Der Downhill World Cup befindet sich derzeit im wohlverdienten Winterschlaf, aber gerade in Anbetracht der zahlreichen Regeländerungen wird sich in dieser Off Season das Fahrerkarussell schneller denn je drehen. Welche Gerüchte es gibt und welche Wechsel bevorstehen könnten, haben wir für euch zusammengefasst.
Viel ist spekuliert und geredet worden über die Änderungen, die uns ab 2025 im Mountainbike World Cup erwarten – und trotz inzwischen offizieller Ankündigungen sind wir noch nicht 100 % schlau draus geworden, welche Auswirkungen diese Neuheiten haben werden. Insgesamt soll der Downhill World Cup deutlich elitärer und die Anzahl der Teams begrenzt werden. Welche Teams einen fixen Startplatz in den kommenden Jahren haben, hängt auch davon ab, wie viele Punkte die jeweiligen Fahrerinnen und Fahrer im vergangenen Jahr gesammelt haben.
Den Team-Managern steht also ein besonders heißer Winter bevor. Einerseits muss das Team so zusammengestellt werden, dass es im kommenden Jahr maximalen Erfolg hat. Gleichzeitig muss darauf geachtet werden, dass die Neuverpflichtungen ordentlich Punkte aus dem Vorjahr mitbringen. Und gerade in Anbetracht der deutlich gestiegenen Kosten für die Teams muss natürlich jede Investition besonders gut abgewägt werden. Keine leichte Aufgabe also!
Dazu gesellt sich die Tatsache, dass bisher nicht ganz klar ist, wie der Enduro World Cup ab 2025 aussehen wird. Dass es mit dem Enduro-Rennsport auf World Cup-Ebene weitergeht, steht zwar fest. Aber es halten sich hartnäckig Gerüchte, dass das Engagement des ein oder anderen Teams hier möglicherweise zurückgeschraubt wird und so mancher Top-Star sogar die Disziplin wechseln wird. In diesem Artikel konzentrieren wir uns aber zunächst auf den Downhill World Cup – die Gerüchte und Wechsel im Cross-Country und Enduro werden wir gesondert behandeln. Als besonderes Schmankerl gibt’s zu jedem Gerücht noch unsere ganz eigene und gewohnt inkompetente Einschätzung. Wir wünschen viel Vergnügen!
Loris Vergier: Verliert Trek den nächsten Weltmeister?
Im vergangenen Winter war der Wechsel der Weltmeisterin Vali Höll vom RockShox Trek Race Team zum YT Mob eine der größten Meldungen des Fahrerkarussells – und eine ähnliche Geschichte könnte sich nun wiederholen. Hartnäckigen Gerüchten zufolge soll Loris Vergier vor einem Abschied von Trek stehen. Damit würde Trek wie schon im Vorjahr einen amtierenden Weltmeister verlieren.
Seit 2021 ist der Franzose ein fester Bestandteil des Trek Factory Racing Teams. Und auch wenn er in seiner Zeit bei Trek einige Erfolge – nicht zuletzt den WM-Titel 2024 in Andorra – feiern konnte, wirkte das Arbeitsverhältnis insbesondere im vergangenen Jahr nicht immer ganz harmonisch. Schon vor der Weltmeisterschaft gab es daher Gerüchte, dass ein Wechsel von Loris Vergier im Winter fix sei. Angebliches Ziel: Commencal!
Rein geografisch wäre ein Wechsel für den Wahl-Andorraner im wahrsten Sinne des Wortes naheliegend, zumal er auch nicht mehr ganz so sehr im Rampenlicht stehen wolle. Andererseits stellt sich die Frage, ob Commencal nicht sowieso schon genügend krass schnelle Franzosen im Team hat. Unklar ist außerdem, ob der WM-Titel von Loris Vergier Ende August die Dynamik nochmals verändert hat. Auffällig ist zudem, dass der Franzose seit dem World Cup-Finale in Mont-Sainte-Anne nahezu alle Social Media-Aktivitäten eingestellt hat. Das darf durchaus als weiterer Indikator für einen möglichen Wechsel gedeutet werden.
Reality Check: 🔮🔮🔮🔮
Schärfe-Faktor: 🌶️🌶️🌶️🌶️🌶️
Was läuft mit Reece Wilson und Gamux?
Generell scheint bei Trek Factory Racing ein größerer Umbruch bevorzustehen, denn auch Reece Wilson steht angeblich vor einem Wechsel. Nach seiner schweren Verletzung inklusive Fast-Karriereende hat der Schlechtwetter-Spezialist entsprechend lange für die Rückkehr in die Weltspitze gebraucht. An einem guten Tag ist der Schotte auf der passenden Strecke aber definitiv ein Sieges-Kandidat.
Auch hier halten sich hartnäckige Gerüchte, dass Reece Wilson und Trek getrennte Wege gehen werden. Allerdings will der Weltmeister aus 2021 zukünftig wohl sein eigenes Ding machen. Oder besser gesagt: Mithilfe eines Sponsors außerhalb der Fahrrad-Industrie ein eigenes Team aufbauen. Seit vergangener Saison wird er von Lotus gesponsert, was innerhalb der Szene hohe Wellen geschlagen hat. Dass der britische Sportwagen-Hersteller ein Downhill-Team startet, klingt dann aber doch ein wenig zu absurd.
Eine weitere Spur könnte in die Schweiz führen. Erst am Wochenende ist der Schotte mit Helm im Gepäck für einen Kurztrip nach Basel geflogen. Angeblich wurde er dort auch auf einem Arbeitsgerät mit Getriebe gesichtet. Schweiz? Getriebe? Das klingt nach Gamux, was für das kleine Team ein ziemlich krasser Schritt wäre. Aber auch Scott ist wohl auf der Suche nach neuem World Cup-Personal. Womöglich ist das aber auch alles nur heiße Luft …
Reality Check: 🔮🔮
Schärfe-Faktor: 🌶️🌶️🌶️🌶️🌶️
Wohin verschlägt es den Senkrechtstarter Lachie Stevens-McNab?
Lachie Stevens-McNab darf getrost als der Shooting-Star der abgelaufenen Saison bezeichnet werden. Noch im vergangenen Winter war der Kiwi kurz davor, seine Downhill-Schuhe an den Nagel zu hängen – dann folgten aber diverse beeindruckende World Cup-Rennen für das Union-Nachwuchsteam. Bereits in Bielsko Biala war Lachie Stevens-McNab kurz davor, ein absolutes Top-Resultat einzufahren. Endgültig geplatzt ist der Knoten dann beim World Cup-Finale in Mont-Sainte-Anne, wo er sich lediglich Troy Brosnan geschlagen geben musste.
Dass Lachie Stevens-McNab das Union-Team verlassen wird, wäre keine große Überraschung – schließlich ist das Team als Nachwuchs- und Förder-Team konzipiert. Der Neuseeländer dürfte aber inzwischen für zahlreiche große Teams interessant sein. Naheliegend scheint ein Wechsel zu Trek Factory Racing, wo – siehe oben – einige Plätze frei werden dürften. In dieser Saison war das Union-Team bereits auf Rädern von Trek unterwegs und der Neuseeländer hat auffällig stark betont, wie glücklich er mit der Performance seines Trek Session (Test) sei.
Gleichzeitig hat das Union-Team auch eine relativ starke Verbindung zu Santa Cruz. Die Kalifornier haben das Team in den ersten Jahren mit Rahmen versorgt und auch die ersten Gehversuche im World Cup hat Lachie Stevens-McNab auf einem V10 gemacht. Jung, wild und erfolgreich würde jedenfalls gut ins Beuteschema des Santa Cruz Syndicates passen. Und auch Loïc Bruni höchstpersönlich ist basierend auf einigen Social Media-Beiträgen ein sehr großer Fan des Senkrechtstarters. Zu Specialized Gravity dürfte es ihn unserer Einschätzung nach aber lediglich verschlagen, falls Finn Iles oder Jordan Williams das Team überraschend verlassen würden.
Reality Check: 🔮🔮🔮
Schärfe-Faktor: 🌶️🌶️🌶️🌶️
Downhill statt Enduro: Orbea zukünftig mit Team Seagrave?
Dass Orbea schon länger an einem Downhill-Projekt arbeitet, ist ein offenes Geheimnis. Bei diversen Rennen ist Martin Maes 2024 auf einem modifizierten Orbea Wild E-MTB mit mehr Federweg und ohne Motor im Downhill World Cup an den Start gegangen. Obwohl der Belgier sich primär auf den Enduro World Cup konzentriert hat, hat er auf der Downhill-Piste wie gewohnt beeindruckende Leistungen gezeigt. Gerüchten zufolge handelt es sich beim Downhill-Engagement von Orbea aber nicht nur um eine Spielerei zum Zeitvertreib. Stattdessen wollen sich die Spanier 2025 primär auf den Downhill World Cup konzentrieren.
Für ein ernsthaftes World Cup-Team reicht aber eine belgische One-Man-Show nicht aus. Das ist auch Orbea bewusst und angeblich wollen sich die Spanier gerne die Dienste von FMD Racing sichern. Das ist das Team rund um die Britin Tahnée Seagrave, das nicht nur erfolgreich, sondern auch auffällig ist – eine ziemlich gute Kombination. FMD Racing ist seit einigen Jahren auf Rahmen von Canyon unterwegs. Glaubt man den Gerüchten, will Canyon wie so viele andere Hersteller auch aus Kostengründen den Fokus eher aufs hauseigene Factory Team legen.
Sofern die Bereitschaft für Veränderung besteht, würde ein Wechsel für alle Beteiligten Sinn ergeben. Orbea würde sich einen Star der Szene sichern und könnte um Martin Maes und Tahnée Seagrave herum ein schlagkräftiges Team aufbauen. Für FMD dürfte der Deal, sofern er denn zustande kommt, finanziell nicht ganz unattraktiv sein. Und Canyon würde Kosten einsparen, die dann wiederum ins große Factory Team fließen könnten. Ob es sich hierbei aber um handfeste Gerüchte oder doch nur um heiße Luft handelt, wird sich noch zeigen …
Reality Check: 🔮🔮🔮
Schärfe-Faktor: 🌶️🌶️🌶️🌶️🌶️
Wie geht’s weiter für die Dorval-Stars?
Zum Ende der Saison hat das Dorval AM Commencal-Team die Pforten endgültig geschlossen. Das französische Team war über ein Jahrzehnt lang im World Cup aktiv und hat einige große Erfolge gefeiert – unter anderem einen Weltmeister-Titel und einen World Cup-Gesamtsieg von Camille Balanche und zwei viel umjubelte World Cup-Tagessiege von Benoit Coulanges. Die Schweizerin und der Franzose stehen nun ebenso wie die Team-Kollegen Monika Hrastnik und Baptiste Pierron für 2025 ohne Team da.
Man kann jedoch davon ausgehen, dass zumindest für Benoit Coulanges und Camille Balanche die Suche nach einem Arbeitgeber relativ unkompliziert sein dürften. Beide zählen zu den absoluten Top-Stars der Szene und sind feste Top-10-Kandidaten – keine schlechten Voraussetzungen für Vertragsverhandlungen. Entsprechend gibt es zahlreiche Gerüchte, wohin es die beiden verschlagen könnte. Hinter vorgehaltener Hand wild diskutiert wurde, ob die beiden nicht ihrem bisherigen Rahmen-Sponsor treu bleiben werden und zum Commencal Muc-Off-Team wechseln. Das ist aus unserer Sicht aber eher unwahrscheinlich – es sei denn, Max Commencal höchstpersönlich hat das Ziel ausgerufen, den kompletten Downhill World Cup zu übernehmen.
Aussichtsreiche zukünftige Arbeitgeber könnten Scott, Trek, Norco oder Cube sein. Alle genannten Teams dürften auf der Suche nach einem absoluten Top-Star sein – hier könnte ein regelrechtes Wettbieten entstehen. Dabei ist jedoch keineswegs gesagt, dass Benoit Coulanges und Camille Balanche zwangsläufig zum selben Team wechseln. Während beim Franzosen angeblich Scott recht aussichtsreich im Rennen liegt, ranken sich bei Camille Balanche diverse Gerüchte um einen Wechsel zu Norco. Dort könnte sie den Platz einnehmen, der durch das Karriere-Ende von Greg Minnaar freigeworden ist. Doch auch Trek dürfte sehr interessiert an einer Verpflichtung sein. Außerdem drücken wir bei den anderen Team-Mitgliedern von Dorval AM die Daumen, dass sie passende Teams finden. Verdient hätten sie es allemal!
Reality Check: 🔮🔮🔮🔮
Schärfe-Faktor: 🌶️🌶️🌶️
Österreich meets Bayern: Wechselt der schnellste Schnauzer der Szene zu YT?
Dieser Wechsel wäre ein echter Knaller: Angeblich soll Andi Kolb vor einem Wechsel von Atherton zum YT Mob stehen – jedenfalls wenn man diversen Kommentaren im Internet™ Glauben schenken darf. Bei den Forchheimern würde er gemeinsam mit der amtierenden Weltmeisterin und World Cup-Gesamtsiegerin Vali Höll ein echtes Österreich-Dream-Team bilden. Diese Vorstellung hätte durchaus ihren Reiz!
Gegen dieses Gerücht sprechen aus unserer Sicht aber gleich mehrere Aspekte. Erstens steht unser Blogger bei Atherton noch bis einschließlich 2025 unter Vertrag. Zweitens scheint er sich auf den Rädern des Atherton-Trios und auch innerhalb des Teams extrem wohlzufühlen – der schnelle Andi ist nach wie vor äußerst angetan vom Atherton AM.200M und die Stimmung innerhalb des Teams war bei den vergangenen World Cups prächtig. Außerdem müsste das Atherton-Team bei einem potenziellen Abgang von Andi Kolb dann eine Stelle besetzen. Eventuell nimmt dieses Gerücht aber tatsächlich noch an Fahrt auf – der Winter ist schließlich noch lang.
Reality Check: 🔮🔮
Schärfe-Faktor: 🌶️🌶️🌶️🌶️🌶️
Und sonst so?
Auch darüber hinaus gibt es zahlreiche Gerüchte, aber zum aktuellen Schwerpunkt ist es extrem schwer einzuschätzen, wie genau sich die Teams ab der kommenden Saison aufstellen werden. Ein Blick in die Kristallkugel – beziehungsweise logisches Nachdenken basierend auf den Regeländerungen – verrät, dass es 2025 wohl weniger Teams werden, die sich dafür aber größer aufstellen. So macht es beispielsweise für Commencal durchaus Sinn, die Bemühungen voll und ganz aufs große Commencal / Muc-Off-Team zu konzentrieren und die Engagements bei den kleineren Teams herunterzufahren – zumindest auf World Cup-Niveau.
Obendrein dürften Juniorinnen, Junioren und Elite-Fahrerinnen zukünftig einen (noch) höheren Stellenwert einnehmen, da sich der Team-Status stärker nach dem Abschneiden in der vergangenen World Cup-Saison richtet und die Teams entsprechend darauf achten werden, in allen Kategorien möglichst stark aufgestellt zu sein. Das macht Fahrerinnen wie Anna Newkirk, die 2024 eine starke Saison inklusive erster Podium-Platzierung gefahren ist, oder aufstrebende Talente wie Ellie Hulsebosch (angeblich vor einem Wechsel zum Santa Cruz Syndicate!?) besonders interessant.
Gespannt sein darf man auch, welche Teams tatsächlich geschlossen werden – und welche möglicherweise den Fokus eher auf die unter dem World Cup angesiedelten Rennserien legen werden. So hat neben Dorval AM auch das Madison Saracen Team bereits während der abgelaufenen Saison verkündet, den Betrieb zum Winter einzustellen – was natürlich bedeutet, dass mit Greg Williamson und Matt Walker zwei höchst spannende Fahrer auf dem Markt sind. Auch Teams wie Commencal 100 % oder Canyon Pirelli stehen wohl vor einer eher unsicheren Zukunft. In der Vergangenheit haben die Teams jeweils als Sprungbretter in die großen Factory Teams fungiert. Der Unterbau der MTB World Series soll zukünftig aber deutlich gestärkt werden – daher beobachten auch wir mit Spannung, wie sich solche Teams im Winter entwickeln und welche Auswirkungen das auf das berühmte Fahrerkarussell hat.
Welche Gerüchte sind dir noch bekannt?
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