Wir haben es geschafft! Das Epic Israel 2019 liegt hinter uns und wir dürfen uns als Finisher der siebten Auflage des größten Radrennens Israel bezeichnen. Die finalen 72 Kilometer waren geprägt von einigen traumhaften Singletrails, sodass wir zum Abschluss jede Menge Spaß hatten, obwohl der Gesundheitszustand von Tobi sich nicht wirklich verbesserte.
Ab ins Flowtrail-Paradies Israels
Beginnen wir heute in unserem Zeitrafferrückblick sogar etwas früher als die letzten Tage – mit gestern Abend: Mein Magen spielte gestern weiterhin etwas verrückt, doch nachdem ich nach mehr als 24 Stunden endlich mal wieder Hunger verspürte, ging ich äußerst positiv gestimmt zum Abendessen. Während ich mich regelrecht auf das Essen freute, fand mein Magen die Aufnahme von Nahrung eher weniger prickelnd. Immerhin: Ein großer Teller ging runter, sodass ich mich halbwegs positiv gestimmt ins Bett legte und mir klar wurde, den finalen Tag werde ich auf alle Fälle überleben!
Heute Morgen hieß es für uns – gemessen an den Aufstehzeiten der Vortage – endlich einmal Ausschlafen: Der Wecker klingelte erst um sechs Uhr in der Früh. Natürlich waren wir trotz der Stunde mehr Schlaf ziemlich platt. Mir fehlte etwas die Energie, doch davon bin ich nach den Ereignissen der Vortage auch ausgegangen. Wir gingen zum Frühstück, checkten unsere Bikes ein letztes Mal und rollten zum Start-Ziel-Gelände. Bisher lief also alles rund, auch wenn unser Plan heute in erster Linie das Finishen der Etappe vorsah und weniger ein hervorragendes Ergebnis herauszufahren.
Um acht Uhr ging es dann endlich los. Die ersten 20 Kilometer wurden wieder einmal ausschließlich auf flachem Terrain zurückgelegt um in Richtung Norden, ganz an die Grenze zum Libanon, zu gelangen. Wir ließen uns heute früh in die Verfolgergruppe zurückfallen ohne große Ambitionen den Top-Guns über einen längeren Zeitraum zu folgen. Ich fühlte mich zwar bester als gestern, doch die Kraft fehlte in praktisch allen Körperteilen. Nichtdestotrotz war klar: Heute schaffen wir es ins Ziel, auch wenn es gegen Ende eher zäh werden könnte.
Unsere defensive Renntaktik zu Beginn ging zunächst auch voll auf! Am Fuße des ersten Anstiegs war ich immerhin noch nicht komplett fertig mit der Welt. Und so hatte auch ich richtig Spaß den ersten längeren Anstieg des Tages hochzuklettern. Klar, wir waren nicht extrem schnell unterwegs, aber immerhin rollten wir auch nicht rückwärts den Berg hinab. Zudem gab eine wirklich große Zuschauerkulisse vor dem Touristen-Hotspot, der Rosh Hanikra, einen wirklichen Push. Das Publikum hier in Israel ist der Wahnsinn. Die Teilnehmer werden grundsätzlich gefeiert wir Rockstars, angefeuert als seinen wir Fußballstars – das ist wirklich der Wahnsinn! Der zweite Wahnsinn folgte dann wenige Kilometer später als wir in einen angelegten Flowtrail einbogen.
Zugegebenermaßen, wir waren über die verblockten Wege der vergangenen Tage – sofern man diese als Wege bezeichnen konnte – nicht sonderlich überrascht. Klar, sie waren derart mit großen Steinbrocken überflutet, dass ein Fahren an einigen Stellen schlichtweg unmöglich war, aber alles in allem konnten wir uns vorstellen, dass in der Mittelmeerregion solche Bedingungen vorzufinden sind. Viel erstaunter waren wir über das unglaublich groß angelegte Singletrailnetz für Mountainbiker hier im Hinterland! Ohne Frage, 90 % der deutschen Bikeregionen können mit einem derartigen Angebot und Netz an Trails nicht mithalten!
Für uns hieß es links abbiegen und genießen! Zunächst führte uns der Trail etwas bergauf, der sich leicht wellig nach oben schlängelte und in den Kurven durch Anlieger für einen richtigen Uphill-Flow sorgte. Mein Magen war vergessen, unsere Platzierung war vergessen, der Kampf des gestrigen Tages war vergessen – wir hatten einfach nur Spaß!
Doch das Highlight ging erst richtig los, als wir nach über 20 Minuten Anstieg den Downhill hinabfetzen durften. Flow, Flow und noch mehr Flow. Gespickt mit Anliegern, kleinen Drops sowie Gegenanstiegen, die mit der Geschwindigkeit einfach weggedrückt werden konnten. Genial!
Natürlich nahm auch das größte Spektakel irgendwann ein Ende und natürlich wurde auch ich irgendwann auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Mein Magen meldete sich so langsam aber sicher zu Wort und ich merkte, wie der letzte Saft in meinem Motor allmählich zu Ende ging. Ich fühlte mich wie ein Auto, dessen Tankleuchte schon seit etlichen Kilometer leuchtete. Ich wusste nicht wirklich genau, wie lange der Sprit noch reichen würde.
Während ich also so langsam begann mit mir selber zu kämpfen, hatte Gabi einen richtig coolen Tag auf dem Bike. Das Tempo war für ihn heute ziemlich entspannt, er fühlte sich fit, unterstütze mich allerdings genial! Er füllte meine Flaschen an den Waterpoints, schob mich sobald ich in Schwierigkeiten kam oder ich hängte mich zeitweise bei ihm in der Trikottasche ein, um einige Sekunden etwas verschnaufen zu können – danke „kleiner“ Bruder!
Einige flache Kilometer führten uns dann schließlich zum letzten 100 Höhenmeter langen Anstieg des Epic Israel 2019. Und wie konnte es anders sein: Der Weg war verblockt, extrem verblockt! Wir schafften es beide uns auf dem Rad zu halten und stürzten uns geradewegs in die folgende, ebenfalls äußerst ruppige Abfahrt. Während ich schon einige Kilometer zuvor etwas kämpfen musste, unter anderem auch weil mein Magen etwas zickig auf jegliche Flüssigkeitszufuhr reagierte, wurde die Abfahrt dann nochmal zu einem Kampf mit mir selbst. Durch die vielen Schläge, hing mir die kleine Menge vom Frühstück die in mir war, gefühlt im Hals und mein Magen quittierte das mit ordentlichen Krämpfen. Whatever, es hilft ja nichts! Die 15 folgenden, flachen Kilometer gehen schon noch irgendwie, dachte ich mir!
Ich musste mächtig auf die Zähne beißen, Gabi schob mich etwas, ich erholte mich zeitweise und ging im nächsten Moment wieder am Krückstock – eine Achterbahnfahrt bringt weniger Wendungen mit sich als mein Wohlbefinden auf den finalen 15 Kilometern des Epic Israels. Aber was soll‘s, wir haben es ins Ziel geschafft auf Overall-Rang 45! Darüber war ich im ersten Moment schon ziemlich froh, im zweiten kam etwas die Ernüchterung, weil wir uns schon etwas mehr erhofft hatten im Vorfeld. Wir waren unter Umständen nicht in einer absoluten Topform hier, aber auch nicht in einer schwachen.
Als ich in der Zielverpflegung etwas durstig versuchte mir Wasser zuzuführen und feststellte, dass nicht mal ein Becher runter ging, wurde mir wiederum klar, dass es unter Umständen doch kein ganz schlechtes Rennen war unter diesen Bedingungen. Die Pro’s der Szene würden auf Instagram und Co. jetzt schreiben „That’s part of the game!“ – Definitiv, es ist Teil dieses Sports. Defekte gehören dazu, genauso wie die körperliche Verfassung, die bei einem Etappenrennen eine besonders große Rolle spielt. Nächstes Mal läuft es dafür hoffentlich wieder besser!
Was an der Spitze des Feldes passierte…
Georg Egger und Max Brandl haben das Epic Israel für sich entscheiden. Das Lexware-Duo wurde auf dem letzten Teilstück Zweiter hinter Peter Disera und Andrew L’Esperance nachdem Egger auf den letzten Kilometern Probleme mit seinem Hinterrad bekam. Karl Markt und Gregor Raggl überquerten auf der letzten Etappe das Ziel auf Platz drei. In der Gesamtwertung liegen die beiden Österreicher nach vier Tagen hinter Egger/Brandl. Dritte wurden Disera und L’Esperance.
Bei den Damen ging der Tages- sowie der Gesamtsieg an Catharine Pendrel und Haley Smith. Platz zwei in der Endabrechnung sicherten sich Erin Huck und Chloe Woodruff, vor Sofia Gomez Villafane und Rose Grant, die heute Zweite wurden. Den dritten Tagesrang sicherten sich Jovana Cronogorac und Sophie von Berswordt-Wallrabe.
Over and out – das war das Epic Israel
Das war‘s! Das Epic Israel ist nach vier Tagen voller toller sowie anstrengenden Erlebnissen und Eindrücken zu Ende. Unter dem Strich war es eine äußerst beeindruckende Reise in einem großartigen Land mit extrem hilfsbereiten und freundlichen Menschen. Besonders erstaunt waren wir auch über die äußerst große Bike-Comunity hier – richtig cool, was hier auch alles für Mountainbiker gebaut wurde! Auf diese und ähnliche Eindrücke werden wir kommende Woche in unserem Abschlussartikel aber selbstverständlich nochmals ausführlicher eingehen.
Zunächst einmal ein großes „Danke“ an euch alle für’s Lesen und Verfolgen unseres Blogs – wir hoffen wir konnten euch das Racefeeling aus Israel etwas ins Wohnzimmer liefern. Wir freuen uns natürlich, wenn ihr in der kommenden Woche nochmals einen Blick in unseren Abschlussbericht werft.
Bis dahin wünschen wir euch einige coole Trailkilometer!
Die letzten Grüße aus Israel,
Gabi und Tobi
Mehr Bilder findet ihr oben im Silder!
Weitere Infos zum Epic Israel 2019 findet ihr hier.
Alle Artikel zu unserem Live-Blog beim Epic Israel 2019:
- Tobi und Gabi beim Epic Israel 2019: Auf geht’s ins Heilige Land!
- Tobi und Gabi beim Epic Israel 2019 – Prolog: Fast & Furious auf historischen Pfaden in Akko
- Tobi und Gabi beim Epic Israel 2019 – 1. Etappe: Einmal in den Himmel und wieder zurück
- Tobi und Gabi beim Epic Israel 2019 – 2. Etappe: Aufgeben ist keine Option!
- Tobi und Gabi beim Epic Israel 2019 – 3. Etappe: Ohne Mampf, aber mit viel Kampf
- Tobi und Gabi beim Epic Israel 2019: Die ultimative Challenge im heiligen Land? – Ein Rückblick
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