MTB-News.de

Im IBC-Interview
Manuel Fumic blickt zurück und voraus

MTB-News.de: Hey Manuel, eigentlich sollten dich in Deutschland alle MTBler kennen, aber stell dich doch trotzdem einmal vor und erzähl uns wie du zum Sport gekommen bist.
Manuel Fumic: Hallo! Ich bin 29 Jahre alt, wohne momentan in Stuttgart und bin nun seit mittlerweile 11 Jahre MTB Profi. Durch meinen Bruder (Lado Fumic) war ich schon als kleiner Bub bei allen XC- und DH-Rennen dabei und hab das Ganze somit immer alles mitbekommen. Mit 8 Jahren bin ich dann mein erstes Rennen gefahren und hab das gleich gewonnen – es war ein Up-Hill Rennen und ich war der Einzige in meiner Altersklassen, so richtig Spaß gemacht hat das aber nicht und ich bin beim Tennis und Fußball geblieben. Mit 14 Jahren hat mich das dann nicht mehr so richtig gereizt, vor allem das Einspielen beim Tennis gegen eine Wand, und gleichzeitig hab ich gemerkt, dass mir das Radfahren zum Training durch den Wald unglaublich gefallen hat. Da war ich frei, konnte dort fahren wo ich will und war nicht nur an einen Ort und eine Zeit gebunden. Im nächsten Jahr hab ich das dann konzentriert und bin auch gleich in den Kader gekommen.
Im Nachhinein hätte ich wohl besser beim Fußballspielen bleiben sollen wenn man mal die Gehälter von Top10 Sportlern vergleicht (lacht).

Wie war für dich der Wechsel zu Cannondale? Seitdem hat sich deine Leistung verbessert. War einfach wieder mehr Fokus auf dem Sport?
Es war schon eine ziemliche Doppelbelastung für uns (Fumic Brüder). Neben Training musste ja auch alles organisiert werden und die Kontakte zu den Sponsoren sollte man auch pflegen. Durch das Pfeiffersche Drüsenfieber konnte mein Bruder nicht weitermachen und das FBI Team hatte damit keinen Sinn mehr, da wir ja immer zusammen aufgetreten sind. Jetzt kann ich mich schon wieder viel mehr aufs Fahren konzentrieren.

Hast Du damals auch ans Aufhören gedacht?
Gar nicht. Ich hab soviel in den Sport investiert und alle Leute haben mir gesagt, dass ich mich einfach mehr darauf konzentrieren sollte. Außerdem wollte ich mir das auch selbst beweisen, dass ich wieder an die Weltspitze aufschließen kann.

Reisestress, Freunde und Frau unter einen Hut bringen: Wie gehst du damit um? Du bist ja auch im Winter meist nicht zu Hause und trainierst lieber in Südafrika.
Nun ja, eigentlich klappt das gut weil es für mich ja auch nichts neues ist und ich es fast gar nicht anders kenne. Meine Familie und Freunde unterstützten mich, geben mir viel Motivation und pushen mich auch immer wieder wenns mal nicht so klappt. Das Training macht einfach mehr Spaß im Warmen und in der Sonne.

Nun zu der letzten Saison. Wie war sie für dich? Du hattest ja viele Tiefen, aber auch Höhen.
Im Großen und Ganzen war ich schon zufrieden. Obwohl die Ergebnisse nicht unbedingt so waren wie ich es mir erhofft hatte. Aber ich war immer vorne mit dabei, hatte immer die Möglichkeit aufs Podium und mein Training war auch gut. Lediglich der Abschluss hat bei den Rennen nie gepasst. Daran muss ich jetzt arbeiten und dann kann die nächste Saison kommen.

Woher hast du die Motivation genommen immer weiterzumachen? Generell aber speziell bei den Rennen?
Ich bin Profi und muss (grinst)! Manchmal wäre es schon einfacher gewesen aufzuhören, gerade nach meinen Sturz bei der WM hatte ich brutale Schmerzen, aber das ist der falsche Ansatz und es geht ja auch um Weltcuppunkte und damit direkt um die Olympiaquali.


Mani beim Eliminator Rennen in Offenburg Foto von Hoshi

Du hattest unglaublich viele Defekte, Pannen und Stürze. Meistens ist das ja selbstverschuldet und liegt an der Fahrtechnik. Wie kam es dazu?
Im letzten Renndrittel war ich oft einfach unkonzentriert dadurch, dass ich in einer richtigen Euphorie war und hab deshalb nicht mehr aufgepasst. Oft dachte ich nur noch – yeah ich bin auf dem Podium – hab dann vor mich hin geträumt und auf einmal lag ich auf dem Boden (lacht). Dieses Jahr will ich mit einem Mentaltrainer zusammenarbeiten. Kopfsache ist das A und O und da hab ich noch richtig Potential nach oben. Wenn das aufgeht, könnte ich nächstes Jahr oft auf dem Podium stehen.

Wie hast du dich auf die neue Saison vorbereitet?
Vor Weihnachten war ich zuerst einmal vier Wochen in Südafrika, im Januar war ich zu Hause, habe viel Krafteinheiten gemacht und wollte natürlich auch bei der Geburt meines Kindes dabei sein. Ab letzter Woche bin ich auf Zypern und fahre dort die ersten Rennen (Cyprus Sunshine Cup, Anm. d. Red.).

Wie sieht denn dein Trainingsalltag aus und inwiefern unterscheidet er sich von einem Amateur?
Aufstehen, trainieren, Massage und dann schlafen (grinst). Man kann das nicht so direkt vergleichen, weil ich ganz andere Umfänge fahren oder viel härtere Einheiten machen kann. Ich habe schon mehr als 300.000km in den Beinen, da hat man dann eine recht gute Grundlage und kann das Training natürlich anders gestalten. Das Wichtigste ist, dass man bei der Sache bleibt und konstant trainiert.

Wer kümmert sich um dein Bike ?
Der Teammechaniker Giacomo und ansonsten Daniel Häsperler in Kernen. Viele Fahrer machen das lieber selber, aber ich verlass mich zu 100% auf die Beiden. Die kennen sich damit einfach besser aus und bis jetzt hats auch immer super gepasst.


In Offenburg vor dem Start – Foto von Hoshi Yoshida

Hast du spezielle Tuningteile?
Nein, gar keine. Ich fahr bis auf Kleinigkeiten das Serienbike. Manchmal bekomm ich Prototypen, die gibt es dann aber das nächste Jahr auch zu kaufen. Bevor ich die Fehler bei mir nicht verbessert habe muss ich am Rad nichts tunen, außerdem ist es auch so schon verdammt leicht und schnell.

Wie ist dein Bike-Setup ? Stichwort: Reifen, Übersetzung und Federgabel?
Bei der Lefty hab ich von Larry extra Dämpferkartuschen bekommen. Beim 29er hab ich eine Comfort und eine härtere Stufe. Das ist echt cool, gerade für den Start. Übersetzung ist 39/24 und 11/36. Reifen fast immer die Racing Ralphs in Tubelessready mit Doc Blue Milch und 1,7bar.

Wie ist der Kontakt zu deinem Team ? Trainierst du öfters zusammen ?
Wir verstehen uns alle super gut. Das Training macht eigentlich jeder selbst, aber im Weltcup dann auf jeden Fall zusammen. Da lernt man recht viel, vor allem beim ersten Fahren auf der Strecke. Jeder probiert eigene Linien aus und so findet man schnell die Beste. Da achtet man natürlich auch immer darauf, dass die Fahrer von anderen Teams nicht zusehen. In Pietermaritzburg konnte man das gut beobachten, wie Julien Absalon im Steinfeld eine komplett andere Linie gefahren ist wie alle Anderen weil er vermutlich im Training gedacht hatte, dass die Linie zu hart ist und nicht gefahren wird. Aber nur der Einstieg war hart und der Rest ging gut. Im Rennen hat er sich dann nicht mehr getraut die Linie zu wechseln und hatte einen klaren Nachteil.

Du trägst oft Bike-Shorts. In Zukunft auch in Rennen?
Für die Rennen haben wir noch keine Teamhose, also erstmal nicht. Im Training fahr ich nur mit Baggyshorts. Sie sind einfach praktischer, vor allem wenn man mal einen Kaffee trinken geht – da schauen nicht gleich alle Weiber auf meinen Arsch (lacht). Außerdem sehen sie cooler aus und machen einen beim MTB-Fahren auch nicht langsamer. Muss aber jeder für sich wissen was er lieber mag. Genauso wie 29er oder Hardtail/Fully. Ich fahr 29er Hardtail und Shorts :-)

Wie findest du Enduro Rennen? Beim Finale Enduro warst du am Start. War das mehr Spaß oder auch Competition ? Wäre Enduro auch was für dich?
Beides eher Spaß. Für mich gehört das Gas geben berghoch auch mit dazu.

Was fasziniert dich am Sport ?
Der Cross-Country-Sport macht mir einfach richtig Spaß, man hat alles dabei. XC ist für mich auch einfach mal eine Tour fahren durch ne tolle Landschaft oder aber Tempobolzen auf einer Geraden – gerne auch mit 140mm Fully. Spaß haben am Bergauf- und Bergabfahren. Das ist genau das, was XC ausmacht. Man kann an sich feilen, sich verbessern, fit werden und dadurch fühlt man sich auch im Alltag fit und wohl.


Vollgas in Offenburg – Foto von Hoshi Yoshida

Stichwort E-Bikes …
Ich find die Entwicklung echt cool. Das eröffnet viel mehr Leuten den Sport und sie können dadurch die Landschaft erkunden und die Natur genießen. Zum Beispiel kann ich jetzt mit meinen Vater eine Runde fahren, ohne dass ich mich langweile oder er total am Limit fährt.
In Städten sieht man auch wieder mehr Leute mit dem Rad unterwegs und das wird sich hoffentlich positiv auf Radwege oder Ähnliches auswirken.

Was erwartest du von der nächsten Saison?
Weltcup-Podestplätze und konstant mit guten Ergebnissen in der Weltspitze zu fahren.

Alle Augen schauen auf Olympia. Welche Ambitionen hast du an sich und wie findest du die Strecke?
Die Strecke kann jeder leicht fahren aber es ist sehr schwer, den Schwung mitzunehmen. Jede Kurve ist im Renntempo schwer zu fahren, da kann man überall Fehler machen. Entscheidend wird auch die richtige Taktik in der Gruppe sein. Wird auf jeden Fall eine gute Übertragung durch die offene Strecke. Ich konzentrier mich nicht rein auf Olympia, sondern vielmehr auf die ganze Saison. Natürlich ist es ein Highlight und eine Medaille wäre ein Traum, aber der rote Faden wird durch die ganzen Wettkämpfe gehen.

Nun noch eine Schnellschlüsse zum Schluss. Wo siehst du dich in 5 Jahren?
Bis 2016 will ich Profi sein. Dann habe ich viermal an Olympia teilgenommen.

Wen bewunderst du sportlich am meisten?
Schwere Frage (überlegt) – nächste Frage.

Wie oft gehst du zur Physiotherapie?
Hier in Stuttgart am Olympiastützpunkt 1-2 mal die Woche. Gerade wenn ich härtere Einheiten fahre oder gestürzt bin. Während den Wettkämpfen haben wir einen eigenen Teamphysio.

Du bist nun schon echt lange dabei. Wie findest du die Entwicklung ?
Sehr positiv. Es gibt immer mehr Leute an der Spitze, was die Rennen interessanter macht. Auch die Radindustrie wird immer größer, die Medien sollten aber noch mehr in das Ganze einsteigen.

Was ist deine Lieblingsstrecke?
Houfallize! Ja ne, nicht nur weil ich da gut war (lacht), sondern weil es einfach ein Klassiker mit Flair ist und ich die Strecke schon immer mochte.

Deine Hasstrecke?
Generell langweilige Strecken und welche, die schlammig sind und man laufen muss.

Was machst du wenn Du nicht auf dem Rad bist?
Da bleibt wenig Zeit übrig, eigentlich nur der Abend.

Vielen Dank für das Interview und viel Glück für die neue Saison!
Gerne und danke!

Ich hoffe Ihr hattet soviel Spaß beim Lesen des Interviews wie ich beim Interviewen von Manuel.
Fotos von petejupp, wenn nicht anders gekennzeichnet – besten Dank dafür!

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