Letzte Woche haben wir uns mit dem Fatbike in den Schnee begeben – dahin also, wo die Idee anscheinend herkommt. Das war mal wieder (Fatbike-typisch) ganz witzig, aber ob man wirklich zum Fatbiken mit dem Auto zwei Stunden in Richtung Schnee fahren würde? Da muss man schon Überzeugungstäter sein. Gibt es auch vor der Haustür sinnvolle Verwendungszwecke für extra breite Reifen?

Ich bin am Bodensee aufgewachsen und kenne die Trails am westlichen Seeende glaube ich ganz gut. Inzwischen wohne ich nicht mehr dort, aber ich kann mir vorstellen, dass – obwohl wir wirklich vernünftige Trails haben – die Geschichte irgendwann langweilig wird, wenn man nur oft genug die selben Strecken fährt. An der Stelle kommt das Fatbike vielleicht gerade recht: Denn während es sich auf den gewohnten Trails weniger zuhause fühlt als gewöhnliche Mountainbikes, könnte es doch ganz neue Möglichkeiten eröffnen, das heimische Gelände alternativ unter die Stollen zu nehmen. Gesagt, getan.

Fatbike-Frühling
# Fatbike-Frühling

Wir beginnen die Fatty-Ausfahrt auf gewohnter Route, irgendwo muss man ja mal anfangen. Noch bevor die Trails anfangen, bieten sich die ersten Spielereien an, die ich mit meinem normalen Mountainbike sonst links liegen lasse oder nicht einmal als Alternative wahrnehme: Treppen zum Beispiel. Oder Rindenmulch-Haufen. Sandkästen. All diese bisher ungenutzten Obstakel lassen sich jetzt kurzweilig verwenden. Das macht zwar Spaß, führt aber nicht wirklich weiter – also sehen wir zu, dass wir etwas Strecke machen.

Fatbike: Wenn Rindenmulch zum Spielplatz wird
# Fatbike: Wenn Rindenmulch zum Spielplatz wird

Als nächstes geht es durch den Wald, wo die letzten Regenfälle große Pfützen hinterlassen haben. Was wir sonst wenig galant umzirkeln, wird auf dem Moonlander einfach zerfräst, man wundert sich fast, dass die Pfützen nach der Durchfahrt der 4,8”-Walzen nicht leer sind. Unwillkürlich drängt sich das Verlangen nach einem Elektromotor auf, um noch konsequenter Traktorfeeling aufkommen zu lassen. Denn obwohl das Bike leichter rollt, als es seine martialische Optik vermuten lässt, kostet jeder Ausflug in unwegsames Gelände extra Kraft.

Es folgt ein schöner Downhill, der auf dem Fatbike übrigens viel weniger Spaß macht, als auf einem Enduro: die Reifen haben schlicht weg zu viel Grip für kleine Drifts, das Hinterrad umzusetzen erfordert ebenfalls ungewöhnliche Techniken, weil sich das Vorderrad kaum auf dem Boden drehen lässt.

Funktioniert einfach nicht: Fatbikes auf dem Vorderrad ums Eck bringen
# Funktioniert einfach nicht: Fatbikes auf dem Vorderrad ums Eck bringen

Als wir am Seeufer aus dem Wald gespuckt werden, brauchen wir erst einmal eine kleine Pause, weshalb wir uns an den Kiesstrand begeben. Anders als gewohnt bleiben wir im groben Kies nicht bald stehen, sondern rollen einfach weiter in Richtung Wasser. Ob man wohl mit dem Fatbike übers Wasser gehen kann? Natürlich nicht, aber es lässt sich recht bequem im flachen Wasser fahren.

Das Rad, das übers Wasser fuhr - oder es zumindest versuchte.
# Das Rad, das übers Wasser fuhr – oder es zumindest versuchte.

Das, kombiniert mit dem verhältnismäßig geringen Rollwiderstand auf grobem Schotter, eröffnet einige durchaus neue Möglichkeiten: Das ganze Seeufer wird zum Bike-Gelände! Während die Geschichte nach einem Kilometer dann ehrlich gesagt doch langweilig wurde, könnte ich mir durchaus vorstellen, dass Flussufer ein ideales Terrain für Fatbike-Abenteuer sein könnten. Beispielsweise an der Isar entlang und hindurch, stetig leicht bergab fahrend – klingt nach einer hervorragenden Sommer-Beschäftigung.

Wir kamen am Bodensee an...
# Wir kamen am Bodensee an…

.. und der Moonlander teilte das Wasser.
# .. und der Moonlander teilte das Wasser.

Die letzte Herausforderung, der wir nicht widerstehen können, ist ein Bachbett. Steilstufen, Matsch, Schotter – klingt wie der perfekte Einsatzort für unser schweres Gerät. Mit meinen 2,4” Reifen wäre ich nicht im Traum auf die Idee gekommen, dort hindurch zu fahren – mit den Erfahrungen vom Seeufer klingt die Sache aber nach einem guten Plan. Also das Rad hinauf geschoben, aufgestiegen und Vollgas! Das weich angeschwemmte Sediment weist uns in unsere Schranken: Bis zur Nabe versinkt das Rad im Schmodder, Endstation Bachbett.

Netter Versuch - das mit dem Biken im Bach müssen wir aber noch üben.
# Netter Versuch – das mit dem Biken im Bach müssen wir aber noch üben.

Ende Gelände - die Sache mit dem Matsch hat Grenzen
# Ende Gelände – die Sache mit dem Matsch hat ihre Grenzen.

Fazit: Wer auf ein solches Monster von einem Bike steigt, der wird anders angeschaut – und schaut auch die Welt mit anderen Augen an. Aus manchen Hindernissen werden Spielplätze, aus manchen Spielplätzen Hindernisse. Während die Breitreifen-Fahrräder auf vielen Trails eher fehl am Platz sind, werden andere “Trails” erst damit möglich.

  1. benutzerbild

    Fabeymer

    dabei seit 07/2005

    Glasflasche -> Kohlensäure -> zugeschraubt -> Geholpere... eindeutig als Fake entlarvt smilie

    Der Haken an deiner These: Die Flasche ist leer, als es holpert und den Rückweg scheint er auf der Straße zurückzulegen. smilie
  2. benutzerbild

    Derivator22

    dabei seit 08/2013

    Die Plörre sah eh so aus, als beinhalte sie keine Kohlensäure... smilie

  3. benutzerbild

    LB Jörg

    dabei seit 12/2002

    Noch schlimmer ist der Tod des Bachflohkrebses zerquetscht durch einen 4,0 " Nate Fatbikereifen smilie

    Drum 5.0er Reifen fahren. Kommt weniger Druck auf den Bachkrebs und er überlebts vielleicht smilie

    G.smilie
  4. benutzerbild

    Zaskar01

    dabei seit 12/2015

    Drum 5.0er Reifen fahren. Kommt weniger Druck auf den Bachkrebs und er überlebts vielleicht smilie

    G.smilie

    Psst ... bitte nicht erwähnen, dass der Bachflohkrebs dies selbst bei einem Trekkingreifen nicht grossartig spüren würden. Analog zur Ameise und dem Absatz einer HighHeel bewehrten Dame.

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