Pauline Ferrand-Prévot und Sam Gaze haben sich im dänischen Haderslev jeweils den Weltmeistertitel auf der Langdistanz gesichert. Die Französin siegte im Zielsprint vor Annie Last und Jolanda Neff, bei den Herren triumphierte Sam Gaze vor Andreas Seewald und Simon Andreassen. Die deutschen Herren überzeugten zudem mit einem starken Mannschaftsergebnis.

Damen: Ferrand-Prévot macht das Triple 2022 perfekt

Pauline Ferrand-Prévot hat sich nach dem WM-Titel im Short Track und im XC nun auch Gold im Marathon gesichert. Damit geht für die Französin eine überragende Saison perfekt zu Ende. Im Zielsprint behielt die BMC-Fahrerin gegenüber Annie Last und Jolanda Neff die Oberhand. Auf Rang vier landete Lokalmatadorin Sofie Pedersen. Beste deutsche Dame war am Ende Stefanie Dohrn auf Rang 31.

Es war eine Machtdemonstration der etatmäßigen Cross-Country-Fahrerinnen: Unter den ersten acht landeten ausschließlich Damen, die man auch im XC-Weltcup stets an der Spitze des Feldes findet. Dass am Ende Pauline Ferrand-Prévot ganz oben auf dem Podium steht, ist indes keine sonderlich große Überraschung – die Französin präsentierte sich zuletzt schlichtweg in einer zu guten Verfassung.

Der schnelle Kurs im dänischen Haderslev, der gespickt war mit vielen Singletrails und verhältnismäßig wenigen Höhenmetern (Damen: 87,5 km mit etwas mehr als 1000 Hm), kam den XC-Fahrerinnen entgegen, sodass sich bereits früh im Rennen eine große Spitzengruppe bildete, in der alle Top-Favoritinnen versammelt waren – es deutet sich bereits früh ein taktisch geprägtes Rennen an. Nach Kilometer 40, der ersten von 2,5 zu fahrenden Runden lagen noch 13 Fahrerinnen gemeinsam an der Spitze.

Pauline Ferrand-Prévot hielt sich im Wissen ihrer momentan starken Verfassung lange Zeit clever zurück, während sich die dänischen Damen Sofie Pedersen, Malene Degn und Caroline Bohé vor heimischer Kulisse immer wieder präsent an der Spitze zeigten. Bis Kilometer 66 änderte sich an diesem Bild auch wenig.

Pauline Ferrand-Prévot war zu den Saisonhöhepunkten eine Klasse für sich
# Pauline Ferrand-Prévot war zu den Saisonhöhepunkten eine Klasse für sich - Dritter WM-Titel in 2022!

Circa 20 Kilometer vor dem Ziel kam dann allerdings mächtig Bewegung in die Sache: Ferrand-Prévot, Jolanda Neff, Annie Last und die U23-Fahrerin Pedersen, die vom allerletzten Startplatz aus ins Rennen gehen musste, setzten sich an der Spitze ab. Titelverteidigerin Mona Mitterwallner versuchte dem Quartett noch hinterher zugehen, doch die Versuche der Österreicherin, die Lücke zu schließen, verpufften auf dem schnellen und teils windanfälligen Kurs. Und so kam es wie kommen musste: Erst auf den letzten Metern wurde der WM-Titel im Marathon 2022 vergeben. Ferrand-Prévot bog als Erste auf die Zielgerade und konnte mit ihren schnellen Beinen die Führung vor Annie Last verteidigen. Jolanda Neff sicherte sich Bronze, Platz vier ging an die stark auffahrende Sofie Pedersen.

Beste deutsche Dame wurde schließlich Stefanie Dohrn auf Rang 31, Jessica Benz landete auf der 35. Position.

Herren: Gaze im Finale zu stark für Seewald

Der Neuseeländer Sam Gaze hat sich nach dem Triumph bei der Short Track-WM nun auf Gold auf der Langstrecke gesichert. Platz zwei ging an den deutschen Titelverteidiger Andreas Seewald, der im Finale Gaze nicht mehr Paroli bieten konnte. Dritter wurde Simon Andreassen vor Martin Frey und Sascha Weber.

Sam Gaze ist ein Phänomen! Der Neuseeländer erlebte in seiner Karriere schon unzählige Aufs und Abs, doch die letzten Wochen glichen selbst für die Gaze’schen Verhältnisse einer Achterbahnfahrt. Zunächst sicherte er sich vor drei Wochen WM-Gold im Short Track, wenige Tage später brach er sich im XC-Rennen das Schlüsselbein, aber wäre laut eigener Aussage schon damals bereit gewesen, um einen Angriff auf den Cross-Country-Titel zu wagen. Und heute stand der 26-Jährige wieder ganz oben bei einer Weltmeisterschaft.

Doch der Reihe nach: Analog zum Rennen der Damen war auch das der Herren taktisch geprägt. Die Strecke ermöglichte nur eine geringe Selektion, sodass fast alle Favoriten lange gemeinsam an der Spitze unterwegs waren. Einige XC-Asse mussten zwar mit dem Handicap klar kommen von ganz hinten zu starten, da sie in der Marathon-Weltrangliste praktisch punktlos waren, doch Sebastian Fini, Martins Blums, Simon Andreassen und Tobias Lillelund schafften den Sprung in die Spitze relativ zügig.

Von nun an war es ein taktisches Aufeinandertreffen der weltbesten XC- und Marathon-Fahrer. Vor allem die deutschen Langstreckenspezialisten zeigten sich dabei äußerst präsent an der Spitze. Simon Stiebjahn, Sascha Weber, Lukas Baum und Georg Egger streckten immer wieder ihre Nase in den Wind und hielten das Tempo hoch. Sam Gaze hielt sich dabei vornehm zurück, war aber stets in den Top 10 vertreten – taktisch ein cleverer Schachzug, wie sich später zeigen sollte.

Sam Gaze sicherte sich binnen weniger Wochen seinen zweiten WM-Titel
# Sam Gaze sicherte sich binnen weniger Wochen seinen zweiten WM-Titel - Glückwunsch nach Neuseeland!

30 Kilometer vor Schluss setzte der antrittsstarke Gaze erstmals eine Attacke, brachte rasch fast 20 Sekunden zwischen sich und die Konkurrenz und sprengte damit auch die große Spitzengruppe. Leidtragender davon war unter anderem Simon Stiebjahn, der zuvor viel Führungsarbeit geleistet hatte und dem Tempo schließlich nicht mehr folgen konnte.

Gaze an der Spitze, circa zehn Mann auf der Verfolgung – das war die Ausgangssituation für das große Finale in Dänemark. Der Titelverteidiger Andreas Seewald fasste sich schließlich ein Herz, löste sich von seinen Mitstreitern und schloss zu Gaze auf. Damit schien für Seewald zumindest eine Medaille greifbar, im Kampf um Gold spielte dieses Manöver Gaze hingegen in die Karten. Der Neuseeländer hatte plötzlich einen Partner an der Spitze, konnte so zeitweise Kräfte sparen und war auf den letzten Kilometern durch seine Antrittsstärke dem Langstreckenspezialisten Seewald erwartungsgemäß überlegen.

Gaze setzte sich ein weiteres Mal von Seewald ab und fuhr damit souverän zu seinem zweiten WM-Titel in einem Monat, während Silber an den deutschen Titelverteidiger ging. Bronze sicherte sich ein weiterer etatmäßiger XC-Fahrer: Simon Andreassen setzte sich im Sprint gegen den stark auffahrenden Martin Frey durch. Platz fünf ging an Sascha Weber, Siebter wurde Lukas Baum. Simon Schneller landete auf elf, Simon Stiebjahn fuhr schließlich auf Rang 18 ein – ein starkes deutsches Mannschaftsresultat!

Ergebnisse

Ergebnisse Damen

Damen Marathon WM 2022
# Damen Marathon WM 2022

Ergebnisse Herren

Herren Marathon WM 2022
# Herren Marathon WM 2022

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  1. benutzerbild

    Nurmi92

    dabei seit 11/2015

    Bei einer MTB WM in Dänemark kann man sich halt auch keine 1000hm Anstiege ala KitzAlp, Ischgl, Grand Raid usw. erwarten. Wenn man dann denkt es wird einfach sollte man mal ein Crossrennen fahren, die fahren auch selten länger als 15sec am Stück hoch, was für Luschen. smilie

  2. benutzerbild

    Jurasued

    dabei seit 05/2020

    Ich wollte mit meiner Aussage betreffend "Strassenzeitfahren" überhaupt nicht in Abrede stellen, dass das Rennen einfach wäre - Sorry!
    Es ist eben kein XCO Rennen einfach länger sondern ein MTB-Marathon ist dann halt für einen Alpenländler wie mich aus der Schweiz doch eben ein Rennen das Anstiege mit ein paar Hundert Höhenmeter beinhaltet... smiliesmilie

  3. benutzerbild

    Jole1982

    dabei seit 09/2008

    Ich wollte mit meiner Aussage betreffend "Strassenzeitfahren" überhaupt nicht in Abrede stellen, dass das Rennen einfach wäre - Sorry!
    Es ist eben kein XCO Rennen einfach länger sondern ein MTB-Marathon ist dann halt für einen Alpenländler wie mich aus der Schweiz doch eben ein Rennen das Anstiege mit ein paar Hundert Höhenmeter beinhaltet... smiliesmilie
    Hey kein Thema smilie War auch nicht böse oder so gemeint. Es war mal ein anderer Marathon. Ich selbst komme aus dem Norden bin schon in Belgien / Willingen / Rothaus Bike Giro usw. gestartet und selbst für mich war es mal nen ganz anderes Rennen. Alleine das erste Stück über die Trailachterbahn war crazy... Nach zig mal links /rechts & rauf / runter wusste man zwischendurch nicht mehr wo man ist smilie
  4. benutzerbild

    Juuro

    dabei seit 12/2005

    Im Vergleich zu den XCO/DH-Worldcups und WMs etc. war das Ganze also ein absoluter Witz.
    Ich fürchte das ist bei Marathon-Veranstaltungen eher die Regel. Die einzige Veranstaltung dieser Art die da ein richtiges Event drumherum macht die ich kenne ist der Hero Dolomites. Ansonsten sind das schon eher lahme Veranstaltungen wo es halt "nur" ein Rennen gibt.
    Ist eben auch nicht so Zuschauerfreundlich wie XC oder DH. Man fährt, wenn überhaupt, viel weniger Runden, es is alles langsamer mit weniger Action und auch nicht so dicht gedrängt, dass man schnell mal zum nächsten Spot laufen könnte.
  5. benutzerbild

    HW-RIDER

    dabei seit 12/2020

    Die Veranstalter haben das Rennen auf YouTube übertragen. Bzgl. dieser Übertragung würde ich auch sagen: Das war für eine WM zu wenig. Das auch Langdistanzrennen spannend übertragen werden können, beweist zum Beispiel das Cape Epic, oder auch die Marathon-WM 2019 in Grächen (CH).

    Bzgl. der Strecke war das Feedback der Teilnehmenden Profis aber oft sehr positiv (einer WM durchaus würdig, mal was anderes etc.). Es waren ja auch viele der beiden Lager (XCM + XCO) da ...

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