Nadine Rieder und David List sind die Überraschungssieger bei den deutschen Meisterschaften in der Marathon-Disziplin. Auf der 75 Kilometer langen Strecke des Odenwald-Bike-Marathons in Hirschberg Leutershausen konnte sich Rieder in der Damenkonkurrenz vor Leonie Daubermann und Laura Philipp durchsetzen, bei den Herren belegte Lists Teamkollege vom Lexware Mountainbike Team, Luca Schwarzbauer, den zweiten Rang, gefolgt von Simon Schneller auf Rang drei.

Nach langer Suche eines Austragungsortes der deutschen Marathonmeisterschaft gelang es den Verantwortlichen des Bund Deutscher Radfahrer mit den Organisatoren des Odenwald Bike Marathons nahe Heidelberg sehr kurzfristig einen Veranstalter für die Jagd nach dem schwarz-rot-goldenen Trikot zu finden. Das traditionsreiche Langstreckenevent, welches in diesem Jahr bereits zum 20. Mal über die Bühne ging, wurde damit Schauplatz des Kräftemessens der besten deutschen Asse im Cross-Country- und Marathonszene. Die Corona-bedingte Absage vieler Rennveranstaltungen bewirkte, dass sich neben den etatmäßigen Langstreckenspezialisten auch die nationalen Asse in der olympischen Cross-Country-Disziplin zum Start in Hirschberg-Leutershausen versammelte. Zudem spielte die wellige Strecke über drei Runden à 25 Kilometer und 700 Höhenmetern den etatmäßigen Cross-Country-Fahrer in die Karten.

Der Odenwald Bike Marathon sprang kurzfristig ein, um die nationalen Meisterschaften in der Marathon-Disziplin in diesem außergewöhnlichen Jahr durchzuführen: Auf 75 Kilometern wurden die neuen Titelträgerinnen und Titelträger gesucht
# Der Odenwald Bike Marathon sprang kurzfristig ein, um die nationalen Meisterschaften in der Marathon-Disziplin in diesem außergewöhnlichen Jahr durchzuführen: Auf 75 Kilometern wurden die neuen Titelträgerinnen und Titelträger gesucht - Foto von Armin M. Küstenbrück

Herren – Schwarzbauer animiert List zur finalen Sieg-Attacke

Im Herrenfeld gelang es insbesondere dem Team Lexware mit einem starken Aufgebot der deutschen Nachwuchstalente und dem Rückenwind einiger Erfolge beim Mehrtagesrennen Rothaus Bike Giro vor einigen Wochen für einen spannenden Rennverlauf zu sorgen. In den ersten beiden der drei zu fahrenden Runden des Rennens etablierte sich eine größere Spitzengruppe mit einem Großteil der Nachwuchsfahrer des Team Lexware, Fahrern des Team Bulls, dem baldigen Straßenprofi Ben Zwiehoff, Markus Kaufmann vom Team Texpa-Simplon und den beiden Siegern der Vorjahre Sascha Weber und Julian Schelb. Mehrere Tempoverschärfungen aus dieser Gruppe blieben lange Zeit ohne Wirkung, zu ernsthaften Attacken kam es erst auf den letzten 25 Kilometern. Zunächst gelang es Martin Frey sich aus der Spitzengruppe abzusetzen. Doch die Verfolger ließen den Fahrer des Team Bulls nicht lange gewähren und konnten Frey wieder einholen.

Im letzten längeren Anstieg des Tages bemerkte Luca Schwarzbauer, dass sein Teamkollege David List mühelos dem Tempo der Spitze folgen konnte und animierte diesen zu einem Angriff. Diese Aufforderung setzte List in die Tat um und fuhr vor der abschließenden Abfahrt an die Spitze der Führungsgruppe. Die Abfahrt nutzte List dann, um sich entscheidend abzusetzen, sodass er auf zu Beginn der letzten flachen 1,5 Kilometern einen geringen Vorsprung vorweisen konnte. Diesen gab List dann bis ins Ziel nicht mehr her und sicherte sich völlig überraschend den deutschen Meistertitel. Im Verfolgerfeld gelang es Luca Schwarzbauer im Zielsprint den Doppelsieg des Team Lexware perfekt zu machen und somit sicherte Schwarzbauer sich die Silbermedaille vor Simon Schneller vom Team Bulls auf dem dritten Rang. Auf den Plätzen vier und fünf folgten mit einigen Sekunden Abstand Ben Zwiehoff und Sascha Weber. Der amtierende deutsche Meister in der Cross-Country-Disziplin, Max Brandl, erlitt einen doppelten Plattfuß und musste das Rennen vorzeitig aufgeben.

Im Feld der Herren formierte sich zu Beginn des Rennens eine große Spitzengruppe mit allen großen Favoriten. Insbesondere die Fahrer der Teams Lexware und Bulls waren dabei stark vertreten
# Im Feld der Herren formierte sich zu Beginn des Rennens eine große Spitzengruppe mit allen großen Favoriten. Insbesondere die Fahrer der Teams Lexware und Bulls waren dabei stark vertreten - Foto von Armin M. Küstenbrück
Bis zur letzten der drei zu fahrenden Runden rund um Hirschberg-Leutershausen neutralisierten sich die Spitzenfahrer. Erst auf den letzten Kilometern kam es zur Rennentscheidung
# Bis zur letzten der drei zu fahrenden Runden rund um Hirschberg-Leutershausen neutralisierten sich die Spitzenfahrer. Erst auf den letzten Kilometern kam es zur Rennentscheidung - Foto von Armin M. Küstenbrück
Der in der Cross-Country-Disziplin in der U23-Klasse startberechtigte David List attackierte vor der finalen Abfahrt in Richtung Ziel. Dank seiner fahrtechnischer Stärke konnte sich List absetzen
# Der in der Cross-Country-Disziplin in der U23-Klasse startberechtigte David List attackierte vor der finalen Abfahrt in Richtung Ziel. Dank seiner fahrtechnischer Stärke konnte sich List absetzen - Foto von Armin M. Küstenbrück
200920 00593 by Kuestenbrueck GER Leutershausen NCh MX ListD
# 200920 00593 by Kuestenbrueck GER Leutershausen NCh MX ListD - Foto von Armin M. Küstenbrück
List sicherte sich schließlich völlig überraschend den Meistertitel auf der Langstrecke. Den Teamerfolg des Lexware Teams komplettierte Luca Schwarzbauer auf dem zweiten Rang, Simon Schneller vom Team Bulls holte Bronze
# List sicherte sich schließlich völlig überraschend den Meistertitel auf der Langstrecke. Den Teamerfolg des Lexware Teams komplettierte Luca Schwarzbauer auf dem zweiten Rang, Simon Schneller vom Team Bulls holte Bronze - Foto von Armin M. Küstenbrück
200920 00830 by Kuestenbrueck GER Leutershausen NCh MX ceremony ME ListD
# 200920 00830 by Kuestenbrueck GER Leutershausen NCh MX ceremony ME ListD - Foto von Armin M. Küstenbrück
200920 00714 by Kuestenbrueck GER Leutershausen NCh MX EggerG SchwarzbauerL ListD BrandlM
# 200920 00714 by Kuestenbrueck GER Leutershausen NCh MX EggerG SchwarzbauerL ListD BrandlM - Foto von Armin M. Küstenbrück

Damen – Favoritin Brandau muss aufgeben, Rieder stürmt zum Sieg

Bei den Damen erwischte die große Favoritin Elisabeth Brandau einen schwarzen Tag. Gemeinsam mit den beiden späteren Erstplatzierten Nadine Rieder und Leonie Daubermann bestimmte die mehrfache deutsche Meisterin in der Cross-Country- und Marathondisziplin die erste der drei zu fahrenden Runden und schien damit auf gutem Wege einen erneuten nationalen Titel einzufahren. Doch bereits in der zweiten Runde verlor Brandau den Anschluss an die beiden Spitzenfahrerinnen und musste das Rennen schließlich erschöpft aufgeben.

Ungeachtet dessen gelang es Nadine Rieder sich auf der zweiten 25 Kilometer-Runde von Leonie Daubermann entscheidend abzusetzen. Ihren Vorsprung konnte die Fahrerin des Rotwild Factory Team dann konstant ausbauen und letztlich ungefährdet ihren ersten nationalen Titel in der Marathon-Disziplin einfahren. Nach 3:16 Fahrzeit überquerte Rieder in Hirschberg-Leutershausen den Zielstrich und war damit rund 1:45 Minuten schneller als Leonie Daubermann, die ihrerseits ihre erste Medaille auf der Langstrecke gewinnen konnte. Auf dem dritten Rang überraschte die Lokalmatadorin Laura Philipp, die üblicherweise in der Triathlonsportart unterwegs ist. Die Siegerin des Rothaus Bike Giro vor wenigen Wochen, Adelheid Morath, musste das Rennen nach den ersten 25 Kilometern vorzeitig aufgeben.

Das Damenfeld beim Start der 75 Kilometer langen Strecke: Nadine Rieder (vorne in grauem Trikot) feierte ihren ersten nationalen Marathontitel, die Favoritin Elisabeth Brandau (in orangenem Trikot) musste das Rennen vorzeitig aufgeben
# Das Damenfeld beim Start der 75 Kilometer langen Strecke: Nadine Rieder (vorne in grauem Trikot) feierte ihren ersten nationalen Marathontitel, die Favoritin Elisabeth Brandau (in orangenem Trikot) musste das Rennen vorzeitig aufgeben - Foto von Odenwald Bike Marathon

Alle Ergebnisse der deutschen Marathon-Meisterschaft 2020 in Hirschberg-Leutershausen findest du hier.


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Alle weiteren Berichte aus der Rubrik „XC-News“ findest du hier auf dieser Übersichtsseite.

  1. benutzerbild

    TaunusBiker_FFM

    dabei seit 05/2012

    Man sollte die Technik-Skills und natürlich auch die Kenntnisse der Strecke als Local nicht unterschätzen. Außerdem ist sie ja auch im Bereich Cross-Triathlon unterwegs. Interessantes Interview dazu hier: https://tritime-magazin.de/2017/10/laura-philipp-maui-2017/

  2. benutzerbild

    EDA

    dabei seit 08/2010

    Ich habe mich kurz mit ihr unterhalten: Sie sei selber überrascht, dass es so gut ging. Gerade die wechselnden Belastung (hoch/runter) trainiert sie nicht. Beim Triathlon kommt es ja auf eine konstante Leistungserbringung an. Die letzte Abfahrt war zwar nicht technisch anspruchsvoll, aber bei dem losen Untergrund musste man schon alle Sinne beisammen haben. Und hier hatte sie offensichtlich auch Kampfgeist. Manch einer hätte sich gesagt, "ich riskiere hier nichts. Ist doch nicht meine Sportart." Aber sie hat offensichtlich voll reingehalten. Das zeigt wie solche Weltklasseathletinnen drauf sind. Respekt!

  3. benutzerbild

    trauchhaus

    dabei seit 10/2016

    Die Abfahrten waren allesamt eher flowig und grösstenteils ungefährlich, die Kurven hatten es hier und da ein bisschen in sich da viel loser tells tieferer Schotter. Aber das Ergebnis von Laura ist wohl definitiv die grösste Überraschung, die hat sicherlich keiner auf dem Schirm gehabt.

  4. benutzerbild

    Roedler

    dabei seit 06/2013

    Was fährt hier Nadin Rieder eigentlich für ein Bike, das kann doch nichts aktuelles von dem Hersteller sein?

  5. benutzerbild

    Florian301

    dabei seit 08/2015

    Was fährt hier Nadin Rieder eigentlich für ein Bike, das kann doch nichts aktuelles von dem Hersteller sein?
    Ist zwar als Rotwild deklariert, meine Ber es ist 1zu1 der Bulls Rahmen

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