Als Kona vor knapp einem Dreivierteljahr den Prototypen des Entourage vorstellte, schmissen wir die Frage in den Raum, ob es ein Mini-DH-Bike oder aber ein Big-Mountain-Bike sei. Eine klare Antwort ließ sich damals nicht finden. Umso interessanter wäre für uns demnach ein Praxistest gewesen, um dieser Frage eine Antwort zu liefern. Nachdem die ersten Serien-Bikes beim Crankworx in Whistler präsentiert wurden, bekamen auch die europäischen Medienvertreter kurze Zeit später, die Einladung zum Praxistest im schweizerischen Crans Montana. Leider überschnitt sich dieser Termin jedoch mit unserem IBC End Of Season Festival in Todtnau. Und da das gesamte MTB-News Team in Todtnau gebraucht wurde, sah es so aus als müssten wir den Fahrbericht zum Entourage wohl sausen lassen. Doch dank der weit verstreuten IBC-Gemeinschaft, konnten wir in letzter Minute noch einen würdigen Testfahrer finden. Als ortskundiger Wahl-Walliser und renommierter Biker machte sich Axel „Lemming“ Lehmkuhl für uns auf den Weg zum Kona Launch nach Crans Montana, um das Entourage auf Teufel komm raus auf die Probe zu stellen. Welche Erfahrungen Axel dabei gesammelt hat, erfahrt in seinem Fahrbericht.

Axel Lehmkuhl, der MTB-News Testfahrer knüppelt das Entourage gnadenlos über die Trails von Crans Montana.

Fahrbericht Kona Entourage Deluxe 2012

Kona hatte sich mit Crans Montana einen perfekten Ort für das neue Park Bike Entourage ausgesucht. Ein knackiger DH sowie eine spaßige Freeride- und Single Trail-Strecke stellten genau das richtige Revier für Konas neuen Spaßallrounder dar.

Das Entourage ist bekanntlich der kleine Bruder des DH-Boliden Operator, welches Anfang des Jahres das langjährige Firmenflaggschiff Stinky ablöste. Mit kürzerem Hinterbau, weniger Federweg und einer Freeride orientierten Geometrie soll das neue Entourage das perfekte Spielgerät für alle sein, die gern mächtig Spaß bergab haben, aber nicht nach Bestzeiten jagen. Getestet habe ich das teure Modell Deluxe, welches in einem schlichten Silber daher kommt. Nur ein kleiner Schriftzug am großzügig geschwungenem Unterrohr verrät den Hersteller, nach dem Modellnamen sucht man zuerst vergebens, bis man diesen auf der Kettenstrebe und auf der Rückseite des Sitzrohres entdeckt. Das dezente Design steht dem sonst so bulligen Rad recht gut.

Die Ausstattung:

Das Cockpit des Entourage liefert der renommierte Hersteller Easton. Den Antrieb und die Schaltvorgänge übernimmt eine FSA Gap Kurbel in Kombination mit der altbewährten SRAM X.9 Gruppe. Vorne hält eine RockShox Lyrik RC2 Solo Air mit 170 mm Federweg das Laufrad, bestehend aus Formula Nabe und Mavic EX729 Felge, unter Kontrolle. Hinten werkelt ein Fox DHX RC2 und stellt mit dem für Kona typischen abgestützten Eingelenker, passend zur Gabel, ebenfalls 170mm Federweg zur Verfügung. Die Geschwindigkeit wird von einem Satz Avid Code mit 200/180 mm Scheiben im Zaum gehalten. In Sachen Ausstattung ist das Entourage sehr solide aufgestellt, wodurch es jedoch nicht grade zu den Leichtgewichten gehört. Gewichtsfetischisten werden wohl noch ein paar Tuningmöglichkeiten finden, die das von Kona angegebene Gewicht von ca. 16 kg drücken könnten.

Mit dieser Ausstattung sollte das Rad jedoch problemlos eine Saison Misshandlungen in Bikeparks wegstecken, ohne dass man sich größere Gedanken über die Haltbarkeit der verbauten Komponenten machen muss. Es ist ein stimmiges Gesamtbild, das sich zu einem Preis von 3.999 Euro erwerben lässt.

Die Geometrie:

65° Lenkwinkel und extrem kurze Kettenstreben mit 414 mm Länge ergeben eine recht angenehme Mischung aus Spaß und Speed. Das tiefe Tretlager, welches sich nur 337 mm über dem vorbeiziehenden Untergrund bewegt, trägt ebenfalls zum maximalen Fahrspaß, auch auf engen Singletrials, bei. Alle weiteren Geometriedaten findet ihr hier:

  • Lenkwinkel = 65°
  • Sitzwinkel = 76°
  • Radstand = 1168,4 mm (bei Größe M)
  • Oberrohrlänge = 584,2 mm (horizontal bei Größe M)
  • Steuerrohlänge = 119,4 mm (bei Größe M)
  • Hinterbaulänge = 414 mm
  • Tretlagerhöhe = 337 mm
  • Reach = 431,8 mm

Nicht nur optisch ist das Entourage ein Hingucker, auch die Ausstattung ist sehr stimmig – wenn auch nicht grade leicht.

Auf dem Trail:

Zahlen hin oder her, letzten Endes muss sich das Entourage aber auf dem Trail beweisen. Los geht es auf der roten Piste, eine lange Gerade gefolgt von ein paar Anliegerkurven, deren Eingänge von Bremswellen gezeichnet sind. Das Rad nimmt an Fahrt auf, man fühlt sich auf Anhieb wohl, die Position ist sehr neutral über dem Rad. Ein paar kleine Wellen lassen sich leicht wegdrücken und schießen das Rad weiter nach vorne. Die Kurven samt Bremswellen kommen und die dabei entstehenden Schläge werden, durch die Federelemente bis hin zum Lenker, an den Fahrer weitergegeben und dennoch bleibt das Rad erstaunlich ruhig. Auch in anderen Kurven werde ich mit keiner Überraschung konfrontiert, mit Leichtigkeit schießt das Entourage durch die Anlieger auf die ersten Sprünge zu, wodurch dem Spaßlevel noch einer aufgesetzt wird. Direkt am ersten Kicker gibt es einen dicken Whip, wodurch das Grinsen unterm Helm noch größer wird.

Das Bike macht einfach Spaß, liegt ausreichend ruhig auf der Piste, um auch bei Highspeed nicht nervös zu werden und ist dabei noch verspielt genug, dass der enge Fichtenslalom am Ende der Strecke nicht in Schwerstarbeit ausartet. Durch den kurzen Hinterbau verhält sich das Entourage nicht nur in der Luft sehr agil, sondern auch auf dem Trail. Enge Kehren lassen sich im Handumdrehen meistern und jeder Kicker verspricht eine spaßige Flugphase. Nach einigen Runden ist es an der Zeit, die Downhillstrecke unter die Maxxis-Stollen zu nehmen. Hier wird der Unterschied zum Downhill Rad schon spürbar, in Wurzelpassagen wird das Entourage deutlich unruhiger als das zum Vergleich gefahrene 2012er Operator. Das tut dem Spaß jedoch keinen Abbruch und das obwohl die Strecke in Crans Montanas Kona Bike Park recht fordernd ist, was die Kondition und Leidensfähigkeit des Fahrers angeht.

Besonders in Anliegern kann das Entourage punkten, man könnte fast meinen, dass man den Anlieger mit mehr Geschwindigkeit verlässt, als man anfangs mit reingenommen hat.

Wen soll das Kona Entourage ansprechen?

Wer viel in Bike Parks fährt und gelegentlich mal bei einem Downhill Rennen an den Start gehen möchte, der wird in dieser Bike-Klasse mit dem Entourage sehr schnell fündig. Für tourenorientierte Freerider bietet sich das Entourage weniger an, denn die Montage eines Umwerfers oder einer Hammerschmidt ist zwar möglich aber der sehr flache Sitzwinkel würde den Fahrer an größeren Steigungen in eine sehr unbequeme Position zwingen, wenn er denn überhaupt eine ausreichend lange Sattelstütze im recht flachen Sitzrohrstummel unterbringen kann.

Axel Lehmkuhl kennt die Strecken in Crans Montana in und auswendig und weiß genau, auf welchen Passagen das Kona seine Schwächen preisgeben wird.

Kona Entourage Test-Fazit:

Für 3.999 Euro (Entourage Deluxe) stellt Kona ein sehr brauchbares Spaßgerät auf die Beine. Eine gelungene Mischung aus DH, Freeride, Big Air und Rakete für bergablastige Single Trails. Wer hauptsächlich talwärts oder in der Luft unterwegs ist und ein Rad für alles sucht, wird mit dem Entourage nichts falsch machen.

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Quelle: Text = Axel Lehmkuhl / Bilder = Kona

  1. benutzerbild

    N-Rico

    dabei seit 05/2004

    Das Teil sieht einfach hammergenial aus, aggressive Formgebung!! Und die Geo ist perfekt, tiefes Tretlager, schön kurze Kettenstreben, ideale Winkel.

    Zum Sattelrohr: Der Winkel und die Position ist zwingend erforderlich wenn man bei so kurzen Kettenstreben und so tiefem Tretlager, so einen Federweg realisieren möchte. Sonst würde, bei voller Einfederung, der Reifen am Sattelrohr, bzw. die Wippe oben am Sattelrohr anschlagen.

    Ich hab mal versucht, bei einem Rahmen mit ähnlicher Dämpferanlenkung aber viel weniger FW und höherem Tretlager und mit konventionellem Sattelrohr, das Tretlager mittels zusätzlichen Dämpferplatten etwas abzusenken. Da ging aber aus oben genannten Gründen gar nichts.

  2. benutzerbild

    chrisxrossi

    dabei seit 06/2006

    das Entourage hab ich schon mal für eine kleine Tour benutzt. Mit Teleskopstütze war es schonmal deutlich einfacher. Hinten sollte man dann eine 34 Kassette verbauen. Eventuell noch ein 34er Kettenblatt vorn. Für Touren ist es sicher nicht konzipiert, aber ein paar Kilometer von DH zu DH sollten kein Problem sein.

    Hier ein mini Fahrbericht.

    http://www.mtb-news.de/forum/showthread.php?p=8789800#post8789800

  3. benutzerbild

    aa1328

    dabei seit 11/2007

    das Entourage hab ich schon mal für eine kleine Tour benutzt. Mit Teleskopstütze war es schonmal deutlich einfacher. Hinten sollte man dann eine 34 Kassette verbauen. Eventuell noch ein 34er Kettenblatt vorn. Für Touren ist es sicher nicht konzipiert, aber ein paar Kilometer von DH zu DH sollten kein Problem sein.

    Hier ein mini Fahrbericht.

    http://www.mtb-news.de/forum/showthread.php?p=8789800#post8789800


    Auf dem normalen Entourage ist ein 34er Kettenblatt und eine 11-32er Kassette. Dürfte also reichen.
  4. benutzerbild

    dhx5.0

    dabei seit 01/2008

    Sieht aber sehr geschmeidig aus.....

  5. benutzerbild

    effx

    dabei seit 08/2010

    Thx für die Erklärungen zum 4-Gelenker, der Groschen ist gefallen. Hoffe, ich habe das Bike bald mal unterm Hintern!

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