Downhill ist zweifelsohne die gefährlichste Disziplin im Mountainbike-Bereich. Hohe Geschwindigkeiten, anspruchsvolle Strecken und große Sprünge verlangen den Fahrer*innen einiges ab und quittieren Fahrfehler oft genug mit heftigen Stürzen. Vernünftige Protektoren sind hier also ein absolutes Muss, um das Verletzungs-Risiko bestmöglich zu minimieren. Die empfehlenswerte Schutzausrüstung zum Downhill- und Bikepark-Fahren umfasst neben einem Full Face-Helm sowie Knie- und Ellenbogen-Schützern natürlich auch einen Brustpanzer, der im Sturzfall für den Schutz des Oberkörpers zuständig ist.

Um euch die Kaufentscheidung zu erleichtern, haben wir drei verschiedene Brustpanzer für den Bikepark-Einsatz getestet. Bei den Kandidaten von Troy Lee Designs, POC und Leatt handelt es sich durchweg um sogenannte Protektoren-Westen, die vornehmlich Brust und Rücken sowie teilweise die Flanken schützen. Die Schultern werden von keinem der getesteten Protektoren abgedeckt. Beim für die Schutzwirkung zuständigen Material gehen die Hersteller unterschiedliche Wege: Je nach Modell kommen entweder flexible Protektoren-Schäume, Hartplastik-Platten oder eine Kombination aus beiden zum Einsatz. Alle drei Oberkörper-Protektoren können wahlweise über oder unter dem Trikot getragen werden.
Neben der offenkundigen Aufgabe, Rippen, Organe und Rücken vor Verletzungen zu schützen müssen die Protektoren noch zahlreiche weitere Kriterien erfüllen. So stehen vor allem die Passform, der Tragekomfort, die Anpassbarkeit und die Belüftung auf dem Prüfstand. Auch die Haltbarkeit und die Handhabung der einzelnen Modelle haben wir natürlich gründlich überprüft. Auf einen Genickschutz-Kompatibilitäts-Test haben wir aufgrund der großen Fülle an verschiedenen Modellen und der vielen konträren Meinungen zu diesem Thema verzichtet.
Nicht nur im Bikepark, sondern auch beim Enduro-Fahren kann es mitunter heiß hergehen. Einen ausführlichen Test aktueller Enduro-Rückenprotektoren findet ihr hier:
Vier Enduro-Rückenprotektoren mit Taschen im Test: Bequem, praktisch, sicher?
Übersicht: Diese 3 Downhill-Protektoren haben wir getestet
CE-Zertifizierung (Rücken) | CE-Zertifizierung (Brust) | Gewicht | Preis (UVP) | |
---|---|---|---|---|
Leatt Chest Protector 4.5 | EN1621-2 Level 2 | EN1621-3 Level 2 | 1.343 g | 169 € |
POC VPD System Torso | EN1621-2 Level 1 | EN1621-3 Level 1 | 1.157 g | 240 € |
Troy Lee Designs Rockfight CE Flex Chest Protector | EN1621-2 Level 1 | EN 14021 | 734 g | 149 € |

Kurz und knapp: Unsere Empfehlungen
- Wenn du auf der Suche nach dem optimalen Schutz für deinen Oberkörper bist und dafür auch mit einem etwas wärmeren Protektor vorliebnehmen kannst, ist der Leatt Chest Protector 4.5 genau der richtige Brustpanzer für dich.
- Einen umfangreichen Schutz, ausführliche Einstell-Möglichkeiten und ein anschmiegsames Protektoren-Material bekommt ihr beim POC VPD System Torso. Für den schmalen Geldbeutel ist der POC-Protektor allerdings nicht die richtige Wahl.
- Wenn es gut belüftet, leicht und bequem sein soll, führt kein Weg am Troy Lee Designs Rockfight CE Flex Chest Protector vorbei. Allerdings fällt der Schutz hier nicht ganz so umfangreich aus wie bei den beiden anderen Kandidaten.

Leatt Chest Protector 4.5
Beim Leatt Chest Protector 4.5 soll ein Mix aus 3DF AirFit-Schaum und Hartschale für den optimalen Schutz sorgen. Diese Kombination kann nicht nur in der Hand, sondern auch im Prüflabor überzeugen: So erfüllt das Modell von Leatt als einziger Protektor im Test die Level 2 CE-Norm. Darüber hinaus werden hier nicht nur Rücken und Brust, sondern auch die Seiten geschützt. Dies schlägt sich allerdings im Gewicht nieder: Mit knapp 1,3 kg ist der Leatt-Protektor der schwerste im Test.
Selbstverständlich hat man bei Leatt auch an die Kompatibilität mit den hauseigenen Neck Braces (zum Artikel: Leatt DBX 6.5 Neck Brace Test) gedacht. Hierfür lassen sich einzelne Protektoren-Platten herausnehmen, wodurch sich der Genickschutz bündig in den Protektor einfügt. Mit einem Preis von rund 170 € reiht sich der in zwei Größen erhältliche Leatt Chest Protector 4.5 genau im Mittelfeld unseres Dreier-Tests ein.


- Material 50 % HDPE / 29 % Polyurethane / 11 % Spandex / 10 % EVA
- Herstellungsort China
- CE-Zertifizierung EN1621-2 Level 2 (Rücken) / EN1621-3 Level 2 (Brust)
- Besonderheiten herausnehmbare Protektoren-Platten für die perfekte Neckbrace-Kompatibilität
- Größen Unisize (getestet) / XXL
- Farben Schwarz-Weiß
- Gewicht 1.343 g (Größe Unisize)
- www.leatt.com
- Preis 169 € (UVP)
Bereits nach dem ersten Hereinschlüpfen macht der Leatt Chest Protector 4.5 einen relativ bulligen und stabilen Eindruck. Hier hat man dank dicker Protektoren-Platten und Schaum-Polsterung das Gefühl, auch gröbere Stürze absolut verletzungsfrei wegstecken zu können. Besonders erfreulich ist dabei, dass auch die Flanken nicht stiefmütterlich behandelt wurden, sondern ebenfalls gut abgedeckt sind.


Obwohl der Oberkörper rundum gut eingepackt ist, schränkt der Leatt Protektor die Bewegungsfreiheit keineswegs ein, sondern kann mit einem guten Tragekomfort überzeugen. Wackeln, Zwicken oder Scheuern? Fehlanzeige. Trotzdem merkt man dem Brustpanzer seine 1,3 kg natürlich an: Vor allem bei höheren Außentemperaturen wird es unter der dicken Schutzschicht schnell warm. Des Weiteren schmiegt sich die Rückenpartie nicht ganz so gut an den Körper an wie bei den Schaum-Varianten von POC oder TLD. Für den gebotenen Schutz ist dies unserer Ansicht nach allerdings mehr als vertretbar. Beim nächsten Sturz ist man mit Sicherheit froh, diesen Kompromiss eingegangen zu sein.
Wie bei Rückenprotektoren dieser Bauart üblich lassen sich sowohl die beiden Schulter- als auch die Bauchgurte des Protektors in der Weite anpassen. Dabei fanden sich unserer Tester mit einer Körpergröße von 1,84 cm und Gewichten rund um die 74 kg genau in der Mitte des Einstellbereichs wieder. Positiv zu erwähnen ist zudem, dass der Protektor dank seines Schnellverschlusses blitzschnell aus- und wieder angezogen werden kann.
Stärken
- großzügiger und Level 2 zertifizierter Schutz
- auch die Seiten werden abgedeck
- guter Tragekomfort
Schwächen
- relativ warm
- trägt dicker auf als die Konkurrenz

POC VPD System Torso
Im Gegensatz zum Leatt-Modell setzt man bei POC auf einen stoßabsorbierenden VPD-Protektorenschaum zum Schutz des Oberkörpers. Dieser erfüllt sowohl an Rücken und Brust die Level 1 CE-Norm und wird von großzügig einstellbaren Straps an Ort und Stelle gehalten. Die große Besonderheit bei der schwedischen Schutzweste ist allerdings, dass der Rückenprotektor auch einzeln ohne den Burst-Konterpart getragen werden kann. Hierfür ist allerdings ein separat erhältliches Strap-Set nötig, das für einen Preis von 30 € erworben werden kann.
Der in Italien gefertigte Brustpanzer ist in drei verschiedenen Größen erhältlich und bringt in der von uns getesteten Größe M 1.157 g auf die Waage. Preislich liegt der Brustpanzer bei glatten 240 € und ist damit mit Abstand der teuerste Protektor im Test.


- Material 85 % Polyamide, 15 % Elastane (Straps) / 65 % Nitrile Butadiene Rubber, 35 % Nitrile (Protektor)
- Herstellungsort Italien
- CE-Zertifizierung EN1621-2 Level 1 (Rücken) / EN1621-3 Level 1 (Brust)
- Besonderheiten großzügig einstellbar / anschmiegsames Protektoren-Material / Rückenprotektor kann auch einzeln getragen werden.
- Größen S / M (getestet) / L
- Farben Schwarz
- Gewicht 1.157 g (Größe M)
- www.pocsports.com
- Preis 240 € (UVP)
Der POC VPD System Torso-Protektor lässt sich ziemlich umfangreich einstellen. So kann neben der Weite von Bauch- und Schultergurten auch in der Position der Bauchgurte variiert werden. Hier sollte man etwas Zeit einplanen und sich nicht erst auf dem Bikepark-Parklplatz hektisch mit dem System befassen. Zudem müssen nach dem Einstellvorgang die üppigen herum baumelnden Straps noch in den dafür vorgesehen Gummi-Schlaufen verstaut werden. Danach wird man allerdings mit einer perfekten Passform belohnt. Das weiche Protektoren-Material schmiegt sich hervorragend an den Körper an und lässt in dieser Hinsicht absolut nichts zu wünschen übrig.


Der einzige kleine Kritikpunkt in der Komfort-Wertung betrifft die relativ sparsam perforierte Brustplatte. Hier staut sich aufgrund der sehr körpernahen Passform an warmen Tagen schnell die Hitze. Der Rücken bleibt hier deutlich länger kühl.
Der POC VPD System Torso-Protektor ist allerdings nicht nur bequem, sondern vermittelt auch viel Sicherheit. Diese musste ich in unglücklicherweise auch in der Praxis überprüfen, als ich in Folge eines Sturzes mit der Brust direkt auf einer Wurzel landetet. Doch obwohl mir direkt nach dem Impact kurz die Luft wegblieb, musste ich im Nachgang keinerlei Beschwerden an Brust oder Rücken beklagen – Job erfüllt. Unserer Meinung nach würde dem POC-Protektor trotzdem auch ein zusätzlicher Schutz für die Seiten, wie ihn unter anderem das Leatt-Modell bietet, gut zu Gesicht stehen.
Stärken
- ausgezeichneter Tragekomfort
- großzügig Einstellbarkeit
- guter Schutz
Schwächen
- Flanken werden nicht abgedeckt
- Brustplatte ist relativ warm

Troy Lee Designs Rockfight CE Flex Chest Protector
Der Troy Lee Designs Rockfight CE Flex Chest Protektor vereint eine Hartplastik-Brustplatte mit einem flexiblen Rückenprotektor aus D3O. Diese Kombination soll den Rockfight Flex laut eigenen Angaben zum leichtesten und komfortabelsten Oberkörper-Protektor machen, den die Kalifornier je entwickelt haben. Dass dies nicht nur leere Marketing-Versprechungen sind, zeigt bereits ein kurzer Blick auf die Wage: Diese bleibt bei lediglich 734 g stehen. Damit ist der Troy Lee-Protektor mit Abstand der leichteste Kandidat in unserem Test. Zudem kann der Protektor auch mit dem geringsten Kaufpreis auftrumpfen.
Fairerweise muss man allerdings erwähnen, dass die Brustplatte des Protektors lediglich für den Schutz vor hochfliegendem Geröll und Steinen und nicht für den Fall eines Sturzes konstruiert wurde. Der Rückenprotektor erfüllt hingegen genau wie das Modell von POC die Level 1 CE-Norm.


- Material 36,6 % Polypropylene / 28,2 % Polyurethane / 14,4 % Polyethylene / 10,4 % Polyamide / 4,9 % POM / 4,3 % Polyester / 1,2 % PVC
- Herstellungsort China
- CE-Zertifizierung EN1621-2 Level 1 (Rücken) / EN 14021 (Brust)
- Besonderheiten flexibler D30-Rückenprotektor
- Größen XS-SM / MD-LG (getestet) / XL-2XL
- Farben Schwarz / Weiß
- Gewicht 734 g (Größe MD-LG)
- www.troyleedesigns.eu
- Preis 149 € (UVP)
Wie nicht anders zu erwarten, stellt sich bereits beim Anprobieren des Rockfight Flex-Protektors direkt ein Wow-Effekt ein. Der federleichte Brustpanzer trägt nicht nur kaum auf, sondern kommt auch am nächsten an das Gefühl, keinen Protektor zu tragen, heran. Hier ist wirklich ein sehr deutlicher Unterschied im Vergleich zu den anderen beiden Konkurrenten in unserem kleinen Vergleichstest spürbar. Vor allem das recht luftige Design macht sich besonders positiv bemerkbar. Geraden an wärmeren Tage spielt der TLD-Brustpanzer dadurch in einer eigenen Liga.

Dieser Komfort erkauft man sich allerdings teilweise zulasten der Schutzwirkung. So besteht das bereits angesprochene Brustschild im Prinzip lediglich aus einer leicht gepolsterten Plastik-Platte und ist nicht für den Schutz im Sturzfall konzipiert, wie ein eingenähter Zettel verrät. Auch der D3O-Rückenprotektor, der genau in der gleichen Ausführung auch bei einem Fox Enduro-Protektor zum Einsatz kommt, könnte für unseren Geschmack etwas großzügiger ausfallen. Für den Downhill- und Bikepark-Einsatz würden wir daher eher den Troy Lee Designs Rockfight CE Solid-Protektor empfehlen. Die Front-Partie bleibt zwar die gleiche, dafür kommt dieses Modell allerdings mit einer zusätzlichen Hartplastik-Platte am Rücken.
In puncto Einstellbarkeit gleicht der Brustpanzer von Troy Lee Designs seinem Konkurrenten von Leatt. Auch hier lassen sich die Weite des Brustgurts und die der Schultergurte einstellen, sodass man den in drei Größen erhältlichen Protektor speziell an seine persönliche Anatomie anpassen kann.
Stärken
- ausgezeichneter Tragekomfort
- hervorragende Belüftung
Schwächen
- Brustplatte nicht für den Sturzfall konstruiert
- Schutz könnte insgesamt etwas umfangreicher ausfallen

Fazit: Welcher Brustpanzer ist der beste für dich?
Alle drei von uns getesteten Protektoren offenbarten in der Praxis überraschend unterschiedliche Stärken und Schwächen. Der Leatt 4.5-Chest-Protektor bringt die größte Schutzwirkung mit und ist daher unsere erste Wahl für den Downhill-Einsatz. Allerdings kann das südafrikanische Modell in puncto Tragekomfort und Belüftung nicht wirklich mit dem leichteren Troy Lee Designs Rockfight CE Flex-Protektor mithalten. Dementsprechend ist der TLD-Brustpanzer der ideale Begleiter für warme Tage und nicht ganz so feindliches Terrain. Am liebsten haben unsere Tester allerdings den VPD System Torso von POC aus dem Schrank geholt. Der flexible Brustpanzer verkörpert in unseren Augen den optimalen Mittelweg aus Schutz und Komfort.

Welche Protektoren sind im Bikepark für eure Sicherheit zuständig?
78 Kommentare
» Alle Kommentare im ForumErstmal gute Besserung! Wieviel Schutz die Jacke bietet weiß ich auch nicht, ich habe da noch keine Tests gefunden . Der Protektor vorne schützt bei mir nur Brustbein und Oberbauch . Rippen und Becken sind nicht geschützt .
Welche Größe habt ihr beim POC Torso ?
Bin 185 mit 75kg & weiß nicht ob M oder L,...
Hab bei 187/85kg L ... passt gut 👍
Ich such immer noch den perfekten Schutz im Artikel.
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