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EWS 2015 #4 – Samoens
Rennbericht der Gehrig Twins

Enduro World Series Nummer vier ist schon wieder Geschichte und somit ist es schon Halbzeit bei der globalen Rennserie. Stop vier fand in den Savoyer Alpen unweit der Grenze zur Schweiz und der Bikeregion Portes du Soleil statt. Unter dem Motto: „Immer auf die Franzosen schauen, denn die wissen immer was abgeht!“ versuchten wir uns mit Informationen auf dem neuesten Stand zu halten, auch mit Französischkenntnissen kein leichtes Unterfangen:

Französische Enduro Rennen haben einen etwas anderen Charakter als andere Rennen der Serie. Der Ablauf ist nämlich ziemlich auf den Kopf gestellt. Erster Programmpunkt am Freitag war das Stickern der Bikes, hierfür bekommt man nicht einfach alle benötigten Sticker, sondern stellt sich mitsamt seinem Bike in die Schlange der Startnummernausgabe an und das Bike wird vor Ort von offizieller Seite bestickert. Weiter ging es am späteren Nachmittag mit der zu Fuss Inspektion von Stage 3. Diese wurde nur zu Fuss begangen und am Samstag direkt darauf Rennen gefahren. Anders wie wir es uns gewohnt sind, gibt es in Frankreich keinen Trainingstag sondern das Training findet am Renntag selbst statt, Trainingsläufe und Rennläufe wechseln sich über den Tag ab. So wussten wir am Freitagabend nicht wirklich was uns in den zwei folgenden Tagen erwarten würde.

# Die dritte Stage konnte nicht trainiert werden sondern lediglich beim Trackwalk begangen werden und endete mitten im Dorf von Samoens - Foto: Sven Martin

Renntag 1

Samstag morgen früh um 6 Uhr klingelte der Wecker und um 7.15 Uhr mussten wir Damen für den ersten Trainingslauf bereits am Lift stehen. Startzeit zum ersten Trainingslauf war 8Uhr und im 10 Sekunden Takt wurden wir in der Reihenfolge des Rankings auf die Strecke geschickt. Die Strecke machte einem schnell wach, denn es ging schnell auf losem Untergrund dahin, darauf folgte eine rund vierminütige Passage mit steilen Rampen und Flachpassagen, die den Puls ins unermessliche hoch schiessen liessen. Eine harte aber abwechslungsreiche Stage 1 wurde uns zum Frühstück aufgetischt. Mit knapp 20 Minuten Fahrzeit war sie auch gleich die längste des Wochenendes. Nach der ersten Trainingsfahrt hatte man noch kurz Zeit um zu pausieren oder kleine Änderungen am Bike vorzunehmen. Das herannahende Gewitter sah noch nicht bedrohlich aus und so machten wir uns unbekümmert zum Lift. Kaum in die Gondel eingestiegen ging es aber auch schon los… Starkregen prasselte herunter und oben auf dem Berg hörte man Donner krachen. Nichts desto trotz mussten wir uns im Regen zum Start der Stage begeben. Dort warteten wir fast eine Stunde zum Start, da die Männer durch den zwischenzeitlich gestoppten Lift verspätet waren, das Gewitter war zum Glück aber schnell vorüber gezogen. Wir hofften darauf, dass der extrem trockene Boden das viele Wasser absorbieren konnte, aber schon in der ersten Kurve wusste man bescheid, die wurzeldurchzogene Stage war stellenweise eine Rutschbahn geworden. Zum guten Glück hatten wir auf trockene Verhältnisse gepokert, unsere Reifen verlangten demnach einen sehr sensitiven Fahrstil ab…

# Der Tag wurde früh gestartet in Samoens, um 7 - Foto: Sven Martin
# Trotz kurzem und heftigem Gewitter am Samstag hatten wir grosses Wetterglück - Foto: Sven Martin

Zurück im Pit trafen wie eine aufgelöste Anne-Caro Chausson an, sie beklagte schwere Atemprobleme durch eine Krankheit mit der sie seit kurzem kämpft. Schweren Herzens musste sie Forfait geben, was die Stimmung im Pit ziemlich drückte.

Auf die Stage zwei waren wir sehr gespannt, denn diese führte direkt unter dem Lift sehr steil talwärts. Mit einem Gemisch aus Bikeparkkurven und natürlichem Trail war es eine gelungene Stage, bei der man durch die Steilheit aber konstant auf der Bremse hing. Leider konnten wir diese Stage durch den verschobenen Zeitplan nicht wie vorgesehen zweimal Racen. Stage drei war die einzige die ohne Bergbahn erreicht wurde, mittlerweile war es bereits schon wieder über 30 Grad und der Schweiss floss in Strömen. Die letzte Stage des Tages führte kurz und knackig direkt ins Village von Samoëns. Am Abend fanden wir uns auf den Plätzen 9. (Anita) und 15. (Caro) wieder. Für den Folgetag nahmen wir uns vor, uns im Ranking zu verbessern.

# Nach der ersten Wiesenkurve auf Stage 1 wusste man Bescheid, eine rutschige Angelegenheit! - Foto: Matt Wragg

Renntag 2

Der zweite Renntag führte uns noch höher hinauf in die französischen Alpen und umfasste zwei weitere Stages die beide eine Fahrzeit um 10 Minuten umfassten. Mit dem Sessellift gelangten wir auf den 2113 m hohen Tête du pré des Saix wo auch gleich die Stage vier startete. Der oberste Teil der Stage wurde frisch trassiert, der Untergrund war extrem lose und das steile Gefälle macht die Fahrt nicht einfacher. Im Trainingslauf fühlten wir uns beide ziemlich steif, die Stage ließ keine Fehler zu und hatte praktisch keine Stellen bei der man sich mal kurz erholen konnte. Vor dem Rennlauf war die Stimmung am Start dann auch eher zurückhaltend, alle waren nervös und angespannt. Die Strecke hatte sich aber durch die vielen Trainingsläufe vereinfacht und war im Rennen viel besser zu fahren. Oben noch hochalpin führte sie im unteren Teil pumptrackartig aber immer wieder sehr steil den Wald hinunter. Im Ziel schmerzte einem auch ohne Sturz alles – Arme, Hände, Beine und Füsse hatten Schwerstarbeit geleistet.

# Das meiste Renngeschehen spielte sich im steilen Wald ab, Sektionen mit Neigung von bis zu 40° waren keine Seltenheit - Foto: Sven Martin

Stage fünf: zur nächsten Stage führte ein halbstündiger Transfer auf einer steilen Forststrasse. In hoher Geschwindigkeit führte die Stage auf losem Schotter hinunter, vor allem war ein vorausschauender Fahrstil gefragt, denn immer wieder wurde das Tempo durch Schikanen gebremst. Schnell war, der diese auch früh genug wahr nahm, denn verpassen konnte man diese ebenso schnell… Bis ins Ziel wechselten sich Steinfelder, Sprintpassagen und Highspeed Stücke ab, eine tolle Stage die nochmals alle abverlangte.

# In dieser Sektion von der vierten Stage wurden von den Fotografen wetten abgeschlossen wieviele von den Ladies in der zweiten Kurven crashen werden, die meisten erwischten die Kurve nicht und fuhren direkt ins Absperrband - Foto: Sven Martin

In der Endabrechnung konnten wir uns am zweiten Tag nicht verbessern und fanden uns auf den Plätzen 9 für Anita und 15 für Caro wieder. Highlight für uns am Rennen war nicht unser Rennen selbst, sondern dass Ines Thoma trotz ihrer gesundheitlichen Probleme einfach wieder TOP gefahren ist und dass der Worldcup Downhiller Matt Walker (Neuseeländer ist ja klar, da kommen die ganzen bekloppten Typen her ;-)) mit seinem Downhillbike in die Top 30 gefahren ist – wie geil ist das den bitte?!
Die „epicness“ der Trails hat uns für ein französisches Rennen etwas gefehlt, die Messlatte wurde aus den Jahren zuvor dermassen hochgelegt, das wir bei dieser Runde etwas enttäuscht waren. Nun freuen wir uns auf das Rennen in Crested Butte und hoffen das wir in der Höhe (Crested Butte Village liegt schon auf 2700m) genügend Sauerstoff abkriegen. Bereits am Freitag geht die Reise dahin los!

Anita und Caro

# Vollgas-Wiesenpassagen fehlen in keinem französischen Enduro Rennen - Foto: Matt Wragg
# Untypisch für ein französisches EWS Rennen waren solche offenen Sektionen eher schon eine Ausnahme, was uns ein bisschen enttäuschte - Foto: Sven Martin
# Die letzte Stage war der Favorit der meisten Fahrer, viel Waldboden und relativ schnell - Foto: Sven Martin
# Unser armer Mechaniker Jake hatte Blasen an den Händen vor lauter Reifenwechseln
# Keine Luft mehr nach den heftigen Gegenanstiegen auf der ersten Stage, also Goggle weg - Foto: Matt Wragg
# Linechoice Caro, laut Sven Martin hat Caro diese Sektion gewonnen - Foto: Sven Martin
# Linechoice Anita - Foto: Sven Martin
# Vollgas! - Foto: Sven Martin
# Vorbereitung ist alles! Bei solchen Rennen muss immer etwas energielieferndes zu Hand sein
# Loose, steile Kurven zeichneten den oberen Teil der vierten Stage - Foto: Matt Wragg
# Schnell um die Kurve - Foto: Sven Martin
# Platzprobleme in unserem französischen Mini Appartement
# Alles in Reih und Glied, ready für die nächsten Stages
# Volle Konzentration - Foto: Matt Wragg
# An steilen Corners hat es nicht gefehlt - Foto: Sven Martin
# Mit Vollgas durch den Wald - Foto: Sven Martin
# Wurzelpassage - Foto: Matt Wragg
# Braaap - Foto: Sven Martin
# Anita ist ziemlich fertig beim Zieleinlauf - Foto: Matt Wragg
# #alltheladies - Foto: Sven Martin
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