Aus eigener Kraft bergauf und anschließend mit Höchstgeschwindigkeit bergab über knallharte und ruppige Strecken ballern: Keine andere Renndisziplin liegt so sehr im Trend wie Enduro! Das liegt auch daran, dass sich Enduro-Bikes in den vergangenen Jahren enorm weiterentwickelt haben. Wir haben sieben aktuelle Enduro Race-Bikes ausgiebig gegeneinander getestet!
“Fährst du noch oder endurierst du schon?”: Fast könnte man meinen, dass sich seit einigen Jahren in der nicht-elektrifizierten Mountainbike-Welt so ziemlich alles um das Thema Enduro dreht. Das Trendwort mit E ist nicht nur eine richtig angesagte Disziplin, sondern oft auch ein Auslöser für hitzige Debatten. Aus eigener Kraft bergauf kurbeln, um anschließend mit Höchstgeschwindigkeit auf ruppigen und anspruchsvollen Strecken ins Tal zu rasen: Genau das ist für viele Mountainbiker seit Jahren die Essenz unserer Sportart – und zwar unabhängig jeglicher Trends, Rennformate und Marketing-Schlagwörter.
Aus eigener Kraft bergauf und anschließend mit Höchstgeschwindigkeit bergab über knallharte und ruppige Strecken ballern: Keine andere Renn-Disziplin liegt so sehr im Trend wie Enduro!
Gleichzeitig muss man jedoch auch festhalten, dass sich keine andere (Renn-)Disziplin in den vergangenen Jahren so rasant weiterentwickelt hat wie der Enduro-Bereich. Spätestens seit der Gründung der Enduro World Series und den zahlreichen lokalen Enduro-Rennserien, die jedes Jahr in noch kürzerer Zeit komplett ausgebucht sind, sind Enduro-Rennen nicht mehr aus der Mountainbike-Szene wegzudenken. Auch dieser Trend zum Rennen fahren hat die Entwicklung moderner Enduro Race-Bikes maßgeblich vorangetrieben. Viele der Stages, die die weltbesten Profis in der EWS unter die Stollen nehmen müssen, sind ähnlich anspruchsvoll wie die Strecken des Downhill-Weltcups.
Gleichzeitig ist es möglich, aus eigener Kraft viele Stunden im Sattel zu verbringen – und über Gewicht oder Haltbarkeit muss man sich in den meisten Fällen auch keine allzu großen Gedanken mehr machen. Zwar sind Enduro Race-Bikes bergauf natürlich keine Cross Country-Hardtails und auch bergab wird man nicht ganz die Geschwindigkeiten von Downhill-Boliden erreichen. Doch heutzutage ist es möglich, mit einem Bike 90 % aller Anwendungsfälle abzudecken. Beweis gefällig? Ein gewisser Sam Hill hat im vergangenen Jahr nicht nur die Gesamtwertung der Enduro World Series gewonnen, sondern wäre an Bord seines Enduro Race-Bikes bei der Downhill-Weltmeisterschaft in Australien fast aufs Podium gefahren …
7 Enduro Race-Bikes im Vergleich
Für unseren Enduro Race-Bike-Vergleichstest haben wir insgesamt sieben Modelle von Canyon, Ibis, Lapierre, Radon, Rocky Mountain, Specialized und Trek auf den vielseitigen und harten Trails im kleinen spanischen Ort Santa Coloma de Farners eine Woche lang gegeneinander getestet. Alle der von uns getesteten Modelle haben sich bereits in der Enduro World Series bewiesen und sind, wenn man den Aussagen der Hersteller glauben darf, ideal geeignet für den Renneinsatz. Die Bikes in unserem Test haben zwischen 150 und 170 mm Federweg und bieten neben sehr soliden und bewährten Ausstattungen auch Geometrien, die vor allem für hohe Geschwindigkeiten auf anspruchsvollen Abfahrten konzipiert sind. Allzu extreme Geometrien findet man derzeit im Enduro Race-Bereich allerdings interessanterweise nicht: Weil die Räder absolute Alleskönner sein müssen und auf einer Vielzahl von Trails glänzen sollen, sind Reach-Werte und Lenkwinkel á la Pole oder Nicolai die Ausnahme. Einigkeit herrscht beim Rahmenmaterial: Alle sieben Bikes in unserem Vergleichstest setzen auf Carbon. Nicht mit von der Partie sind leider die Bikes, auf denen Sam Hill und Richie Rude in der Enduro World Series für Furore sorgen: Das Nukeproof Mega 275 Carbon und das Yeti SB5.5 haben uns nicht pünktlich zum Testbeginn erreicht – diese beiden Einzeltests werden wir demnächst nachreichen.
Laufradgröße | Federweg vorne | Federweg hinten | Gewicht | Preis | |
---|---|---|---|---|---|
Canyon Strive CF 9.0 Team | 27,5" | 170 mm | 160 mm | 13,36 kg | 5.499 € |
Ibis Mojo HD4 | 27,5" | 160 mm | 153 mm | 13,14 kg | 8.498 € |
Lapierre Spicy Team Ultimate | 27,5" | 170 mm | 165 mm | 13,84 kg | 5.299 € |
Radon Jab 10.0 | 27,5" | 160 mm | 160 mm | 13,20 kg | 4.999 € |
Rocky Mountain Altitude Carbon 90 | 27,5" | 160 mm | 150 mm | 12,64 kg | 7.899 € |
Specialized Enduro Pro 29 | 29" | 160 mm | 160 mm | 14,26 kg | 7.499 € |
Trek Slash 9.8 | 29" | 160 mm | 150 mm | 14,08 kg | 5.499 € |
Fünf der sieben Modelle rollen auf 27,5″-Laufrädern – doch unser Favorit für den Enduro Race-Einsatz ist mit dem Trek Slash 9.8 ein Vertreter des 29er-Lagers. Auch das Specialized Enduro Pro 29 profitiert im direkten Vergleich zur Konkurrenz von den größeren Laufrädern, wenngleich das Enduro auf harten Strecken etwas anstrengend zu fahren ist und uns ein defekter Dämpfer schlussendlich einen Strich durch die Rechnung machte. Zwar haben sich im (internationalen) Enduro Race-Bereich die großen Laufräder noch nicht flächendeckend durchgesetzt – der Trend ist jedoch eindeutig. So geht das Ibis EWS-Team seit dieser Saison auf dem kürzlich vorgestellten 29er Ripmo an den Start, Cecile Ravanel fährt neuerdings auf ihrem Commençal Meta AM 29 der Damen-Konkurrenz um die Ohren und Richie Rude scheint sich mittlerweile auch mit den großen Laufrädern anfreunden zu können. Doch auch die fünf 27,5″-Bikes in unserem Vergleichstest funktionieren unterm Strich sehr gut, lassen sich schnell durch anspruchsvolles Gelände bewegen und sorgen für sehr viel Fahrspaß. Signifikanter als die Unterschiede der beiden Laufrad-Größen waren auf dem Trail ohnehin die verschiedenen Charakteristiken der sieben Enduro-Boliden in unserem Test.
Wer auf der Suche nach einem überaus vielseitigen Bike ist, das durchaus Enduro Race-tauglich ist, aber auch auf sanfteren Trails jede Menge Spaß macht, sollte einen Blick auf das Rocky Mountain Altitude Carbon 90 werfen: Die sehr guten Uphill-Eigenschaften, die Anpassbarkeit durch das Ride9-System und der Fahrspaß auf dem Trail haben das edle Bike aus Kanada zu einem absoluten Liebling der Tester gemacht. Insgesamt ist das Rocky Mountain Altitude Carbon 90 unser Tipp für den Trail-Einsatz. Und auch um das Lapierre Spicy Team Ultimate haben sich unsere Tester regelmäßig gestritten: Dank überragendem Hinterbau fühlt es sich in knallhartem Gelände pudelwohl. Doch dank ausgewogener, nicht (zu) extremer Geometrie macht das französische Modell auch auf verwinkelteren Strecken jede Menge Spaß. Hier treffen eine sehr gute Performance und eine stimmige Ausstattung auf einen vergleichsweise günstigen Preis – das Lapierre Spicy Team Ultimate ist folglich unser Tipp Preis-Leistung. Insgesamt arbeiten alle Bikes im Vergleichstest aber auf einem hohen Niveau und sind durchweg bereit für den Einsatz auf der Rennstrecke oder im Bike Park. Jedes von uns getestete Modell hat neben verschiedenen Stärken und Schwächen auch individuelle Charakteristiken, die zu den persönlichen Präferenzen, dem bevorzugten Einsatzzweck und vielen weiteren Faktoren passen müssen. Auch deshalb lohnt sich ein Blick in die ausführlichen Einzeltests der sieben Bikes.
Tipp Enduro: Trek Slash 9.8
Zugegeben: In Anbetracht des Preises waren wir zunächst etwas enttäuscht von der Ausstattung des knallorangenen Trek Slash 9.8. Doch schon die ersten Meter auf dem Trail haben alle Zweifel sofort verfliegen lassen. Die Uphill-Eigenschaften gehen für ein Rad dieser Kategorie völlig in Ordnung und bergab vermittelt das 29er mit 150 mm Federweg am Heck so viel Sicherheit wie kein anderes Bike in unserem Vergleichstest. Das Trek Slash 9.8 liefert dank hochwertigem Rahmen, sehr gelungener Geometrie und starkem Hinterbau eine tolle Basis für ein hervorragendes Enduro Race-Bike – und ist deshalb unser Tipp Enduro!
Zum ausführlichen Test >>> Trek Slash 9.8 im Test: Enduro-Blitz mit Warnweste
Das Trek Slash 9.8 ist ein Race-Enduro, wie es im Buche steht: Es trägt einen eher gemächlich aber sicher den Berg hinauf, brennt auf dem Weg nach unten jedoch ein beeindruckendes Feuerwerk ab. Wir waren vor allem vom potenten Fahrwerk und der beeindruckenden Geschwindigkeit auf dem Trail angetan. Lediglich die Ausstattung könnte etwas hochwertiger ausfallen.
Pro / Contra
zum TestPro
- potentes Fahrwerk
- hohe Geschwindigkeit auf dem Trail
- ausgewogene Geometrie
- angenehme Fahrposition
Contra
- für die Ausstattung relativ teuer
Tipp Trail: Rocky Mountain Altitude Carbon 90
Das Rocky Mountain Altitude Carbon 90 ist nicht nur sehr schön, sondern macht vor allem auf gemäßigteren Trails jede Menge Spaß. Außerdem ist es dank des vielseitigen Ride9-Systems sehr anpassbar und glänzt darüber hinaus mit der besten Uphill-Performance im Testfeld. Wer das Rad weniger im Enduro Race-Einsatz bewegen wird und vor dem hohen Preisschild nicht zurückschreckt, bekommt mit dem Rocky Mountain Altitude einen zuverlässigen und vielseitigen Begleiter für nahezu alle Lebenslagen – deshalb ist das Rocky Mountain Altitude Carbon 90 unser Tipp Trail!
Zum ausführlichen Test >>> Rocky Mountain Altitude Carbon 90 im Test: Kanadischer Trailflitzer mit EWS-Ambitionen
Das Rocky Mountain Altitude Carbon 90 glänzt dank seines antriebsneutralen Hinterbaus nicht nur mit der besten Uphill-Performance im Feld – der verspielte Charakter und das geringe Gewicht haben es zu einem absoluten Liebling der Tester gemacht. Unsere bevorzugte Enduro-Rennmaschine ist es trotz der beachtlichen EWS-Erfolge jedoch nicht. Dazu ist es im Grenzbereich etwas zu unruhig. Dafür hat man mit dem Rocky Mountain Altitude auf der Feierabendrunde auf den Hometrails so viel Spaß wie mit kaum einem anderen Rad!
Pro / Contra
zum TestPro
- sehr verspielter Charakter
- hohe Anpassbarkeit
- geringes Gewicht
- hochwertiger Carbon-Rahmen
Contra
- unruhig bei hohen Geschwindigkeiten
- nicht gerade günstig
Tipp Preis-Leistung: Lapierre Spicy Team Ultimate
Wenn man es nicht besser wüsste, dann könnte man glatt meinen, das Lapierre Spicy Team Ultimate wäre ein etwas geschrumpfter Downhiller. Der überragende Hinterbau bietet in Kombination mit dem RockShox Coil-Dämpfer auch auf ruppigsten Trails sehr viel Traktion und Kontrolle. Gleichzeitig macht das französische Bike mit der eigenwilligen Optik dank gelungener Geometrie auch auf verwinkelteren Trails viel Spaß. Die Ausstattung lässt praktisch keine Wünsche offen – und das, obwohl es das zweitgünstigste Modell in unserem Vergleichstest ist. In Summe ist das Lapierre Spicy Team Ultimate unser Tipp Preis-Leistung!
Zum ausführlichen Test >>> Lapierre Spicy Team Ultimate im Test: Enduro-Gerät mit Extra-Scharf
Das Lapierre Spicy Team Ultimate ist ein starkes Enduro Race-Bike, das dank des hervorragenden und sehr schluckfreudigen Hinterbaus vor allem auf harten, Downhill-lastigen Trails voll und ganz in seinem Element ist. Hier überzeugt der französische Rennbolide auch dank des sensiblen Coil-Dämpfers auf ganzer Linie. Bergauf ist das Spicy eher gemütlich unterwegs und auf flachen Trails fühlt es sich schnell unterfordert. Wer auf der Suche nach einem schnellen und potenten Enduro-Gerät für den Einsatz auf ruppigen Strecken ist sollte einen Blick auf das Lapierre Spicy Team Ultimate werfen!
Pro / Contra
zum TestPro
- sehr sensibler und schluckfreudiger Hinterbau
- durchdachte Details am Rahmen
- gutes Preis-Leistungs-Verhältnis
Contra
- Schalthebel und Oberrohr kollidieren
- kein Beschleunigungs- und Uphill-Wunder
Die weiteren Kandidaten
Canyon Strive CF 9.0 Team
Das Canyon Strive CF 9.0 Team ist mittlerweile ein moderner Klassiker und wir waren gespannt, wie sich das seit einigen Jahren erhältliche Enduro-Modell der Koblenzer gegen die teils deutlich jüngere Konkurrenz schlagen würde. Die Antwort: Es ist nach wie vor ein sehr gutes Bike mit einer mehr als gelungenen Geometrie. Der Shape Shifter macht das Strive auf Knopfdruck zum Allrounder, sorgt jedoch auch für ein etwas unaufgeräumtes und gewöhnungsbedürftiges Cockpit. Wir sind gespannt, ab wann der Nachfolger in den Startlöchern stehen wird!
Zum ausführlichen Test >>> Canyon Strive CF 9.0 Team im Test: Allrounder auf Knopfdruck
Mit dem Canyon Strive CF 9.0 Team hat der koblenzer Versender es geschafft, 2014 ein Enduro auf den Markt zu bringen, das sich im Jahr 2018 immer noch gegen die aktuelle Konkurrenz behaupten kann. Das Strive konnte vor allem mit seinem ausgewogenen Fahrwerk, der hochwertigen Ausstattung und dem wie immer guten Preis-Leistungsverhältnis überzeugen. Der Shapeshifter macht es zwar zu einem soliden Allrounder – im Enduro-Race-Einsatz könnten wir allerdings auch darauf verzichten.
Pro / Contra
zum TestPro
- gutes Preis-Leistungsverhältnis
- hochwertige Ausstattung
- ausgewogene Geometrie
- Hinterbau bietet viel Traktion
Contra
- unpraktische Cockpit-Aufteilung
- etwas nervös in grobem Gelände
Ibis Mojo HD4
Das Ibis Mojo HD4 ist mit einem Preis von stolzen 8.498 € das teuerste Modell in unserem Vergleichstest, doch dafür bekommt man auch Carbon bis zum Abwinken. Auf den ersten Blick wirkt es wie ein modernes Kunstwerk – und auch bei Höchstgeschwindigkeit auf knallharten Strecken macht das Mojo eine sehr gute Figur, fordert im Gegenzug jedoch auch eine präzise Linienwahl und vergleichsweise viel Kraft. Die Uphill-Eigenschaften sind hervorragend. Auf die Carbon-Laufräder würden wir vermutlich verzichten – das schont den Geldbeutel und die Handgelenke.
Zum ausführlichen Test >>> Ibis Mojo HD4 im Test: Das rasende Carbon-Kunstwerk
Auf den ersten Blick wirkt das Ibis Mojo HD4 wie ein Kunstwerk, das man am liebsten ins eigene Wohnzimmer oder in eine Galerie hängen würde. Dafür wäre es jedoch viel zu schade, denn in der Praxis überzeugt der moderne Klassiker mit guten Uphill-Eigenschaften und einem sehr effizienten Fahrwerk. Fahrtechnik und passende Fitness vorausgesetzt lässt sich das Mojo auch in hartem Gelände mit Höchstgeschwindigkeit fahren. Ein Wohlfühl-Enduro ist es jedoch nicht – dafür vermittelt es zu viel Feedback und ist anstrengend zu fahren. Und auch der Preis gleicht leider dem eines Klassikers aus der Kunstgeschichte …
Pro / Contra
zum TestPro
- sehr gutes und effizientes Fahrwerk
- gute Uphill-Eigenschaften
- schöne Detaillösungen
Contra
- bei hohen Geschwindigkeiten anstrengend zu fahren
- kein Schnäppchen
Radon Jab 10.0
Ganz schön kantig ist das brandneue Radon Jab 10.0 – und fliegt trotz Stealth-Optik so gar nicht unter dem Radar. Auf flowigen Strecken sowie sprung- und kurvenlastigen Trails macht das Bike aus Bonn, das wie immer mit einer sehr guten Ausstattung zum günstigen Preis glänzt, viel Spaß. Aufgrund des tiefen Stacks und der frontlastigen Fahrposition vermittelt das Jab auf sehr ruppigen Strecken jedoch weniger Sicherheit als die Konkurrenz im Vergleichstest.
Zum ausführlichen Test >>> Radon Jab 10.0 im Test: Kantiger Enduro-Bolide im Stealth-Look
Trotz Stealth-Optik fliegt das brandneue Radon Jab 10.0 nicht unter dem Radar, sondern überzeugt vor allem auf flowigen und sprunglastigen Trails dank einfachem Handling und verspielter Geometrie. Im knallharten Enduro Race-Einsatz auf ruppigen Strecken muss der schwarze Carbon-Bolide jedoch der Konkurrenz den Vortritt lassen. Wer auf der Suche nach einem schicken und vergleichsweise günstigen Alleskönner von Flowtrails bis Bike Park ist, der sollte einen Blick auf das Radon Jab 10.0 werfen!
Pro / Contra
zum TestPro
- tolle Ausstattung
- verspieltes Handling
- schöne Detaillösungen
- gelungene Optik
- Preis
Contra
- vermittelt im Grenzbereich wenig Sicherheit
- frontlastige Fahrposition
- keine XL-Größe verfügbar
Specialized Enduro Pro 29
Das Specialized Enduro Pro 29 wartet mit einigen sehr interessanten Details wie dem Öhlins-Fahrwerk, dem integrierten SWAT-System und der Command Post WU auf. Bergauf und bergab macht das Bike, das den Einsatzzweck bereits im Namen trägt, eine sehr gute Figur. Im Vergleich zum anderen 29er im Test, dem Trek Slash 9.8, zeigt sich das Specialized Enduro Pro 29 verspielter und direkter, ist dadurch aber weniger zum reinen Draufhalten geeignet. Leider hat zum Ende des Tests der Öhlins-Dämpfer am Heck versagt.
Zum ausführlichen Test >>> Specialized Enduro Pro 29 im Test: Spaß und Sicherheit in allen Lebenslagen
Das Specialized Enduro ist nach wie vor eines der führenden Enduro-Bikes auf dem Markt. Die vielen praktischen Verstaumöglichkeiten und das effiziente Fahrwerk machen es zu einem idealen Begleiter für kurze und lange Enduro-Ausfahrten. Wer mit ausreichend viel Kraft und Fahrtechnik ausgestattet ist, wird auch keine Probleme haben, das straffe Geschoss mit Höchstgeschwindigkeit den Berg herunter zu jagen. Alle anderen finden im Specialized Enduro Pro 29 einen verspielten und spaßigen Begleiter für jedes Terrain.
Pro / Contra
zum TestPro
- sehr praktisches SWAT-Staufach
- durchdachte Ausstattung
- effizienter Hinterbau
- verspieltes Fahrverhalten
Contra
- defekter Öhlins-Dämpfer
- auf langen Abfahrten anstrengend
- unnötig komplizierte Sattelstütze
Was macht ein gutes Enduro Race-Bike aus?
Ein gutes Enduro Race-Bike soll vor allem eins sein: Schnell! Das klingt in der Theorie deutlich leichter, als es ist – denn eine wirklich typische Enduro-Strecke gibt es nicht. Stattdessen müssen Enduro-Bikes, egal ob für den Renneinsatz konzipiert oder nicht, auf einer Vielzahl von unterschiedlichen Abfahrts-Typen glänzen. In verblocktem, ruppigem Gelände sollte ein Enduro Race-Bike eine ebenso gute Figur machen wie auf flacheren Trails, bei denen es vor allem darum geht, die Kraft der Beine in Vortrieb umzusetzen. Und bergauf geht es im Enduro-Bereich auch fast immer aus eigener Kraft. Hier geht es zwar nicht darum, Geschwindigkeitsrekorde aufzustellen, doch sollte man die Anstiege einigermaßen zügig bewältigen und oben ankommen, ohne allzu erschöpft zu sein.
Viele Enduro-Stages, die vor allem bei internationalen Rennen unter die Stollen genommen werden müssen, wären vor einigen Jahren auch bei Downhill-Rennen zumindest nicht fehl am Platz gewesen. Oft geht es minutenlang über ruppige Abschnitte und durch wurzelige, verwinkelte Sektionen – ein Enduro Race-Bike sollte auch auf anspruchsvollen Streckenpassagen viel Sicherheit vermitteln und den Grenzbereich des Fahrers verschieben. Gleichzeitig darf ein solches Rad nicht allzu extrem ausfallen, weil es unterm Strich nicht auf reinen Baller-Fähigkeiten, sondern eher auf die Allround-Eigenschaften ankommt. Keine andere Disziplin stellt so vielseitige Anforderungen an Mensch und Material, wie es der Enduro Race-Bereich tut.
Ein gutes Enduro Race-Bike soll vor allem eins sein: Schnell! Das klingt in der Theorie deutlich leichter, als es ist …
Auch das Thema Haltbarkeit ist im Enduro Race-Sektor ein sehr wichtiger Aspekt: Obwohl ein typisches Enduro-Bike gut klettern sollte und auch deshalb nicht zu schwer sein darf, müssen die verbauten Komponenten den harten Belastungen problemlos standhalten. Das gilt insbesondere für den Renneinsatz: Hier ist es oft verboten, bestimmte Teile wie beispielsweise die Laufräder auszutauschen – ganz zu schweigen davon, dass ein Defekt ärgerlich ist und viel Zeit kostet.
Insgesamt ist und bleibt Enduro Auslegungssache und unterscheidet sich je nach Region hinsichtlich Terrain, Anspruch an das Fahrkönnen und dem idealen Bike. Trotzdem hat sich in den vergangenen Jahren so etwas wie das “ideale” Enduro Race-Bike herauskristallisiert. Dieses hat für gewöhnlich zwischen 150 und 170 mm Federweg, wenngleich der derzeitige Trend teilweise sogar zu etwas mehr geht. Eine Vario-Sattelstütze ist ebenso Pflicht wie kraftvolle und gut dosierbare Bremsen, eine Schaltung mit einer großen Bandbreite und stabilen Reifen, die mit gutem Grip und hohem Pannenschutz glänzen. Hinsichtlich der Laufräder gibt es noch keine einhellige Meinung: Während manche Fahrer hier Carbon bevorzugen, schwören insbesondere Rennfahrer oft noch auf Aluminium. Und auch über die ideale Laufradgröße wird nach wie vor fleißig diskutiert. Ein geringes Gesamtgewicht ist auch von Vorteil, spielt aber im Vergleich zur Ausstattung des Bikes und der Geometrie nur eine untergeordnete Rolle.
Auf den Punkt gebracht
Fassen wir den Einsatzbereich und die Anforderungen an die Enduro Race-Bikes in unserem Vergleichstest noch einmal zusammen:
Die Einsatzbereiche
- Enduro-Abfahrten Klar: Ein Enduro Race-Bike wird vornehmlich auf Enduro-Abfahrten und idealerweise mit hoher Geschwindigkeit bewegt. Eine typische Enduro-Strecke gibt es jedoch nicht – Stages, die in Enduro-Rennen vorkommen, reichen von flowigen und sanften Abfahrten bis hin zu sehr langen, sehr ruppigen Strecken, die auch das Prädikat Downhill verdient hätten.
- Bike Park Enduro-Bikes sind die absoluten Alleskönner mit Fokus auf der Abfahrt – entsprechend machen sie auch in Bike Parks auf den meisten Strecken eine gute Figur. Dank immer besserer Fahreigenschaften und Komponenten ist für viele Leute mittlerweile ein reiner Downhiller oder Freerider überflüssig. Ein Enduro-Bike verrichtet in den meisten Bike Parks oft ähnlich gute Dienste.
- Hometrails Schaut man sich auf den Hometrails um, setzt ein großer Teil der Radfahrer auf ein solides und universelles Enduro-Bike. Natürlich sind die meisten Hometrails nicht mit Strecken, die bei internationalen Enduro-Rennen an der Tagesordnung sind, vergleichbar – trotzdem freuen sich all diejenigen, die nicht hauptberuflich Enduro-Profi sind, wenn ihr Bike auch auf sanfteren Strecken Spaß und Freude bereitet.
Das sollte ein Enduro Race-Bike können
- Geschwindigkeit Bereits der Name Enduro Race suggeriert, dass ein solches Bike vor allem sehr schnell sein sollte – und zwar auf einer Vielzahl von Abfahrten. Deshalb sollte es gut beschleunigen, aber auch in grobem Gelände viel Sicherheit vermitteln und zu Höchstgeschwindigkeiten animieren.
- Vielseitigkeit Flowige Trails, knackige Gegenanstiege, Sprints aus Kurven, große Sprünge, verblocktes Gelände, Highspeed-Abfahrten und natürlich lange Anstiege, um wieder zum Start der Stages zu kommen: Keine andere Disziplin stellt hinsichtlich der Vielseitigkeit solche Anforderungen an Mensch und Material, wie es der Enduro-Rennsport tut.
- Fahrspaß Das Enduro-Bike ist für meisten Leute das Rad, das sie mit Abstand am meisten fahren – umso wichtiger ist es, dass das Enduro Race-Bike nicht nur im Renneinsatz durch Geschwindigkeit glänzt, sondern auch viel Spaß macht!
- Komfort Üblicherweise sind Enduro-Rennen oft sehr lang und anstrengend. Entsprechend ist ein Rad, das den Fahrer sehr schnell ermüden lässt, keine sinnvolle Wahl. Stattdessen sollten auch Enduro Race-Bikes durch Komfort glänzen und sich auch noch gegen Ende des Renntages mit vergleichsweise geringer Anstrengung bewegen lassen.
- Haltbarkeit In einer perfekten Welt sollte ein Enduro Race-Bike so schnell und leichtfüßig wie ein Cross Country-Hardtail klettern, gleichzeitig aber bergab so haltbar und zuverlässig wie ein Downhill-Fully sein. Das ist in der Praxis nicht möglich – und weil viele Enduro-Stages sich nicht allzu stark von Downhill-Strecken unterscheiden, müssen die Rennboliden sehr zuverlässig und haltbar sein.
Wo und wie haben wir getestet?
Im Rahmen unseres Enduro Race Bike-Vergleichstests mussten sich alle sieben Fahrräder im Testfeld eine Woche lang auf den harten und schnellen Trails in Santa Coloma de Farners beweisen. Der kleine Ort, der etwa eine Stunde östlich von Barcelona liegt, bietet zahlreiche drei- bis fünfminütige Strecken, die von flowig und sanft bis knallhart und verblockt reichen – perfekte Bedingungen also, um Stages eines typischen Enduro-Rennens zu simulieren. Jedes Bike wurde von mehreren Fahrern getestet, aus eigener Kraft bergauf und bergab bewegt und mehrere Abfahrten im Renntempo gefahren. Abgesehen von kleineren individuellen Anpassungen wie der Lenkerhöhe, der Position der Bremsgriffe und natürlich dem Fahrwerk-Setup sind alle Enduro Race-Bikes gegenüber ihrer Serienausstattung zunächst unverändert geblieben. Im späteren Testverlauf wurden je nach Bedarf dann weitere Veränderungen vorgenommen, um das Potenzial des jeweiligen Modells optimal auszureizen. Anpassungen, die wir gegenüber der Serienausstattung vorgenommen haben, sind im jeweiligen Einzeltest vermerkt.
- Fahrstil
- verspielt
- Ich fahre hauptsächlich
- Downhill, Enduro
- Vorlieben beim Fahrwerk
- unauffällig, hinten progressiv, wenig Druckstufe
- Vorlieben bei der Geometrie
- hinten nicht zu kurz, vorne geräumig, Lenkwinkel nicht zu flach
- Fahrstil
- Räder auf dem Boden, saubere Linienwahl
- Ich fahre hauptsächlich
- Trail, Enduro
- Vorlieben beim Fahrwerk
- relativ straff mit viel Dämpfung, Heck eher langsam
- Vorlieben bei der Geometrie
- mittellanges Oberrohr, hoher Stack, lange Kettenstreben, flacher Lenkwinkel
- Fahrstil
- schnell und aggressiv
- Ich fahre hauptsächlich
- Enduro
- Vorlieben beim Fahrwerk
- hart und progressiv, langsamer Rebound
- Vorlieben bei der Geometrie
- lang und flach, aufrechte Fahr- und Sitzposition
Enduro Race Bike-Vergleichstest von Moritz – Mehr Mountainbike-Videos
Hier findest du alle weiteren Artikel unseres Enduro Race Bike-Vergleichstests 2018:
- 7 Enduro Race Bikes im Test: Die Suche nach dem besten Rennboliden – unser Fazit
- Rocky Mountain Altitude Carbon 90 im Test: Kanadischer Trailflitzer mit EWS-Ambitionen
- Ibis Mojo HD4 im Test: Das rasende Carbon-Kunstwerk
- Specialized Enduro Pro 29 im Test: Spaß und Sicherheit in allen Lebenslagen
- Canyon Strive CF 9.0 Team im Test: Allrounder auf Knopfdruck
- Lapierre Spicy Team Ultimate im Test: Enduro-Gerät mit Extra-Scharf
- Radon Jab 10.0 im Test: Kantiger Enduro-Bolide im Stealth-Look
- Trek Slash 9.8 im Test: Enduro-Blitz mit Warnweste
Canyon, Ibis, Lapierre, Radon, Rocky Mountain, Specialized oder Trek: Welches Enduro Race Bike ist euer Favorit?
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