Justin Leov berichtet vom vierten EWS Rennen der Saison aus Wicklow. In Irland hatten die Fahrer ein weiteres Mal mit Regen und rutschigsten Bedingungen zu kämpfen.
Letzte Woche war ich wieder zurück in Wicklow, wo eines meiner Lieblingsrennen stattfindet. Das irische Publikum sorgt für eine einzigartige Stimmung bei der EWS und durch die örtliche Topografie wird der Wettkampf noch intensiver.
Nach Madeira verbrachte ich eine Trainingswoche in Nizza ganz in der Nähe des Wohnworts von Fabien Barel. Das trockene und warme Wetter hat mir gut getan. Danach begab ich mich früh genug nach Irland, um die verschiedenen Wertungsprüfungen zunächst zu Fuß zu erkunden, damit ich mir das ideale Set-up für das Rennen ausdenken konnte.
Letztes Jahr konnte ich aus gesundheitlichen Gründen nicht am Rennen in Wicklow teilnehmen, aber die Strecke schien sich nicht besonders verändert zu haben seit meiner letzten Teilnahme vor zwei Jahren. In Wicklow gibt es viele Felsen, die den Ruf haben, die Reifen zu zerstören. Ich musste also einmal mehr sehr widerstandsfähige Reifen aufziehen und so gut wie möglich die gefährlichsten Felsen vermeiden.
In der Woche vor dem Rennen wurde Irland von einer wahrhaften Hitzewelle getroffen. Die Witterungsbedingungen waren somit ideal während der ersten Trainingsfahrten. Dieser Ort ist wirklich wunderbar, wenn die Sonne scheint, aber das sollte schon bald ein Ende haben. Am Samstag regnete es in Strömen in der ganzen Region und die Wertungsprüfungen verwandelten sich in wahrhafte Flüsse! Es war klar, dass wir am Sonntag ein komplett anderes Gelände vorfinden würden, als jenes der Erkundungsfahrten.
Wenn die Trainingsfahrten bei trockenem Wetter stattfinden, ist es immer sehr schwierig vorauszusagen, wie rutschig die Strecke durch den Regen geworden ist. Es herrschten selbstverständlich dieselben Bedingungen für alle, aber jeder vertraute seinen eigenen Voraussagen. Der Wettkampftag rückte näher, und wir sollten schon bald wissen, was Sache war.
In zahlreichen Abschnitten der ersten Wertungsprüfung gab es nicht die geringste Haftung. Ich fuhr wie auf Glatteis. Alleine das Gleichgewicht zu halten war schon eine permanente Herausforderung und die Wurzeln waren tödlich. Ich kam ganz gut zurecht, machte aber dennoch einige kleine Fehler. Der ganze Tag sollte unter diesem Zeichen stehen.
Die zweite Wertungsprüfung war viel trockener. Das tat gut nach dem Schock der ersten Wertungsprüfung und es gelang mir ein eher sauberer Run.
Die dritte Wertungsprüfung war jene mit den Steinplatten, für die der Wettkampf in Wicklow bekannt ist. Zum Glück wurden die Platten noch rechtzeitig trocken und alles war bereit für eine großartige Show zur großen Freude des Publikums, das wie immer der Wahnsinn war. Ein Hubschrauber flog über dem Bereich, wodurch das Ganze noch spektakulärer wurde. Ich zog es vor, auf Nummer sicher zu gehen und fuhr eher vorsichtig auf den Platten. Ich war auf jeden Fall froh, gut durchgekommen zu sein. Der Rest der Wertungsprüfung war sehr kräfteraubend, was durch den Matsch noch verstärkt wurde. Wir waren erst bei der Hälfte des Rennens und liefen trotzdem schon Gefahr, in den roten Bereich zu kommen. Es lief auf jeden Fall gut für mich und am Ende stand mein bestes Ergebnis des Tages.
Die vierte Wertungsprüfung war die letzte vor der Verpflegungsstation und das war eine zusätzliche Motivation, um sie so schnell wie möglich zu fahren. Es gelang mir wiederum ein korrekter Run, obwohl das Gelände gegen Ende so rutschig war, dass ich oft im Grenzbereich fuhr.
Wir hatten nur zwanzig Minuten an der Verpflegungsstation. Jetzt war nicht der Moment zu trödeln und schon ging es mit den beiden letzten Wertungsprüfungen des Tages weiter. Ich wollte den Wettkampf mit einer starken Leistung beenden. Bis hierher fuhr ich nicht schlecht, blieb aber trotzdem etwas hinter meinen Erwartungen zurück.
Bei der fünften Wertungsprüfung konnte man sich ganz leicht eine Reifenpanne einfangen. Als ich aus dem Rock Garden fuhr, war noch etwas Luft in meinen Reifen. Das war schon ein kleiner Sieg! Im weiteren Verlauf der Wertungsprüfung lief alles gut. Ich fühlte mich richtig gut.
Jetzt war es an der Zeit für die letzte Wertungsprüfung. Wie immer kam es jetzt darauf an, das richtige Gleichgewicht zu finden. Keine Fehler machen, aber auch nicht langsamer werden. Leichter gesagt als getan! Im oberen Teil fuhr ich relativ gut in der Mitte zwischen den Felsen, aber ich war vielleicht etwas zu vorsichtig. Ich beschloss, schneller zu fahren und brachte mich schnell in eine gefährliche Lage. Mein Vorderrad prallte heftig gegen eine Wurzel und ich wurde beinahe vom Fahrrad geschleudert. Meine beiden Füße verloren gleichzeitig den Kontakt mit den Pedalen. Ich landete mit einem heftigen Schlag wieder auf dem Boden und ich hörte ein enormes „Krack“ an meinem Sattel. Ich kam mit dem Schrecken davon. Der Sattel hatte den Stoß überstanden und ich konnte die Wertungsprüfung zu Ende fahren.
Unter diesen Tagesbedingungen war ich froh, dass ich das Rennen ohne größere Stürze und ohne Brüche beendet habe. Vierzehnter wie auf Madeira. Das zeugt für meine Konstanz und sollte mir Mut machen. Einmal mehr haben die Witterungsbedingungen das Rennen stark beeinflusst. Ich hoffe, dass wir beim nächsten Rennen in Frankreich eine ganze Woche Sonne haben werden!
Justin
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