Santa Cruz Bronson im Test: Santa Cruz hat das Bronson gründlich überarbeitet. Das neue Mullet-Trail-Bike soll dank einer optimierten Geometrie und feingetunter Kinematik noch besser sein als der Vorgänger. Alle Infos und einen ersten Testeindruck gibt’s hier.
Steckbrief: Santa Cruz Bronson
Einsatzbereich | Trail |
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Federweg | 160 mm/150 mm |
Laufradgröße | Mullet (29″/27,5″) |
Rahmenmaterial | Carbon |
Gewicht (o. Pedale) | 14,9 kg |
Rahmengrößen | S, M, L, XL, XXL (im Test: L) |
Website | www.santacruzbicycles.com |
Preisspanne | 5.499 € bis 9.999 € |
Wir schreiben das Jahr 2021, ein kronenförmiges Virus hat die Welt fest im Griff, die Ära Merkel neigt sich ihrem Ende entgegen, eine Flutkatastrophe erschüttert Deutschland und Santa Cruz präsentiert mit dem Bronson erstmals ein Mountainbike mit Mullet-Laufrädern.
Seitdem ist viel passiert in der Welt und auch bei Santa Cruz. Das Bronson ist schon lange nicht mehr das einzige MX-Bike der Kalifornier, sondern teilt sich diese Eigenschaft mit zahlreichen weiteren Vertretern. Egal, ob das Downhill-Bike V10, das E-Bike Bullit, das Nomad oder das 5010. Alle setzten auf die Kombination aus 29″-Vorderrad und 27,5″-Hinterrad. Aus diesen Entwicklungen hat man viel gelernt und will das Bronson auf Basis der gewonnenen Erkenntnisse noch besser gemacht haben.
Das nagelneue Santa Cruz Bronson verfügt über 160 mm Federweg an der Front, 150 mm am Heck und kommt mit einem schicken Carbon-Rahmen. Je nach Ausstattungsvariante ist das Trail-Bike für Preise zwischen 5.499 € und 9.999 € erhältlich. Wir hatten bereits die Möglichkeit die 9.999 € teure CC X0 AXS RSV-Ausstattungsvariante für euch auszuprobieren. In dieser Konfiguration bringt das Bronson 14,85 kg auf die Waage.
Die wichtigsten Neuerungen
- Überarbeitete Kinematik Der Hinterbau wurde angepasst und soll dank weniger Anti-Squat feinfühliger und plüschiger ansprechen.
- Längere Kettenstreben Die Kettenstreben wurden zugunsten einer besseren Balance verlängert. Auch sonst wurde die Geometrie in einigen Punkten vorsichtig überarbeitet.
- Staufach im Unterrohr Auch beim Bronson gibt’s ab sofort ein Staufach im Unterrohr.
- Neues Rahmendesign Das Dreieck am Übergang von Sitzrohr zu Hauptrahmen und der tiefer ins Unterrohr eingelassene Dämpfer sorgen für einen frischeren Look.
Im Detail
Auch wenn Santa Cruz beim Bronson einige Feinheiten verändert hat, so ist die grundlegende Design-Sprache rund um den bekannten VPP-Hinterbau natürlich gleich geblieben – das neue Bronson ist auf den ersten Blick als Santa Cruz zu erkennen. Auf den zweiten Blick fallen allerdings direkt ein paar kleine, aber markante Änderungen gegenüber dem Vorgänger auf.
Der Dämpfer sitzt nun tiefer und etwas weiter vorn im Rahmen, sodass die vordere Dämpferaufnahme praktisch im Unterrohr verschwindet. Das sieht nicht nur etwas schicker und stromlinienförmiger aus, sondern geht auch mit einer optimierten Kinematik einher. Die Positionen der Lagerpunkte des Hinterbaus wurden noch mal überarbeitet. Daraus resultiert ein reduzierter Anti-Squat, was wiederum für ein feinfühligeres, plüschigeres Fahrverhalten sorgen soll. Außerdem soll der Pedalrückschlag bei eckigen Schlägen reduziert worden sein.
Weiter gehen die sichtbaren Neuerungen im Tretlager-Bereich. Den Übergang zwischen Sitzrohr und Unterrohr bildet nun ein Carbon-Dreieck, welches das Ablesen des Sags deutlich erleichtert. Doch das sind bei Weitem nicht die einzigen Neuerungen. Wenig verwunderlich hat auch das neue Bronson ein Staufach im Unterrohr verpasst bekommen. Dazu gibt es eine ISCG-Aufnahme, ein geschraubtes Tretlager, SRAMs UDH-Standard und eine Reifenfreiheit von 2,5″.
Neu ist überdies das frisch designte Head-Badge, das jetzt etwas kleiner daherkommt. Zudem wurde auch der Kettenstrebenschutz überarbeitet. Die geräuschdämpfenden Lamellen sind beim Bronson deutlich länger geworden.
Besonders interessant wird es beim Thema Zugverlegung. Hier darf man sich wie bei Santa Cruz üblich wieder über komplett intern geführte Leitungen freuen. Allerdings schauen Liebhaber von mechanischen Schaltwerken zumindest beim CC-Rahmen in die Röhre. Dieser ist nämlich ausschließlich mit Funk-Schaltungen kompatibel – eine Leitungsführung fürs Schaltkabel gibt es nicht. Bei den etwas schwereren, aber dafür auch preiswerteren C-Rahmen ist die Führung für den Schaltzug allerdings ganz normal vorhanden.
Wie bei allen Santa Cruz Bikes gibt’s natürlich auch für das neue Bronson eine lebenslange Garantie auf Rahmen, Lager und die Reserve-Laufräder.
Geometrie
Doch nicht nur das Rahmendesign und die Kinematik wurden angepasst, auch an der Geometrie hat Santa Cruz gefeilt. Die wohl größte Neuerung sind hier sicherlich die mitwachsenden und insgesamt längeren Kettenstreben. Diese sollen für eine bessere Balance sorgen. Außerdem ist auch der Reach länger, der Sitzwinkel steiler und der Lenkwinkel flacher geworden.
Insgesamt hat Santa Cruz das Bronson also inkrementell optimiert, ohne dabei krasse Revolutionen vorzunehmen. Zudem besteht nach wie vor die Möglichkeit, die Geometrie über den Flipchip anzupassen. Dieser verstellt den Lenk- sowie Sitzwinkel um jeweils 0,3° und hebt das Tretlager um 3 mm an.
Rahmengröße |
S
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M
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L
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XL
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XXL
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Laufradgröße | Mullet 29/27,5 | Mullet 29/27,5 | Mullet 29/27,5 | Mullet 29/27,5 | Mullet 29/27,5 |
Reach | 432 mm435 mm | 457 mm460 mm | 478 mm480 mm | 498 mm500 mm | 523 mm525 mm |
Stack | 625 mm623 mm | 634 mm632 mm | 643 mm641 mm | 661 mm659 mm | 670 mm668 mm |
STR | 1,451,43 | 1,391,37 | 1,351,34 | 1,331,32 | 1,281,27 |
Lenkwinkel | 63,9°64,2° | 63,9°64,2° | 63,9°64,2° | 63,9°64,2° | 63,9°64,2° |
Sitzwinkel, effektiv | 77,3°77,6° | 77,6°77,9° | 77,9°78,2° | 78°78,3° | 78,1°78,4° |
Steuerrohr | 110 mm | 120 mm | 130 mm | 150 mm | 160 mm |
Sitzrohr | 380 mm | 405 mm | 430 mm | 460 mm | 500 mm |
Kettenstreben | 438 mm437 mm | 440 mm439 mm | 443 mm442 mm | 446 mm445 mm | 449 mm448 mm |
Radstand | 1.209 mm | 1.240 mm | 1.268 mm1.267 mm | 1.299 mm | 1.331 mm1.332 mm |
Tretlagerabsenkung | 13 mm10 mm | 13 mm10 mm | 13 mm10 mm | 13 mm10 mm | 13 mm10 mm |
Tretlagerhöhe | 341 mm344 mm | 341 mm344 mm | 341 mm344 mm | 341 mm344 mm | 341 mm344 mm |
Federweg (hinten) | 150 mm | 150 mm | 150 mm | 150 mm | 150 mm |
Federweg (vorn) | 160 mm | 160 mm | 160 mm | 160 mm | 160 mm |
Ausstattung
Santa Cruz bietet das Bronson in fünf Ausstattungsvarianten für Preise zwischen 5.499 € und 9.999 € zum Kauf an. Dabei setzten die beiden preiswerteren Modelle auf den C-Rahmen, während die hochpreisigen Modelle auf dem CC-Rahmen aufbauen.
Wir hatten bereits die Möglichkeit, das 9.999 € teure Topmodell für euch auszuprobieren. Hier geben sich ein Fox Factory-Fahrwerk, edle Reserve Carbon-Laufräder, ein SRAM X0 Transmission-Antrieb und kraftvolle SRAM Maven Silver-Bremsen die Klinke in die Hand. In dieser Konfiguration bringt das Bronson in Rahmengröße L 14,85 kg auf die Waage.
- Federgabel Fox 36 Factory (160 mm)
- Dämpfer Fox Float X Factory (150 mm)
- Antrieb SRAM Xo AXS Transmission
- Bremsen SRAM Maven Silver
- Laufräder Reserve 30 HD Carbon
- Reifen Maxxis Assegai Exo+ / Maxxis Minion DHR II Exo+
- Cockpit Santa Cruz 35 Carbon Bar (800 mm) / OneUp Stem (42 mm)
- Sattelstütze OneUp Dropper Post
Auf dem Trail
Auf dem Papier und auch optisch sind die Neuerungen des Bronsons aus unserer Sicht gelungen. Doch spiegelt sich dies auch im Praxis-Einsatz wider? Wir konnten dies einen Tag lang im Bikepark Leermoos für euch ausprobieren und haben dem neuen Bronson auf einem guten Mix aus flowigen und ruppigen Trails die Sporen geben.
Auch für das Bronson hat Santa Cruz natürlich bereits einen ausführlichen Setup-Guide im Petto. Dieser stellt einen hervorragenden Startpunkt dar und sorgt dafür, dass man zügig mit der Fahrerei loslegen kann. Auch wenn wir den ersten Anstieg per Lift zurückgelegt haben, beginne ich hier dennoch wie gewöhnlich mit dem Uphill-Testeindruck, der etwas später im Tagesverlauf eingesammelt wurde. Die Sitzpostion passt für mich ausgezeichnet. Dank des steilen Sitzwinkels sitzt man angenehm aufrecht und relativ zentral im Rad. Hier gibt es nichts zu meckern. Der Hinterbau verhält sich auf ebenem Untergrund weitgehend antriebsneutral und ließ mich gar nicht an den Lockout-Hebel denken. Wer diesen dennoch beanspruchen möchte, muss zwar etwas weiter runtergreifen, kommt aber auch im Fahrbetrieb noch zuverlässig dran.
Auch in technischen Uphills kann das Bronson überzeugen. Der Hinterbau stellt hier richtig viel Traktion zur Verfügung und die Front bleibt zuverlässig am Boden, sodass man zügig auf den Gipfel kommt.
Doch wie sieht es aus, wenn das Gefälle in die andere Richtung zeigt? Mit dem alten Bronson hatte ich ehrlicherweise einige Anlaufschwierigkeiten. Hier wollte sich die richtige Balance nicht so richtig einstellen und ich musste etwas herumprobieren, bevor ich mich wohlgefühlt habe. Dementsprechend war ich sehr gespannt, wie sich dies bei der Neuauflage verhalten würde.
Glücklicherweise verflogen etwaige Gedanken auf den ersten Metern direkt. Man steht gut und zentral im Bike und fühlt sich auf Anhieb pudelwohl. Ähnlich wie wir es schon dem Hightower (Santa Cruz Hightower-Test) attestiert haben, punktet auch das neue Bronson mit einer nahezu nicht existenten Eingewöhnungszeit. Anscheinend haben nicht nur wir, sondern auch die Entwickler von Santa Cruz das alte Bronson als etwas unbalanciert wahrgenommen und die richtigen Schlüsse daraus gezogen. Hier spielt die vergrößerte Kettenstrebenlänge sicherlich eine große Rolle.
Auf flowigen Trails mit vielen Anliegern und Sprüngen begeistert das Bronson durch sein direktes, verspieltes Fahrverhalten. Das Trail-Bike lässt sich nahezu perfekten in Anlieger legen, wird in Kurven gefühlt noch schneller, anstatt Geschwindigkeit zu verlieren, und kratz auch die unsauber, eckig gefahrene Kurve lässig weg. Auch für Flugeinlagen muss man das Bronson nicht groß überzeugen. Der Hinterbau, der, wie schon beim Vorgänger, mehr als genug Gegenhalt mitbringt, poppt Bike und Fahrer allzu gern in die Lüfte.
Doch auch wenn man vom Flowtrail auf die wurzelige und steinige schwarze Piste abbiegt, ist man mit dem Bronson nach wie vor ausgezeichnet beraten. Das Bike liegt stabil auf dem Trail und manövriert selbstbewusst durch ruppige Sektionen. Auch wenn man natürlich merkt, dass man nicht mit einem Enduro-Bike unterwegs ist, lässt sich der gut ansprechende Hinterbau auch von größeren Schlägen nicht aus der Ruhe bringen und sorgt dafür, dass das Bronson nicht so schnell nervös wird.
Gerade in steilen Sektionen profitiert man zudem davon, dass Santa Cruz das Bronson mit den extrem starken SRAM Maven-Bremsen ausgestattet hat. Dies hätte ich in dieser Federwegs-Kategorie zwar nicht erwartet – beschweren werde ich mich aber sicherlich nicht darüber. Einen kleinen Kritikpunkt muss ich trotz der ziemlich guten Performance allerdings noch anbringen: Folgen viele eckige, mittelgroße bis kleine Schläge aufeinander, wird es auf dem Bronson etwas ungemütlich. Hier bekommt man etwas mehr Feedback in die Haxen. Eventuell liegt dies daran, dass das kleine Hinterrad stärker an Hindernissen hängenbleibt.
Fazit – Santa Cruz Bronson
Santa Cruz hat mit der Überarbeitung des Bronsons genau ins Schwarze getroffen. Nicht nur das neue Design, auch die verbesserten, ausbalancierten Fahreigenschaften und die Santa Cruz-typisch herausragenden Details wissen zu gefallen. Wer auf der Suche nach einem spaßigen Alleskönner ist, der sowohl auf den Hometrails als auch im Bikepark überzeugt, kann hier bedenkenlos zuschlagen.
Preisvergleich
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Testablauf
Wir konnten das neue Santa Cruz Bronson für einen Tag im Bikepark Leermoos für euch ausprobieren. Dabei haben wir natürlich hauptsächlich den Lift genutzt, um möglichst viele Tiefenmeter zu sammeln, sind aber auch einige Höhenmeter aus eigener Kraft hochgetreten.
Hier haben wir das Santa Cruz Bronson getestet
- Bikepark Leermoos: Ein abwechslungsreicher Trail-Mix von flowigen bis zu ruppigen und anspruchsvollen Trails
- Fahrstil
- sauber, hohes Grundtempo
- Ich fahre hauptsächlich
- Enduro, Trail, Downhill
- Vorlieben beim Fahrwerk
- vorne straffer als hinten, schneller Rebound, nicht zu viel Dämpfung
- Vorlieben bei der Geometrie
- moderater Reach, keine zu kurzen Kettenstreben, flacher Lenkwinkel
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