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Dirtbike-Test 4 von 4
Leaf „Ruler Pro“ im Roadtrip-Fahrbericht

Unsere Dirtbike-Woche neigt sich langsam, aber sicher dem Ende zu: Als letztes Rad unseres Roadtrip-Tests nehmen wir heute das „Ruler Pro“ der kleinen Augsburger Bike-Schmiede Leaf Cycles unter die Lupe.

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Leaf „Ruler Pro“
Das Leaf Ruler Pro erreichte uns beim Stopp in Augsburg als letztes der Testräder: Als wir ankamen, wurde noch eifrig an unserem Rad herumgeschraubt. Pünktlich für die erste Pumptrack-Session am Homespot von Leaf-Gründer Frank Heinrich wurde es dann doch noch fertig, sodass wir dort eine kleine Session fahren konnten.

Ausstattung
Ähnlich dem Last ist auch am unauffälligen „Ruler Pro“ einiges an firmeneigenen Teilen verbaut: Naben, Sattel, „Motosticks“-Kurbeln, Stahllenker Marke extrabreit und der edle „Evo Block One“-Vorbau kommen von Leaf und setzen eine erste Duftmarke, was cleanen Style und Purismus angeht.

Auch die harten, einfachen Griffe sind puristisch: Wir sind noch nicht ganz überzeugt, ob die dünnen Gummis mit den Lock-On-Griffen und ODI Longnecks der anderen Testbikes mithalten können. Maxxis taucht mit den profilarmen „DTH“-Reifen zum ersten Mal in der Testflotte auf und auch eine Bremse von Tektro hatten wir vorher noch nicht montiert: Wir sind gespannt. Eine Pivotal-Sattel/Stützen-Kombination sorgt wie bei YT und Last für eine einfache Sattelmontage und gleichzeitig für weniger Gewicht am Rad: Insgesamt landet die Waage, wie das Rose, bei guten 12,3kg Gesamtgewicht.

Vorne feiert nach Marzocchi und Rock Shox auch Suntour eine Premiere: Eine Duro mit 80mm ist am Leaf verbaut und verblüffte uns beim ersten Rad-Ausbau mit der simpelsten Steckachs-Lösung des Trips: Schnellspanner lösen, leichten Druck auf die andere Seite der Achse geben und Achse herausziehen. Fertig! Wir sind gespannt, wie sich die Duro performance-technisch bewähren wird.

Fahrbericht von Hannes:
Das Rad ist, angesichts der guten Testmöglichkeiten in Augsburg kein Wunder, in erster Linie auf auf Dirt und Pumptrack getrimmt.

Eine dem YT „Dirt Love“ ähnliche, extrem tiefe und breite Front bringt dafür den nötigen Druck aufs Vorderrad. In Verbindung mit der mit 80mm kurzen Gabel ist das Rad definitiv für schnelle Pumptrack-Runs gebaut, hier kann das „Ruler Pro“ seine Stärken voll ausspielen.

Die Reifen rollen leicht, bringen gerade noch so den nötigen Grip auf Dirt, zerschießen dafür jedoch nicht mit groben Stollen die feinen Lehmbahnen, was bei gepflegten Trails definitiv gut bei den Locals ankommt…trotzdem das Rad gut im Pumptrack funktioniert, ahne ich hier schon die Schwierigkeiten, die ich mit der tiefen Front in Skateparks habe: Ich komme nicht richtig klar und bekomme das Rad angesichts des langen Weges nicht, wie gewohnt, leicht in den Bunnyhop gezogen, dafür ist es mir einfach zu tief. Was mit dem Last und dem Rose gut ging, klappt bei meinen Fahrten mit dem Leaf nicht ganz zufriedenstellend: Auch bei Spins agiert das Rad gefühlt etwas träger und ich bekomme durch meine Körpergröße (1,93m) eine recht krumme Haltung auf dem Rad. Crossie hingegen kommt sowohl mit dem YT als auch mit dem Leaf bestens klar, was die Haltung angeht. Die Beschichtung der Suntour-Gabel beginnt schon in den wenigen Testtagen, sich zu verfärben und stumpf zu werden: Das hatten wir während unseres Trips noch nie – allerdings wurde die Performance davon nicht beeinträchtigt. Abgesehen davon funktionierte die Gabel sehr zufriedenstellend: Federungsverhalten im grünen Bereich, und Durchschläge? Fehlanzeige!

Leaf-Chef Frank Heinrich hat Spaß in Augsburg:

Fahrbericht von crossie:
Leaf hatte uns mit dem „Ruler Pro“ ein wahnsinnig „cleanes“, aufgeräumt erscheinendes Rad zur Verfügung gestellt. Kein Schnickschnack, dezente Rahmendecals (überlack, d.h. für Leute die ein komplett stickerfreies Rad bevorzugen einfach abzuziehen, bzw. neu zu gestalten mit dem erhältlichen Sticker-Kit) und einer knackigen Geometrie.
Wie auch bei allen anderen Testrädern fällt hier sofort der breite, tiefe Lenker ins Auge – für Tricks wie Barspins oder X-ups wohl eher nicht so gut geeignet. Das Leaf-Gesamtpaket ist stimmig. Gut abrollende Maxxis DTH Reifen, kurzer Hinterbau, leichte Komponenten, von denen viele aus eigenem Hause kommen; man merkt, da steckt Gehirnschmalz in der Entwicklung, und das ganze trägt nicht umsonst das Label ‚Rider owned‘ (freut euch auf den noch folgenden Hausbesuch bei Leaf Cycles!).

Als wir das Rad in die Finger bekamen, war der erste Spot der Pumptrack/Dirtspot in Augsburg, und man merkt dass sich das Rad mit Dreck unter den Reifen wohlfühlt. Doch auch in den nachfolgenden Skateparks machte das agile Rad eine gute Figur.

Der breite Lenker sorgt für ein stabiles, gut kontrollierbares Gefühl in der Luft – was sich dann allerdings in pures Entsetzen wandelt, sobald man versucht zu bremsen. Vielleicht ein Montagsmodell, aber die montierte Tektro-Bremse ließ sich auch nach mehreren Tagen und einer somit sehr großzügigen Einbremsphase bis zum Lenker durchziehen. Von der doch eher im Low-budget-Bereich angesiedelten Suntour Duro Gabel war ich positiv überrascht, und das werkzeugfrei zu benutzende Steckachssystem gehört wohl zu den durchdachtesten Systemen am Markt. Daumen hoch, da kann sich Marzocchi mit ihren Inbusschrauben mal eine Scheibe von abschneiden. Ideal, wenn man wie auf unserem Trip, ständig für den Transport das Vorderrad herausnehmen muss. Das Ruler Pro kommt am Hinterrad ohne zusätzliche Kettenspanner aus und in unserer Testzeit hatten wir nie Probleme mit verrutschten Hinterrädern oder losen Schrauben.
Obwohl Leaf den Rahmen als Einsteigerbike anpreist, lässt die Geometrie und Verarbeitung eigentlich keine Wünsche offen. Die verbauten Komponenten sind allesamt gut verarbeitet und harmonieren, mit dem Vorbau ist Leaf sogar ein richtiges Schmuckstück gelungen.

Gesamtfazit
Das Leaf „Ruler Pro“ ist kein Allroundbike, sondern hat sein Einsatzgebiet klarer eingegrenzt als die anderen Räder: Sobald man mit dem Rad Street oder Park fährt, könnten gerade größere Fahrer mit der tiefen Front Probleme bekommen. Parts und Aufbau stimmen – bis auf die harten, billigen Griffe, die schon am ersten Tag Macken bekamen und nach außen rutschten. Auch die Tektro-Bremse bekamen wir in den letzten vier Tagen trotz intensiven Befahrens nicht komplett eingebremst, zudem konnte der etwas schwammige Druckpunkt nicht mit den anderen getesteten Bremsen mithalten. Auf Anfrage bei Leaf erfuhren wir, dass angesichts der aktuellen (Pumptrack-)Trends bewusst auf einen höheren Lenker verzichtet wurde – was für den Einsatzbereich definitiv die bessere Wahl war. Im Umkehrschluss wurde ich (Hannes) im Skatepark mit dem Leaf und entsprechender Körpergröße aufgrund des niedrigen Lenkers nicht unbedingt glücklich – crossie hingegen kam bestens klar. Am Dirtspot hingegen ließ sich definitiv feststellen, dass das Leaf für die Erde gebaut ist: Auf Sprunghügeln und Pumptrack-Wellen kann das für 999 € sehr gut ausgestattete Rad aus Augsburg seine Stärken voll ausspielen.
Das Leaf „Ruler Pro“ ist in der aktuellen Version nur noch bis September erhältlich: Dann halten die 2012er Modelle Einzug, deren Preise noch nicht bekannt sind.

Mehr über das Leaf „Ruler Pro“ auf www.leafcycles.eu

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