Marin San Quentin 29 2 im Test: Das Trail-Hardtail möchte als bulliges Spaßmobil mit Abfahrtsgeometrie der ideale Partner für alles sein – egal ob Hometrails, Dirtjumps oder Freeride-Pisten. Ob das Bike der Kalifornier hält, was es verspricht, klären wir im Test.
Video: Marin San Quentin 29 2
Steckbrief: Marin San Quentin 2
Einsatzbereich | Trail |
---|---|
Federweg | 140 mm (vorn) |
Laufradgröße | 29ʺ |
Rahmenmaterial | Aluminium |
Gewicht (o. Pedale) | 14,6 kg |
Rahmengrößen | S, M, L, XL (im Test: XL) |
Website | www.marinbikes.com |
Preisspanne | 999 - 1.979 € |
Laut Marin steckt die Dirt-Jump-DNA schon direkt im Bike: Das Marin San Quentin ist das Ergebnis intensiver Zusammenarbeit mit Freerider Matt Jones. Der Brite lebt praktisch auf Dirt Jumps und hat die Idee des Modells maßgeblich mitbeeinflusst – schließlich macht er für seine Videos chaotische Dinge und benötigt ein entsprechend für ihn passendes Bike.
Dabei gibt es das San Quentin – übrigens nach dem laut Marin „wildesten“ Teil von Marin County benannt – in zwei Laufradgrößen: 27,5″ für maximale Verspieltheit, 29″ für mehr Trail-Einsatz, beide Größen in jeweils drei Ausstattungsvarianten. Unser Testbike hört auf den Namen San Quentin 29 2 und ist ausstattungsmäßig in der Mitte der Modellreihe platziert. Man darf gespannt sein, was das Bike mit den Freeride-Genen in unserem Test auf den Trail gebrannt hat.
Im Detail
Basis des Bikes ist der bullige Series 3 Aluminium-Rahmen: dickes Sitzrohr-Gusset, dicke Rohre, dicke Schweißnähte. Ein schlankes Hardtail-Trailbike möchte das San Quentin definitiv nicht sein. Die Kabel laufen durch das Unterrohr und treten auch aus diesem wieder hervor, um anschließend unter den Kettenstreben weitergeführt zu werden. Außerdem sind ISCG-Tabs mit an Bord, falls man eine Kettenführung montieren möchte.
Auffällig ist beim ersten Blick die niedrige Überstandshöhe in Kombination mit der sehr abfahrtsorientierten Geometrie – aber dazu kommen wir später. Das schick zweifarbig lackierte Bike verfügt über eine Flaschenhalteraufnahme, adrett geschwungene Sitzstreben und einen knappen Kettenstrebenschutz.
Geometrie
Die Geometrie des Bikes spiegelt den angedachten Einsatzbereich präzise wider: Ein satter, 64° flacher Lenkwinkel trifft auf 500 mm Reach in unserer Testgröße XL. In Kombination mit dem hohen Stack von 650 mm und der langen Gabel mit 140 mm Federweg sollten auch härtere Trails kein Problem für das San Quentin 29 2 sein. Dass es trotzdem halbwegs wendig bleibt, sollten die 430 mm kurzen Kettenstreben klarstellen.
Rahmengröße | S | M | L | XL |
---|---|---|---|---|
Laufradgröße | 29″ | 29″ | 29″ | 29″ |
Reach | 422 mm | 450 mm | 470 mm | 500 mm |
Stack | 632 mm | 636 mm | 645 mm | 650 mm |
STR | 1,50 | 1,41 | 1,37 | 1,30 |
Lenkwinkel | 64° | 64° | 64° | 64° |
Sitzwinkel, effektiv | 77° | 77° | 77° | 77° |
Oberrohr | 568 mm | 596 mm | 619 mm | 650 mm |
Oberrohr (horiz.) | 568 mm | 596 mm | 619 mm | 650 mm |
Steuerrohr | 115 mm | 120 mm | 125 mm | 130 mm |
Sitzrohr | 330 mm | 380 mm | 410 mm | 420 mm |
Überstandshöhe | 650 mm | 683 mm | 688 mm | 695 mm |
Kettenstreben | 430 mm | 430 mm | 430 mm | 430 mm |
Radstand | 1.182 mm | 1.212 mm | 1.236 mm | 1.268 mm |
Tretlagerabsenkung | 50 mm | 50 mm | 50 mm | 50 mm |
Tretlagerhöhe | 327 mm | 327 mm | 327 mm | 327 mm |
Gabel-Offset | 44 mm | 44 mm | 44 mm | 44 mm |
Ausstattung
Das Marin San Quentin 29 2 verfügt über eine dem Einsatz- und Preisbereich durchaus angemessene Ausstattung: Vorn federt eine X-Fusion Slide Boost mit 140 mm Federweg und einstellbarer Druck- und Zugstufe. Solide geschaltet wird mit einer Shimano Deore 1 x 11-fach-Schaltung, die mit einer hohen Bandbreite (11–51 T) aufwartet. Anders als in der offiziellen Ausstattung waren an unserem Testbike günstige Shimano-Bremsen mit 180 mm-Rotoren statt Tektro-Stopper verbaut.
Die günstigen Laufräder stammen ebenso wie das breite Cockpit aus eigenem Haus, auf die Marin-Felgen aufgezogen sind dicke Vee Tire Flow Snap-Reifen mit 2,6″ Breite. Als Variostütze fungiert eine TranzX Dropper Post mit 170 mm. Das Gewicht für unser XL-Modell beträgt 14,65 kg.
- Federgabel X-Fusion Slide Boost (140 mm)
- Antrieb Shimano Deore 1 x 11
- Bremsen Shimano MT201
- Laufräder Marin Aluminium Double Wall
- Reifen Vee Tire Flow Snap (29″ x 2,6″)
- Cockpit Marin Mini-Riser Lenker (780 mm) / Marin 3D Vorbau (35 mm)
- Sattelstütze TranzX Dropper Post (170 mm)
Komponente | Produkt |
---|---|
Rahmen | Series 3 6061 Aluminum |
Federgabel | X-Fusion Slide Boost RC, 29", 140mm Travel, Compression and Rebound Adjustment |
Steuersatz | FSA No 57E |
Schaltung | Shimano Deore, 11-Speed |
Kurbel | Marin Forged Alloy |
Kassette | Shimano CS-5100-11, 11-51T |
Kette | Shimano CN-LG500 |
Bremsen | Tektro M535 (im Testbike verbaut: Shimano MT201) |
Laufräder | Marin Aluminum Double Wall, Disc Specific, 29mm Inner, Pinned Joint, 32H, Tubeless Compatible |
Reifen | Vee Tire Co, Flow Snap, 29x2.6", MPC Compound, Wire Bead |
Lenker | Marin Mini-Riser, 6061 Double Butted Aluminum, 780mm Width, 28mm Rise, 5º Up, 9º Back |
Vorbau | Marin 3D Forged Alloy, 35mm |
Griffe | Marin Grizzly Lock On |
Sattel | Marin Speed Concept |
Sattelstütze | TranzX, YSP18, 1x Remote, All Sizes 170mm Travel, 30.9mm |
Preis | 1.549 € |
Auf dem Trail
Im direkten Vergleich mit den Testbikes von Cube und Merida geht es mit dem Marin San Quentin 29 2 etwas gemütlicher bergauf – die dicken 2,6er-Enduro-Reifen und das höhere Gesamtgewicht tragen sicher dazu bei. Dafür allerdings sitzt man dank 77° Sitzwinkel angenehm kompakt und besonders in technischeren Uphills lässt sich mehr Traktion aus den Reifen herauskitzeln als beispielsweise beim Merida. Pluspunkt ist auch hier die große Bandbreite der Schaltung trotz der nur 11 Gänge.
Geht es bergab, erwacht das San Quentin zum Leben: Mit seiner aggressiven, auf Abfahrt getrimmten Geometrie (64°, 500 mm Reach und 650 mm Stack), lässt der Bolide bei der Testcrew direkt Laune aufkommen. Der nicht zu steife Alu-Rahmen verzeiht auch mal eine schlechte Linienwahl, ohne gleich zu Bocken und die Schläge ungefiltert weiterzuleiten, kann allerdings in technisch anspruchsvollerem Terrain auch etwas unkontrolliert wirken.
Dennoch lässt sich das Marin präzise und vor allem agil steuern. Die kurzen 430 mm Kettenstreben (über alle Rahmengrößen) erzeugen am XL-Testbike flinke und agile Manövriereigenschaften, ohne dabei nervös zu wirken. Insbesondere Manuals, Wheelies und schnell eingestreute Bunnyhops machen mit dem San Quentin richtig viel Spaß.
Die solide arbeitende X-Fusion-Federgabel federt die gröbsten Schläge ab, doch für die bestmögliche Performance muss man beim Einstellen etwas mehr Zeit investieren. Dann allerdings funktioniert sie sehr passabel und harmoniert gut mit dem Style des verspielten San Quentin, auch wenn sie – das ist beim Preis klar – von der Performance nicht mit den Topmodellen mithalten kann.
Die verbauten Vee Tire Flow Snap-Reifen können von Anfang an überzeugen – denn die vertrauenerweckenden Stollen in Kombination mit der Gummimischung erzeugen viel Grip. Nur die Karkasse könnte ein Quäntchen mehr Support geben. Dennoch befinden wir uns in diesem Segment auf einem richtig guten Niveau.
Im Vergleich
Verglichen mit dem Marin San Quentin 29 2 zeigt das Merida Big.Nine TR 600 eine leichtere Handhabung in engen Kurven und fährt sich bei langsameren Geschwindigkeiten agiler. Dafür allerdings sorgen Geometrie und die weitaus bessere Federgabel am Marin insgesamt für viel mehr verspielten Abfahrtsspaß. Das Merida ist zwar mehr auf XC und Down-Country ausgelegt – könnte aber durch den ein oder anderen Komponententausch wie ein kürzeres Cockpit mit mehr Rise zu einem Trail-Geheimtipp avancieren.
Das ist uns aufgefallen
- Superdick Die Vee Tire Flow Snap-Reifen kommen in mächtiger 2,6″-Breite. Das tut dem Uphill zwar weniger gut, macht sich in Hinblick auf Grip in der Abfahrt aber mehr als bezahlt.
- Leitungsführung Die Kabel treten genau im Matsch-Einschussbereich unter dem Unterrohr wieder aus – die Stelle empfinden wir als nicht allzu sinnvoll.
- Manual-Tauglichkeit Liegt es an der Geometrie des Rahmens? Wie dem auch sei: Das Rad geht wunderbar leicht aufs Hinterrad. Das freut nicht nur die Eisdielenbesitzer, sondern auch die Pfützen auf dem Trail.
Fazit – Marin San Quentin 29 2
Ein spielfreudiger Tausendsassa: So könnte man das Marin San Quentin vielleicht am besten beschreiben. Geht es abwärts, ist das Trail-Hardtail spritziger unterwegs als eine Sprudelflasche. Lediglich in ruppigerem Terrain fängt es irgendwann an, etwas unkontrolliert zu springen. Insgesamt überzeugt das Bike auf vielerlei Terrain: Das Marin San Quentin 29 2 bietet eine Top-Geometrie für schnelle Abfahrten, große Sprünge oder flotte Anlieger und überzeugt nicht zuletzt dank der Reifen und der solide funktionierenden Federgabel.
Marin San Quentin 29 2 Pro / Contra
Pro
- Tolle Geometrie
- Griffige Bereifung
- Solide X-Fusion Federgabel
Contra
- Recht hohes Gewicht
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Testablauf
Wir sind das Marin San Quentin 2 im Rahmen unseres Hardtail-Vergleichstests in mehreren Sessions im Back-To-Back-Modus sowie auf unseren Hometrails gefahren.
Hier haben wir das Marin San Quentin 2 getestet
- Rheinland-Pfalz Trocken und staubig im Sommer, schnell und griffig im Herbst. Inklusive wurzeligen Trails und durchaus so einigen größeren Steinen – von ausgefahren bis flowig ist alles dabei.
- Fahrstil
- verspielt und sauber
- Ich fahre hauptsächlich
- Enduro, Trails, Pumptrack/Park/Street
- Vorlieben beim Fahrwerk
- Progressiv, nicht zu soft, schnelle Zugstufe
- Vorlieben bei der Geometrie
- Eher kürzerer Hinterbau, Lenkwinkel nicht extrem flach, die Front darf gern etwas höher
- Fahrstil
- verspielt, strammes Grundtempo, lieber eine Kurve mehr als Straightline
- Ich fahre hauptsächlich
- Enduro, Trail, Jumps und auch gern mal Downhill
- Vorlieben beim Fahrwerk
- etwas straffer, schneller Rebound, so wenig Dämpfung wie nötig
- Vorlieben bei der Geometrie
- ausreichender Reach, mittellange Kettenstreben, tendenziell flacher Lenkwinkel
- Fahrstil
- sauber, auf der Suche nach der besten Linie
- Ich fahre hauptsächlich
- Enduro, Trail
- Vorlieben beim Fahrwerk
- Vorne und hinten eher straff, Rebound mittelschnell, Dämpfung marginal zu
- Vorlieben bei der Geometrie
- Reach eher kürzer als länger, Lenkwinkel eher flacher als steiler
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