Shredden trotz Handicap? Inklusion auf dem Trail
Die Geschichte des Orange Phase AD3 ist eng verknüpft mit den Schicksalen von Lorraine Truong und Alex Desmond. Die Schweizerin, einst bekannt als „Pocket Rocket“ hatte sich bei einem Sturz im EWS Rennen in Samoens 2015 schwere Hirnverletzungen zugezogen und musste infolgedessen nicht nur ihre Profikarriere, sondern das MTB fahren insgesamt an den Nagel hängen. Zusammen mit ihr hat Alex Desmond das Phase AD3 entwickelt. Ein dreirädriges E-Mountainbike für Menschen, die trotz Behinderung mit dem MTB auf ernst zu nehmende MTB-Trails oder Besuche im Bikepark nicht verzichten wollen. Fun fact: Desmond fand über dieses Projekt zu Orange Bikes und ist dort heute als Senior Design Engineer beschäftigt.

Orange Phase AD3: Infos und Preise
Gleich zwei Fox Float Factory 38 mit 180 mm Federweg und je einem Vorderrad zieren die Frontpartie des Orange Phase AD3 – und spätestens hier ahnt man zwei Dinge: 1. Der Hobel meint es ernst und 2. es wird wohl teuer (Beides korrekt!). Verbunden sind die beiden Gabeln mit einer Parallelogramm-Traverse, entfernt ähnlich wie beim Trac3 E-Trike aus Italien, die in Kurven und auf unebenem Terrain dafür sorgt, dass beide 27,5-Zoll-Vorderräder Bodenkontakt behalten.
- Rahmenmaterial Aluminium
- Motor CYC X1 Pro Gen 4 5.000W (mit Daumengas)
- max. Drehmoment 250 Nm
- Akkukapazität 624 Wh
- Federweg 180 mm (vorn) / 170 mm (hinten)
- Laufradgröße 27,5″
- Besonderheiten Dreirad mit 2x Fox Factory Float 38
- Gewicht keine Angabe
- Farben Gloss Charcoal Grey
- Rahmengrößen S / M / L / XL
- Verfügbar ab sofort
- www.orangebikes.com
- Preis ab 18.000 €
Hometrails trotz Handicap – Lorraine Truong und das Orange Phase AD3


Einen weiteren Superlativ bildet der Motor des Ungetüms, welches man korrekterweise wohl als ein E-MTT bezeichnen müsste: Ein exotischer CYC X1 Gen 4 leistet bis zu 5.000 Watt und soll in der Spitze schwindelerregende 250 Newtonmeter Drehmoment auf die Kette stellen. Und da das Gefährt ja ohnehin nicht im Straßenverkehr bewegt werden darf, hat man ihm auch gleich noch ein Daumengas spendiert und macht auf diese Weise das Pedalieren optional.

Anstelle eines Fahrradsattels ist das Phase AD3 mit einem Schalensitz ausgestattet, der es zwar nicht erlaubt, diesen während der Fahrt zu verlassen, aber ermöglichen soll, das Bike auf Trails, Berms oder Sprüngen mithilfe der Rumpfmuskulatur zu steuern.
Der wesentliche Rest des inklusiven Shredders klingt geradezu normal: Eine Shimano XT 12-fach Schaltung, Shimano Saint Bremsanlage (auf 203/203/203 mm Scheiben) und ein Cockpit von Burgtec sind übliche MTB-Komponenten. 63° Lenkwinkel und 502 mm Reach in Rahmengröße L sind gar nicht so weit weg von Werten eines Canyon Torque:On und anderen aktuellen E-MTB.



Bestellen kann man das Orange Phase AD3 ab sofort auf der Orange Website, für das Standardmodell wären 18.000 € zu berappen.
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39 Kommentare
» Alle Kommentare im ForumHier im Forum ist doch auch ein Mitglied, welches das Aufbauprojekt seines Gefährts vorgestellt hat, welches aus unfallbedingtem Grund entstanden ist.
Bereits dort habe ich mir folgende Frage gestellt: Obwohl auch OP`s und Spiralaufenthalte notwendig waren, haben mich alle meine, zum Glück noch überschaubaren und ohne Folgen gebliebenen Fahrradunfälle, keine Sekunde daran gehindert, wieder auf den Drahtesel zu steigen.
Aber mit einer Querschnittslähmung? Sich selbst so nahe an das Geschehen zurück zu bringen, um das Gefühl an das "vorher" nicht nur in der Erinnerung, sondern auf dem Trail aktiv spürbar zu machen - ich weiss nicht, ob ich das könnte. Und ich hoffe auch, mir diese Frage nie stellen zu müssen...
Tolles Projekt. Auch die Verbindung zu Lorraine. Immer wieder eine Geschichte, die uns zu denken geben sollte.
Der Preis erscheint mir sehr gut. Eine Finanzierung über Persönliches Budget nach dem BTHG (Bundesteilhabegesetz) sollte möglich sein.
Die Motorisierung ist auch gut und sinnig gewählt. Allerdings erscheint mir die Akku Kapazität etwas mau, wenn man wirklich Daumengas pur braucht.
Das weisst du auch erst wenn es soweit ist. Es hängt auch davon ab, wie der Unfall passiert ist und wie der Prozess der Traumaverarbeitung danach abläuft und ob sie dir glückt. Und es stellt sich natürlich die Frage, wie sehr du das Biken liebst. Meine Frau sitzt nun schon seit Sommer 2007 im Rollstuhl aber draussen im Wald schnell bergab zu fetzen ist nach wie vor ein wichtiger Teil ihres Lebens.
Viele Grüße,
Thom.
Die Konstruktion ist ja spannend. Scheint ja echt gut zu funktionieren. Fantastische Sache!
Das Video macht mehr als deutlich, wie extrem stark der Mensch den Hauptschwerpunkt zwischen den Rädern wie auch im Verhältnis "über Grund" verschiebt. Insofern erscheint mir bei Menschen, die eben nicht mehr diese Arbeit mit ihren Beinen leisten können, ein kinematisch den normalen Fully sehr ähnliches Konzept grundfalsch. Wenn der Mensch nicht aktiv federn und Schwerpunktverschieben kann, muß das Gerät grundsätzlich anders aussehen => 4 Räder, möglichst tiefer Schwerpunkt, superweiche Federung mit endlosen Federwegen. Und das gibt es bereits, wie hier ja auch schon andere gezeigt haben.
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