Wenige Mountainbiker kennen La Palma, die westlichste Kanareninsel, so gut wie Julia Hofmann. Um etwas Fernweh auszulösen und der/dem ein oder anderen noch ein eventuelles Reiseziel für den diesjährigen Winter einzuflüstern, kommt hier ihre Liebeserklärung an die „Isla Bonita“ – die schöne Insel. Viel Spaß mit der Lektüre der Fotostory!
Wie eine Welle baut sich die schwarze Wolke immer höher vor uns auf, der Wind reißt an den langen Nadeln der Pinien und man glaubt, die Bäume würden jeden Moment unter den stürmischen Böen zusammenbrechen. Meine Finger sind nass und kalt und es fällt mir schwer, den Lenker gerade zu halten. Immer wieder wird mein Bike fast vom Trail geschubst und ich kann nur knapp einem Sturz entgehen. Noch wenige Meter durchhalten, dann ist es geschafft! Der Himmel wird klarer und der Nebel immer dünner … Nun kenne ich dieses Phänomen seit über sieben Jahren, doch es ist immer wieder beeindruckend, diese Naturgewalt zu beobachten.
Wenn man dies so hört, ist es kaum zu glauben, dass ich hier von der kleinen Kanareninsel La Palma spreche. Die große Passatwolke, die mit unglaublicher Geschwindigkeit über die Cumbre Nueva vom Osten in den Westen hinunter zieht und einem überdimensionalen Wasserfall gleicht, ist ein klassisches Bild dieser Insel. Schon seit Jahren kommen tausende Mountainbiker auf der Flucht vor dem Winter hierher. Denn auch wenn im Osten gerade mal wieder schlechtes Wetter herrscht, das über den Kamm in den Westen herüber schwappt, findet man auf dieser kleinen Insel inmitten des atlantischen Ozeans immer einen Trail, der im strahlenden Sonnenschein bis an den Strand führt.
Daniel kommt schon seit über 18 Jahren jeden Winter von Ende Oktober bis in den April hinein hierher. Zum einen, um dem kalten Winter in Deutschland zu entgehen und um das zu machen, was er am liebsten macht: Mountainbiken, Trails entdecken und pflegen und all die anderen Mountainbiker daran teilhaben lassen. Es ist schon wie eine zweite Heimat für ihn geworden. Obwohl man doch glauben müsste, dass nach dieser langen Zeit jede Ecke der Insel schon entdeckt und jeder Weg unter die Stollen der Räder genommen wurde, findet er auf seinen Entdeckungstouren noch jeden Winter neue Trails, die ihn zum nächsten verborgenen Strand, zu urigen Restaurants mit fabelhaften Tapas oder zu kleinen Bars mit den einheimischen Cafe-Spezialitäten führen.
Ich landete vor sechs Jahren das erste Mal auf „La Isla Bonita“, wie die Insel bei den einheimischen liebevoll genannt wird. Es heißt „die schöne Insel“ und bei diesem Namen war mir von Anfang an bewusst: Es ist ein Ort, den man nicht nur einmal besucht. Jeder, der hier schon einmal war, schon einmal die Trails vom Roque de Los Muchachos durch die grünen Barrancos hinunter an den Strand in Tsacorte gefahren ist, oder die Dschungel-Abfahrten mit ihren Lianen und den dichten, tropfenden Wälder in den Norden nach Puntallana, El Tablado, oder La Galga, durchrollt hat, kommt wieder. Auch die Südabfahrt, die ein Kontrast zu allem ist, was der gewöhnliche Mountainbiker so kennt, will man nicht nur einmal fahren. Dieser Trail ist zwar technisch nicht schwer, aber es ist kilometerlanges Surfen im tiefen schwarzen Lavasand und durch dichte Pinienwälder. Man muss ständig Körperspannung halten, dabei aber trotzdem locker sein und dies bis zum Meer am Leuchtturm „El Faro“ unterhalb von Fuencaliente. Es werden über Stunden Muskeln beansprucht, die man bisher noch nicht kannte, aber dann mehrere Tage lang spürt.
Es ist herrlich zum Trainieren, nicht nur auf dem Mountainbike. Um technische Abfahrten, Spitzkehren und Stufen besser und schneller meistern zu können, sind hier die Möglichkeiten perfekt. Auch für die Ausdauer gibt es hier in der Sonne die beste Gelegenheit. Immer wenn man den Muskeln mal eine Auszeit von den langen technischen Abfahrten geben will, schwingt man sich auf Rennräder. Dies ist die beste Art und Weise, um die Insel besser kennenzulernen. Man sieht an einem Tag so viel von der Landschaft, über 100 Kilometer-Runden kann man fahren, trainiert die Grundlage und entdeckt dabei die schönsten Ecken der Insel.
Und an jeder Ecke Leckereien! Dann macht man einen kurzen „Cortado Leche Leche Stop“, das ist der typisch kanarische Cafe mit Milch und gesüßter Kondensmilch, auf dem wunderschönen Kirchplatz, der nach der Schutzpatronin von La Palma benannten Kirche „Virgen de las Nieves“ in Las Nieves. Oder man isst ein Eis im Schatten der riesigen Bäume auf der Plaza in Los Llanos, der größten Stadt der Insel. Diese hat auch am Abend sehr viel zu bieten. Wer nach einem ausgiebigen Abendessen mit ausgewählten Grillspezialitäten gerne bis in die Nacht hinein den kanarischen Flair erleben möchte, ist hier genau richtig aufgehoben. Viele der kleinen Bars haben gerade am Wochenende bis in die Morgenstunden offen und schenken Arehucas, den typisch kanarischen Rum bei guter Musik und lauer Brise aus.
Egal ob zum Mountainbiken, Wandern, Trailrunning, zum Trainieren, Feiern, zum Entspannen am Strand oder für alles gleichzeitig, La Palma ist immer eine gute Wahl.
Dies ist einer meiner liebsten Momente: Hier hoch oben auf dem Roque de los Muchachos zu sein. Es ist noch kalt und dunkel und wir packen uns ganz fest in unsere Jacken ein. Gerade, als wir die letzten Meter zum Gipfel auf 2426m hochsteigen, blitzt die Sonne hinter dem Teide, dem höchsten Berg Spaniens, der auf der Nachbarinsel Teneriffa steht, hervor und erweckt die Natur schlagartig zum Leben. Es ist sofort um mehrere Grad wärmer während wir uns auf den Weg nach unten zum Meer machen. Heute wird ein langer Tag, wir wollen nach El Tablado, ganz im Norden bis in den Barranco. Das sind die kleinen Täler ganz unten am Meer. Mehrere Stunden nur auf Singletrails stehen uns bevor. Die Abfahrt hat fast jeden Untergrund und technischen Anspruch, den die Insel bieten kann.
Oberhalb der Baumgrenze ist es geröllig mit vielen losen Felsblöcken und steinigen Spitzkehren. Sobald man dann in die Pinienwälder eintaucht, wird es wie eine Murmelbahn und die Piniennadeln lassen den Untergrund einer Rutschbahn ähneln, auf der man kaum zum Halten kommt. Dann kommt die Dschungelsektion, das ist wie das nächste Level im Computerspiel, je müder man wird, desto anspruchsvoller werden die Passagen. Hier ist das Spannende der feuchte, rote Lehm, der sich auf dem Boden befindet. Er verteilt sich in unregelmäßigen Abständen und man weiß nie, ob man noch Grip unter seinen Reifen hat, wenn man gerade einer herunterhängenden Liane ausweicht – oder nicht.
Vor dem nächsten Level machen wir erstmal Mittagspause mit Tapas. Heute gibt es Carne und Salsa, Tortilla Espaniola und Pimientos de Padron. Alles für jeden und als Nachtisch noch einen Cafe con Leche. Gestärkt geht es weiter zum Strand. Noch nie zuvor bin ich diesen Trail bis runter gefahren. Ich musste immer wieder anhalten und die Schönheit der Natur auf mich wirken lassen. Dieses intensive Grün der Pflanzen hier im nördlichsten Teil der Insel ist nur schwer in Worte zu fassen. Serpentine für Serpentine arbeiten wir uns auf den alten Eselwegen näher zum Strand. Wer das Hinterradversetzen noch nicht kann, lernt es hier. Obwohl ich bei mancher Kurve dann doch lieber abgestiegen bin, da hier ein Fehler fatale Folgen hätte. Ich bin immer wieder fasziniert, wie Daniel, selbst auf den technischsten, ausgesetzten Wegen wie ein Flumi um die Kurven hüpft und vor Freude nur selten beide Räder auf dem Boden lässt.
Als wir uns nach diesem unvergesslichen Tag auf den Bikes hier oben bei uns auf der Terrasse treffen, der Grill angefeuert wird, die Musik spielt und das Bier fließt, schaue ich verträumt der Sonne hinterher, die langsam hinter dem Horizont verschwindet. Was für ein unglaublich schöner Tag, was für ein Winter. Auch wenn morgen der Flieger zurück in die Kälte geht, weiß ich genau: Auch im nächsten Jahr komme ich zurück, auf einen neuen unvergesslichen Winter hier auf La Isla Bonita.
Infos über La Palma
Was man auf La Palma nicht verpassen sollte:
- Pause machen in typischen Tapasbars in Las Manchas, Jedey und Fuencaliente oder an den Tankstellen Bars in El Paso und Puntallana.
- Cafe Cortado und Barraquito trinken!
- Frischen Fisch und Paella essen. Besonders zu empfehlen am Playa Los Guirres (Playa Nueva).
- Die Mandelkekse in Los Canarios an der Bar essen.
- Sonntags Hippie Flohmarkt in Argual.
Mitnehmen auf Tour:
- Immer den Ausweis, Geld und ein Handy einstecken!
- Immer zwei Ersatzschläuche & Pumpe dabei haben!
- Erste-Hilfe-Set im Rucksack.
- Mit neuen Bremsbelägen und Reifen mit stabiler Karkasse anreisen!
- Regenjacke dabei haben!
- Minimum 1,5 Liter Wasser mitnehmen!
No goes
- Niemals in Nationalparks Biken!
- Niemals quer und ohne Weg über Lavafelder fahren!
- Spanier mit Italienisch ansprechen ;-)
- Immer: Rücksicht auf Wanderer nehmen!
Was geht außer Biken
- Altstadt von Santa Cruz und Los Llanos erkunden.
- Tauchen, Paragliding, Astroausflug, Wandern, Reiten, Bootstour (Delphinsafari) , Kajak, Höhlenwanderung, Walewatching.
Mountainbike Guides/Karten
- La Palma Bike Guide
19 Rad- und Mountainbike-Touren.
Höhenprofile, Ausrüstung, Basics im Gelände
von Uwe Kahlfuß
ISBN-10: 3763350152 - Mountainbikeguide La Palma
von Ralf Schanze; Siegmund Schüler
ISBN-10: 3937787143 - Kompass Karten, La Palma
ISBN-10: 3854910290 - WKE 2 La Palma
1 : 30 000: Walking Map (Freytag u. Berndt Wanderkarten)
ISBN-10: 370790346X - Openmtb Map
Tourenveranstalter und Bikeverleiher
- La Palma FREEride / Los llanos/ Specialized: www.lapalmafreeride.com
- Bike Station / Puerto Naos / Scott: www.bike-station.de
- Bike`n´Fun / Los Llanos / Bergamont: www.bikenfun.de
- Magic Bike / Los Llanos / Giant: www.magic-bike-lapalma.com
- Atlantic Cycling / Puerto Naos / Liteville: www.atlantic-cycling.de
- Emotion Cycling / www.emotion-cycling.com
Airlines & Reisebüros
- Condor, Iberia, Flygermania, EasyJet
Bike Transport
Bike für die Anreise in eine Radtasche (am besten Evoc Bike Bag) oder in einem stabilen Bike-Karton packen. Rad muss bei der Airline zum Transport angemeldet werden!
Unterkünfte
Alle Tourenveranstalter vermitteln auch Apartments und Hotelzimmer in Los Llanos, Puerto Naos, und El Paso. Wer gerne direkt von der Unterkunft die Tour startet, wohnt am besten in El Paso oder Los Llanos. Morgens mit Shuttle hoch und am Abend bis ans Meer fahren geht am besten von Puerto Naos aus. Eine Unterkunft auf der sonnigeren Westseite der Insel ist zu empfehlen!
Puerto Naos
- Apartments: Playa Delphin, Horizonte, Roque, Los Lajones, Martin
- Hotel: Hotel Sol La Palma
Los Llanos
- Hotel: Valle Aridane, Torcadero Plaza
- Hostel: El Porvenir
- Apartments: Apartamentos Adjovimar, El Patio
El Paso
- Bungalows: Dulce Valle, Bungalows La Villa
- Pension: La Tienda
Transporte
La Palma FREEride bietet ein individuelles Taxinetz per App. Öffentliche Busse nehmen nur begrenzt Bikes mit.
Bike freundlicher Autovermieter
- www.la-palma24.net
- www.Monta.net Mietwagen
Bei beiden Unternehmen gibt es Biketräger und sogar Kleinbusse mit langem Radstand.
Wer von euch war schon auf La Palma und wie ist eure Meinung zur „Isla Bonita“?
Information: MTB-News.de steht in keiner Weise in finanzieller Verbindung zu Verfasser, Fotograf oder Organisator des Berichts. Der Bericht wurde uns von Julia Hofmann kostenfrei zur Verfügung gestellt. Für weitere Informationen zum Rennen findet ihr den Link zum Anbieter im Artikel.
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