Dein Mountainbike ruht Dornröschen-gleich im Winterschlaf, es kam bisher aber noch kein Prinz vorbei, um es wachzuküssen? Kein Problem, mit den folgenden Tipps wirst du selbst zum Märchenprinz oder zur Märchenprinzessin – hier sind die besten Tipps, um dein Bike frühjahrs-fit zu machen.
1. Reinigung und optische Kontrolle
Grundsätzlich kannst du beruhigt sein: Ebenso wie Dornröschen im Märchen erstaunlich fit aus ihrem Bett stieg, wird auch bei deinem Rad nichts Essenzielles schlecht geworden sein, nur weil es ein paar Wochen oder gar Monate in der Ecke stand. Ein erster Schritt könnte also sein, dein Rad zu reinigen und dabei optisch zu überprüfen, ob einem offensichtliche Mängel direkt ins Auge springen. Das könnten etwa platte Reifen sein oder eine stark verrostete Kette.
Hast du dein Rad vor dem Winter gepflegt und ordentlich eingemottet, kannst du eine intensivere Reinigung überspringen oder nur mit einem hübschen Staubwedel etwas drüber wischen, damit auch alles wieder ordentlich glänzt – wenn nicht, möchten wir auf diesen Artikel hinweisen:
Zum Artikel: Mountainbike waschen und pflegen in 20 Minuten!
2. Haptische Kontrolle
Reifen checken
Reifen, egal ob tubeless oder mit Schlauch montiert, verlieren mit der Zeit immer etwas Luft. Sehr wahrscheinlich wirst du also deine Reifen aufpumpen müssen. Als grobe Angabe kannst du etwa 1,8 bar am Hinterreifen und 1,6 bar am Vorderreifen fahren – natürlich abhängig vom Material, individuellen Vorlieben, Körpergewicht und Fahrstil (Mehr zum Thema Luftdruck am Mountainbike).
Fährst du schlauchlos, ist vermutlich die alte Dichtmilch eingetrocknet und damit nicht mehr funktionstüchtig. Diese sollte man tauschen. Demontiere dafür den Mantel, entferne fachgerecht das verklumpte Latexgewebe, reinige alles, befülle das System aus Mantel und Felge mit frischer Milch und pumpe die Reifen wieder auf. Ein Kompressor oder eine Tubelesspumpe erleichtern stark die Arbeit. Hier wird erklärt, wie man einen Reifen schlauchlos korrekt montiert:
Zum Artikel: Schritt für Schritt: so einfach montierst du Tubeless-Reifen
Wichtig: Kontrolliere dabei auch den Mantel. Sitzt dieser noch gut in der Felge? Hat er noch ausreichend Profil? Ist vielleicht sogar der Gummi brüchig und rissig geworden? Falls ja, sollte über eine Neuanschaffung nachgedacht werden.
Bremsen checken
Die Bremse als sicherheitsrelevantes Bauteil besitzt eine elementare Bedeutung. Eine genaue Kontrolle tut also zwingend Not! Drücke für eine erste Übersicht beide Bremshebel und überprüfe den Druckpunkt. Ist dieser vorhanden, halte die Bremsen gedrückt und versuche, dein Rad zu bewegen. Lässt sich alles ohne Weiteres blockieren, untersuche Bremshebel, -Leitung und -Sattel genauer. Haben sich irgendwo Ölflecken gebildet?
Ist alles in Ordnung, kontrolliere die Bremsbeläge. Dafür ist es oftmals sinnvoll, eine kleine Lampe zu benutzen oder die Laufräder herauszunehmen. Der Belag sollte auf jeder Seite des Blättchens noch deutlich zu sehen sein. Nun gilt es nur noch zu überprüfen, ob alles noch ordentlich und ohne Schleifen läuft. Hebe dafür das Rad an und beschleunige es. Justiere bei Bedarf den Bremssattel mittig über der Scheibe. Sollte es nun immer noch schleifen, ist eventuell die Scheibe verbogen.
Fahrwerk checken
Alles, was mit Luft gefüllt ist, kann diese theoretisch auch wieder verlieren. Stand dein Rad also länger herum, ist es nicht unwahrscheinlich, dass sich in deinen Federelementen zu wenig Druck befindet. Teste also den Luftdruck deines Fahrwerkes, indem du den Negativfederweg (Sag) überprüfst. Als Faustformel gilt beim Fully etwa 30 % Sag hinten und 25 % vorne – etwas abhängig vom Einsatzgebiet. Grundsätzlich kann man sagen: je mehr Federweg, desto mehr Sag. Bedeutet in der Realität, dass ein Hardtail mit 100 mm Federweg etwas straffer gefahren werden sollte als ein FR-Bike mit 180 mm.
Bewegliche Teile und Schaltung checken
Der Klassiker ist, im Herbst das Rad noch einmal durch den Schlamm zu ziehen, es mit dem Gartenschlauch abzuspritzen und dann in den Keller zu stellen. Der grobe Dreck mag entfernt sein, die Mischung aus Nässe und feinem Schlamm allerdings rostet fröhlich vor sich hin und kann etwa eine Kette schon mal in einen starren, rötlichen Ring verwandeln. Ähnliches kann grundsätzlich mit allen beweglichen Teilen an deinem Rad passieren. Überprüfe diese also.
Reinigungssprays, Öle und Fette können hier viel wieder retten, egal ob es die Kette, den Steuersatz oder die Rahmenlager betrifft. Je schlimmer hier aber die Korrosion, desto größere Maßnahmen werden notwendig – bis hin zum kompletten Tausch der Lager. Dies ist vergleichsweise teuer und aufwändig. Deshalb gilt: Eine gute Prophylaxe tut Not! Möchtest du dein Bike also für die Wintermonate einmotten, reinige dieses davor ordentlich, trockne alles ab und pflege alle Teile mit den notwendigen Utensilien.
Ist alles gangbar, überprüfe deine Schaltung. Schalte hierfür komplett durch alle Gänge durch. Jeder Gang sollte sauber einrasten, die Kette nirgendwo schleifen und nicht ungewollt von Ritzel zu Ritzel springen. Justiere – falls notwendig – über die Einstellschrauben und die Zugspannung nach. Wie das genau geht, liest du hier:
Schaltwerk einstellen und montieren – Schritt für Schritt
Schrauben checken
Der Frühjahrs-Check bietet sich auch an, um mal alle Schrauben zu kontrollieren und gegebenenfalls nachzuziehen. Hierfür solltest du idealerweise einen Drehmomentschlüssel verwenden. Bei vielen Modellen steht die empfohlene Drehmomentangabe einfach auf dem jeweiligen Teil.
3. Bike Check nach dem W-Prinzip
Bevor du dich motiviert durch die ersten wärmenden Sonnenstrahlen wieder auf dein Stahlross setzt, solltest du obligatorisch einen Bike Check durchführen. Im Idealfall wird dieser aus Sicherheitsgründen vor jeder Ausfahrt ritualisiert abgearbeitet. Hilfreich dabei ist, in einem eingespielten Procedere vorzugehen. Hier erklären wir dir den W-Check:
Im „W“ kannst du dich durch alle sicherheitsrelevanten Themen durchprüfen. Ist alles fest, was fest sein soll? Ist alles beweglich, was sich bewegen soll?
Wie eben der Buchstabe W fängst du, links neben deinem Bike stehend, oben links am Lenker/Vorbau/Bremshebel an, gehst hinunter zu Vorderrad/Reifen/Achse/Bremsssattel, um wieder nach rechts oben über das Tretlager zum Sattel/Sattelstütze zu kommen. Von dort geht es nach rechts unten zum Hinterrad/Reifen/Achse/Bremssattel. Damit hast du alle wichtigen Punkte abgeklappert. Fällt dir nichts auf, geht es ab auf den Trail!
Wie bringst du dein Bike durch den Winter?
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