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Fischi im Interview
Schlüsselbein-Status „es ist kompliziert“

Ende letzten Jahres hat sich Johannes Fischbach alias „Fischi“ beim Training auf Mallorca das Schlüsselbein kompliziert gebrochen. Die Heilung verläuft schleppender als geplant, weshalb er beim City DH in Chile nicht dabei sein konnte. Auch das erste Crankworx-Event in Neuseeland wird er ausfallen lassen müssen. Er erzählt uns in einem kleinen Update, wie es seiner Schulter geht und wie alles überhaupt passiert ist.

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MTB-News.de: Fischi, erzähl uns vom „Tathergang“ deines Schlüsselbeinbruchs – wie ist der Sturz passiert?

Johannes Fischbach: Ende November, Anfang Dezember bin ich mit Andreas Sieber, mit dem ich oft trainieren gehe, nach Mallorca geflogen, um dort für 10 Tage Grundlagen/Aufbau-Training zu machen, um wieder ein bisschen reinzukommen. Es war eigentlich alles gut bis zum 5. oder 6. Tag. Andreas hatte einen Ruhetag eingelegt und ich ganz normal weiter trainiert, bin also alleine losgezogen und war schon wieder auf dem Rückweg, nachdem ich schon eine Weile unterwegs war. Es waren die letzten Kilometer nach Hause bergab auf einem ziemlich coolen Trail, ich wollte nochmal richtig Vollgas geben und habe dann irgendwas übersehen. Es hat mich komplett ausgehebelt und ich habe mich mit ziemlich hohem Tempo kopfüber in ein Steinfeld überschlagen. Ich hab mich in der Luft nur ein bisschen abrollen können, weswegen ich dann auch von hinten auf die Schulter gefallen bin. Ich habe beim Sturz direkt gemerkt, dass da mehr kaputt gegangen ist.

# Fischi überreichte letztes Jahr unserem Tippspiel-Gewinner sein Bike

Das Blöde bei dem Unfall war erstens, dass ich alleine war, zweitens dämmerte es schon. Also lag ich dort im Halbdunkel, konnte mich kaum bewegen und habe irgendwie versucht an mein Handy zu kommen. Das Handy hatte nur noch 4 oder 5 % Akku, also hab ich schnell den Andi angerufen, ihm gesagt, wo ich ungefähr liege und ihm einen Standort geschickt. Er hat mich dann anderthalb Stunden später gefunden und da rausgeholt. Wenn ich im Nachhinein darüber nachdenke, ist es eigentlich ganz schön gefährlich, alleine unterwegs zu sein. Wenn man dann alleine irgendwo stürzt und das Handy nicht funktioniert, ist man echt aufgeschmissen.

Dann hat er mich ins Krankenhaus gebracht und dort haben sie festgestellt, dass mein Schlüsselbein ziemlich blöd gebrochen war, außerdem vier Rippen. Ich habe danach mit meinem Arzt in Deutschland telefoniert – dieser meinte, dass ich nach Hause fliegen soll, damit er mich operieren kann. Also bin ich direkt heimgeflogen. Direkt nach der OP sagte mir der Arzt, dass es ein ziemlich komplizierter Bruch gewesen sei: Viele Splitter, die nicht mehr eingesetzt werden konnten, man müsse beobachten, wie das heilen würde. Doch der Arzt teilte mir damals schon mit, dass das alles andere als ein „normaler Bruch“ war.

Wie hast du dir danach die Zeit vertrieben und dich fit gehalten?

Als Sportler versucht man natürlich, so schnell wie möglich zurückzukommen. Also bin ich zwei Wochen später wieder nach Gran Canaria geflogen, weil das Trainingslager schon gebucht war. Statt des Mountainbikes hab ich dann das Rennrad mitgenommen und dieses so umgebaut, dass ich fahren konnte. Ich bin eigentlich ziemlich schmerzfrei unterwegs gewesen und es ging besser als gedacht. Ich hab dann drei Wochen ganz normal mein Training durchgezogen, war alles super und ganz ohne Schmerzen.

# So hat Fischi sich die Zeit vertrieben – Kilometer kloppen auf dem Rennrad

Vor kurzem haben wir ein Foto auf Facebook entdeckt und du hast dazu geschrieben, dass dein Schlüsselbein ziemlich schlecht verheilt ist. Was genau ist passiert?

Als ich wieder zuhause war, bin ich zur Röntgen-Kontrolle und dort haben die Ärzte festgestellt, dass quasi nullkommagarnix passiert ist. Der Knochen war immer noch genauso gebrochen wie am Anfang, keine Heilung zu sehen. Das hat mich natürlich im ersten Moment erstmal richtig umgehauen. Danach hab ich meinen operierenden Arzt und ein paar andere Ärzte gefragt, ob das normal wäre – diese sagten, dass es in diesem Fall länger dauern kann. Das größte Problem sind die großen Abstände von Knochen zu Knochen, weswegen der Körper mehr Zeit braucht, um diese zu heilen. Was noch dazu kommt ist, dass das Schlüsselbein scheinbar ein schlecht durchbluteter Knochen ist. Deswegen zieht sich die Heilungsphase immer etwas länger.

# So sah sein Schlüsselbein nach der letzten Untersuchung aus - Teilte Fischi auf Facebook mit

Mir wurde dann gesagt, dass ich erstmal locker machen und mich auf der Rolle ein bisschen fit halten soll – sonst nichts Außergewöhnliches. Genau das hab ich dann die nächsten 3 bis 4 Wochen auch gemacht. Ich habe wieder keine großen Schmerzen gespürt, mein Training durchgezogen und es war eigentlich alles gut. Dann bin ich zum nächsten Röntgen bzw. CT gegangen und es war alles wie vorher. Es war eine leichte Kallus-Bildung zu sehen (Anm. d. Red.: neugebildetes Knochengewebe nach einer Fraktur) aber eben nicht, dass der Knochen zusammenwächst.

Danach war ich logischerweise erstmal richtig am Boden, weil das kurz vor meiner Abreise nach Neuseeland war. Von Anfang März bis Anfang April hatte ich eigentlich mit Markus Pekoll und David Trummer einen Trip nach Neuseeland geplant und alles gebucht, um dort Rad zu fahren und beim Crankworx zu starten. In Chile beim City Downhill wollte ich natürlich auch dabei sein. Aber jetzt hab ich alle Pläne über den Haufen geworfen und naja, es ist so wie es ist. Aber ich werde einfach weiter positiv denken, mich weiter fit halten und schauen, wie es bei der nächsten Kontrolle wird. Mehr kann ich zur Zeit nicht tun. Am 7. März ist die nächste Kontrolle und ich hoffe, dass alles gut ist.

Ich bin fit – zwar hab ich nicht mehr auf dem Downhiller gesessen, aber ich fühle mich fit und die Ärzte meinen, dass es schwer abzuschätzen ist, wie lange das dauern wird. Es kann sein, dass sowas zwei Monate dauert bis es heilt, es können aber auch vier Monate werden. Krankengymnastik bringt bei mir nichts, weil ich ohnehin schon aktiv bin und Sachen wie Ultraschall-Therapie oder ähnliches bringen auch nichts – die Ärzte sagen: der Körper muss das alleine schaffen.

Wie gehst du damit als Profi um, dass sich eine doch recht „kleine“ Verletzung jetzt so lange hinzieht?

Natürlich war ich einige Male richtig down. Man steckt so viel Arbeit rein und trainiert so hart, um fit und motiviert in die Saison zu starten und dann passiert sowas. Dass der blöde Knochen nicht richtig heilt, kann ich manchmal nicht richtig verstehen, weil ich das Schlüsselbein schon mal kaputt hatte – nach 4 Wochen war es wieder ganz und ich bin ganz normal weiter gefahren. Dass sich die Heilung so zieht, ist etwas, womit ich leben muss. Ich kann nicht viel machen außer weiterhin positiv zu denken, mich fit zu halten und zu hoffen, dass ich beim ersten World Cup am Start stehe.

Danke dir Fischi, wir drücken dir die Daumen, dass es bei der nächsten Untersuchung schon besser aussieht!

Wer Johannes Fischbachs Genesung weiter verfolgen möchte, folgt ihm am besten bei Facebook. Dort hat er vor kurzem ein Bild von seinem neuen Bike hochgeladen:

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