch aus den zu generierenden Einnahmen stemmen muss, ist das bei Dauerregen ein Fiasko.
Im Übrigen haben wir in den letzten Tagen öfters gelesen, dass wir mit dem Wegfall der Abendveranstaltung dann erstrecht die Plattform entziehen, wo sich die problematische Gruppe aufhalten kann. Leider ist es eben nicht so, dass die umherziehende „Meute“ das Angebot der Music Masters wahrgenommen hatte. Der wichtigste Grund dafür ist, dass es sich meist um Minderjährige handelt, die aufgrund des Jugendschutzgesetzes dort keinen Zugang erhalten dürfen.
Und zu guter Letzt, auch wenn wir der Meinung sind, dass die Veränderungen durchaus eine Weiterentwicklung sind und das Programm sich auf jeden Fall sehen lassen kann, so sind die Maßnahmen nicht in Stein gemeißelt. Wenn sich die negativen Begleiterscheinungen wieder auf ein normales Maß reduzieren, werden wir sicherlich auch wieder Programmpunkte der Vergangenheit aufleben lassen können.
Weniger Party, mehr Sport beim Dirt Masters 2025
Das alljährliche iXS Dirt Masters steht wie kein anderes Mountainbike-Festival in Deutschland für unterschiedliche Wettbewerbe, Action, Szene-Treff und auch Party. Insbesondere nach den tricklastigen Events wie dem Slopestyle oder dem berühmt-berüchtigten Whip Off ist es in der Vergangenheit immer wieder zu Chaos gekommen – auf dem, vor allem aber abseits des Festival-Geländes in Winterberg. Entsprechend gab es in den letzten Jahren immer wieder Änderungen und Anpassungen an der Ausrichtung des Festivals. Unsere Story zur Frage, ob das Chaos-Festival mit neuem Konzept noch die Kurve gekriegt hat, ist immerhin schon sechs Jahre alt.
Nachdem im letzten Jahr einige Kids über die Stränge geschlagen und abends die Bewohner der umliegenden Wohngebiete an ihre nervliche Belastungsgrenze gebracht haben, werden nun verschiedene Maßnahmen ergriffen, um diesem Treiben Einhalt zu gebieten. Polizei und Ordnungsbehörden werden sich das Ganze nicht mehr ansehen, sondern konsequent reagieren. Wir als Festivalorganisation unterstützen diesen neuen Ansatz, da wir für ein sportliches und friedliches Miteinander stehen und krawallartige Zustände weder auf noch am Rande eines Mountainbike Festivals angebracht sind.
Racement, iXS Dirt Masters-Veranstalter
Gravel-Event ersetzt Whip Off und Slopestyle
Nun hat Racement, seit 2023 neuer Veranstalter des Dirt Masters, für die kommende Ausgabe umfangreiche Änderungen angekündigt, die den Fokus noch deutlich stärker weg von einer chaotischen Party und hin zu einem familientauglichen Treff der Fahrrad-Szene verschieben. In der Mitteilung mit dem ziemlich deutlichen Titel „Strukturänderungen gegen Krawall: Weiterentwicklung des Programms“ sind folgende Änderungen kommuniziert worden:
- ❌ Whip Off-Wettbewerb gestrichen
- ❌ Slopestyle-Wettbewerb gestrichen
- ❌ Music Masters gestrichen
- ✅ neues Maxxis Gravel Masters-Event
Der neue Maxxis Gravel Masters-Programmpunkt soll die bestehenden und etablierten Wettbewerbe wie den traditionellen iXS Downhill Cup und den Propain Rookies Cup, den sehr beliebten VPace Rookies Jam, das Orbea Wild Ride Enduro-Rennen und den TSG Rip the Hip-Event ergänzen. Gleichzeitig fallen mit dem Whip Off und dem Slopestyle zwei absolute Säulen des Dirt Masters weg – vor allem der Querflug-Wettbewerb hat in den vergangenen Jahren immer wieder für spektakuläre Bilder und eine tolle Stimmung am Streckenrand gesorgt.
Ziel ist es, dem sich immer mehr wandelnden Publikum gerecht zu werden. Die vermehrte Konzentration auf sportliche Aktivitäten, Nachwuchsförderung und familienfreundliche Angebote wird nun konsequent fortgesetzt und somit dem feierwütigen Volk weniger Programm geboten. […] Man könnte sagen, dass der Fokus von „maximaler Action und Party“ hin zu einem gechillten Szenetreffen mit umfangreicher Disziplinenvielfalt verschoben wird.
Racement, iXS Dirt Masters-Veranstalter
Führen die Änderungen zu weniger Krawall?
Diese tolle Stimmung am Streckenrand ist nach Ende der offiziellen Programmpunkte aber immer wieder in Chaos umgeschlagen. Oft ging die Party nämlich noch in den umliegenden Gebieten weiter, während es unserer Erfahrung nach während des Festivals selbst vor allem in den letzten Jahren friedlich und wenig chaotisch war. Der Versuch, den Party-Drang der Festival-Besucher bei den Musik-Veranstaltungen nach den Bike-Events zu kanalisieren – und damit auch die Nerven der Anwohnerinnen und Anwohner zu schonen – scheint folglich nicht die erhoffte Wirkung erzielt zu haben.
Ob und vor allem wie sich diese umfassenden Änderungen auswirken werden, bleibt natürlich abzuwarten. Unserer Erfahrung nach hat das iXS Dirt Masters-Festival in den vergangenen Jahren eine positive Wandlung vollzogen und ein tolles Angebot für alle Zielgruppen an einem vollgepackten Wochenende vereint. Allerdings können wir nur das Festival selbst und nicht die weitere Situation in Winterberg sinnvoll beurteilen. Man kann allerdings davon ausgehen, dass sich der Charakter des Festivals spürbar ändern dürfte. Das iXS Dirt Masters 2025-Festival findet vom 29.05. bis zum 01.06.2025 in Winterberg statt.
Was sagst du zu den angekündigten Änderungen beim Dirt Masters 2025?
131 Kommentare
» Alle Kommentare im ForumMutti will nur das Beste für ihre Kinder
Welch eine Erkenntnis.
Interessant, dass sich niemand mehr hier nach dem Update zu Wort gemeldet hat.
Es ist ehrlich gesagt nachvollziehbar, dass diese Maßnahmen so getroffen wurden. Gleichtzeitig macht man es sich in meinen Augen zu leicht, die Eskalation nur dem Festival in die Schuhe zu schieben.
Schauen wir uns mal das folgende Statement an:
Music Masters wurde abgesagt, da es eh nicht die "problematische Zielgruppe" kanalisieren könne, da Minderjährige keinen Zutritt haben. Vielleicht sollte man hier ergänzen, dass es sich nicht lediglich um Minderjährige (gefühlt 50% des Publikums), sondern um besoffene Minderjährige handelt. Das Problem ist eher ein Gesamtgesellschaftliches: Solange es okay ist, dass sich 12jährigen zum Herrentag die Kante geben, solange wird sich an der Situation nichts ändern. Der 08/15 Bayer würde schulterzuckend sagen "Ja mey, des ghört halt dazu." Und der Sauerländer scheint nicht weit davon entfernt zu sein.
Tja wir leben in einem Land, wo jemand mit nem Maß Bier in der Hand auch darüber beschwert das kiffen legalisiert wird...
Es ist schade das so viel verloren geht. Aber die Veranstalter haben auch viel zu lange einfach nicht eingegriffen, man hätte vor Jahren schon den ganzen mehr Einheit gebieten können.
Allein nen Zehner Eintritt hätte da schon geholfen weil die Hürde für die Deppen größer wäre.
Dazu kommen Anreize wie kostenlose Tattoos und ein Jack Moir (den ich prinzipiell mega mag) der mit Flammenwerfer posiert.
Einige der Verantwortlichen fanden ja auch die ausgelassene Stimmung bei den whip offs mega toll.
Keine Ahnung wie man das mit offenen Augen gegen eine Wand fahren konnte.
Aber...jetzt ist halt so. Die Zukunft wird Ergebnisse bringen, egal in welche Richtung
Für das größte Festival weit und breit eine ziemliche Katastrophe aber auch eine Chance für andere Festivals
Hier gibt's noch paar mehr Infos wie es schon in der Vergangenheit war...
https://open.spotify.com/episode/3T0WlCGqNTuMuaWtSXaQNx?si=QqNPpsokSDOyNkbgnsyLBw
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