Im diesem Artikel befassen wir uns mit den technischen Details des Bikes, mit seiner Ausstattung und dem Fahreindruck auf dem Trail. Auf die Haltbarkeit und mögliche Tuning-Maßnahmen gehen wir im zweiten Teil unseres Focus O1E Dauertests ein!
Steckbrief: Focus O1E
Einsatzbereich | Cross Country |
---|---|
Federweg | 100 mm/100 mm |
Laufradgröße | 29ʺ |
Rahmenmaterial | Carbon |
Gewicht (o. Pedale) | 10,6 kg |
Rahmengrößen | S, M, L |
Website | www.focus-bikes.com |
Aus welcher Motivation heraus ist das Focus O1E für den Dauertest bei MTB-News.de ausgewählt worden? Nun, wenn ich mich nicht gerade bei spaßigen Rennveranstaltungen wie der kulinarischen Trilogie oder auf der gemütlichen Enduro-Runde in den Voralpen quäle, fahre ich als Münchener notgedrungen viel Cross Country. Mehr noch: auf dem Cross Country-Bike habe ich angefangen und seit 2009 bin ich mit zwei kleinen Ausnahmen jedes Jahr bei den 24 h von Finale Ligure am Start gewesen.
Vor diesem Hintergrund spricht bereits vieles dafür, ein modernes XC-Bike in den Dauertest zu nehmen. Auf keinem anderen Mountainbike verbringe ich mehr Zeit und Strecke. Wenn dann noch ein technisch hoch interessantes, deutsches Bike neu auf den Markt kommt, ist die Sache für mich geritzt: Mit dem 7.999 € teuren Focus O1E Team habe ich die Möglichkeit den World Cup-Renner von Florian Vogel zu fahren. Doch taugt das, was für den Profi gut ist, auch für einen höchst durchschnittlichen XC-Piloten? Genau das habe ich in den letzten 14 Monaten intensiv getestet!

Geometrie
Eine abfahrtsorientierte Geometrie hat Focus für das O1E angekündigt. Was das im XC-Bereich derzeit heißt, zeigt ein Blick auf die Geometrietabelle. Focus bietet das O1E in drei verschiedenen Rahmengrößen von S bis L an, wobei die Resch-Werte 419, 435 und 450 mm betragen. Während der Lenkwinkel mit 69,2° für ein XC-Bike tendenziell flacher gewählt ist, liegt der Sitzwinkel bei steilen 74,5°. Das soll eine nach vorne orientierte Sitzposition bewirken, mit der es sich gut Druck machen und Rampen hinauf stampfen lässt. Durch die 448 mm langen Kettenstreben stellen sich Radstände von deutlich über 1.100 mm ein, womit das Focus insgesamt eher auf der längeren Seite liegt. Getestet haben wir das Focus OE1 in Größe M.
Rahmengröße | S | M | L |
---|---|---|---|
Sitzrohrlänge | 420 mm | 445 mm | 480 mm |
Oberrohrlänge | 584 mm | 602 mm | 623 mm |
Lenkwinkel | 69,2° | 69,2° | 69,2° |
Sitzwinkel | 74,5° | 74,5° | 74,5° |
Kettenstrebenlänge | 448 mm | 448 mm | 448 mm |
Tretlagerabsenkung | 38 mm | 38 mm | 38 mm |
Steuerrohrlänge | 100 mm | 112 mm | 125 mm |
Radstand | 1127 mm | 1146 mm | 1167 mm |
Stack | 598 mm | 605 mm | 622 mm |
Reach | 419 mm | 435 mm | 450 mm |
Ausstattung
- Federgabel RockShox RS-1 (100 mm)
- Dämpfer RockShox Monarch XX (100 mm)
- Antrieb SRAM XX1 Eagle
- Bremsen SRAM Level Ultimate
- Laufräder DT Swiss XR 1501
- Reifen Continental Race King / Continental Race King
- Sattelstütze Concept CPX
Wie schon bei der Vorstellung haben wir das Focus O1E für unseren Dauertest in der Top-Ausstattung Team zur Verfügung gestellt bekommen. Das bedeutet einerseits, dass wir uns über ein Gewicht von gut 10,6 kg freuen dürfen, andererseits jedoch auch auf ein Preisschild von 7.999 € blicken. Beides steil. Focus gibt schlanke 9,9 kg für das Bike an, unser Testmodell verfehlt diese Marke jedoch deutlich, was in der Summe an Rahmen, Gabel und auch den Laufrädern liegt. Was in dieser Hinsicht möglich ist zeigen die leichtesten XC-Bikes dieser Preisklasse: die magische 10-kg-Marke unterschreiten sie teilweise souverän (z.B. Centurion Numinos Carbon XC Team.29, KTM Scart 29 Sonic 12S XX1, Scott Spark RC 900 SL, Specialized S-Works Epic FSR World Cup).


Zurück zum Preis: Dafür bekommt der solvente Biker auch einen billigen Kleinwagen, doch der macht auf dem Singletrail vermutlich weit weniger Spaß. Ob so viel Geld dennoch sinnvoll in ein Bike zu investieren ist, sei dahingestellt. Focus bietet mit den Ausstattungen Pro (4.699 €) und Evo (3.999 €) auch zwei etwas bezahlbarere Varianten des O1E an. Ein richtiges Einsteigermodell im beliebten Preisbereich um 2.500 € fehlt jedoch – ein Aspekt, der unserer Meinung nach der strategischen Positionierung des Bikes geschuldet ist. Hier soll Rennsport verkörpert werden und der kostet …
Die Ausstattung unseres Test-Bikes lässt dem Preis nach zu erwarten dann auch wenig zu wünschen übrig. Zwar gibt es keine Carbon-Felgen, doch abgesehen davon alles was leicht ist und schnell macht. An der Front arbeitet eine RockShox RS-1 Federgabel, geschaltet wird mit der bereits für sich im Dauertest erprobten und bewährten SRAM XX1 Eagle 12-fach Gruppe. Auch bei den weiteren Details hat Focus am OE1 nicht gespart und liefert in der Top-Version ein Bike, das so direkt grundsätzlich bereit für den Renneinsatz ist.
Focus O1E Team | Focus O1E Pro | Focus O1E Evo | |
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Gabel | RockShox RS1 X-LOC, predictive steering, 15 mm QR, 100 mm | RockShox SID XX, Remote, 110 x15 mm QR, 100 mm | RockShox SID RL, Remote, 110x15 mm QR, 100 mm |
Dämpfer | RockShox Monarch XX, 165/38, custom tune | RockShox Monarch XX, 165/38, custom tune | RockShox Monarch RT, 165/38, custom tune |
Umwerfer | - | Shimano XT | - |
Schaltwerk | SRAM XX1 Eagle, 12-speed | Shimano XT, 11-speed | SRAM GX, 11-speed |
Shifter | SRAM XX1 Eagle, 12-speed | Shimano XT, 11-speed | SRAM GX, 11-speed |
Kurbel | SRAM XX1 Eagle, Boost 148, 32t | Shimano XT, Boost 148, 36/26t | SRAM GX 1201, Boost 148, 30t |
Sattelstütze | Concept CPX, 31.6 mm, carbon | Concept, 31.6 mm | Concept, 31.6 mm |
Sattel | fi ́zi:k Tundra M3, carbon rail | Concept EX | Concept EX |
Bremsen | SRAM Level Ultimate, 160/160 mm | Shimano XT, 180/160 mm | Shimano BR-M615, 180/160 mm |
Laufradsatz | DT Swiss XR 1501 148 x12 / 110 x15 mm, predictive steering | DT Swiss M 1900, CL, 148x12 / 110x15 mm | Concept EX, Concept XD, 12x148 mm / 110x15 mm |
Reifen | Continental Race King 2.2 RS, foldable | Continental Race King 2.2 RS, foldable | Continental Race King 2.2 RS, foldable |
Farbe | Red/White | Black/White | Black/Red |
Gewicht | 9,9 kg | 11,9 kg | 11,9 kg |
Preis | 7.999 € | 4.699 € | 3.999 € |


Im Detail
„Dieses Bike entstammt direkt dem World Cup“: kaum anders lässt sich die Kommunikation zum neuen Focus O1E interpretieren. Und da es im World Cup immer härtere Strecken mit technischen Abfahrten und groben Steinfeldern zu bezwingen gilt, hat man den Bike neben standesgemäßen 100 mm Federweg am Hinterbau auch gleich noch eine für XC-Bikes abfahrtslastige Geometrie verpasst. Die Grundidee: Bergab mit sicherem Fahrverhalten Kraft sparen, um im anschließenden Uphill das Rennen gewinnen zu können. Klare Ansage!
Optisch hat das Team von Focus diesen Anspruch voll in die Praxis umgesetzt. Der komplett aus Carbon gefertigte Rahmen steht satt auf den 29“-Rädern. Das markant geschnitzte Steuerrohr lotet die Möglichkeiten des Werkstoffes voll aus. In Kombination mit der RockShox RS-1 sowie der kompakten jedoch komplexen Hinterbaukinematik wirkt das Topmodell bereits wie im Stand wie auf dem Sprung. Unterstützt wird das durch die knallig rote Lackierung. Gelungen!
Doch kommen wir zur Technik und hier insbesondere zum Hinterbau. Er ist in vielerlei Hinsicht maßgeblich für die Eigenschaften eines Mountainbikes – im Cross Country vielleicht noch mehr als anderswo. 100 mm Federweg gibt der Marketing-wirksam Focus Optimized Linkage Design (kurz F.O.L.D.) genannte Hinterbau frei und nutzt dafür eine komplexe Umlenkung, bei der die eingelenkig ausgeführte Hinterbauschwinge über eine zweiteilige Umlenkung mit groß dimensionierten Lagern einen im Hauptrahmen stehenden Dämpfer ansteuert. Ganz den Themen XC und Leichtbau verschrieben sind auch diese Hebel aus leichter Kohlefaser gefertigt. Dieses eigens entwickelte und patentierte Hinterbausystem soll in der ersten Phase (bis ca. 25 % Federweg) eine degressive Kennlinie bieten, um so Ansprechverhalten und Sensibilität für kleine Schläge bieten zu können. In der zweiten Phase hingegen soll Kennlinie dann progressiv werden, um genügend Gegendruck und Durchschlagschutz zu bieten. Schließlich stehen am Focus O1E nur 100 mm zur Verfügung, die entsprechend gut genutzt werden wollen.

Die Optimierung geht noch weiter. Wie man bei den Stuttgartern stolz berichtet soll die Steifigkeitscharakteristik der beiden Umlenkhebel so optimiert worden sein, dass der direkt mit dem Hinterbau verbundene „Guide Link“ weniger steif ist, was den Komfort verbessern soll. Der mit dem Dämpfer verbundene innere Link soll hingegen besonders steif sein, um den Dämpfer vor Querkräften zu schützen. Dieses Anliegen wird auch von den insgesamt überdurchschnittlich großen Lagern unterstützt, die für eine zuverlässige Funktion sorgen sollen – insbesondere wenn schon so viele Lager verbaut sind. Die Kehrseite von so viel Hinterbau: Nicht ganz schlanke 2.310 g bringt unser Testrahmen in Größe M inklusive Dämpfer und Steckachse auf die Waage.
Stichwort Steckachse: Im Cross Country-Bereich ist sie lange Jahre ein Dorn im Auge gewesen, denn eine mickrige 5 mm-Schnellspannachse in offenen Ausfallenden ist im Eifer des Gefechts schneller demontiert als eine tief verschraubte Schraubachse oder viel mehr noch eine wirklich echte Steckachse mit radialer Klemmung in den Ausfallenden. Um den Steifigkeitsvorteil der dicken 12 mm Achse-mit einem schnellen Rad-Einbau und -Ausbau kombinieren zu können, hat man sich bei Focus etwas einfallen lassen. R.A.T. ist das Akronym, das für Rapid Axle Technology steht und eine Achse beschreibt, die mit einem Anker ausgestattet ist und so mit einer Drehung um 90° in voll eingesteckter Position befestigt wird. Über den Schnellspannhebel wird bremsseitig verspannt und fertig ist die Laube.
Abgesehen davon bietet der Focus O1E-Rahmen alles, was man von einem modernen Cross Country-Boliden erwarten würde. Ob Platz für einen (nein, nicht zwei) große Flaschenhalter, innen verlegte Schalt- und Bremszüge oder sogar eine absenkbare Sattelstütze: Focus hat an alles gedacht, was dem ambitionierten (Renn-)Fahrer so am Herzen liegen könnte. Ab auf den Trail!

Auf dem Trail
Im Zuge des Dauertests habe ich mit dem Focus O1E insgesamt über 1.800 km und gut 60.000 Höhenmeter absolviert. Dabei hat sich das Bike sowohl auf kurzen Hausrunden und Tagestouren in den Voralpen, als auch bei den 24h von Finale Ligure und auf der Abfahrt von der NATO-Base bewähren müssen. So viel vorweg: insbesondere Finale Ligure ist auch am Focus O1E nicht spurlos vorübergegangen.
Mein initiales Setup für das O1E hat dabei wie folgt ausgesehen: 112 PSI im Hinterbau, die Zugstufe 10 Klicks von ganz langsam aus gezählt geöffnet. Für die Gabel wähle ich einen Druck von 82 PSI und öffne die Zugstufe um 6 Klicks. Die Druckstufe an der RockShox RS1 ist extern nicht verstellbar. Allerdings kann über den kombinierten RockShox Bloc Full Sprint-Hebel das gesamte Fahrwerk für ebenerdige Sprints blockiert werden. Im Laufe des Tests habe ich außerdem immer wieder mit der Vorbauhöhe gespielt. Im Endeffekt bin ich mit dem ohne Spacer möglichst flach montierten Vorbau am besten gefahren.
Auf ein leichtes XC-Bike zu steigen und die Hausrunde in Angriff zu nehmen ist auch auf dem Focus O1E ein Genuss. Die leichten DT Swiss Spline-One-Laufräder aus Aluminium reduzieren wirkungsvoll die Massenträgheit und wer kurz zuvor noch ein Enduro oder Trail-Bike gefahren ist, fliegt gefühlt davon. Das O1E klettert vorzüglich, wofür drei Faktoren verantwortlich sind. Einerseits ist der Sitzwinkel mit 74,5° ziemlich steil, was das Fahrergewicht nach vorne verlagert und wirkungsvoll einem steigenden Vorderrad entgegenwirkt. Andererseits fallen die Kettenstreben mit 448 mm vergleichsweise lang aus, was diesen Effekt noch unterstützt. Hinzu kommt dann noch die sehr gute, kontrollierte Funktion des F.O.L.D.-Hinterbaus. Dieser nutzt seine 100 mm effizient und sparsam, sodass auch der schwach profilierte Continental-Hinterreifen lange Halt findet und technische Anstiege ihren Schrecken verlieren.

Die SRAM XX1 Eagle-Schaltgruppe unterstützt steile Kletterei mit schnellen, sicheren Gangwechseln. Und da Focus ein kleines 32er-Kettenblatt spezifiziert gibt es in jeder Lebens- und Leidenslage einen passenden Gang. Für meinen Geschmack hätte an diesem Rad auch ein 34T-Blatt seine Berechtigung. Spannend ist, dass der Hinterbau so gut funktioniert, dass ich für meinen Geschmack nie zum XLoc Full Sprint-Hebel greifen musste, um dem Fahrwerk wirklich Ruhe angedeihen zu lassen. So wippt der Dämpfer in offener Position vor allem im Wiegetritt minimal, doch der Traktionsvorteil ist zu groß, als dass ich hier auf hart schalten würde.
Interessant ist, dass der Vortrieb in der Ebene nicht gar so ausgeprägt ist wie am Berg. Zwar rollt das Focus O1E auch hier an für sich gut – den schwach profilierten Continental-Reifen sowie dem wipparmen Hinterbau sei Dank. Doch die vergleichsweise aufrechte Sitzposition wirkt letzten Endes nicht gar so aggressiv wie beispielsweise die eines Specialized S-Works Epic World Cup. Im Testverlauf habe ich aus genau diesem Grund schrittweise auf alle Spacer unter dem Vorbau verzichtet, wodurch über die tiefe Front die Vortriebsstärke in der Ebene verbessert wurde.

Sobald es bergab geht, heißt es auf leichten XC-Bikes in der Regel festhalten und so genau wie möglich manövrieren, damit die Fuhre auf dem rechten Weg und der Reiter über dem Ross bleibt. Umso interessanter ist unsere Beobachtungen beim Focus O1E Team, dass es sich trotz enger Verwandtschaft zum Rennsport nachgiebig und zuvorkommend zeigt. Ballern bis die Augen tränen könnte hier eher die Devise lauten, denn für ein kurzhubiges Race-Bike macht das O1E eine durchweg gute Figur. Woran das liegt?

Zum einen am überzeugenden F.O.L.D. Hinterbau. Selektiv konstruierte Steifigkeit hin oder her: das Focus OE1 lässt sich bergab mit großer Präzision manövrieren und fast nach Belieben um Kurven treiben. Das Fahrwerk geht dabei angenehm sparsam mit dem ohnehin knappen Federweg um, sodass nur wenige Durchschläge zu verzeichnen sind und in fast allen Situationen noch etwas Federweg zur Verfügung steht. Man sollte jedoch nicht glauben, dass dieses Bike mit seinen gerade einmal 100 mm Federweg komfortabel wäre. Der Hinterbau arbeitet eher als traktionssteigernder Puffer denn als Sänfte. Verschenkt wird nicht ein Millimeter. So harmoniert er gut mit der RockShox RS-1, die sich ebenfalls angenehm straff gibt und eher auf der Suche nach der schnellsten Linie unterstützt, als die Handgelenke zu schonen.
Darüber hinaus weiß die Geometrie bergab zu gefallen. Insgesamt ist die Agilität des Focus überzeugend. Der mit 69,2° nicht zu steile Lenkwinkel hilft in Verbindung mit den relativ langen Kettenstreben dabei, Ruhe ins Fahrwerk zu bringen. Obwohl es ein auf Vortrieb getrimmtes Renn-Fully ist, fühlt man sich so auch in steileren und technischeren Abschnitten wohl. Der limitierende Faktor sind hier dann eher die Reifenwahl (Continental Race King RS 2.2“) und die SRAM Level-Scheibenbremse mit 160 mm kleinen Scheiben. In Finale Ligure konnten wir mit den Maxxis Aspen bereits deutlich die Traktion erhöhen, der zwingend notwendige Umbau auf Tubeless tat sein übriges.
Drittens und letztens wäre da noch die Rahmensteifigkeit. Es macht sich hier durchaus angenehm bemerkbar, dass die Lenkkopfsteifigkeit des Focus O1E gefühlt niedriger liegt als bei manch anderem Cross Country-Knochen. Insbesondere im Vergleich mit einem Cannondale Scalpel-Si Team 29 oder auch dem aktuellen Scott Spark RC 900 SL – beide in derselben Liga wie unser Topmodell unterwegs – zeichnet sich das Focus O1E Team als weniger steifer Begleiter aus, was in Steinfeldern durchaus positiv zu werten ist. Das gilt insbesondere dann, wenn man seit 20 Stunden wach ist und in der Hitze von Finale steile Steinpisten hoch und wieder runter poltert. Vollblut-Rennfahrer werden vielleicht jenes bockige Schlagen vermissen, das gnadenlos steife Race-Bikes auszeichnet. Für mich war der Kompromiss gut getroffen und ich würde eher noch mit leichten Carbon-Laufrädern Steifigkeit ans Bike bringen, als mir einen entsprechenden Hauptrahmen zu wünschen.

Für den normalsterblichen Mountainbiker ist das Focus O1E im Downhill ein gut zu kontrollierendes Arbeitsgerät, das sich gut vorhersehbar verhält, ein hohes Tempo erlaubt und den ein oder anderen Fehler kompensiert – nicht übel für ein so schnelles und straffes Renngerät. Theoretisch könnte man sich mit einer absenkbaren Sattelstütze, einem breiteren Lenker und entsprechenden Reifen den Einsatzbereich ziemlich ausweiten …
Hinsichtlich der Haltbarkeit hat sich das Focus O1E über den mehr als einjährigen Testzeitraum des Dauertests nichts zuschulden kommen lassen. Der Antrieb zeigt sich auch von so mancher Schnee- und Matschorgie im Winter weitestgehend unbeeindruckt und auch an den Federelementen ist es zu keinerlei beanstandenswerten Ausfallerscheinungen gekommen. Kleine Details gibt es dennoch zu beobachten. Hier werden wir im zweiten Teil unseres Dauertest-Berichts eingehend auf Verbesserungspotentiale und vorhandene Tuning-Möglichkeiten eingehen.
Fazit – Focus O1E
Das Focus O1E Team ist ein echter Kracher – nicht nur optisch, sondern auch auf dem Trail. Der straffe F.O.L.D. Hinterbau verhagelt dem Rahmen mit seiner komplexen Umlenkung zwar ein wirklich niedriges Gewicht, ermöglicht jedoch sowohl gute Klettereigenschaften als auch ein hohes Abfahrtstempo. Ideal darauf abgestimmt präsentiert sich die Geometrie, die bergauf souverän unterstützt und bergab viel Sicherheit und Kontrolle ermöglicht. Es mag absolut betrachtet schnellere und vortriebsstärkere Race-Bikes geben. Doch in der Summe kann das Focus O1E insbesondere auf technisch anspruchsvollen Cross Country-Kursen überzeugen. Der Preis ist mit 7.999 € gesalzen und die an sich gute Ausstattung bietet in Details noch Optimierungspotential.

Pro / Contra
Stärken
- ausgewogene, alltagstaugliche Geometrie
- sehr effizienter Hinterbau
- schnelle Optik, gute Ausstattung
Schwächen
- Gewicht mit 10,6 kg über dem Wettbewerb
- stolzer Preis
- nur drei Rahmengrößen erhältlich

Testablauf
Im Zuge des Dauertests ist das Focus O1E vor allem in den Voralpen bewegt worden, hat sich jedoch auch in den Ötztaler Alpen, dem Engadin und in Finale Ligure bewähren müssen. So haben wir einen umfassenden Eindruck über das Bike entwickeln können. Insgesamt habe ich mit dem Focus O1E 1.859 km Strecke zurückgelegt und dabei 61.350 hm erklettert. Das Dauertestrad ist MTB-News.de von Focus für die Zeit des Dauertests zur Verfügung gestellt worden.
- Testername: Tobias Stahl
- Körpergröße: 177 cm
- Gewicht (mit Riding-Gear): 70 kg
- Schrittlänge: 83 cm
- Armlänge: 58 cm
- Oberkörperlänge: 52 cm
- Fahrstil: Beide Räder am Boden und Vollgas: Attacke bergauf, sauber bergab
- Was fahre ich hauptsächlich: Trail, Enduro
- Vorlieben beim Fahrwerk: Gabel straff, Hinterbau effizient
- Vorlieben beim Rahmen: Mittellang und flach
Über den Dauertest
Tests sind ein elementarer Bestandteil unserer redaktionellen Arbeit bei MTB-News.de. In einer fein differenzierten Industrie mit zahlreichen Nischen und speziellen Anwendungen wollen wir unsere Leserinnen und Leser dabei unterstützen, das für ihn oder sie richtige Sportgerät aus der Fülle an Möglichkeiten auszuwählen. Schon in unseren regulären Tests bringen wir das Material ans Limit und arbeiten heraus, für wen das Bike oder die Komponente aus welchem Grund geeignet ist. In unseren Dauertests gehen wir einen entscheidenden Schritt weiter: Insbesondere Aussagen zur Haltbarkeit sind auch bei gründlichem Testen in einem Zeitraum von 4 bis 12 Wochen nur schwer verlässlich zu geben. Aus diesem Grund fahren wir ausgewählte Bikes über einen Zeitraum von 9 bis 12 Monaten, um einen echten Fahreindruck zu bekommen.
Im Verlauf des Dauertests fahren wir die Bikes grundsätzlich in der Serienausstattung und dokumentieren, wann Defekte, Reparaturen oder ähnliche Maßnahmen fällig werden. Wie auch bei privat genutzten Rädern behalten wir uns vor, die Räder im Verlauf der Saison in den üblichen Details anzupassen. Wenn Komponenten gewechselt werden, wird das entsprechend ebenfalls vermerkt. Vorschläge für Bikes, die wir uns einmal genauer im Rahmen eines Dauertests anschauen sollten, könnt ihr gerne per Email an redaktion (@) mtb-news.de senden.
32 Kommentare
» Alle Kommentare im Forumsowas aber auch nicht zwingend ans bike...wer es braucht soll es sich dranbauen.
und ob ich jetzt 8000 für ein bike mit einem geilen Alu-Lrs oder 9000 bei Speci mit Carbon ausgebe is Geschmachsache fakt ist das
diese Kiste einen der Geilsten Hinterbauten in seiner Kategorie hat...Hut ab zum FOLD Link!
Bin Bisher noch nix vergleichbares im XC bereich gefahren...sorry Specialized...da müsst ihr nochn Paar Hausaufgaben machen!
An alle die sich in der Kategorie was anschaffen wollen rate ich euch mal auf das o1n draufzusetztn und mal auszuprobieren!
und by the way...dieses Jahr gibts die Kiste zum gleichen Preis mit DT Swiss XRC 1200...also hoffentlich alles in Butter für die Erbsenzähler
Ride ON!
was wiegt denn der Focus Carbon Rahmen inkl. Dämpfer in M?
Top Räder aber mystisch irgendwie immer 500g schwerer als in der Theorie. Und ja, der Speci Roval LRS kann ne Menge, mittlerweils gibts aber auch gut Alu LRS. Und Reifen... da gibts ein ganzes Forum voll Geschmäcker
Die meisten EPICs sind mMn Bleiklumpen für das Geld
#fullyfucked
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