Viele Mountainbiker reagieren überrascht, wenn sie erfahren, dass das erste Produkt der Firma Specialized ein Rennrad-Reifen war. Doch tatsächlich hat man, noch bevor man mit dem Stumpjumper vor 25 Jahren eine MTB-Erfolgsgeschichte begann, erfolgreich Reifen entwickelt und verkauft.
# Sicher: Der Halt des Testreifen in Fels und Stein.
Daran will man mit einem gewachsenen Entwicklerteam seit einigen Jahren anknüpfen und produziert Reifen für jeden Einsatzbereich von Rennrad bis Downhill. In letzterer Disziplin konnten die verschiedenen Profile unter Sam Hill durchaus schon Erfolge vorweisen, das Modell Butcher ist inzwischen etabliert. Mit dem SX gibt es eine leichtere Variante, die an Enduro- und Freeride-Piloten gerichtet ist; wir fanden heraus, was der „Metzger“ kann.
Aus der Box
Die von uns gewogenen Specialized Butcher SX wiegen 908g und 901g – das spricht für eine recht geringe Serienstreuung und ist für einen SinglePly-Reifen ein eher hoher Wert, nominell genau richtig für Enduros oder leichte Freerider.
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Specialized selbst verkauft den Reifen als „Designed for Multiple Condition Freeride“ und als Reifen für alles zwischen trocken, lose, intermediate und leichtem Matsch. Nur für echten Matsch und richtig harte Untergründe soll er nicht funktionieren. Der Reifen besitzt zwei Gummimischungen im Aufbau und kommt als Faltreifen.
Auf dem Trail
Fangen wir mit dem wichtigsten Punkt eines Reifens an – seinem Grip. Nur die Reifen stellen den Kontakt zwischen Mountainbike und Boden her, entscheiden über geile Kurvenlage oder ernste Lage. In dieser Disziplin punktet der Butcher gleich mehrfach. Grund dafür sind sein weiches, fast klebriges Gummi, und die aggressiven Stollen. Auf griffigem Fels drängt sich das Bild von FiveTens für die Felgen auf: Extrem griffig hält der Reifen selbst große Schräglage, weil die Stollen sich den kleinsten Rauheiten perfekt anpassen und einfach beißen.
# Auch bei leichter Nässe ist der Grip des „Metzger“ superb.
In losem Fels, Kies und Geröll spielt vor allem das Volumen des Reifens eine Rolle. Mit 26 x 2,3″ lässt sich darüber nur wenig sagen, aussagekräftiger ist das Maß von 58mm ohne Seitenstollen. Damit fällt der Reifen etwas schmaler aus als die auch nominell breiteren Schwalbe in 2,4″ oder Continental 2,4″ (60mm), aber immer noch etwas breiter als Maxxis 2,5″ Versionen (55mm). So schwimmt es sich komfortabel und sicher durch losen Schotter, auch in losem Erdboden finden die Stollen souverän Halt.
# Dank großem Volumen ist loser – und auch größerer – Schotter kein Problem.
Wird der Boden nicht nur lose, sondern wirklich tief oder gar matschig, gibt es ganz klar nur mit Spezialisten vernünftigen Halt, doch hier zeigt der Butcher immerhin ein kontrollierbares Fahrverhalten. Stichwort konrollierbar: Bisher wurde nur das sehr hohe Gripniveau angesprochen. Vom Untergrund recht unabhängig ist aber auch das Verhalten im Grenzbereich. Hier muss man dem Butcher attestieren, recht unvorhersehbar von vollem Grip ins Rutschen zu wechseln.
Im Alltag heißt das: Der Grip ist sehr hoch, bricht dann aber spontan ab, der Grenzbereich ist recht schmal. Mir persönlich ist ein sich etwas früher ankündigendes Limit lieber als eines, welches ich selten erreiche, dann aber davon überrascht werde.
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Auf hartem Untergrund gefällt der schön homogene Querschnitt ohne abrupte Kanten. Dadurch legt es sich dem 900g schweren Reifen bequem in Kurven und Manuals, bis man auf den stabilen Seitenstollen angekommen ist. Der Durchschlagschutz ist dabei okay, aber nicht außerordentlich hoch – das Gewicht ist hier nach wie vor ein guter Indikator.
# Mit dem Butcher unterwegs.
Kehrseite des starken Grips ist ein wirklich hoher Rollwiderstand. Das macht sich vor allem am Hinterrad und auf hartem Untergrund bemerkbar, wo die Rollreibung den größten Beitrag zum Widerstand leistet. Damit einher geht auch der Verschleiß, der so hoch wie an einem DH-Reifen wie dem Muddy Mary in Vertstar-Mischung ausfällt.
# Anstrengend: Auf Pisten rollt der Specialized-Reifen sehr mäßig.
Die Dämpfung des Reifens ist als sehr gut zu bewerten. Das Bike liegt erheblich satter auf Wurzeln und kleinen Unebenheiten als ein nur etwas leichterer Fat Albert Trailstar oder gar Pacestar, und auch erheblich satter als eine Rubber Queen.
Auch bei Maxi war das Fazit: „Durchschlagschutz boten die Reifen leider nicht genügend“
Fazit
Für abfahrtsorientierte Enduristi und gewichtsbewusste Freerider bietet Specialized mit dem Butcher SX einen Reifen mit superbem Grip und starker Dämpfung, allerdings auch einem hohen Rollwiderstand und engem Grenzbereich. Deshalb ist er vor allem für die Abfahrt und am Vorderrad zu empfehlen, wo auch der Verschleiß etwas geringer ausfällt.
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