Auch heute sehen die Zahlen der Tour wieder beachtlich aus: 47,78 km mit 1.733 Höhenmetern stehen auf dem Plan. Bergab geht es 3.025 Tiefenmeter. Leider nur auf drei gewerteten Stages. Aufgrund einer fehlenden Genehmigung konnten wir die erste Stage nicht gezeitet fahren.
- Distanz: 47,78 km
- Höhenmeter: 1.733 m
- Tiefenmeter: 3.025 m
- Stages: 3
Stage 9: Ravin du Lauvas
Wie gewohnt geht es zunächst mit dem Shuttle bergauf. Dabei darf entweder die Landschaft genossen werden oder man fällt nochmal in den Halbschlaf. Während die erste Shuttle-Welle ohne Probleme auf den Berg kommt, haben sich die französischen Bauarbeiter für unsere zweite Welle dazu entschieden die schmale Passstraße aufzureißen. Nachdem der Bagger beiseite gerollt ist, passen die Shuttle-Fahrzeuge zum Glück knapp vorbei. Auf der Rückbank haben wir derweil schon befürchtet, den Rest hochtreten zu müssen.
Nach einem entspannten Trail-Uphill mit grandioser Aussicht geht es dann die nicht gezeitete Stage 9 hinab. Viel loses Geröll und in den Trail ragende Felsen hätten im Renntempo sicher einige Schaltwerke gekostet – vielleicht war es gar nicht so schlecht, diese Stage auszulassen. Dann führt der Trail in den Wald und sorgt mit losem Untergrund für viele Lacher. Denn da die Stage nicht gezeitet wird, geht es im staubigen Train bergab. In den Spitzkehren sorge ich mit klassischem Hinterradversetzen für freudige Rufe meiner amerikanischen Mitfahrer.
Im Tal angekommen geht es durch ein kleines Dorf in dem man sich mit etwas Kaffee nochmal wach machen kann. Aber wer nach diesem Trail noch nicht wach ist, hat irgendetwas falsch gemacht. Weiter geht es über eine lange Schotterstraße und dann eine lange Trage- und Schiebepassage durch ein wunderschönes Tal bis auf einen Gipfel mit grandioser Aussicht. In ausgesetztem Gelände geht es bergab über einen Grat zum Start von Stage 10.
Stage 10: Narrow Wide
Schon die erste Stage ist ein echtes Highlight. Sie beginnt mit einer absoluten Highspeed-Passage auf einem extrem schmalen Trail, der minimal in eine Wiese gegraben ist. In den Kurven muss ich einige Male den Fuß absetzen, da die Grasnabe mich etwas aus dem Gleichgewicht bringt. Aber die hohen Geschwindigkeiten nach den Kurven treiben mir immer wieder ein Grinsen ins Gesicht.
Dann wird der Trail mediterraner. Schotter, Staub, Felsen und etwas engere Kurven sorgen für überraschende Drifts über zwei Räder. In einer Kurve meine ich es dann auch zu gut und lande auf der Seite – aber nichts passiert also weiter mit Vollgas.
Der letzte Trailabschnitt entwickelt sich dann zum Kurven-Massaker. Meiner Unterarme wollen nicht mehr, aber das Ziel ist noch immer nicht in Sicht. Also Zähne zusammenbeißen und Gas geben. Mit einem recht guten Gefühl komme ich ins Ziel – und habe 948 Tiefenmeter in 11:32 Minuten vernichtet.
Über einen entspannten, flachen Trail geht es zu unserer Food Station, wo nochmal Energie getankt wird. Dann geht es durch ein idyllischer Dorf mit Wasser-Auffüll-Möglichkeit in sengender Hitze auf einer Asphaltstraße ohne Schatten bergauf. Doch die moderate Steigung lässt die Qualen nicht zu groß werden.
Stage 11: Grey Earth
Doch die Mühe lohnt sich, denn uns erwartet eines der Highlights der Trans Provence – die Grey Earth Trails. 307 Tiefenmeter auf schwarzer Erde mit Spaßgarantie. Direkt am Start warten zwei kleine Sprünge die man jedoch umfahren kann, was vermutlich etwas Zeit spart.
Dann windet sich der Trail auf staubig losem Untergrund Richtung Tal. Einige Sprünge sorgen für Freude. Doch das Highlight sind die Canyons die als natürliche Anlieger dienen und quasi ohne Finger an der Bremse hinabgeflogen werden können. So viel Spaß hatte ich selten auf dem Rad.
Leider sind einige Kurven aufgrund des welligen Geländes schlecht einzusehen und so fahre ich plötzlich einen steilen Hang aus schwarzem Sand hinab und stelle fest, dass ich hier eigentlich nicht sein sollte. Rad hochgehoben und so schnell es geht auf den Trail gesprintet, aufgesprungen und weiter geht die Fahrt.
Im unteren Teil sorgen tiefe Wasserrinnen und nicht einsehbare Wellen über die man springen kann für etwas Unsicherheit. Irgendwie finde ich aber den richtigen Weg durch das Labyrinth aus möglichen Linien und komme halbwegs zufrieden im Ziel an. Da der Trail so schwer zu lesen war habe ich hier sicher einige Zeit liegen lassen. Trotzdem will ich diese grandiosen Trails unbedingt nochmal ohne Zeitdruck fahren.
Eigentlich würde ich den Tag jetzt gerne in einem Liegestuhl ausklingen lassen, doch auf uns wartet die viel schönere Alternative. Wir tragen unsere Bikes eineinhalb Stunden lang über eine lokale Downhill-Strecke bergauf, um zur letzten Stage für heute zu gelangen.
Stage 12: Champ long
455 Tiefenmeter und 25 Höhenmeter, die sich in steilen, plötzlichen Rampen verbergen – das erwartet uns in der letzten Stage des Tages.
Ich lasse viel Platz zu meinem Vordermann – man lernt ja aus seinen Fehlern und starte mit Vollgas in einen absolut flowigen und unfassbar schnellen Trail im Wald. Doch schnell wird der Trail etwas felsiger, anspruchsvoller und wartet mit den versprochenen kurzen Anstiegen auf, die ich mit meinen letzten Kräften motiviert im Wiegetritt überwinde. Dann fahre ich auf meinen Vordermann auf. Zweimaliges „Excuse me“-Rufen (doofe Fullface-Helme) verschafft mir Platz zum überholen und so geht die wilde Hatz weiter.
Im nächsten Anstieg überhole ich dann noch einen weiteren Fahrer und gelange in den finalen Teil der Stage. Felsige, enge Spitzkehren, die aber zum Glück hoch angefahren werden können, fordern nochmal volle Konzentration. Fröhlich erreiche ich das Ziel mit dem Hintergedanken – Hälfte geschafft!
Mittlerweile bin ich ziemlich müde. Die Beine sind zwar noch halbwegs fit, aber die langen Tage bei den hohen Temperaturen kosten einfach Energie. Heute waren wir von 8:30 Uhr bis 18:00 auf dem Rad. Also verzeiht mir wenn die Berichte nicht mehr ganz so ausgeschmückt sind. Habe ich schon erwähnt, dass das Panorama einfach immer grandios ist? Bis morgen!
Ergebnisse
Video: Trans Provence 2017 – Tag 3
https://vimeo.com/222443906
Hier findest du alle Artikel zur Trans Provence 2017
- Trans-Provence 2017: Beilmann geht hacken – die Vorbereitung
- Mavic Trans-Provence 2017 – Tag 1: Pannenpech mit Panorama
- Mavic Trans-Provence 2017 – Tag 2: Nicht den Vordermann umnieten!
- Mavic Trans-Provence 2017 – Tag 3: Endlich an den Grey Earth Trails
- Mavic Trans-Provence 2017 – Tag 4: Die Beine werden schwer …
- Mavic Trans-Provence 2017 – Tag 5: Es geht bergab!
- Mavic Trans-Provence 2017 – Tag 6: Mehr Meer!
- Mavic Trans-Provence 2017: Zusammenfassung & die wichtigsten Tipps zum Rennen
- Specialized Enduro 29/6Fattie im Test: Die Trans-Provence-Rennmaschine
Weitere Informationen: www.trans-provence.com
Text & Redaktion: Sebastian Beilmann | MTB-News.de 2017
Bilder: Sebastian Beilmann, Sven Martin, Sam Needham, Gary Perkin, Duncan Philpott
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7 Kommentare
» Alle Kommentare im ForumGratulation zu der starken fahrerischen Leistung! Zum Glück auch unfallfrei (was mir letzte Woche in San Romolo nicht vergönnt war. Danke nochmals für die Hinweise.

Auf den Fotos sieht man, Sebastian fährt ohne Bashguard über die Steine. Mir wäre das Bike gut 1kg zu schwert.
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Ich freue mich jeden Tag über den Bericht.
Mein Highlight hier.
Weiter so! Super! Gib Gas!
Vielen Dank wieder mal!
Und meine Grüße gelten wieder Stephan Stiebitz und Christoph Schmitt (30!)
Und dem nun franzosianischen Fabien Scholz (echt hurtig unterwegs!)
Euch allen einen erholsamen Schlaf und auch morgen viel Spaß!
Super Veranstaltung, hätt ich etwas mehr drauf was Fahrtechnik anbelangt ... und mehr Zeit, könnt ich mir nichts lässigeres vong der Niceigkeit her vorstellen! Danke für die schönen Bilder/Infos und alles gute noch den Fahrern.
Wann kommt Tag 4?
Hab schon auf den englischsprachigen Seiten gesehen das Sebastian Platz 16 gehalten hat!
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