Unter dem Titel “Unsere Natur” fand vom 16. bis 18. Mai 2017 der dritte Deutsche Mountainbike Tourismuskongress in Winterberg statt. Kernthema sollte die Natur als Schutz- und Erlebnisraum von Wanderern und Mountainbikern, Ökosystem oder Wirtschaftsfaktor sein – hier ist die Zusammenfassung von drei interessanten Tagen. Um einen konstruktiven Dialog zu gewährleisten, sollten daher auch gegenüberstehende Positionen und Interessen erörtert werden.

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# DY0E9811

Tag 1 – MTB-Guidingtagung

Den Anfang machte am Dienstag die dritte deutsche Mountainbike-Guidingtagung. In etwa 30 Teilnehmer durchliefen das Programm, das mit einem Vortrag von Tilman Sobek und Norman Bielig aus dem Vorstand des “Mountainbike Tourismusforum Deutschland” begann. Darin ging es vor allem um die weitere Professionalisierung der MTB-Guiding-Branche. “Es ist notwendig, mit Hochdruck weiter an der Professionalisierung der Branche zu arbeiten, um einerseits Wirtschaftlichkeit auf Anbieterseite zu gewährleisten, aber auch das Erlebnis, die Qualität und Sicherheit für den Kunden zu maximieren.“, sagte Norman Bielig. Zudem stellte Tilman Sobek die Ergebnisse der Anbieter- und Zielgruppenstudien der letzten Jahre vor und gab den Teilnehmern somit neuen Input.

MTD Tag1 3
# MTD Tag1 3

Anschließend erwartete die anwesenden Guides ein wissenschaftlicher Vortrag von Dr. Stefan Siebert über die subjektive Einschätzung der fahrtechnischen Schwierigkeit. Es folgten vor allem unternehmerisch interessante Workshops zur Unternehmensführung und Kalkulation, sowie zum Steuerrecht und Anstellungsverhältnis. Zudem stellten DIMB, DAV und ADFC ihr Angebot an Guiding-Ausbildungen für die kommenden Jahre vor.

Nachmittags folgte eine Mountainbike-Exkursion durch das sauerländische Winterberg, auf der Experten Tipps und Input gaben. Den Abschluss machte das “MTB-Leuchtfeuer”, bei dem die Ergebnisse der letzten zwei Kongresse knapp zusammengefasst wiedergegeben wurden.

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Tag 2 – Auftakt MTB-Tourismuskongress

Ganz getreu dem Leitmotiv “Unsere Natur” begann der dritte MTB-Tourismuskongress mit einer konstruktiven Diskussion zwischen Nicole Heitzig (Kreisjägerschaft Hochsauerland), Ulrich Dohle (Bund Deutscher Forstleute), Prof. Dr. Carsten Mann (HNE Eberswalde), Christian Raupach (Hessischer Waldbesitzerverband) und Renate Späth (Fachabteilung III – Forsten und Naturschutz des MKLUNV NRW) über Nutzungsformen des Waldes und ihre Intensität – hoffentlich ein Schritt in Richtung nachhaltiger Zusammenarbeit.

MTD Tag1 2
# MTD Tag1 2

Es folgten weitere interessante Beiträge: So stellte Tilman Sobek erste Ergebnisse des “MTB-Monitor 17” vor – einer Grundlagenstudie zum deutschen MTB-Gast, die Urlaubsregionen helfen könnte, ihre Entwicklung und Vermarktung konkreter auszurichten. Es folgte eine Präsentation über Studien und Ergebnisse zur Wirkung des Mountainbikens auf Boden, Flora und Fauna und Michael Beckmann, vom Gastgeber Winterberg, resümierte über die Lage des dortigen MTB-Tourismus und stellte Visionen für die kommenden Jahre vor.

MTD Tag1 1
# MTD Tag1 1

Der Nachmittag stand im Zeichen aktiver Arbeit und Workshops zu verschiedenen Themen wie Produktentwicklung, Kooperationen, Naturschutzverbänden, Trends der Bikebranche, Destinationsentwicklung, Besuchermanagement und Stakeholder-Kommunikation. Den aktiven Tag beendete Klaus Haas, Geschäftsführer von Maloja mit einem Impulsvortrag zur Markenentwicklung. Im Anschluss nahmen viele Teilnehmer das Guiding-Angebot wahr, zudem spielten im Panorama-Restaurant Mykket Morten.

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# MTD Tag1 6
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# MTD Tag1 7
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# MTD Tag1 4

Tag 3 – Abschluss und Workshops

Am dritten und finalen Tag sollte es vor allem um Multiplikatoren gehen, von Vereinen bis hin zu Partnerdestinationen und Visionen.

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# W17A9735

Tobias Woggon machte den Anfang und präsentierte Ideen zur Bildsprache, Produktionen und Storytelling. Die darauf folgenden Blitzlichter, intensive monothematische Kurzvorträge widmeten sich Destinationskooperationen, moderner Vereinsarbeit und der Notwendigkeit von Enthusiasmus beim Verfolgen von Visionen. Es gab weitere Vorträge von DIMB und DAV zum Nutzen von Guiding für Gäste und Destinationen sowie vom Tourismusverband Saalbach zur Identität in der Destinationsentwicklung.

MTD Tag1 5
# MTD Tag1 5

Abgeschlossen wurde der dritte Deutsche Mountainbike Tourismuskongress mit einem offenen Barcamp und verschiedenen kleinen Workshops, z. B. zur sportlichen Ernährung, Ehrenamt oder stadtnahe MTB-Entwicklungen. Für die Organisatoren waren es insgesamt drei erfolgreiche Tage, die hoffentlich dazu beigetragen haben, den deutschen MTB-Tourismus weiter zu professionalisieren.

Wäre das Event etwas für euch, sprechen euch die behandelten Themen an?

Info und Bilder: Pressemitteilung Mountainbike Tourismusforum
  1. benutzerbild

    Chainzuck

    dabei seit 05/2011

    Ich hoffe nur das biken auch auf lange Sicht eine Randsportart bleibt.

    Alle Anstrengungen der Touristiker und Industrie den Randsport zum Mainstreamsport zu wandeln, verändern nur seinen Charakter. Flowtrails und EBikes sind Ausdruck des Versuchs Biken einer Zielgruppe näher zu bringen, die den Anforderungen eig nicht gewachsen ist (der Geldbeutel schon).

    P.S. überspitzte Formulierung von jemandem der nur seine Ruhe im Wald und im Bikepark will ;-)


    Gesendet von meinem MotoG3 mit Tapatalk

  2. benutzerbild

    ciao heiko

    dabei seit 09/2004

    Für die DIMB war ich jetzt schon zum dritten Mal dabei. Es ist gut dass ein Veranstalter die am MTB Tourismus Interessierten zusammen bringt. Das sind sowohl die lokalen Touristiker, die während des Tagesgeschäftes kaum die Möglichkeit haben sich um die Bedürfnisse der MTB Touristen zu kümmern, als auch die Leute aus dem MTB Sport, MTB Verbänden, Guides und Streckenbauer. So kommen die Leute zusammen, die im MTB Sport aktiv sind und die, welche die Mittel haben MTB Angebote zu schaffen.
    Erstmalig zum diesjährigen Thema Natur waren auch Vertreter aus Forst, Jagd und Naturschutz dabei um auch diese Interessen mit einzubeziehen. In persönlichen Gesprächen hatte ich das Gefühl, dass wir zunehmend akzeptiert sind. Auch diese Verbände sehen, dass sie mit der Entwicklung positiv umgehen müssen und das man mit Verboten keine Wirkung erzielt.

    Ich kann nachvollziehen, dass viele am liebsten einfach weiterhin nur im Wald rumfahren möchten. Aber MTB boomt und wie bei jeder Entwicklung kommt auch der MTB Sport in den Fokus des Tourismus wenn dort Geld zu verdienen ist. Dieses Rad wird nicht mehr zurück zu drehen sein und viele von uns nehmen die Angebote auch gerne an. Wichtig ist aber, dass die Angebote dem Sport in seiner Breite nützen und nicht den Sport in eine einseitige, zu kommerzielle, Richtung lenken. Hier kommen die Verbände in Spiel, die versuchen auf dem Kongress ihre Vorstellungen mit einzubringen.

    Viele MTB Diziplinen und Entwicklungen wären ohne dezidierte Anlagen nicht möglich. Von daher ist das Schaffen solcher Anlagen zu begrüßen. Aber das Schaffen solcher Anlagen darf nicht dazu dienen, dass das "freie Fahren im Wald" irgendwann nicht mehr erlaubt ist.

    Dieses Mal konnte Frau Wagner vom DIMB Programm "kids on bike" sprechen und der Vortrag brachte uns viele Symphatien ein, weil er eben ein ganz unkommerzielles und ehrenamtliches Engagement zeigt, das für den MTB Sport auch typisch und wichtig ist. Dabei ging sie auch auf die Hindernisse ihrer Arbeit durch die 2 Meter Regel ein. Das erzeugte einige Betroffenheit, weil vielen Zuhörern dieser Aspekt noch gar nicht klar war, was ein Jugendtrainer auf sich nimmt, wenn er mit den Kindern im Wald unterwegs ist.

    Auch der DOSB und der DAV konnten Vorträge halten in welchen es um das ehrenamtliche Engagement oder den Wert von ausgebildeten Guides ging.

    So würde ich sagen, dass die Veranstaltung sehr wichtig und wertvoll ist. Aber als Verband dürfen wir die Entwicklung des MTB Sportes auch nicht einfach nur den Touristikern überlassen, die darin lediglich einen Markt sehen. Wir Sportverbände sind gefordert uns einzubringen und das MTB Tourismusforum lässt dies auch zu. Von dem her würde ich sagen die Veranstaltung ist ein sehr guter Kompromiss.

  3. benutzerbild

    Yeti666

    dabei seit 05/2006

    Für die DIMB war ich jetzt schon zum dritten Mal dabei. Es ist gut dass ein Veranstalter die am MTB Tourismus Interessierten zusammen bringt. Das sind sowohl die lokalen Touristiker, die während des Tagesgeschäftes kaum die Möglichkeit haben sich um die Bedürfnisse der MTB Touristen zu kümmern, als auch die Leute aus dem MTB Sport, MTB Verbänden, Guides und Streckenbauer. So kommen die Leute zusammen, die im MTB Sport aktiv sind und die, welche die Mittel haben MTB Angebote zu schaffen.
    Erstmalig zum diesjährigen Thema Natur waren auch Vertreter aus Forst, Jagd und Naturschutz dabei um auch diese Interessen mit einzubeziehen. In persönlichen Gesprächen hatte ich das Gefühl, dass wir zunehmend akzeptiert sind. Auch diese Verbände sehen, dass sie mit der Entwicklung positiv umgehen müssen und das man mit Verboten keine Wirkung erzielt.

    Ich kann nachvollziehen, dass viele am liebsten einfach weiterhin nur im Wald rumfahren möchten. Aber MTB boomt und wie bei jeder Entwicklung kommt auch der MTB Sport in den Fokus des Tourismus wenn dort Geld zu verdienen ist. Dieses Rad wird nicht mehr zurück zu drehen sein und viele von uns nehmen die Angebote auch gerne an. Wichtig ist aber, dass die Angebote dem Sport in seiner Breite nützen und nicht den Sport in eine einseitige, zu kommerzielle, Richtung lenken. Hier kommen die Verbände in Spiel, die versuchen auf dem Kongress ihre Vorstellungen mit einzubringen.

    Viele MTB Diziplinen und Entwicklungen wären ohne dezidierte Anlagen nicht möglich. Von daher ist das Schaffen solcher Anlagen zu begrüßen. Aber das Schaffen solcher Anlagen darf nicht dazu dienen, dass das "freie Fahren im Wald" irgendwann nicht mehr erlaubt ist.

    Dieses Mal konnte Frau Wagner vom DIMB Programm "kids on bike" sprechen und der Vortrag brachte uns viele Symphatien ein, weil er eben ein ganz unkommerzielles und ehrenamtliches Engagement zeigt, das für die MTB Sport auch typisch und wichtig ist. Dabei ging sie auch auf die Hindernisse ihrer Arbeit durch die 2 Meter Regel ein. Das erzeugte einige Betroffenheit, weil vielen Zuhörern dieser Aspekt noch gar nicht klar war, was ein Jugendtrainer auf sich nimmt, wenn er mit den Kindern im Wald unterwegs ist.

    Auch der DOSB und der DAV konnten Vorträge halten in welchen es um das ehrenamtliche Engagement oder den Wert von ausgebildeten Guides ging.

    So würde ich sagen, dass die Veranstaltung sehr wichtig und wertvoll ist. Aber als Verband dürfen wir die Entwicklung des MTB Sportes auch nicht einfach nur den Touristikern überlassen, die darin lediglich einen Markt sehen. Wir Sportverbände sind gefordert uns einzubringen und das MTB Tourismusforum lässt dies auch zu. Von dem her würde ich sagen die Veranstaltung ist ein sehr guter Kompromiss.



    Und wie war die allgemeine Meinung der "Touristiker" zur Abschaffung der 2m Reglung und damit der "Entkriminalisierung" ihrer zukünftigen Kundschaft?
  4. benutzerbild

    ciao heiko

    dabei seit 09/2004

    Und wie war die allgemeine Meinung der "Touristiker" zur Abschaffung der 2m Reglung und damit der "Entkriminalisierung" ihrer zukünftigen Kundschaft?

    Ich würde es mal so beschreiben. Der lokale Touristiker hat vor Ort weniger Handlungsfreiheit und weniger Einfluss als wir manchmal denken. Oft musste er schon Hindernisse in den lokalen Gremien überwinden, wenn er nur versuchen wollte MTB Angebote zu schaffen. Er hat sich daher mit den politischen Gegebenheiten abgefunden und nicht offiziell gegen die 2MR argumentiert. Oft war ihm dies auch ausreichend, denn immerhin hatte die Gemeinde jetzt ein offizielles MTB Angebot mit dem man werben konnte. Die Qualität des Angebotes war schlecht, aber das hat niemanden so richtig interessiert. Ein Verband, der für die Interessen der Mountainbiker eingetreten ist, wurde als unbedeutend wahrgenommen und war eigentlich nur lästig im Konzept.

    Durch das MTB Tourismusforum wird jetzt aufgezeigt, welche Qualität an Angeboten Biker erwarten. Und da spielt neben den Trails, die als quasi Grundbedingung vorausgesetzt werden, auch die "Willkommenskultur" eine immer wichtigere Rolle. Das wird auch durch Umfragen untermauert. Das sich diese Willkommenskultur in den sozialen Medien verbreitet und ein schlechtes Image deshalb kaum verheimlichbar ist, hat sich auch herumgesprochen.

    Der Touristiker weiss jetzt, dass er mehr tun muss, als nur ein paar Forstwege beschildern wenn er am MTB Tourismus dran bleiben will. Mit dieser Information kann er jetzt in seinen Gremien ganz anderes auftreten. Er kann den Gemeinden klar machen, dass das was die DIMB seit Jahren gefordert hat, nun auch von touristischer Seite untermauert ist. Wenn eine Gemeinde MTB Tourismus will, so muss sich auch die politische Haltung dazu ändern. Das geht also in die richtige Richtung. Konsequenz kann aber auch sein, dass Gemeinden dann lieber ganz auf MTB Tourismus verzichten.

    Von der persönlichen Haltung her gibt es auf dem Tourismusforum eigentlich keinen Touristiker der die 2MR gut findet. Das liegt aber auch daran, dass diese Leute ja ein Interesse am MTB Tourismus haben. Das könnte bei einem "Wander Tourismuskongress" aber durchaus anderes sein, weil es vielleicht Touristiker gibt, die um ihre "Premiumwanderwege" fürchten.

    Wo man mehr erwarten könnte, wäre von den Tourismusverbänden. Es gibt welche, wie das Sauerland, die uns bei Gesetzesänderungen unterstützen. Es gibt aber auch solche, die sich nicht offiziell positionieren, weil sie die Abhängigkeiten von anderen Gruppen stärker einschätzen, als den Einfluss der Mountainbiker. Das ist sehr schade, aber das Tourismusverhalten der Biker wird hoffentlich dazu führen, dass Regionen die sich für Biker politisch stark machen profitieren und solche, die nur Scheinangebote haben, gemieden werden.
  5. benutzerbild

    Carsten

    dabei seit 11/2000

    Danke Heiko für die fundierte und inhaltlich wertvolle Ergänzung zum leider sehr flachen Artikel auf MTB-News.
    Denke die Veranstalter und die Presse muss noch daran arbeiten, denn Sinn und Zweck der Veranstaltung der breiten Masse (und somit dem Kunden) zu erklären und den konkreten Nutzen und die Ergebnisse des Kongresses kund zu tun. Dies ist mit den Artikel leider nicht gelungen...
    Wenn man die Angebote in Deutschland mit denen in der Schweiz in Südtirol, Ligurien und im Trentino vergleicht, gibt es hier durchaus noch Verbessungsbedarf...

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