Massenfertigung von Carbon-Rahmen in Europa, das will die im Jahr 2019 errichtete Fabrik in der portugiesischen 1500-Einwohner-Gemeinde Campia im großen Stil umsetzen. Dabei soll mithilfe einer hochautomatisierten Produktion bereits 2024 eine Jahresproduktion von 25.000 Rahmen realisiert werden. Das Großprojekt mit dem Namen Carbon Team will mit dieser ersten – außerhalb von Asien erbauten – automatisierten Carbon-Fahrradrahmen-Fabrik zukünftig den Bedarf des europäischen Marktes an Carbon-Fahrradrahmen decken. Infos bekommt ihr hier!

Entstanden ist das Projekt Carbon Team im Jahr 2018, als sich Alurahmen-Hersteller Triangle’s Cycling Equipments S.A, der deutsche Carbon-Spezialist Bike Ahead Composites GmbH als Technologiepartner und die Taiwaner Art Collection Corporation als Designpartner zusammen taten. Bei Triangle’s Cycling Equipments S.A handelt es sich zudem um einen Zusammenschluss des portugiesischen Dreierpacks aus der Rodi Gruppe, Miranda Bikeparts und dem Metallbearbeitungsspezialist Ciclo Fapril. Mit geballter Erfahrung in der Fahrradbranche will das Konsortium die automatisierte Massenfertigung von Carbonrahmen nach Europa bringen und damit eine echte Alternative zur Fertigung in Asien darstellen.

Offiziell eingeweiht wurde die 9.000 Quadratmeter große Fabrik im Juli 2021, das erste Rahmenprojekt wurde bereits Ende 2020 gestartet und seither zwischen 400 und 500 Hardtail-Carbonrahmen und Gabeln produziert, dabei wurden alle Werkzeugformen in Portugal hergestellt. Um das Projekt zu starten, wurden 8,4 Millionen Euro in den Bau der neuen und hochautomatisierten Fabrik investiert. Laut Angaben aus Portugal soll die Fabrik zukünftig 120 Arbeitsplätze schaffen und ihre Produktionskapazität bis 2024 auf 25.000 Carbonrahmen pro Jahr steigern.

Noch ist das Team der Carbon-Fabrik überschaubar
# Noch ist das Team der Carbon-Fabrik überschaubar - zukünftig sollen 120 Arbeitsplätze entstehen.
Die Fertigungshalle im portugiesischen Campia
# Die Fertigungshalle im portugiesischen Campia - aktuell ist noch Platz für weitere Autoklaven.

Besonders stolz ist man auf den echten Monocoque-Rahmen, welcher in dieser Form in Fernost nur schwer zu bekommen sei. Laut eigenen Aussagen verwende man in Portugal keinen Klebstoff bei der Fertigung, die Oberflächenqualität sei so gut, dass die Nacharbeit zur Nebensache werde. Auf eine eigene Lackiererei habe man bewusst verzichtet, jedoch kann man die Rahmen über den Partner Triangle auf Kundenwunsch auch lackieren lassen. Das Gewicht des Open-Mold-Hardtail-Vollcarbonrahmen von Carbon Team beträgt nur 775 Gramm in Rahmengröße Medium, zudem wurde der Rahmen durch das deutsche Prüfinstitut EFBE mit Sitz in Waltrop zertifiziert.

Im Jahr 2021 wurden bereits einige Projekte mit Fahrradlieferanten angestoßen, auch Fully E-MTB-Carbonrahmen sind dabei. Des Weiteren sind Rennrad-Carbonrahmen in Planung, Komponenten wie Kurbeln und Laufräder aus Carbon stehen auch auf der Agenda. Nicht zuletzt, weil man durch Rodi Rims & Wheels einen erfahrenen Laufradhersteller in seiner Mitte hat.

Laut aktueller Einschätzung für das Jahr 2022 erwartet Carbon Team, rund 3.500 Einheiten zu produzieren, um im Folgejahr auf 10.000 Carbonrahmen zu erhöhen. Die bereits erwähnten 25.000 Einheiten für 2024 müssen aber noch nicht das Ende sein, denn die Kapazitätsgrenze der Fabrik soll erst bei 55.000 Einheiten erreicht sein. Aber auch für eine noch höhere Nachfrage ist man bereits vorbereitet: das aktuelle Fabrikgrundstück verfügt über genug Platz, um ein weiteres Produktionsgebäude mit rund 7.000 Quadratmetern zu errichten. Ob dieses Ziel realistisch ist, wird sich zeigen. Carbon Team selbst versteht sich als reiner Auftragsproduzent, der sich darauf konzentrieren will, die Carbonrahmen-Produktion in großem Umfang nach Europa zu holen und mit Schlüsselmärkten wie Deutschland, Italien, Schweiz, Frankreich und Spanien eine solide Nachfrage für seine „Made in Europe“-Rahmen sieht.

Hier werden laut Carbon Team Management zukünftig deutlich mehr Rahmen hängen
# Hier werden laut Carbon Team Management zukünftig deutlich mehr Rahmen hängen - die aktuelle Fabrik soll erst bei 55.000 Rahmen an ihre Kapazitätsgrenze kommen.

Grundbaustein des Fertigungskonzeptes in Portugal soll der hohe Automatisierungsgrad der Fertigungslinie im Serienprozess sein. Laut des Bike Ahead Composites-Geschäftsführer Christian Gemperlein (hier findet ihr ein Interview aus dem Jahre 2017 mit dem Bike Ahead-Chef), spare dies Kosten und soll eine Stückzahl zulassen, die seine eigene Manufaktur in Veitshöchheim bei Würzburg nie erreichen könne. Carbon-Profi Gemperlein und seine Firma bringen das Produktions-Know-How und Carbonfasern nach Portugal. Dabei werden die vorimprägnierten Fasern (Prepregs) von Bike Ahead Composites per CNC-Lagenschneidemaschinen auf Maß gebracht, um dann in die Formen eingelegt zu werden. Hiernach stellt man die Formen in einen von fünf gasdichten Druckbehältern (Autoklaven), um diese darin zu backen. Pro Autoklav werden neun Formen für jeweils drei Stunden gebacken. Mehr Details werden nicht bekannt gegeben, das Management von Carbon Team ist jedoch sehr begeistert vom optimierten Automatisierungsprozess.

Im Bereich Qualitätsmanagement wird ebenfalls mitgedacht, denn nicht nur im Automobilsektor ist Traceability, also die Rückverfolgbarkeit von Produkten oder Produktionschargen, ein wichtiges Thema. Auch im Fahrradsektor wird dies ein immer wichtiger Teil des Anforderungsmanagements. So werden QR-Codes auf jeder Kohlenstoffschicht platziert, welche im Fall eines Qualitätsproblems für eine genaue Rückverfolgbarkeit in den Produktionsprozess sorgen. Was zu einer nachhaltigen Qualitätspolitik beiträgt, indem man per Ursachenanalyse Fehler aufdecken und so Prozessabläufe optimieren kann.

Wir sind gespannt, welche großen oder kleinen Fahrradmarken in Zukunft oder schon jetzt ihre Rahmen in Europa fertigen lassen. Nicht zuletzt die Covid-Pandemie hat für große Spannungen auf dem Markt gesorgt, eine lokalisierte Carbonrahmen-Produktion in Europa könnte hier etwas Entspannung bringen, auch wenn die gängigen und allzu oft vergriffenen Komponenten wie bspw. Bremsen oder Schaltwerke erst mal nicht davon betroffen sind.

Was sagt ihr zur europäischen Massenproduktion von Carbonrahmen?

Carbon Team Bike
# Carbon Team Bike

Quelle: www.bike-eu.com | Bilder: Carbon Team

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  1. benutzerbild

    Jaerrit

    dabei seit 10/2014

    Riese Müller
    Du hast „Rheinmetall“ falsch geschrieben 🥸
  2. benutzerbild

    feedyourhead

    dabei seit 06/2013

    Aber für Endkunden kaufbare Rahmen kennt keiner?

  3. benutzerbild

    feedyourhead

    dabei seit 06/2013

  4. benutzerbild

    hellmachine

    dabei seit 08/2007

    Wooohoooo! Endlich!
    https://r2-bike.com/BIKE-AHEAD-COMPOSITES-Rahmen-THE-FRAME-UD-Carbon-L-47-cm
    Auch preislich fürs gebotene der Knaller!
    Wow, killer 🤘
  5. benutzerbild

    matt017

    dabei seit 12/2005

    Wooohoooo! Endlich!
    https://r2-bike.com/BIKE-AHEAD-COMPOSITES-Rahmen-THE-FRAME-UD-Carbon-L-47-cm
    Auch preislich fürs gebotene der Knaller!
    Ah cool. Optisch und preislich echt top.

    Insgesamt scheint es in Portugal ins rollen zu kommen. Der Liteville Rahmen kommt auch von da.
    https://www.mtb-news.de/news/liteville-301-cl-mk1/

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