Gerade erst hatten die Teams ihre Pits und Bikes in die Trucks und Busse geräumt und die 1.200 km von Val di Sole nach Andorra zurückgelegt – da hieß es schon wieder auspacken und alles für das nächste Rennen in Vallnord bereit machen. Dementsprechend hektisch waren die Mechaniker ersten Tag des Downhill World Cups in Andorra im episch gelegenen Fahrerlager am Schrauben. Wir haben wieder unsere Runde durch die Boxengasse gedreht und einige Highlights rausgesucht!
Auch nur eine Woche nach dem letzten Rennen gab es wieder einiges interessantes zu sehen. Das Scott/Velosolutions-Team ist weiter mit der Optimierung des aktuellen Gambler-Prototypen beschäftigt – und hat dazu auch die gute alte Metallsäge angesetzt … Auf den Schultern des Commençal/Vallnord-Teams lastet beim Heimrennen sicher der größte Druck, schließlich ist das Commençal-Gebäude nur wenige hundert Meter von der Ziellinie entfernt. Wohl auch deshalb fanden wir am Rad des Serien-Führenden Amaury Pierron ein sehr schlankes und schickes Datenerfassungs-System, das das letzte Quäntchen Performance aus seinem 29″-Boliden herauspressen soll. Angesichts der steilen und harten Strecke wenig verwunderlich: An vielen Rädern befinden sich riesige 220 mm-Bremsscheiben. Alle weiteren Infos findet ihr in der Fotostory!
Commençal/Vallnord
# Den Auftakt in Andorra macht das Bike der Stunde des derzeitigen Überfliegers - Amaury Pierron und sein Commençal Supreme DH 29 scheinen das beste Match seit Zlatko und Jürgen zu sein. Doch irgendwas ist anders am Bike des Franzosen …
# Ein Blick auf die andere Seite des Bikes verrät es: Commençal hat für das Heimrennen ein interessantes Datenerfassungs-System am Bike von Amaury Pierron installiert - damit soll das letzte Quäntchen Performance aus dem Bike, das die letzten drei Weltcups gewonnen hat, gekitzelt werden.
# Das gesamte System ist speziell auf das Commençal Supreme DH ausgelegt und passt entsprechend perfekt. Viele Teile sind vor Ort in Andorra 3D-gedruckt worden. - Ein weiterer Vorteil des Systems im Vergleich zu anderen Ansätzen: Es ist sehr leicht, weil es größtenteils kabellos funktioniert. Die Daten werden in Echtzeit per Bluetooth auf das Smartphone von Amaury übertragen und dort gespeichert.
# Ein Blick auf den massiven Bremsadapter verrät: Hier kommen sehr große Scheiben zum Einsatz - viele Teams setzen auf 220 mm große Rotoren, um mit der extrem steilen Strecke in Andorra besser zurechtzukommen.
# Seit einigen Rennen fährt das Commençal-Team einen neuen Hinterbau - dieser erlaubt es, die Position der Kettenumlenkung zu variieren. Während die Umlenkung an Amaurys Bike in der hinteren niedrigen Position befestigt ist, …
# … fährt sein Teamkollege derzeit sein Arbeitsgerät in der Standardposition, wo die Umlenkung genau durch den Drehpunkt läuft - dies entspricht der derzeitigen Standard-Variante, die auch käuflich zu erwerben ist.
# Ein weiterer Unterschied zwischen den beiden Bikes: Remi Thirion, der hier bereits gewinnen konnte, setzt auf einen Coil-Dämpfer von RockShox.
# Die silbernen Aufkleber sollen Vibrationen reduzieren und erleichtern gleichzeitig den Geldbeutel nicht unerheblich.
# Thibaut Daprela setzt wie Amaury Pierron derzeit auf einen Luft-Dämpfer - und das scheint zu funktionieren: Beide Commençal-Fahrer führen derzeit ihre jeweilige Gesamtwertung an und gehen als Favoriten in ihr Heimrennen!
UNNO Factory Racing
# Wenn man eine repräsentative Umfrage durchführen würde, dann wäre es durchaus wahrscheinlich, dass das Unno Ever von Taylor Vernon und Greg Williamson zum schicksten Bike des Downhill-Weltcups gewählt werden würde - das neu gegründete Team geht auf dem sündhaft teuren Carbon-Boliden, der in Barcelona laminiert und gefertigt wird, an den Start.
# Die Bremsaufnahme befindet sich zwischen Sitz- und Kettenstrebe - dort ist eine kraftvolle Formula Cura 4 verbaut.
# Grip Tape am Shifter sorgt für die nötige Haftung - ein altes Enduristen-Sprichwort besagt schließlich: „Grip ist alles, kein Grip ist nix.”
# Ebenfalls interessant sind die Crankbrothers Prototypen-Laufräder aus Carbon - Informationen zu den edlen Felgen gibt es bislang nicht wirklich. Sie werden anscheined in Kalifornien gefertigt und das Team ist extrem zufrieden mit der Haltbarkeit.
FMD Racing/Transition
# Während Kaos Seagrave nach wie vor mit einem gebrochenen Schlüsselbein ausfällt, gehen seine Schwester Tahnée und der Junior Jamie Edmondson auf dem Transition TR11 ins Rennen.
# Trotz sehr steiler und anspruchsvoller Strecke zieht Tahnées Mechaniker Matt Allingham einen Schwalbe-Reifen in der schneller rollenden orangen Soft-Gummimischung auf.
# Magic Mary oder Dirty Dan? Da der Untergrund überwiegend sehr hart ist, werden die meisten Fahrerinnen und Fahrer wohl auf einen grobstolligen Intermediate-Reifen und nicht auf Schlammvarianten setzen.
# 471 oder 511? Da gehen die Meinungen derzeit etwas auseinander - der Kommentar des Teams dazu: Tahnée hat auf diesen Felgen in Val di Sole gewonnen, also werden sie schon ganz okay sein …
Radon Factory DH Racing
# Stattdessen wird Faustin Figaret dieses Mal alleine für Radon an den Start gehen - der Franzose schrammte in Val di Sole nur knapp an den Top 20 vorbei und scheint aktuell gut in Form zu kommen.
# Am Radon Swoop 200-Rahmen von Faustin waren keine großen Änderungen seit Val di Sole feststellbar.
# Im Gegensatz zu seinem verletzten Teamkollegen Fischi setzt Faustin auf einen Fox DHX2-Stahlfederdämpfer.
# Diese Wellen aus Slappertape sind aktuell der Hit im World Cup und sollen die Räder extrem leise halten.
# Motofoam in allen Ritzen und Öffnungen hält den Dreck draußen und Faustins Radon auch bei dem angekündigten Schmuddelwetter leicht und sauber!
# Faustin setzt noch auf die alten Crankbrothers Mallet DH-Pedale ohne Gripplates - sein Mechaniker vermutet, dass er noch keine Zeit zum umstellen gefunden hat.
# An der Carbocage-Kettenführung hängt wie in Val di Sole auch ein 3D gedruckter Bashguard mit kleiner Führung - dieser besteht nun jedoch aus einem nachgiebigeren, weißen Material. Die letzte Iteration war zu spröde und brach deshalb zu schnell.
# … bei der Anzahl an Spacern kein ganz leichtes Unterfangen. - Faustin ist jedoch ziemlich groß und die Strecke in Andorra teilweise extrem steil!
Scott/Velosolutions
# Das Scott/Velosolutions-Team ist dieses Jahr damit beschäftigt, ein neues Scott Gambler-Downhillbike zu entwickeln - aktuell setzt das Team auf einen Frankenstein-Prototyp, der aus dem alten Gambler-Hauptrahmen und einem neuen Viergelenker-Hinterbau besteht.
# Seit Val di Sole versucht das Team etwas Neues: Eine Kettenumlenkung, die der Ex-Bulls-Mechaniker Northern noch aus seinen Bulls-Zeiten über hatte. - Diese soll den Pedalrückschlag deutlich reduzieren und das Rad auch in hartem Gelände aktiv halten.
# Seit diesem Jahr ist das Team auf BOS-Fahrwerken unterwegs - die französischen Federungsspezialisten sind bei jedem Rennen mit einem eigenen Bus und Technikern dabei!
# Max und Moritz gar nicht träge, sägen heimlich mit der Säge, ritzeratze, voller Tücke, in die Brücke eine Lücke. - Im Gegensatz zu Wilhem Buschs bekanntem Gedicht war hier keine Tücke, sondern absolutes Kalkül im Spiel. Wir vermuten, das Team wollte dem extrem massiv wirkenden Hinterbau etwas mehr Nachgiebigkeit verleihen und setzte deshalb kurzerhand die Säge an. Unter dem Tape war der Schnitt deutlich spürbar.
Cube Global Squad
# Das Cube Global Squad hat wieder die neue schwarz-schwarze Version ihres Two15 29 im Gepäck - die beiden Teambikes von Max Hartenstern und Matt Walker sind pünktlich zum Track Walk komplett neu aufgebaut worden.
# Nein, das ist kein Knick in der Optik - mit ausgebautem Hinterrad sieht man bei vielen Rahmen oft erst, dass die Hinterbauten nicht selten asymmetrisch sind. Das Cube Two15 29 macht da keine Ausnahme.
# … wird die Strecke in Andorra unten extrem steil und stellt ganz besondere Ansprüche an die Bremsen.
# Coil oder Air? Matt bevorzugt den Luftdämpfer, Max setzt wie schon die gesamte Saison auf die Coil-Variante.
Hiag Data – NS Bikes Factory Racing
# An dessen Ausgleichsbehälter sind kleine Kühlrippen befestigt, damit sich das Öl im Inneren nicht zu stark erhitzt.
# Wo ein Adapterturm zu sehen ist, sind in der Regel ziemlich große Bremsscheiben verbaut - mit 223 mm-Scheiben gewinnt das Hiag Data – NS Bikes Factory Racing-Team den internen Weltcup-Wettbewerb mit einem Vorsprung von 3 mm!
# Spacer, Winkelsteuersatz und Lenker mit viel Rise - in Andorra wird das volle Programm für die steile Strecke aufgefahren.
# Moto Foam in den Rahmenöffnungen soll verhindern, dass sich dieser zu sehr mit Matsch und Dreck zusetzt - das dürfte hier sicherlich eine gute Idee sein.
Vali Höll/SRAM
# Vali Höll ist nicht Teil eines großen Teams, sondern geht für SRAM an den Start und wird von denen in den Pits intensiv betreut - klar, dass sie neben einer RockShox-Gabel und roten Code-Bremsen auch auf den SRAM X01 DH-Antrieb setzt.
# Im Hinterbau des YT Tues wird weiterhin ein 267 mm langer Dämpfer verwendet, den pechschwarzen Super Deluxe Coil gibt es aktuell nur für metrische Einbaumaße.
# Der Trend geht eindeutig zu 29", doch der Erfolg gibt YT recht: Das neue Tues 2.0 rollt auf 27,5"-Laufrädern und ist damit ziemlich erfolgreich.
# Die Schrauben am Vorbau wurden durch Torx-Varianten ersetzt - ein cleveres Detail, das in Anbetracht der Ahead-Kappe jedoch kaum auffällt.
# Ob Vali am Samstag auf diesem Bike den fünften Weltcup-Sieg im fünften Rennen einfahren wird? Gut möglich - wir freuen uns jedenfalls sehr darauf, die Bikes der Profis im Training und im Rennlauf in Action zu sehen!
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