Goodyear Wrangler im Test: Mit Goodyear versucht seit einiger Zeit ein weiterer Autoreifen-Hersteller Fuß im Mountainbike-Bereich zu fassen. Jüngster Wurf ist der Goodyear Wrangler – ein für harte und trockene Böden spezialisierter Trail- und Enduro-Reifen, den es in einer eigenen Vorder- und Hinterrad-Version gibt. Wir haben sie getestet.
Goodyear Wrangler – Infos und Preise
Mit dem Allround-Reifen Newton hat Goodyear erstmals für Aufmerksamkeit im Mountainbike-Bereich gesorgt. Seit Mitte der Saison 2024 wird dieser vom Wrangler ergänzt, der sich perfekt für harte und felsige Böden eignen soll. Das Profil aus eng zusammenstehenden, großen Blöcken soll von Motorrad-Reifen inspiriert worden sein und sich auch sehr gut am E-Bike machen. Zudem gibt’s einen spezifischen Vorder- und Hinterreifen, die auch in verschiedenen Laufradgrößen und Breiten erhältlich sind. Alle Reifen kosten 76 € – wir haben einen Satz im Enduro-Einsatz getestet.
- Einsatzzweck Trail, All Mountain, Enduro, E-Bikes
- Karkassen ElectricDrive, Enduro (getestet)
- Versionen Wrangler MTF (vorn), Wrangler MTR (hinten)
- Gummimischung Grip3S
- Gewicht (gewogen)
- 1.199 g (Wrangler MTF Enduro, 29″ x 2,4″)
- 1.333 g (Wrangler MTR Enduro, 29″ x 2,4″)
- Größen 29″ x 2,4″ / 29″ x 2,6″ / 27,5″ x 2,6″ (nur MTR)
- Verfügbarkeit ab sofort
- www.goodyearbike.com
Preis: 76 € (UVP) | Bikemarkt: Goodyear Wrangler kaufen
Im Detail
Auf den ersten Blick kann man die Goodyear Wrangler-Reifen fast für Trial-Motorrad-Reifen halten. Auch wenn sich das Profil vorn und hinten leicht unterscheidet, setzen beide Reifen auf ungewöhnlich viele, eng beieinander stehende Blöcke. Dazu gibt’s eine insgesamt sehr runde Form mit eher kurzen Seitenstollen. Viel Fleisch, um sich in lose Untergründe zu graben, ist nicht da – allerdings sind die Reifen ja auch speziell für harte und sogar felsige Böden mit hohen Geschwindigkeiten gedacht. Dafür gibt’s die Grip3S-Gummimischung, die Goodyear zufolge einen besonders langsamen Rebound hat und so für Grip und Kontrolle sorgen soll.
Während der Wrangler MTF-Vorderreifen vor allem gute Führungseigenschaften für eine kontrollierte Lenkung bieten soll, wurde der Hinterreifen auf einen geringen Rollwiderstand und guten Bremsgrip optimiert. Die Stollen weisen verschiedene Einschnitte auf, die dafür gedacht sind, mehr Bremsflanken oder eine bessere Anschmiegung auf den Boden zu erzeugen.
Goodyear bietet die Reifen in 29″ und den beiden Breiten 2,4″ und 2,6″ an. Der Wrangler MTR-Hinterreifen gibt es zudem in 27,5″, allerdings nur in 2,6″-Breite. Bei der Karkasse hat man die Wahl aus der leichteren Enduro-Karkasse und einer schwereren E-Bike-Version, die rechtlich sogar für S-Pedelecs freigegeben ist, was jedoch kaum praktische Anwendung im Gelände finden dürfte. Das Profil des Hinterreifens ist Goodyear zufolge sogar extra für das hohe Drehmoment von E-Bikes optimiert.
Auf dem Trail
Ich konnte die Goodyear Wrangler-Reifen bereits mehrere Wochen lang in der 29″ x 2,4″-Version mit Enduro-Karkasse auf meinen Hometrails testen. Diese bestehen meist aus hartem Lehmboden, teilweise mit Steinen, vor allem jedoch von Wurzeln durchzogen. Der Spätsommer hat mit ständig zwischen feucht und trocken wechselnden Bedingungen zudem perfekte Test-Bedingungen ermöglicht.
Beim Aufziehen fällt auf, dass die Karkasse ziemlich dünn, aber wenig dehnbar ist. Die Reifen haben gerade so genug Halt, um zu stehen, ohne umzuklappen. Ich habe jedoch einen großen Reifenheber benötigt, um sie auf die Felge zu bekommen. Auf Asphalt fällt auf, dass die Reifen tatsächlich recht gut rollen. Man würde damit jetzt keinen Marathon fahren, das runde Profil ohne scharf abstehende Stollen gleitet jedoch sanft und mit sanfter Geräuschkulisse über den Asphalt.
Dass die Reifen vor allem für trockene, harte Böden gemacht sind, kann man schon nach kurzer Zeit unterschreiben. Sie fühlen sich nicht gerade bissig an, fahren sich bei Trockenheit dafür allerdings recht vorhersehbar. Der Übergang von den Mittel- auf die Seitenstollen ist sanft. Selbst bei trockenen Böden hatte ich das Gefühl, in Kurven minimal zu rutschen, der Grip reißt allerdings nicht ganz ab und die Reifen halten die Spur gut.
Im Vergleich zu den vorher montierten Continental Kryptotal (Test) fahren sich die Goodyear Wrangler deutlich weniger definiert. Nicht ganz überzeugen kann tatsächlich der Bremsgrip am Heck: Fängt dieses an zu rutschen, ist von Verzögerung nicht viel zu merken. In technischen Anstiegen, die etwa leicht von Nadeln bedeckt waren, ist der Hinterreifen zudem teilweise recht unvermittelt durchgedreht.
Beides könnte neben dem geschlossenen Profil und der von außen recht harten Gummimischung auch an der Dämpfung liegen. Mit meinem üblichen Luftdruck von 1,7–1,8 bar hatte ich zwar keine Durchschläge zu verbuchen, allerdings das Gefühl, dass die Reifen teilweise etwas verspringen und sich deshalb nicht ausreichend in den Boden verbeißen. Mit modernen, 30 mm breiten Felgen hatte ich dafür keinerlei Probleme mit einer wegknickenden Karkasse in schnellen Kurven.
Kritisch wurde es bei teilweise geringen Wassermengen auf dem Trail. Feuchter, harter Lehm ist eine harte Aufgabe für jeden Reifen, allerdings habe ich erwartet, dass der Wrangler hier mit seiner großen Auflagefläche recht gut abschneidet. Tatsächlich war der Bremsgrip jedoch kaum vorhanden, was mich in mehr als eine brenzlige Situation gebracht hat. Etwas besser sieht es in der Kurve aus, allerdings führen bereits kleine Wurzeln und Steine zu sehr plötzlichem Wegbrechen an Front und Heck.
Das ist uns aufgefallen
- Gummimischung Diese soll mit einer besonderen Dämpfung glänzen, fühlt sich jedoch auf der Außenseite recht hart an. Die Dämpfung des Reifens wiederum könnte meiner Meinung nach besser ausfallen, denn dieser verspringt an Unebenheiten teilweise etwas und verliert so unnötig Grip.
- Pannensicherheit Ich hatte während meiner Zeit mit dem Reifen keine einzige Panne. Allerdings waren die Test-Trails in dieser Hinsicht nicht sehr fordernd.
- Tubeless-Fähigkeit Diese ist sehr gut. Die Reifen ließen sich gut aufpumpen und haben die Luft solide gehalten. Nach einigen Tagen war ein leichter Luftverlust messbar, der jedoch absolut im Rahmen des Üblichen war.
- Verschleiß In etwa 6 Wochen mit den Reifen hat sich kein nennenswerter Verschleiß aufgetan.
Fazit – Goodyear Wrangler
Auf harten und trockenen Böden kann der Goodyear Wrangler mit einem geringen Rollwiderstand und vorhersehbaren Fahrverhalten überzeugen. Als Allrounder kann er allerdings nicht gelten, denn auf Feuchtigkeit reagiert der Reifen recht empfindlich und kann überraschend ausbrechen.
Goodyear Wrangler Pro / Contra
Pro
- rollt gut auf harten Böden
- vorhersehbares Verhalten bei Trockenheit
Contra
- geringer Bremsgrip
- sehr geringer Grip bei Feuchtigkeit
Testablauf
Wir konnten die Goodyear Wrangler-Reifen zunächst auf einer kurzen Ausfahrt in Massa Marittima, Toskana, ausprobieren. Später hat Goodyear uns zwei Sätze der Reifen zugeschickt, die wir mehrere Wochen lang bei wechselnden Bedingungen auf unseren Hometrails testen konnten.
Hier haben wir die Goodyear Wrangler-Reifen getestet
- Graz: Viele Anstiege auf Asphalt, allerdings auch technische Wanderweg-Passagen. Vor allem durchgängig steile, recht ausgefahrene und naturbelassene Trails auf hartem Lehmboden.
- Massa Marittima: Trailpark mit eher hartem, kieshaltigem Boden und vielen großen Steinplatten.
- Fahrstil
- verspielt
- Ich fahre hauptsächlich
- Downhill, Trail Bikes
- Vorlieben beim Fahrwerk
- ausbalanciert, Gegenhalt über die Feder, Druckstufe eher offen, mittelschneller Rebound
- Vorlieben bei der Geometrie
- eher kurz, hoher Stack, ausgewogener Sitz- und Lenkwinkel
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