Servus liebe MTB-News-Leser! Dieses Mal darf ich euch aus Snowshoe, West Virginia, berichten, wo innerhalb von sechs Tagen die letzten zwei World Cup-Rennen der Saison ausgetragen wurden. Somit wird das leider mein letzter Rennbericht des Jahres werden. Deswegen wollte ich mich vorab bei euch noch einmal bedanken für das tolle Feedback, das ich immer bekomme. Ich freue mich immer sehr über eure Kommentare.
Snowshoe #1
Sonntag – Trackwalk
Beim ersten Trackwalk war gleich einmal große Verwirrung angesagt. Es waren bereits beide Strecken gesteckt, und keiner wusste, welche beim ersten und welche beim zweiten Downhill World Cup-Rennen gefahren wird. Nach 20 minütiger Suche nach der richtigen Strecke, trafen wir zum Glück auf einen Shaper, der uns erklärte, wo es beim ersten Rennen lang geht.
Die Strecke war bis auf die Startsektion identisch zu der, die wir 2019 gefahren sind. Worüber ich sehr happy war, da ich damals mit der Startsektion nicht zurechtkam. Mit dem restlichen, vor allem technischen und extrem steinigen Teil war ich sehr zufrieden, da ich in solchen Sektionen immer gut dabei bin.
Montag – Training
Im ersten Training ging ich es noch sehr entspannt an, da mich der Jetlag leider erwischt hatte und ich teilweise Probleme hatte, mich konzentrieren zu können. Mit ordentlich viel Kaffee konnte ich mich dann doch motivieren, einen vollen Zeitlauf zu machen. Mit einer Zeit in den Top 20 war ich dann ganz zufrieden.
Dienstag – Qualifikation
Das Training vor der Qualifikation lief leider nicht gerade optimal. Im oberen Streckenabteil fühlte ich mich sehr wohl, sobald es jedoch im unteren Teil steinig und technisch wurde, machte ich einen Fehler nach dem anderen. Ich konnte es auf tiefen Schlägen nicht laufen lassen, da mein Bike nicht richtig in Balance war. Ich wusste, dass ich an meinem Setup etwas ändern muss. Vor der Qualifikation habe ich mich aber nicht mehr getraut, weil ich mir unsicher war, was das Problem sein könnte.
Somit verlief meine Quali nicht ganz optimal und ich hatte einige große Fehler in meinem Run. Vor allem im flachen Steinfeld ging nichts weiter. Mit Platz 27 war ich dann natürlich ziemlich unzufrieden.
Mittwoch – Finale
Körperlich wurde es langsam besser, 100 % fit war ich jedoch noch nicht. Das Adrenalin im Rennlauf wird das schon machen, dachte ich mir, haha! In den letzten zwei Trainingsläufen machten wir mein Fahrwerk noch etwas straffer, um etwas höher im Federweg zu stehen und ich fühlte eine deutliche Verbesserung bei tiefen Schlägen. Meine Motivation war groß, um endlich Gas zu geben und es war Zeit für den ersten Finallauf.
Ich bin extrem aggressiv gestartet und erwischte die ersten paar Kurven perfekt. Meine Euphorie hielt jedoch nicht lange. Nach gerade einmal 20 Sekunden in meinem Rennlauf verlor ich kurz das Hinterrad, konnte es jedoch noch retten und blieb am Bike. Die Richtung, mit der ich in die nächste Waldsektion schoss, war aber alles andere als perfekt und ich kassierte einen Baum, mit dem schon einige Fahrer zuvor Bekanntschaft gemacht hatten. Irgendwie schaffte ich es, am Bike zu bleiben, mein Selbstvertrauen war nach diesen zwei beinahe Stürzen allerdings verschwunden. Von dort weg kam ich nicht mehr ins Fahren und beendete das Rennen auf Platz 28.
Gott sei Dank gab es noch ein Rennen die Woche, in dem ich mich noch einmal beweisen durfte.
Snowshoe #2
Donnerstag – Training
Über die Streckenänderungen für das zweite Rennen war ich sehr happy, da die Sektion, in der ich fast gestürzt bin, weg war und im unteren Teil noch ein neues Steinfeld dazu kam. Während die meisten Fahrer Kraft sparten, machte ich 5 Läufe, um an einem Setup zu arbeiten.
Mit Erfolg! Mein Bike lag viel besser als zuvor und ich konnte ein paar der Steinfelder ohne zu Bremsen fahren. Im Zeittraining habe ich mich auf das neue technische Teilstück konzentriert und war in dieser Split Zweiter, womit ich mehr als glücklich war.
Freitag – Qualifikation
In der Qualifikation hatte ich mir vorgenommen, alle technischen Teile schnell zu fahren und auf den Tretpassagen etwas Kraft zu sparen für das Finale. Die Strategie hat super funktioniert und ich landete auf Platz 11 in der Qualifikation. Meine zweitbeste Quali bis jetzt! Meine Beste war auch hier in Snowshoe vor 2 Jahren, als ich auf Platz 10 landetet. Scheint, als würde mir dieser Berg gut liegen.
Ich habe mich anschließend für einen weiteren Trackwalk entschieden, um noch einmal alles perfekt durchzugehen.
Samstag – Finale
Im Abschlusstraining habe ich in zwei Abschnitten immer wieder hochgeschoben, da ich noch ein paar neue Linien probieren und am letzten Zacken trainieren wollte. Bereits im Training war die ganze Strecke voll mit Fans. Die Leute dort sind so cool und machen eine Wahnsinns-Stimmung. Beim Aufwärmen für den Rennlauf musste ich mich sogar etwas verstecken, da direkt neben dem Start die Hölle los war.
Mein Ziel für diesen Lauf war, vom ersten Meter weg Vollgas zu geben und nicht wie gewohnt den ersten Abschnitt etwas ruhig anzugehen. Und genau das habe ich dann auch gemacht! Die erste Split habe ich schon einmal perfekt erwischt und ich hatte einen guten Flow im oberen Streckenabteil. Alles funktionierte wie von allein, sodass ich mich an das meiste kaum erinnern kann. Im unteren Teil fing ich allerdings an, darüber nachzudenken, wie gut alles ging. Und genau als ich das dachte, fing ich an Fehler zu machen und ich spürte, wie viel Zeit ich in der letzten Split verlor. Als ich dann die Ziellinie als Vierter überquerte und sah, dass ich bei der dritten Zwischenzeit noch geführt habe, habe ich mich richtig geärgert.
Als das Rennen jedoch zu Ende war und ich auf Platz 11 landete und somit mein bestes Ergebnis einstellte, war ich doch sehr zufrieden damit. Was mich allerdings am meisten freute, waren meine Zwischenzeiten. Bei der ersten Zwischenzeit, wo ich normal immer schon weit hinten liege, lag ich auf Rang 9 und bei der dritten Zwischenzeit lag ich sogar auf Rang 4. Das ist auf jeden Fall ein Schritt in die richtige Richtung und jede Menge Motivation für 2022!
Saison-Fazit
Im Großen und Ganzen bin ich mit meiner diesjährigen Leistung sehr zufrieden. Ich habe mich konstant in den Top 15/Top 20 eingefunden und habe es im Overall auch noch auf Platz 20 geschafft. Was mich jedoch am meisten freut, ist, wie viel Spaß ich dieses Jahr am Rennen fahren hatte und wie gut ich mich in mein neues Team eingefunden habe. Daher noch einmal ein großes Danke an alle meine Unterstützer und natürlich auch an euch.
Diesen Blog zu schreiben, hat mir sehr viel Spaß gemacht und ich hoffe, euch hat es auch gefallen. Macht's gut und bis bald
Andi 😊
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Alle Infos zur Downhill WM 2021 in Val di Sole und dem Downhill World Cup 2021 | Alle Blog-Beiträge von Andi Kolb:
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